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Leitlinien für den verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung in der Diözese Bozen-Brixen

 

Wir wollen nicht in bloßen Aktionismus verfallen; wir wollen keine Worte ohne konkrete Umsetzungen; wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger bevormunden.

Wir wollen den Klimaschutz als Auftrag aus der Bibel erkennen und uns bewusst werden, dass dieser Auftrag bei mir anfängt, aber nicht bei mir aufhört, weshalb wir nach Kooperationen suchen, Netzwerke knüpfen; wir wollen (kleine) Schritte setzen, deren Umsetzungen machbar und auswertbar sind, die motivierend wirken und zur Nachahmung anregen.

 

Als Christinnen und Christen wissen wir, dass es bei all unseren Anstrengungen nicht nur um den klassischen Umweltschutz geht, sondern um das große Werk von Gottes Schöpfung und den verantwortungsvollen Umgang damit. Die Schöpfung ist Gabe, Erbe und Auftrag zugleich, denn christlicher Glaube gewinnt seine lebendige Wahrheit erst im praktischen Tun. Er zeigt sich nicht nur im passiven Nicht-Schaden, sondern im aktiven Eintreten für die gefährdete Schöpfung, unser „gemeinsames Haus“. Unser Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung wird damit zu einem Prüfstein für das eigene Selbstverständnis wie auch für die Glaubwürdigkeit der Kirche in der Gesellschaft insgesamt.

 

Diese Leitlinien dienen als Kompass und Korrektiv, um in verschiedenen Bereichen des diözesanen Wirkens den Aspekt der Schöpfungsverantwortung zu beachten. Es geht nicht um eine „Verbotskultur“, sondern die diözesanen Einrichtungen sollen in der je eigenen Verantwortung der Frage nachgehen, wie der achtsame Umgang mit den Ressourcen aussehen soll und kann. „Was sollte (nicht) sein?“ und „Was läuft schon gut?“ sind dabei zentrale Fragen – stets im Bewusstsein, dass wir bei der konkreten Umsetzung erkennen werden, dass Kompromisse notwendig sein werden. Nicht alles Wünschenswerte wird möglich sein, aber jeder noch so kleine Schritt bringt uns dem Ziel näher!

Diese Leitlinien beinhalten neben den themenrelevanten Beschlüssen der Diözesansynode auch konkrete Richtlinien und einige Beispiele gelungener Umsetzung in der Diözese.

Energie

Jede Pfarrei und jede kirchliche Einrichtung ist klimaneutral.

Bei jedem Umbau oder Neubau kirchlicher Gebäude wird auf Energieeffizienz und eine nachhaltige Bauweise geachtet. Bei Heizanlagen werden Anlagen mit erneuerbarer Energie bevorzugt.

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Es geht darum, die Energieeffizienz zu steigern und den Energiebedarf zu senken. Der Gebäudestandard soll angepasst und der Einsatz von erneuerbaren Energieträgern Standard werden. Die Diözese orientiert sich an den Vorgaben und Maßstäben der Klimahausagentur des Landes und geht bei Generalsanierungen und Neubauten nicht unter die Standards zu Klimahaus B, A oder A-nature.

Was das Pastoralzentrum betrifft, so ist man mit den öffentlichen Betreibern im Gespräch, die Heizanlage an das Fernwärmenetz der Stadt Bozen anzuschließen – damit würde die notwendige Wärme aus dem Abfall-Verbrennungsofen in Bozen stammen.

Auf dem Dach des Pastoralzentrums wurde im Jahre 2010 eine Photovoltaikanlage mit 43 kwp installiert. Diese liefert seit zehn Jahren Strom, der für den Eigenverbrauch verwendet wird. Die durchschnittliche Jahresleistung der Anlage liegt bei ca. 40.000 kwh (dies entspricht in etwa dem Stromverbrauch eines Jahres von zehn Vier-Personen-Haushalten). Der Gesamtverbrauch am Pastoralzentrum beträgt jährlich ca. 240.000 kwh. Das heißt im Pastoralzentrum kann durch die Photovoltaikanlage ca. 1/5 der Energie durch die Sonnenenergie gedeckt werden.

In Brixen entsteht ein Neubau mit 12 Wohneinheiten und einer Büroeinheit, der sich ganz der Klimaneutralität verpflichtet weiß. Es handelt sich um das erste mehrgeschossige Vollholzhaus in Südtirol (die gesamte tragende Struktur sowie Außenverkleidung, Innenwände und Böden werden aus Massiv-Holz hergestellt). Das verwendete Bauholz stammt aus den Wäldern der Diözese in den Gebieten Gadertal, Lüsen und Osttirol und wurde in Südtirol auf die Verarbeitung zum Holzhaus vorbereitet; die Bauelemente selbst werden in einem Betrieb im Vinschgau gefertigt. Neben Sonnenenergie wird auch bei der Heizung auf Fernwärme gesetzt, die sich aus Holz speist und somit auch erneuerbar ist. Bewusst wurde auf den Einbau einer Klima- oder Kühlanlage verzichtet.

Lebensraum und Lebensstil

Alle landwirtschaftlichen Güter in kirchlichem Besitz werden ökologisch bewirtschaftet.

In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen werden nach und nach die einzelnen Betriebe auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt.

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Die Diözese sieht sich bei der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen im Verbunde mit anderen diözesanen Einrichtungen wie dem DIUK. Die Güter werden nach den Prinzipien der AGRIOS (Arbeitsgruppe für integrierten Obstanbau in Südtirol) bewirtschaftet, was bedeutet, dass ein Ausgleich zwischen den Spritzmitteln und den naturschonenden Pflegemaßnahmen gesucht wird. Als Obst- und Weinbaubetrieb bemüht sich die Diözese um eine ständige Weiterentwicklung zu immer stärker ökologisch orientierter Anbauweise bis hin zu Überlegungen für einen biologischen Anbau.

Die Landwirtschaft der Diözese wird bereits zum Teil in biologischer Anbauweise bewirtschaftet – es handelt sich um jene Flächen, die an bereits praktizierende Biolandwirte verpachtet sind (ca. 5 ha, = ca. 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche). Es wird zudem durch den Einsatz von modernen Maschinen mit ausgereifter Technik versucht, die Umweltbelastung durch maschinelle Bearbeitung so gering wie möglich zu halten (Traktoren, Sprüher usw.).

Die Diözese betreibt einen eigenen Forstbetrieb, der die Wälder verschiedener diözesaner Einrichtungen umfasst. Die Bewirtschaftung dieser Wälder erfolgt gemäß Waldwirtschaftsplänen, die eine schonende Nutzung des Baumbestandes vorsehen und den Richtlinien des Landes Südtirols und jenen des Landes Tirols entsprechen. Die kontinuierliche Waldpflege gehört ebenso dazu wie die jährlichen Aufforstungsprogramme, die den Ausgleich zu den Schlägerungen bringen. So wird der Wald in ausgewogener und nachhaltiger Weise bewirtschaftet.

Die Jagdgebiete der Diözese sind verpachtet und werden von den Pächtern gehegt und gepflegt.

Zusammen mit der Universität Bozen und unter Einbindung der Vereinigung „Bioland“, des Südtiroler Bauernbundes und des Beratungsringes wird derzeit an einer breit angelegten Studie gearbeitet, die die psychologischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Aspekte einer Umstellung des Betriebes vom integrierten Anbau hin zu einer biologischen Anbauweise untersucht.

Ökologisch und fair

Als Christen leben wir einen einfachen und nachhaltigen Lebensstil.

Die Organisation von Veranstaltungen im kirchlichen Bereich trägt ökologischen Standards wie Einfachheit und Nachhaltigkeit Rechnung.

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Der Leitsatz „so ökologisch, regional und fair wie möglich“ soll unser nachhaltiges Handeln bestimmen.

Nicht Billigstanbieter, sondern Bestanbieter; bewusst Einkaufen verändert die Welt – jeden Tag ein bisschen mehr; Kaufen ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern immer auch eine moralische Handlung (LS 206). Auch die Abfallvermeidung beginnt bereits beim Einkauf; es geht zudem um die Frage, wie weit der Plastikverzicht gehen kann.

Es werden regionale Druckereien gewählt (Vermeidung von langen Transportwegen) und bedarfsorientierte Druckwerke in Auftrag gegeben (Auflage, Umfang).

Diözesane Veranstaltungen sollen nach Green-Event-Kriterien durchgeführt werden.

Was den achtsamen Umgang mit Ressourcen betrifft, so hat sich im Vinzentinum ein neues Bewusstsein entwickelt. Da dieses nicht „von oben herab“ vorgegeben wurde, sondern partizipativ wachen konnte, ist dieses neue Bewusstsein nach wie vor wirksam, obwohl die heutige Generation der Schülerinnen und Schüler im mehrjährigen Entwicklungsprozess, der zu diesem „neuen Bewusstsein“ geführt hat, gar nicht mehr involviert war.

Mehr Informationen zur Vinzentiner Küche

Öffentlichkeitsarbeit

Die Kirche nimmt kompetent Stellung zu Umweltthemen.

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Tag und Monat der Schöpfung werden auch in den Pfarreien und Gemeinden begangen. Zusammen mit den vor Ort vertretenen Konfessionen setzen wir konkrete Zeichen und Schritte.

Der verantwortungsvolle Umgang mit der Schöpfung braucht positive Schlagzeilen, die Hoffnung machen und zum Mitmachen animieren. Das Amt für Medien und Kommunikation bemüht sich um regelmäßige Beiträge zu Umwelttipps und -themen – vor allem, aber nicht nur, in den diözesanen Medien.

Die Enzyklika "Laudato si'" von Papst Franziskus inspiriert zu neuen Lebens- und Wirtschaftsstilen, die in praktische Ratschläge übersetzbar sind.

Die "Umweltfibel" gibt Anregungen und Impulse, wie die Ratschläge von „Laudato si“ in den Pfarreien und Seelsorgeeinheiten konkret übersetzt und weitergeschrieben werden können.

Link zur Umweltfibel.

In Zusammenarbeit mit LD-Production hat das Institut De Pace Fidei einen Film über den kirchlichen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung produziert.

Info-Folder

Trailer

Bestellung der DVD

Aus- und Weiterbildung

Entscheidend ist, dass die Schöpfungsverantwortung in der Ausbildung (Priesterseminar, Philosophisch-Theologische Hochschule, Religionspädagogik) und in der Weiterbildung (Cusanus-Akademie) breiten Raum einnimmt, weshalb die Diözesanleitung einen besonderen Schwerpunkt auch in diesem Bereich setzt. Nur wer davon überzeugt ist, dass das eigene Handeln für die Umwelt sinnvoll ist, wird sich für den Klimaschutz engagieren. Bildung soll orientieren, motivieren und zum Handeln bewegen.

Link

Mobilität

Die Diözesanleitung regt zu Fahrgemeinschaften und zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel an; so werden bei Weiterbildungen im Ausland Reisespesen u.U. nur ersetzt, wenn dafür öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden; Flüge sollten nach Möglichkeit ganz vermieden werden; wo es möglich ist, sollen Videokonferenzen eingesetzt werden.

Die Diözese Bozen-Brixen ist seit 2019 Vertragspartner der Car-Sharing-Bozen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können die Autos der Genossenschaft für Dienstfahrten nutzen.

Diözesaner Umweltreferent / diözesane Umweltreferentin

Einbettung der Umweltbelange in die Organisationsstruktur der Diözese durch die Beauftragung eines diözesanen Umweltreferenten / einer diözesanen Umweltreferentin mit entsprechender Expertise als Ansprechperson für Pfarreien / diözesane Einrichtungen… in Fragen der Nachhaltigkeitsstrategie.