Das Sonntagsevangelium in einem Gedanken
Gewaltfreier Widerstand
Jesus sagt nicht: Wenn dich jemand schlägt, dann ertrag´s in Geduld, opfere es auf. Er plädiert nicht dafür, sich rein passiv zu verhalten.
Er verkündet schon gar nicht eine Moral für Feiglinge.
Dem, der mich schlägt, sage ich: Auch wenn du noch einmal schlägst, ich schlage nicht zurück. Ich mache das alte Spiel nicht mit, ich steige aus.
Spüren sie, da wird ein Keil geschlagen in den Teufelskreis von Rache und Vergeltung. Es entsteht ein Freiraum, eine ungewöhnliche Situation. Normalerweise ist es doch so: Der Angreifer diktiert das Gesetz des Handelns, und der Angegriffene lässt sich nichts anderes einfallen als zurückzuschlagen. Das ist einfallslos.
Jesus ermutigt zu einer neuen schöpferischen Initiative: Der Angegriffene sieht im Gegenüber nicht den Feind, sondern den Menschen, den Gott geschaffen hat. Wer ihn seinen Vater nennt, für den ist das Freund-Feind-Schema grundsätzlich überholt.
Gedanken von Bischof Franz Kamphaus zum Sonntagsevangelium Matthäus 5,43-48
(aus: Tastender Glaube. Inspirationen zum Matthäus-Jahr)