Im vergangenen November war ich mit einer vierzigköpfigen Gruppe unseres Pilgerbüros auf dem Weg zu bedeutenden Glaubensorten in Norditalien. Wir besuchten das Grab des hl. Antonius in Padua, den Markusdom in Venedig mit den Reliquien des Evangelisten Markus. Wir waren in Aquileja, eine sehr bedeutende Glaubensstätte des christlichen Altertums. Für etwa dreißig Diözesen im norditalienischen, österreichischen, süddeutschen, slowenischen und kroatischen Raum ist Aquileja die Mutterkirche. Auch der Ursprung unserer Diözese, Säben, steht damit in enger Verbindung. Und wir besuchten auch Imola mit dem Grab unseres Diözesanpatrons Kassian. Auf dem Weg in die Krypta des dortigen Domes sagte eine Pilgerin zu mir: „Hier ist das Gebetsanliegen für mich ganz klar: Ich danke, dass der christliche Glauben auch unser Land erreicht hat und ich bitte darum, dass uns dieser Glaube auch heute erhalten bleibt. Ganz besonders denke ich hier an meine fünf Enkel.“ Einfacher und schöner kann man es nicht sagen. Was diese Pilgerin zum Ausdruck gebracht hat, ist auch das Leitmotiv des heutigen Festtages unserer Diözesanpatrone Kassian und Vigilius.
Kassian ist um das Jahr 304 in Imola als christlicher Lehrer den Märtyrertod gestorben. Seine Verehrung kam in unser Land, auf den heiligen Berg Tirols, nach Säben. Dort ist für das Jahr 850 eine Kirche zu seinen Ehren mit Sicherheit bezeugt. 993 werden die auf Säben verehrten Kassiansreliquien in den neuerbauten Dom von Brixen übertragen.
Vigilius, der Abstammung nach ein Römer, war der dritte Bischof von Trient, in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Mit Sicherheit führten ihn seine Missionspredigten in das Unterland, in den Überetscher Raum und in die Gegend um Bozen. In Trient wurde Vigilius seit altersher als Diözesanpatron verehrt. Sein Grab befindet sich unter dem Hauptaltar des dortigen Domes.
Als 103. Bischof unserer Diözese verbinde ich mit diesem Festtag eine Hoffnung: Dass der christliche Glaube, der unser Land entscheidend mitgeprägt hat, nicht zum alten Eisen gehört. Dass Menschen den Glauben kennen lernen, über den Glauben reden, sich mit ihm beschäftigen, über ihre Erfahrungen im Glauben erzählen. Dass Menschen die Schönheit und die Orientierung des Glaubens neu entdecken und dass so unser Leben und unsere Gesellschaft, vor allem auch unsere Kinder und unsere jungen Menschen, in Berührung gebracht werden mit der Person und mit der Botschaft Jesu.
Wer heute zu Glaube und Kirche steht, braucht oft Mut und Zivilcourage. Vor etwa zwei Monaten hat mir ein 19jähriger Maturant erzählt, dass er sich nicht getraut hat nach den Osterferien in seiner Klasse den anderen zu erzählen, dass er an den Kar- und Ostertagen immer den Gottesdienst besucht hat. Er hatte Angst, dafür ausgelacht zu werden. Ich kann diesen jungen Mann gut verstehen und ich habe ihm gedankt, dass er mir das erzählt hat. Besonders beeindruckt hat mich, dass er zu mir gesagt hat: „Wissen Sie, junge Menschen möchten ‚in‘ sein, nicht ‚out‘. Sie möchten dazugehören und deswegen ist es heute oft so schwer, zur eigenen Überzeugung zu stehen.“ Ob er weiterhin die Kraft haben wird, gegen den Strom zu schwimmen? Ich bete heute besonders für diesen jungen Mann.
Das ist meine schlichte Bitte am Fest unserer Diözesanpatrone: Helfen wir uns gegenseitig zu glauben! Stützen wir uns dabei gegenseitig. Schämen wir uns nicht für unseren Glauben, verschweigen wir ihn nicht, haben wir den Mut, ihn konkret zu zeigen. Ist uns bewusst, dass die eigene Glaubensfreude und Glaubenspraxis andere sehr stützen und ermutigen kann? Ist Eltern und Großeltern, ist uns Erwachsenen noch genügend bewusst, dass gerade Kinder und junge Menschen darauf angewiesen sind, dass sie den Glauben von uns lernen?
Cassiano e Vigilio simboleggiano la storia della fede nella nostra terra. Celebrarli come nostri patroni diocesani significa riflettere su come sarebbero la nostra vita e anche la convivenza nella nostra società se davvero non sapessimo più nulla di Gesù e del suo vangelo.
Celebrare Cassiano e Vigilio significa dire grazie, perché la fede cristiana ha raggiunto anche la nostra terra, trasmessa dagli apostoli, dai martiri, dai santi, dai vescovi, sacerdoti e religiosi, e soprattutto trasmessa da tante madri e da tanti padri, da numerose donne e uomini che hanno creduto prima di noi, l’hanno messa in pratica e diffusa.
Celebrare Cassiano e Vigilio ci apre al nostro compito missionario: adesso tocca a noi! Oggi la trasmissione della fede è affidata alla nostra responsabilità. Oggi c’è bisogno di noi. Oggi anche tramite noi si decide se la storia della fede cristiana proseguirà e continuerà ad essere scritta.
Am 6. August 1964, also vor genau 60 Jahren, wurde unsere heutige Diözese Bozen – Brixen errichtet – auf dem Hintergrund einer langen, bewegten Geschichte. Am Hochfest unserer Diözesanpatrone danke ich allen, die mit Freude und Hoffnung ihren Glauben leben und ihren Beitrag leisten, dass dieser Glaube auch heute Kreise zieht und Menschen anspricht und erreicht. Dafür braucht es nicht nur die anderen. Dafür braucht es auch mich.