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Omelie

Tag der Arbeit – Festa del lavoro - Gedenktag des hl. Josef des Arbeiters im „Josefsjahr“

Vescovo Ivo Muser

Duomo di Bolzano, 1° maggio 2021

Papst Franziskus sagt in seinem Apostolischen Schreiben „Patris corde“, mit dem er dieses „Jahr des heiligen Josef“ ausgerufen hat: „Der Mensch, der arbeitet, egal welcher Aufgabe er nachgeht, arbeitet mit Gott selbst zusammen und wird ein wenig zu einem Schöpfer der Welt, die uns umgibt. Die Krise unserer Zeit, die eine wirtschaftliche, soziale, kulturelle und geistliche Krise ist, mag allen ein Aufruf sein, den Wert, die Bedeutung und die Notwendigkeit der Arbeit wieder neu zu entdecken…“

An diesem Tag der Arbeit erinnere ich an zwei Prinzipien der christlichen Soziallehre: das Prinzip der Solidarität und das Prinzip der Subsidiarität.

Solidarität kann mit dem Motto umschrieben werden: „Alle für einen, einer für alle“. Dahinter stehen die zum Teil schmerzlichen und erniedrigenden Erfahrungen der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts: Man muss zusammenhalten, um etwas zu erreichen! Man ist „in solidum“ füreinander verantwortlich und nur „in solidum“, gemeinsam und mit vereinten Kräften, können wir nicht übergangen werden.

Solidarität im persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Alltag ist nicht Theorie, sondern konkretes Tun! Der Schlüssel dazu liegt in der Einsicht, dass wir in den meisten Belangen des Lebens voneinander abhängig sind. Damit steht Solidarität jeder Form egoistischer Selbstfindung, Selbstverwirklichung und Selbstbewahrung entgegen. Solidarisch sein heißt füreinander einstehen. Das gilt auch im Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern – nicht zuletzt auch unter den schwierigen Bedingungen und Herausforderungen, die durch die Coronapandemie entstanden sind! Grundform der Solidarität ist die Bereitschaft zum Teilen. Nicht Schlagworte wie "Wir zuerst" oder „Hauptsache wir“ machen unsere Welt besser, sondern die Überzeugung: Wir brauchen einander. Nur gemeinsam mit den anderen wird das eigene Leben gelingen. Wir sitzen im gleichen Boot.

Subsidiarität bedeutet: Es braucht den Mut zur Eigenverantwortung und zur Eigeninitiative! Jeder und jede soll und muss das beitragen, was ein jeder und eine jede tun kann. Nicht nur fordern, ist das Gebot der Stunde! Vielmehr sollten wir uns auch fragen: „Was kann ich tun, was können wir tun, damit das, was wir tun, auch anderen zu Gute kommt?“ Geht es nur um das eigene Interesse und um die eigene Lobby oder um den gemeinsamen Einsatz für ein größeres Ganzes, für das Gemeinwohl? Jeder und jede muss zuerst einmal das leisten, was wir leisten können und wofür wir zuständig sind. Für diese Eigenverantwortung und Eigeninitiative braucht es dann eine übergeordnete, gesellschaftlich - staatliche Hilfe, ein „subsidium“, das die Arbeitenden, ihre Familien und auch die Unternehmen fördert und unterstützt.

Il lavoro è un fattore essenziale della vita. Non ha solo un prezzo ma è un valore, perché dietro ci sono l' uomo e la donna nella loro interezza e dignità di persone.

Il tempo di lavoro è un tempo di vita prezioso. Un lavoro motivante soddisfa ogni essere umano. Spesso il lavoro fornisce anche la sicurezza di un reddito e quindi di solito anche la possibilità di un certo grado di benessere. Allo stesso tempo il lavoro è anche parte integrante dell'identità umana e accanto a quella individuale ha sempre una dimensione sociale per la sua stretta correlazione con il bene comune.

Possano solidarietà e sussidiarietà essere le idee guida vincolanti e unificanti per un’economia che cerca di fornire il suo contributo importante e irrinunciabile per lo sviluppo della nostra società!

Poniamoci in modo critico verso una mentalità che si lascia guidare da una pressione impietosa: sempre più, sempre più veloce, sempre più avanti, sempre più in alto, sempre più ricco, sempre più orientato al guadagno, sempre più perfetto! E non dimentichiamo mai ai vari livelli del mercato, dell’economia, dello Stato, della Provincia e dell’intera società civile: non di solo pane vive l’uomo!

Ein konkretes Zeichen persönlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Mentalitätsveränderung könnte der gemeinsame Einsatz für den Sonntag und für unsere religiösen und zivilen Feiertage sein. Alle Zeiten dem Profit und dem Konsum zu unterwerfen, tut uns Menschen nicht gut! Deswegen halte ich es gerade an diesem Tag, der die Würde und die Bedeutung der Arbeit unterstreicht, für so wichtig, für das einzutreten, was einen echten „Mehr – Wert“ in unsere Beziehungen, in unsere Arbeitsverhältnisse und in unsere Gesellschaft einbringt: für unseren Sonntag und unsere Feiertage.

Am heutigen Tag der Arbeit ist es mir auch wichtig zu unterstreichen: Arbeit ist nicht nur Lohnarbeit! Ein großer Teil der Arbeit, für die es weder eine Besoldung noch eine Altersversicherung gibt, liegt im Bereich von Haushalt, Pflege, Erziehung und nicht zuletzt im Bereich der Freiwilligenarbeit und des Ehrenamtes. Alle diese Bereiche sind auch Arbeit und können von der Gesellschaft nicht hoch genug bewertet und geschätzt werden.

Nella Festa dedicata a chi lavora esprimo la mia vicinanza a tutte le persone impegnate per un futuro dignitoso del proprio lavoro e della propria impresa, che sono il sostegno delle famiglie e della promozione sociale del nostro territorio. Confidiamo che le istituzioni locali, provinciali e statali prendano a cuore le richieste di chi si sforza ogni giorno di rendere viva la nostra comunità. Unendo le forze in un gioco di squadra, si potrà fare molto per il bene comune: per conservare le attività economiche e lavorative esistenti e per creare anche nuove opportunità, capaci di promuovere un lavoro sempre più sostenibile e sempre meno precario, soprattutto per i nostri giovani.

Ich schließe mit jenem Abschnitt aus meinem Hirtenbrief zum „Jahr des heiligen Josef“, der das Anliegen zum heutigen Tag der Arbeit zum Ausdruck bringt: „Rufen wir den heiligen Josef an als Patron der arbeitenden Menschen: Dass es unter uns gerechte Arbeits- und Lohnverhältnisse gibt. Dass Frauen für ihre Arbeit den gleichen Lohn wie Männer erhalten. Dass die Gesetze des Marktes, der Wirtschaftlichkeit, der Profitsteigerung sich nicht verselbständigen. Dass Besitz und Kapital im Dienst der Menschen stehen und nicht umgekehrt. Dass wir aber auch nie vergessen, dass das Sein des Menschen vor dem Arbeiten und vor dem Leisten kommt. Wir leben nicht um zu arbeiten, sondern wir arbeiten um zu leben. Der Mensch ist und braucht viel mehr als nur Effizienz, Produktivität, Profit und Aktivität. Arbeit ist vielmehr als nur ein Job! Der Einsatz für gute, gesicherte Arbeitsplätze hat durch die Coronakrise eine neue Dringlichkeit erfahren. Wie wichtig ist es, jenen zu helfen, die jetzt wirklich Hilfe brauchen!“