Die Geschichte der Diözesancaritas ist eng mit der Entwicklung der Diözese Bozen-Brixen verbunden, die 1964 von Papst Paul VI. zum eigenständigen Bistum erhoben wurde. Bereits davor existierten verschiedene Caritas-Verbände wie die Diözesancaritas Brixen, die Caritas Bozen und die Stiftung ODAR. Im Jahr 1964 wurden diese drei Verbände zur Caritas der Diözese Bozen-Brixen zusammengeführt und in eine deutsch-ladinische sowie eine italienische Sektion (ODAR) aufgeteilt. 2011 leitete Bischof Karl Golser die Aufhebung der Sprachgruppentrennung innerhalb der Caritas ein, eine Maßnahme, die 2012 unter Bischof Ivo Muser abgeschlossen wurde.
Die Botschaft von Bischof Ivo Muser zu 60 Jahren Caritas der Diözese Bozen-Brixen im Wortlaut:
Es geht um viele Menschen, die an einer Geschichte der Menschlichkeit mitgeschrieben haben. Viel Gutes ist durch unsere Caritas in unserem Land und weltweit geschehen. Besonders freue ich mich auch darüber, dass wir im Zurücklegen eines gemeinsamen Weges entdeckt haben: Hilfe, auf die Menschen angewiesen sind, ist nicht deutsch, nicht italienisch, nicht ladinisch. Es gibt nur die eine Caritas – unabhängig von allen Unterschieden und Identitäten, die es unter uns gibt. Die Caritas steht auf dem Fundament der Überzeugung: Wir Menschen brauchen einander als Mitmenschen.
Das Wort „Gutmensch“ hat einen negativen Beigeschmack. Mit diesem Wort wird Hilfsbereitschaft in all ihren Formen als naives, dummes oder weltfremdes Helfersyndrom diffamiert. Das stört mich. Mit Entschiedenheit will ich dieser Sicht entgegenhalten: Es ist gut, wenn Menschen versuchen, gut zu sein; wenn sie sich dafür entscheiden, gut zu denken, zu reden und zu handeln. Es ist zutiefst menschlich und christlich, in unsere Gesellschaft hineinzusagen: Sei gut, indem du Menschen beistehst, die Unterstützung brauchen, ganz konkret und auch politisch. Sei gut, indem du teilst. Sei gut, indem du dich entscheidest gegen Hass und Ausgrenzung und gegen die Tendenz, Menschen gegeneinander auszuspielen. Gutes Handeln darf nie herabgesetzt und diffamiert werden.
Caritas als kirchlicher Auftrag und als kirchliche Organisation hat immer auch diese Aufgabe: Menschen zu ermutigen, einzubinden, zu gewinnen, um gut zu sein – mit anderen und für andere.
Strukturen sind wichtig, aber sie allein reichen noch nicht. Eine caritative Organisation allein ist noch nicht von innen her christlich. Lieben können nur konkrete Menschen. Unsere Caritas braucht solche Menschen, die hauptberuflich und im Ehrenamt dafür einstehen.
Ich danke heute dafür, wie viele gute Menschen es in unserer Gesellschaft gibt, die sich die Nöte anderer zu Herzen gehen lassen und handeln. Und ich bitte heute darum, dass wir als kirchliche Gemeinschaft und gerade auch als kirchliche Caritas das klare Signal aussenden, dass es gut ist, ein guter Mensch zu sein – in der Nachfolge Jesu, der unserem Menschsein Würde, Halt, Orientierung, Vergebung und Nähe gebracht hat.