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Projekt "Mut zum Hinsehen"

Die Diözese Bozen-Brixen hat im Jahr 2023 das Projekt „Mut zum Hinsehen“  gestartet. Die Idee zum Projekt wurde von P. Dr. Hans Zollner SJ, Präsident des Institutes für Anthropologie (IADC) an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, anlässlich eines Informationstreffens am 4. März 2022 in Bozen angestoßen.

Das Konzept der Aufarbeitung, das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Anthropologie an der päpstlichen Universität Gregoriana erarbeitet worden ist, zielt darauf ab, die Diözese zu einem sicheren Ort für Minderjährige und schutzbedürftige Personen zu machen. Gottfried Ugolini, der Vorsitzende der Projektsteuerungsgruppe, hebt die wesentlichen Merkmale des Projekts hervor: "die Betroffenenperspektive, die Unabhängigkeit der Untersuchungen", - und wie von Bischof Ivo Muser unterstrichen – "eine transparente Vorgangsweise sowie die Berücksichtigung der sprachlichen und kulturellen Besonderheiten unseres Landes".

Mit dem Projekt „Mut zum Hinsehen“ verfolgt die Diözese eine zukunftsweisende Vision der Aufarbeitung und Prävention, um Schutz und Sicherheit für alle zu gewährleisten.

Zukunftsvision

Das Projekt „Mut zum Hinsehen“ geht von der Zukunftsvision aus: „Kirche als sicherer Ort für Kinder und Jugendliche“. Grundlage dafür sind das Evangelium und die Sendung der Kirche, die Frohe Botschaft zu verkünden, erfahrbar zu machen und zu feiern. Jesus hat auch die Kinder in die Mitte gestellt und gesegnet. Er wirbt mit ihnen für eine Haltung, die dem Reich Gottes entspricht.

Fragen & Antworten

Häufig gestellte Fragen von Betroffenen

Häufig gestellte Fragen in Bezug auf Beschuldigte (Priester, Diakone, kirchliche Mitarbeitende, Ordensleute)

Häufig gestellte Fragen in der Pfarrgemeinde, Seelsorgeeinheit, Organisation, Einrichtung, Ordensgemeinschaft

Häufig gestellte Fragen allgemein zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen

Neuheit des Projektkonzeptes

Das Konzept geht über die bisherigen Ansätze und Formen der Erhebung der Realität der Missbrauchsfälle im innerkirchlichen Bereich hinaus. Über die sozio-historischen, kirchenrechtlichen, zivilrechtlichen, an Betroffenen und Tätern orientierten Kriterien zur Aufklärung und Aufarbeitung hinaus wird mit diesem Projekt ein neuer Weg beschritten. Das Konzept will mit einer Zukunftsvision einen umfassenden organisationalen Transformationsprozess in Bewegung setzen. Ein weiterer neuer Aspekt betrifft die gleichzeitige Einbeziehung von internen und externen Fachleuten. Durch erstere soll die interne Akzeptanz gefördert und die interne Expertise miteinbezogen werden. Durch die externen Fachleute soll eine transparente und wissenschaftlich verantwortliche Umsetzung des Projektes gewährleistet werden. Zudem wird durch einen externen Projektbeirat eine kirchenunabhängige, kompetente und kritische Außensicht auf die Umsetzung des Projektes geworfen.

Im Übrigen handelt es sich um das erste Projekt in der Kirche Italiens, das sich auf diese Weise der Realität des Missbrauchs in ihren eigenen Reihen stellt und konsequent Aufarbeitung als umfassenden Erneuerungsprozess in die Wege leitet.

Aktuelles zum Projekt

Internationale Studentengruppe informiert sich

15.05.2024 | Pressemitteilung

Neue Erkenntnisse und Überraschungen

28.04.2024 | Katholisches Sonntagsblatt

Aufruf an Betroffene der Rechtsanwälte Westpfahl Spieker Wastl (WSW)

19.02.2024 | Pressemitteilung

Diözese geht Aufarbeitung an

17.11.2023 | Pressemitteilung

Bischof Muser - Grußwort zur Tagung

17.11.2023 | Bischof Ivo Muser

Diözese startet Projekt „Mut zum Hinsehen“

15.06.2023 | Pressemitteilung

Radpilgerreise gegen Missbrauch

08.05.2023 | Pressemitteilung

Das schreiben die anderen

"Das Wegschauen überwiegt noch"

25.02.2024 | Salto.bz

Die Katharsis der Kirche: Deshalb ist Aufarbeitung so wichtig

24.02.2024 | Stol.it

Bozen: Aufruf an Betroffene im Zuge der Missbrauchs-Aufarbeitung

19.02.2024 | Vatican News

Bistum Bozen beauftragt Missbrauchsstudie – Italiens Pionierin dank deutscher Hilfe

08.12.2023 | kath.ch

Bozen veranlasst als erste Diözese in Italien Missbrauchsstudie

07.12.2023 | katholisch.de

Erste Diözese Italiens beauftragt Missbrauchsstudie

07.12.2023 | kathpress

Projektprozesse

Transformationsprozess

Durch die Umsetzung des Projektes wird ein Transformationsprozess eingeleitet, der zwei Ziele verfolgt: eine veränderte Haltung gegenüber den Missbrauchsfällen, den Betroffenen und Tätern sowie eine strukturelle und inhaltliche Umgestaltung, um Missbrauchsfällen vorzubeugen und bei Vorfällen konsequent und kompetent zu handeln. Es handelt sich um eine ethische Haltung und moralische Verantwortung entsprechend der Sendung der Kirche, ihres missionarischen und prophetischen Auftrages.

Motto des Prozesses

Das Motto des Projektes „Mut zum Hinsehen“ drückt die Entschiedenheit und den Willen der Diözese aus, sich den Missbrauchsfällen der Vergangenheit und deren Folgen zu stellen, Verantwortung zu übernehmen, aus Fehlern und Versagen zu lernen und Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen. Daraus erwächst eine Kultur des Hinsehens, der Wachsamkeit und der Mitverantwortung aller, solidarisch, gerecht und respektvoll die Würde des Menschen und den Wert des Lebens in den Mittelpunkt allen Handelns zu stellen.

Projektphasen

Das Projekt sieht drei Phasen vor und ist auf drei Jahre angelegt.

Die erste Phase ist der Aufklärung gewidmet. In mehreren Zugängen werden die Missbrauchsfälle, welche durch kirchliches Personal begangen wurden, erhoben und wie Verantwortliche, Einrichtungen und Gemeinden damit umgegangen sind. Dies geschieht durch eine Archivrecherche, durch einen allgemeinen Aufruf über die Medien, durch Interviews und durch einen Fragebogen.

Die zweite Phase hat die systematische Aufarbeitung auf individuellerund systemischer Ebene zum Ziel. Sie bezieht sich auf alle Beteiligten und diözesanen Strukturen: Betroffene, Zeugen, Mitwissende, Täter, Gemeinden, Einrichtungen, Organisationen und Gemeinschaften. Dazu gehören die Berücksichtigung der Missbrauchsthematik in allen Äußerungen des kirchlichen Lebens und die Anbringung von Erinnerungstafeln und die Errichtung von öffentlichen Mahnmalen.

Die dritte Phase setzt den Schwerpunkt auf Prävention. Die sieht eine verbindliche und überprüfbare Standardisierung der Präventionsmaßnahmen und der Interventionsabläufe in allen diözesanen Bereichen vor. In allen Bereichen der Diözese werden eigene Präventionsmaßnahmen und Schutzkonzepte erarbeitet und implementiert, die jeweils ständig evaluiert und aktualisiert werden.

Missbrauchsfälle und Zeitrahmen

Das Projekt sieht die Erhebung und die Beachtung aller Formen von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt durch Priester, Diakone, Ordenspriester im diözesanen Dienst und kirchliche Mitarbeitende auf allen Ebenen der Diözese vor.

Aus eigenrechtlichen Gründen werden die Ordensgemeinschaften bei der Archivrecherche nicht mit einbezogen.

Die Archivrecherche bezieht sich auf die diözesanen Archive seit 1964, dem Jahr, in dem die Diözesangrenzen neu geregelt wurden. Ausgenommen sind die Pfarrarchive, auf Grund der Annahme, dass sich kaum jemand selbst als Täter im Archiv dokumentiert. Werden oder sind Missbrauchsfälle bekannt, zu denen in den Personalakten keine oder nur dürftige Unterlagen vorhanden sind, wird auch in den Pfarrarchiven oder in den Einrichtungen, in denen die Person tätig war, nachgeschaut.

Werden oder sind Missbrauchsfälle vor 1964 bekannt, werden in den entsprechenden Archiven die Personalakten eingesehen.

Charakteristika des Projektes

Das Projekt „Mut zum Hinsehen“ ist prozesshaft, partizipativ und auf Prävention hin angelegt. Die Umsetzung des Projektes erfolgt zielgerichtet in kleinen Schritten, die immer wieder aufeinander abgestimmt werden und den jeweils nächsten Schritt vorbereiten. An der Umsetzung des Projektes werden möglichst viele auf den unterschiedlichen Ebenen und in den unterschiedlichen Bereichen der Diözese eingebunden und aktiv beteiligt. Zur Gestaltung und Durchführung der einzelnen Schritte werden interne und externe Fachleute herangezogen. Dabei wird auf eine transparente Vorgangsweise Wert gelegt. Entsprechend der Zukunftsvision ist das Endziel die Schaffung einer qualifizierten, evaluierbaren und von allen mitgetragenen Präventionsarbeit in der gesamten Diözese.

Organisationsstruktur des Projektes

Die Organisationsstruktur zur Umsetzung des Projektes „Mut zum Hinsehen“ ist sehr einfach angelegt.

Auftraggeber ist der Bischof zusammen mit dem Generalvikar.

Steuerungsgruppe

Der Bischof setzt eine Steuerungsgruppe ein mit dem Auftrag, das Projekt umzusetzen. Die Steuerungsgruppe arbeitet unabhängig. Der Vorsitzende der Steuerungsgruppe informiert den Auftraggeber über die Durchführung des Projektes und vertritt das Projekt nach innen und nach außen.

Die Mitglieder der Steuerungsgruppe:

Für die operative Durchführung des Projektes werden unter anderem vier Projektgruppen gebildet und eingesetzt. In jedem diözesanen Bereich arbeitet eine Projektgruppe: Pastoral, Bildung, Caritas und Verwaltung. Die Verantwortlichen der Projektgruppen sind Mitglieder der Steuerungsgruppe.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit erfolgt über das Amt für Medien und Kommunikation in Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der Steuerungsgruppe. Auf der Homepage der Diözese wird eine eigene Seite zum Projekt „Mut zum Hinsehen“ eingerichtet für Mitteilungen und Informationen sowie für Fragen und Rückmeldungen.

Finanzierung

Die Diözese übernimmt die Finanzierung des Projektes. Die Kostenvoranschläge und die Abwicklung der Bezahlungen erfolgt über den Diözesanökonomen.

Datenschutzinformation

Datenschutzinformation laut Art. 13 der Verordnung (EU) 2016/679 – Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und den gültigen nationalen Bestimmungen (GvD 196/2003, abgeändert durch das GvD 101/2018) sowie Generaldekretes „Bestimmungen zur Wahrung des guten Rufes und der Privatsphäre“ der italienischen Bischofskonferenz vom 24. Mai 2018. Hiermit informieren wir Sie über die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten und Ihre Rechte im Rahmen des Projektes „Mut zum Hinsehen“.

Downloadbereich

Bücher- und Filmliste

Bücher - Berichte Betroffener

  • Luisa Bove, Giulia und der Wolf. Die Geschichte eines sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Innsbruck: Tyrolia 2020
  • Barbara Haslbeck/Regina Heyder/Ute Leimgruber/Dorothee Sandherr-Klemp (Hg.), Erzählen als Widerstand. Berichte über spirituellen und sexuellen Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche. Münster: Aschendorff 2020
  • Veronika Oberbichler, Georg Lembergh, Wir brechen das Schweigen. Betroffene sprechen über sexuellen Missbrauch. Bozen: Raetia 2022
  • Sophia Weixler, Ich atme Hoffnung. Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch. Ostfildern: Patmos 2023
  • Daniel Pittet, Pater, ich vergeben Euch! Missbraucht, aber nicht zerbrochen. Freiburg i.B.: Herder 2017

     

Filme

  • Die unbarmherzigen Schwestern. (The Magdalene sisters). 2002
  • Leiden-schaft. Der Trainer (Dänemark 2009); James (Großbritannien, 2008); Nach Klara (Deutschland 2010). Kurzfilme zur sexuellen Identität und sexuellem Missbrauch. Matthias-Film Berlin
  • Die Auserwählten. 2014 Das Erste/WDR
  • Spotlight. Die Wahrheit steckt zwischen den Lügen. 2015
  • Die Verfehlung. Glaube Vertrauen Zweifel. Film von Gerd Schneider. 2015
  • Die Kinder lassen grüssen. 9 Betroffene kirchlicher Gewalt klagen an. Ein Dokumentarfilm von Patricia Marchart. 2016
  • Ich bin kein Opfer mehr. Medienprojekt Wuppertal. 2017
  • The Tale. Die Erinnerung. 2018
  • Gelobt sei Gott. Francois Ozon, 2019