Die Adventszeit ist für viele Menschen eine besondere Zeit.
Sie beginnt am vierten Sonntag vor dem 25. Dezember, dem Weihnachtstag, und umfasst somit vier Adventsonntage. Der 24. Dezember zählt noch zum Advent (nicht aber die Vorabendmesse von Weihnachten).
Bedeutung des Wortes „Advent“
Das Wort Advent leitet sich lateinischen „adventus“ ab, was meist mit Ankunft übersetzt wird. In der Antike wurde damit die Ankunft einer Gottheit im Tempel, die aus dem Verborgenen hervortritt und sich offenbart, bezeichnet, und der offizielle Besuch eines Königs oder Kaisers nach Antritt seiner Herrschaft (adventus regis).
Das Wort Advent ist eigentlich ein doppeldeutiges Wort: „Der Herr ist gekommen“ drückt es ebenso aus wie „Der Herr wird kommen“. Vergangenheit und Zukunft wirken zusammen.
Geschichtliche Entwicklung der Adventszeit
Erste Zeugnisse einer Vorbereitungszeit auf Weihnachten gibt es aus dem 4. Jahrhundert in Gallien und Spanien. Dort war die Adventszeit eine vorweihnachtliche Fastenzeit, in Gallien sogar eine 40tägige Fastenzeit nach dem Vorbild der österlichen Bußzeit, um sich auf die Wiederkunft Christi und das Weltengericht vorzubereiten. Im Unterschied dazu bildete sich in Ravenna und in Rom eine liturgische Vorbereitungszeit heraus. Hier wurde das feiernde Gedächtnis der ersten Ankunft Christi (Geburt Christi) mehr betont als im gallischen Advent. Der Bußcharakter hat in der römischen Liturgie eher nur äußerlich eingewirkt: violette Farbe im Farbkanon und Wegfall des Gloria. Das Halleluja wurde hier im Gegensatz zur Liturgie im gallischen Raum beibehalten. Die liturgischen Texte betonen die freudige Erwartung.
Die Dauer der Adventszeit war unterschiedlich, von sechs Sonntagen bis zu vier Sonntagen.
Im 12. bis 13. Jahrhundert setzt sich dann allgemein die vierwöchige Adventszeit durch. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden die liturgischen Texte neu geordnet.
Interessanter Hinweis: Im ambrosianischen Ritus (Mailand) gibt es eine sechswöchige Adventszeit, ebenso in der orthodoxen Kirche.
Bedeutung der Adventszeit
Die Adventszeit ist eine Zeit des Wartens. Sie ist eine Zeit der freudigen und hingebenden Erwartung. Sie erinnert uns eigentlich auch daran, wie wichtig die Haltung des Wartens ist…
Dabei hat der Advent einen doppelten Charakter (im Sinne der doppelten Wortbedeutung – siehe oben). Es geht um das Warten auf Jesus Christus und zwar zunächst um das Warten auf seine Wiederkunft („Der Herr wird kommen“) und die damit verbundene Hoffnung, dass die endgültige Ordnung (Gerechtigkeit) hergestellt wird. Die liturgischen Texte bis zum 16. Dezember beziehen sich auf diese Erwartungshaltung.
Diese Erwartung ist begründet in der Glaubenserfahrung, dass Gott in Jesus Christus zu uns Menschen gekommen ist – Mensch geworden ist („Der Herr ist gekommen“). Weihnachten wird demnach nicht einfach als ein Fest verstanden, das an die historische Geburt Jesu erinnert, sondern als ein Fest, das in der Zuversicht stärkt, dass Gott wie damals heute und in Zukunft zu uns kommt. Die Adventszeit bereitet auf dieses Fest vor.
Die liturgischen Texte ab dem 17. Dezember konzentrieren sich daher auf die Geschichten (Vorgeschichten) rund um die Geburt Jesu.
Die Farbe der liturgischen Gewänder der Adventszeit erinnert noch an die ursprüngliche Bedeutung der Adventszeit: Sie ist violett wie in der österlichen Bußzeit. Nur am 3. Adventsonntag ist sie rosa: Das „Weiß der Weihnachtszeit“ scheint schon durch das Violett. Der 3. Adventsonntag wird auch „Gaudete“ genannt: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Interessanter Hinweis: Jede Eucharistiefeier ist geprägt von der adventlichen Erwartungshaltung. Im „Geheimnis des Glaubens“ drücken wir dies aus und die Hochgebete erinnern daran („erwarten seine Wiederkunft“…).
Liturgischen Texte des Advents
Die liturgischen Texte erinnern in ihrer Vielfalt an die adventliche Erwartungshaltung.
Lesungen
1. Adventsonntag: Wiederkunft des Herrn
Das Evangelium verweist auf das endzeitliche Kommen des Herrn und ruft zur Wachsamkeit auf.
Lesejahr A: Die Ankunft des Herrn wird ganz unerwartet kommen wie die Flut zur Zeit des Noah (Mt 24, 37–44)
Lesejahr B: Wachsam sein wie die Diener, die nicht wissen, wann ihr Hausherr wiederkommt (Mk 13,33-37)
Lesejahr C: Wachsam sein, denn die Erlösung ist nahe (Lk 21,25-36)
2. Adventsonntag: Bußpredigt des Johannes mit dem Aufruf „Kehrt um!“, „Bereitet dem Herrn den Weg!“
(Lesejahr A: Mt 3,1-12; Lesejahr B: Mk 1,1-8; Lesejahr C: Lk 3,1-6)
3. Adventsonntag: Jesus und Johannes
Johannes verweist auf Jesus als den „wahren Propheten“ (Lesejahr A: Mt 11,2-11; Lesejahr B: Joh 1,6-28; Lesejahr C: Lk 3,10-18).
4. Adventsonntag: Geburt Jesu wird angekündigt
Die Evangelien des vierten Adventsonntages kündigen die Geburt Jesu an und zwar an Josef (Lesejahr A: Mt 1,18-24), an Maria (Lesejahr B: Lk 1,26-38) und in der Begegnung Mariens mit Elisabet (Lesejahr C: Lk 1,39-45).
Die Lesungen aus dem Alten Testament sind prophetische Lesungen (hauptsächlich aus Jesaja) und sprechen über den Messias und die messianische Zeit.
Die Lesungen aus den Apostelbriefen enthalten Weisungen und Ankündigungen.
Die Präfationen der Adventszeit greifen zum Großteil die Erwartungshaltung an die Wiederkunft Christi auf, daneben auch die Menschwerdung Gottes (vgl. dazu die Präfationen auf Erzabtei Beuron/Schott)
Auf der Seite "Zuhause innehalten" finden Sie Anregungen und Feierhilfen rund um die Adventszeit.
Die Katholische Frauenbewegung hat zu jedem Sonntagsevangelium Impulse vorbereitet. Sie finden sie jeweils hier.
Religiöse Bräuche und Rituale in der Adventszeit
Rorate: Roratemessen bei Kerzenschein tragen zur besonderen Adventsstimmung bei. Sie werden an den Adventsamstagen und auch an den übrigen Werktagen bis zum 16. Dezember gefeiert.
So werden die Roratemessen am Beginn des frühen Morgens (vor Sonnenaufgang) gefeiert und die Kirche ist nur mit Kerzenlicht beleuchtet. Aus praktischen Gründen wird sie jedoch vermehrt am Abend gefeiert und vielerorts sind verschiedene Gruppen in den Pfarreien eingeladen, eine Rorate zu gestalten.
Ursprünglich waren Roraten Votivmessen zur Ehren Mariens und wurden an Samstagen im Advent gefeiert, später dann auch an anderen Werktagen. So erinnert der an manchen Orten noch gebrauchte volkstümliche Ausdruck „Engelamt“ daran, dass früher für diese Messe fast ausschließlich das Evangelium von der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel verkündigt wurde.
Das Wort Rorate stammt vom Eingangsvers der Votivmesse zu Ehren der Gottesmutter „Rorate caeli desuper“ („Tauet, Himmel, von oben“). Mit diesem Ruf wird seit der liturgischen Erneuerung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Vorbereitung auf die Wiederkunft des Herrn verbunden.
Adventskranz: Der Brauch, der aus dem 19. Jahrhundert stammt, ist fest verankert in den Kirchenräumen und in den meisten christlichen Familien. Mit seiner reichen Symbolik drückt er mehrere Botschaften aus:
- Als Kranz ist er ein Zeichen der Geschlossenheit und der Unendlichkeit. Somit ist er auch ein Sinnbild für das neubeginnende Kirchenjahr.
- Als grüner Kranz verweist er auf das Leben und die Hoffnung, dass Jesus Christus kommen wird.
- Das Licht der Kerzen führt zum Licht Christi: Während das Tageslicht immer kürzer wird, nimmt das Licht am Adventskranz Sonntag für Sonntag zu bis an Weihnachten das Licht Christi in seiner ganzen Fülle leuchtet (Christbaum).
- Rote Kerzen sind ein Zeichen der Liebe: Jesus Christus ist für alle Menschen gekommen.
- Violette Bänder erinnern an die Aufforderung zur Umkehr (Farbe der Bußzeit): Jesus Christus fordert zu einem neuen Leben auf (vgl. dazu das Evangelium des zweiten Adventsonntages).
Der Adventskranz wird in einem Gottesdienst um den ersten Adventsonntag gesegnet.
In vielen Pfarreien verkaufen katholische Verbände oder Vereine in den Tagen vor dem ersten Adventsonntag Adventskränze. Der Reinerlös kommt dabei einem guten Zweck zu gute. In den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass Familien wieder vermehrt selber ihren Adventskranz gebunden haben.
Adventskalender: Der Adventskalender soll besonders den Kindern beim Warten auf Weihnachten helfen. Mit Beginn am 1. Dezember kann bis zum 24. Dezember Tag für Tag ein Türchen oder Fensterchen geöffnet werden.
Der Brauch stammt aus dem 19. Jahrhundert; der erste gedruckte Adventskalender erschien 1904.
Es gibt inzwischen zahlreiche Ideen, wie ein Adventskalender gestaltet werden kann. Auch die Wirtschaft hat diesen Brauch für sich entdeckt und bietet Adventskalender in den verschiedensten Branchen an (vom Schokoladeadventskalender bis zum Adventskalender mit Spielsachen bestimmter Trends). Es wird daher daran erinnert, dass es beim Adventskalender nicht um 24 Geschenke bis Weihnachten geht, sondern dass er auf die Bedeutung des Weihnachtsfestes hinführt.
Hier finden Sie heuer verschiedene Anregungen zum Adventskalender und online-Angebote von Adventskalendern.
Anklöpfeln / Klöckeln: Eine Gruppe zieht von Hof zu Hof bzw. durch das Dorf und bittet gegen Gesang und Segenswünsche um Spenden. Der Ursprung dieses Brauches bezieht sich auf die Wintersonnenwende: Durch Lärm und Masken wurde versucht, die Macht der Finsternis und die bösen Geister zu vertreiben. Im christlichen Kontext nimmt das Anklöpfeln Bezug auf die Herbergsuche.
Adventslieder stimmen auf die Bedeutung des Advents ein; sie unterscheiden sich von den Weihnachtsliedern.
Das Adventssingen wird an verschiedenen Orten und in verschiedenen Kreisen gepflegt.
Das Hausgebet wird in vielen Familien besonders in der Adventszeit gepflegt. Anregungen und Hilfen für das gemeinsame Innehalten finden Sie hier.
Der Engel des Herrn wird besonders in der Adventszeit gebetet. Unser Bischof bittet in einem Bischofsbrief dieses Gebet zu pflegen. Hier zum Bischofsbrief.
Kekse backen: In der Adventszeit werden in vielen Familien Kekse für die Weihnachtszeit gebacken. So hält sich bis heute in einigen Familien noch der Brauch, dass die ersten Kekse erst an Weihnachten gegessen werden.
Anregungen für Familien in der Adventszeit sind im Heft „Advent“ aus der Reihe „Familien feiern Feste“ zu finden.
Ebenso sind Anregungen zu Bräuchen und Ritualen im Heft „Mit Festen durch das Jahr“, herausgegeben vom Katholischen Familienverband, zu finden. Dieses Heft ist allerdings nur als Printversion erhältlich.