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Geschlechtersensible Sprache

Ein Leitfaden für die Diözese Bozen-Brixen

Ziel geschlechtersensibler Sprache ist es, beide Geschlechter auf respektvolle Weise anzusprechen und sichtbar zu machen und so einen Beitrag zum Abbau von Benachteiligungen und Diskriminierungen und zur Entwicklung einer neuen Kultur hinsichtlich von Geschlechterrollen beizutragen.

Die vorliegenden Leitlinien finden Anwendung im Bereich der Diözese Bozen-Brixen und ihrer angeschlossenen Organisationen. Den kirchlichen Verbänden und Organisationen sowie den Pfarreien wird im Rahmen der von ihnen zu erstellenden Texte eine geschlechtersensible Formulierung ans Herz gelegt.

Grundlage dieses Dokumentes sind die Richtlinien für eine geschlechtergerechte Sprache der Südtiroler Landesverwaltung, die von der diözesanen Kommission für Geschlechtergerechtigkeit in Zusammenarbeit mit dem Amt für Sprachangelegenheiten an die Erfordernisse der Diözese Bozen-Brixen angepasst wurden.

Methodisch wird in diesen Leitlinien primär die Ausformulierung von weiblichen und männlichen Begriffen und Formulierungen vorgeschlagen. Eine Fülle von Beispielen und Formulierungsvorschlägen soll die praktische Anwendung erleichtern. Die geschlechtergerechte Ausdrucksweise soll in erster Linie für neu zu erstellende Texte umgesetzt werden.

Grundlagen der sprachlichen Gleichbehandlung

Paarform

Die Paarform wird am stärksten der sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen und Männern gerecht, da sowohl die weibliche als auch die männliche Variante einer Bezeichnung ausdrücklich nebeneinander genannt werden. Bei der Paarform kann wahlweise die männliche oder die weibliche Variante an erster Stelle stehen; das gewählte System sollte jedoch im Text durchgezogen werden.

Bei der vollständigen Paarform werden die männliche und die weibliche Form ausdrücklich genannt und durch ein Bindewort verbunden. Dieses Bindewort darf nicht missverständlich sein. Je nach Fall werden folgende Bindewörter verwendet:

  • und: fasst verschiedene Elemente zusammen und darf daher in Paarformen, sowohl in der Einzahl als auch in der Mehrzahl, nur dann verwendet werden, wenn mindestens zwei Personen verschiedenen Geschlechtes gemeint sind.

„Leiterinnen und Leiter von Wortgottesfeiern…“

 

  • oder: in der Einzahl stellt ‚oder‘ eine Alternative dar:

bei Paarformen in der Einzahl:

„Der Präsident oder die Präsidentin eröffnet die Sitzung…“
„Die Lektorin oder der Lektor ist damit beauftragt,…“
„Der oder die Vorsitzende wird für 5 Jahre gewählt …“  

Bei Paarformen in der Mehrzahl steht das Bindewort „oder“ nur dann, wenn entweder die Frauen oder die Männer als Gesamtheit bzw. ganze Kategorien gemeint sind, oder wenn bestimmte Personen aus einer Gruppe herausgelöst werden und eine eigene Gruppe bilden:

„Die Statistik wird zeigen, ob es mehr Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in den Pfarreien gibt …“

„Jene Personen, die Leiterinnen oder Leiter von Wortgottesfeiern sind…“

 

  • beziehungsweise (bzw.): Sollte nicht als Bindewort für die Paarform anstelle von „oder“ verwendet werden. Für die Trennung der Pronomen, die sich jeweils auf die männliche bzw. die weibliche Form beziehen, kann „beziehungsweise“ aus praktischen Gründen verwendet werden, wie in diesem Beispiel:

Möchte der Kandidat oder die Kandidatin seine beziehungsweise ihre Wahl rückgängig machen, …

Der Plural ist eine gute Lösung immer dann, wenn alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe oder Kategorie gemeint sind. Das weiterführende Pronomen ist nicht in beiden Formen erforderlich und der Satz wirkt leichter. Abgesehen von den vorher genannten Ausnahmen wird dabei das Bindewort „und“ verwendet.

nicht: der Leiter oder die Leiterin von Kommuniongruppen, der oder die seine bzw. ihre Unterlagen erhalten hat…

sondern: Leiter und Leiterinnen von Kommuniongruppen, die ihre Unterlagen erhalten haben….

Hinweis: Zusammengesetzte Personen- oder Funktionsbezeichnungen werden dabei immer ausgeschrieben:

nicht: Kommunionhelferinnen und -helfer

sondern: Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer

Durch einen Schrägstrich verbundene Paarformen eignen sich für Aufzählungen, Stellenanzeigen, Listen, Titel oder auch für Formulare. Für fortlaufende Texte eignen sie sich nicht, da der Schrägstrich beim Lesen oder Vorlesen erst noch „aufgelöst“ werden muss. Sie sollten in fortlaufenden Texten daher nur dann verwendet werden, wenn sich Amts-, Funktions- oder Personenbezeichnungen sehr stark häufen und über Paarformen nicht angemessen gelöst werden können.

In jedem Fall muss das Wort nach Weglassen des Schrägstrichs grammatikalisch korrekt bleiben.

nicht: der/die Mitarbeiter/-in, der/die den Dienst übernehmen…
sondern: die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter, die  den Dienst übernehmen…
oder: Mitarbeitende, die den Dienst übernehmen

In keinem Fall darf ein Wort oder eine Wortgruppe durch mehrere Schrägstriche aufgesplittet werden:

nicht:       der/die Chorleiter/-in
sondern: der Chorleiter/die Chorleiterin

nicht:       der/die Sänger/-in
sondern: der Sänger/die Sängerin

nicht:       ein/e neue/r Ministrant/-in
sondern: ein neuer Ministrant/eine neue Ministrantin

Die Klammer () und das Binnen-I werden dagegen überhaupt nicht verwendet. Die Klammer erweckt den Eindruck, dass das weibliche Geschlecht zweitrangig sei. Das Binnen-I beeinträchtigt stark die Vorlesbarkeit des Textes. Die systematische Verwendung des Binnen-I verleitet zudem oft zu grammatikalisch und inhaltlich falschen Konstruktionen.

In zusammengesetzten Hauptwörtern sollten Paarformulierungen der Einfachheit halber vermieden werden. Laut dem Duden setzt sich bei zusammengesetzten Wörtern das generische Maskulinum durch. Bei abstrakten Texten, z.B. Gesetzestexten, kann eine unüberlegte Verwendung von Paarformen bei zusammengesetzten Hauptwörtern außerdem schnell zu sachlichen Fehlern führen.

nicht:  der Dienst der Kantorinnen und Kantoren
            der Dienst der Lektorinnen und Lektoren
            der Dienst der Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer

besser:    Kantorendienst
                Lektorendienst
                Kommunionhelferdienst

aber:        die Kantorin/der Kantor
die Kommunionhelferin/der Kommunionhelfer

oder         Frauen und Männer, die den Lektorendienst übernehmen…

Viele zusammengesetzte Hauptwörter lassen sich jedoch geschlechterneutral abwandeln:

  • Teilnehmerliste --> Teilnahmeliste
  • Benutzerordnung --> Nutzungsordnung
  • Hausleitersitzung --> Hausleitungssitzung
  • Leserfreundlichkeit --> Lesefreundlichkeit
  • Besuchergruppen --> Besuchsgruppen
  • Mitarbeiterführung --> Personalführung
  • Wählerverzeichnis à Wahlverzeichnis
  • Aufzug für Rollstuhlfahrer à barrierefreier Aufzug
  • Teilnehmergebühr à Teilnahmegebühr
  • Verfasser --> verfasst von

Berufsbezeichnungen und Funktionsbezeichnungen sollen in der männlichen und weiblichen Form angegeben werden, um beide Geschlechter sichtbar zu machen. Besonders wichtig ist dies in jenen Bereichen (Berufen, Organen), in denen Frauen beziehungsweise Männer bislang kaum vertreten waren.

  •    Präsident, Präsidentin
  •    Amtsleiter, Amtsleiterin
  •    Kanzler, Kanzlerin
  •    Kapellmeister, Kapellmeisterin
  •    Messner, Messnerin
  •    Gruppenleiter, Gruppenleiterin
  •    Kinderbetreuerinnen, Kinderbetreuer
  •    Fahnenträger, Fahnenträgerin
  •    Bestatterin, Bestatter

Enthält ein Text viele Funktions-, Berufs- oder ähnliche Bezeichnungen, die sich in männlicher und weiblicher Form ausdrücken lassen, empfiehlt sich, auch andere Möglichkeiten des geschlechtergerechten Formulierens auszuschöpfen, damit der Text nicht schwerfällig wird (vgl. auch Absatz 1.1.3).

 

Exkurs: Bildung von weiblichen Personenbezeichnungen

Anhängen der Endung -in
Allgemein werden weibliche Bezeichnungen durch Anhängen der Endung „-in“ an die männliche Bezeichnung gebildet, z. B. Arbeiter --> Arbeiterin, Lektor --> Lektorin, Leiter --> Leiterin, Professor --> Professorin, Apostel --> Apostelin; Teilnehmer --> Teilnehmerin.

Männliche Bezeichnungen auf „-erer“
Endet eine männliche Personenbezeichnungen auf „-erer“, so wird die Endung „-in“ an Stelle des zweiten „-er“ angefügt, z. B. Zauberer --> Zauberin; Kümmerer --> Kümmerin; Herausforderer --> Herausforderin.

Endet eine männliche Bezeichnung allerdings auf „-rer“, so wird dagegen die Endung „-in“ an das männliche Wort angehängt, z. B. Lehrer --> Lehrerin; Verführer --> Verfürerin; Erklärer --> Erklärerin.

Hinweis: Sächliche Nomen bleiben immer sächlich, z. B. Mitglieder --> nicht: Mitgliederinnen.

Geschlechtsneutrale Formulierungen

Im Deutschen gibt es verschiedene Möglichkeiten, geschlechterneutral zu formulieren, etwa Formulierungen mit einer neutralen Bedeutung (was nicht mit dem grammatikalischen Neutrum zusammenfallen muss). Solche neutralen Formulierungen können und sollten abwechselnd mit Paarformen verwendet werden. Denn die ausschließliche und „mechanische“ Anwendung von Paarformen lässt gerade längere Texte oft schwerfällig werden und behindert das Textverständnis.

nicht: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordinariates sind angehalten, die Bürgerinnen und Bürger als Kundinnen und Kunden zu betrachten, so wie es Unternehmerinnen und Unternehmer mit den Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Freiberuflerinnen und Freiberufler mit ihren Mandantinnen und Mandanten tun.

sondern: Das Personal des Ordinariates soll sich freundlich und entgegenkommend verhalten, so wie Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihrer Kundschaft oder freiberuflich Tätige mit ihrer Klientel kundenorientiert umgehen.

Es gibt eine ganze Reihe geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen, die sowohl im Singular als auch im Plural geschlechterneutrale Bedeutungen haben (was nicht zwingend mit dem grammatikalischen Neutrum zusammenfällt):

  • die Person, die Personen
  • der Mensch, die Menschen
  • das Mitglied, die Mitglieder
  • die Kraft, die Kräfte
  • das Kind, die Kinder
  • das Talent, die Talente
  • der Firmling, die Firmlinge
  • der Elternteil, die Elternteile
  • der Gast, die Gäste
  • das Opfer, die Opfer
  • das Individuum, die Individuen
  • der Flüchtling, die Flüchtlinge
  • der Häftling, die Häftlinge
  • der Lehrling, die Lehrlinge
  • die Hilfe, die Hilfen
  • der Prüfling, die Prüflinge

 

Einige davon eignen sich gut für geschlechtsneutrale Wortbildungen anstelle von Paarformen:

statt der Vorgesetzte/die Vorgesetzte --> die Führungskraft, die Leitung
statt Projektmitarbeiter/Projektmitarbeiterin: das Projektteam
statt Fachmann/Fachfrau: die Fachkraft, die Fachperson

… die Hilfskraft, die Teilzeitkraft, das Organisationstalent…

Einige Personenbezeichnungen sind dagegen nur im Plural geschlechtsneutral:

  • der oder die Verantwortliche – die Verantwortlichen
  • der oder die Angestellte – die Angestellten
  • der oder die Jugendliche – die Jugendlichen
  • der oder die Vorsitzende – die Vorsitzenden
  • der oder die Ehrenamtliche – die Ehrenamtlichen


…Ehrenamtliche, Berufstätige, Minderjährige, Volljährige, Anwesende, Kranke, Gläubige, Bedürftige, Schuldige, Beschäftigte, Studierende, Sachverständige, Angehörige, Beteiligte, Berechtigte…

neutrale Bezeichnungen, die nur im Plural existieren: Geschwister, Eheleute, Versammelte

Anstatt die Person zu bezeichnen, die ein Amt bekleidet oder eine Funktion ausübt, können wir oft einfach das Amt oder die Funktion selbst bezeichnen und so die doppelte Form umgehen. Dabei muss aber gewährleistet sein, dass der Inhalt der Aussage wirklich gleichbleibt.

  • statt der Direktor/die Direktorin: die Direktion (aber nur dann, wenn nicht ausdrücklich die Einzelperson gemeint ist!)
  • statt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: das Team, die Belegschaft, das Personal
  • statt die Richterinnen und Richter: das Gericht
  • statt: der Amtsleiter/die Amtsleiterin: die Amtsleitung
     

Es ist dabei durchgehend auf eine korrekte Funktionsbezeichnung zu achten.

  • statt: Das Zusammentreffen von Frau Merkel und Präsident Macron
  • besser: Das Zusammentreffen von Kanzlerin Merkel und Präsident Macron
  • statt: Frau Bauer und Pfarrer Max Mustermann begrüßen….
  • besser: Ortsobfrau Maria Mair und Pfarrer Max Mustermann begrüßen…

Hinweis: Institutionsbezeichnungen mit weiblichem Artikel sollen in weiterführenden Sätzen auch in der weiblichen Form geschrieben werden.

  • statt: Die Kirche als Arbeitgeber
  • besser: Die Kirche als Arbeitgeberin
  • statt: Die Cusanus-Akademie als Bildungsanbieter
  • besser: Die Cusanus-Akademie als Bildungsanbieterin

Wer-Sätze eignen sich um Personenbezeichnungen und Paarformen zu umgehen, wenn sie sich in einem Text häufen. Sie eignen sich auch gut für Definitionen. Bewährte Fachtermini können sie jedoch nicht ersetzen. Die Wer-Formulierung eignet sich daher eher dann, wenn die betreffenden Personen schon klar aus dem Kontext hervorgehen (z. B. durch Paarform) oder wenn mehr die Handlung, als die Person im Vordergrund steht.

  • statt: der Teilnehmer oder die Teilnehmerin …
  • besser: wer teilgenommen hat, …
     
  • statt: Der Antragsteller oder die Antragstellerin erwartet vom Amt eine rasche Erledigung seines oder ihres Antrags.
  • besser: Wer einen Antrag an das Amt stellt, erwartet eine rasche Bearbeitung.

Achtung:

  • nicht: Wer keine Genehmigung vorlegen kann, der muss ...
  • sondern: Wer keine Genehmigung vorlegen kann, muss ...

Passivformulierungen

Passivformulierungen eignen sich zur Umgehung von langatmigen Personenbezeichnungen:

  • statt: Der Antragsteller oder die Antragstellerin muss dem Antrag …… beilegen.
  • besser: Dem Antrag wird …… beigelegt.
     
  • statt: Schriftführer oder Schriftführerin ist ein Mitglied der Arbeitsgruppe.
  • besser: Das Protokoll führt ein Mitglied der Arbeitsgruppe.

 

Adjektiv an Stelle eines männlichen oder weiblichen Nomens

Ein attributiv gebrauchtes Adjektiv kann männliche und weibliche Nomina ersetzen:

  • statt: der Rat des Seelsorgers oder der Seelsorgerin
  • besser: der seelsorgliche Rat
  • statt: die Bescheinigung eines Arztes oder einer Ärztin
  • besser: die ärztliche Bescheinigung


„Alle, die...“ statt „jeder“

In der Regel kann anstelle der Formulierung „jeder“ die Formulierung „alle, die“ mit dem entsprechenden Verb im Plural verwendet werden: 

  • statt: jeder, der mit solchen Fragen zu tun hat ...
  • besser: alle, die mit solchen Fragen zu tun haben ...
  • statt: jeder, der sich in der Pfarrei engagiert
  • besser: alle, die sich in der Pfarrei engagieren

 

„Alle, die + Verb“ statt männlicher Bezeichnung

In vielen Fällen können männliche Bezeichnungen oder die Paarform durch eine Umschreibung mit „alle, die“ in Verbindung mit einem Verb vermieden werden:

  • statt: alle Leser dieses Handbuchs
  • besser: alle, die dieses Handbuch lesen
     
  • nicht: alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhausseelsorge
  • besser: alle, die in der Krankenhausseelsorge mitarbeiten

 

Passivsatz statt „man“ 

Das oft kritisierte und unpersönliche „man“ lässt sich gut vermeiden durch Passivsätze oder geschlechtsneutrale Formulierungen:

  • statt: Bisher rechnet man mit 2000 Teilnehmern.
  • besser: Bisher wird mit 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerechnet.
     
  • statt: Im Gadertal kann man wunderschöne Wanderungen unternehmen.
  • besser: Das Gadertal ist ein Wanderparadies.
  • oder: Das Gadertal ist ein wunderschönes Ziel für alle, die gerne wandern.
     
  •    statt: Zwischen den Lesungen singt man einen Psalm
  •    besser: Zwischen den Lesungen wird ein Psalm gesungen

Häufungen von Personenbezeichnungen machen Texte schwerfällig und oft unverständlich. Durch eine Umformulierung können solche Häufungen von vornherein vermieden werden.

  • statt: An der Tagung nahmen auch viele Ladinerinnen und Ladiner und viele Italienerinnen und Italiener teil .
  • besser: Die Tagung besuchten auch zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer ladinischer und italienischer Muttersprache.
     
  • statt: Was Christinnen und Christen, Buddhistinnen und Buddhisten, Musliminnen und Muslime gemeinsam haben, ist …
  • besser: Was Menschen mit christlichem, muslimischem und buddhistischem Glauben gemeinsam haben, ist…
     
  • statt: Die Vertreterinnen und Vertreter der Pfarrgemeinderäte, die dem Pfarreienrat angehören, wählen aus ihrer Mitte einen Vorsitzenden oder eine Vorsitzende und dessen/deren Stellvertreter oder Stellvertreterin. Protokollführer oder Protokollführerin ist ein hauptamtlicher Mitarbeiter oder eine hauptamtliche Mitarbeiterin, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter oder eine ehrenamtliche Mitarbeiterin oder ein Mitglied des Pfarreienrates.
     
  • besser: Die Pfarrgemeinderäte, die dem Pfarreienrat angehören, bestimmen aus ihrer Mitte eine Person, die den Vorsitz führt, sowie eine weitere Person, die den Vorsitzenden oder die Vorsitzende vertritt. Ein haupt- oder ehrenamtliches Mitglied des Pfarreienrates führt das Protokoll.

Besondere Textarten

Rechtsvorschriften oder Texte mit einem rechtlichen Charakter (z. B. Statuten, Richtlinien) sind in den meisten Fällen generell-abstrakt, richten sich also an eine Allgemeinheit von Männern und Frauen. Für Rechtsvorschriften gilt somit dasselbe, wie für alle anderen Texte: beide Geschlechter sollen gleichermaßen sichtbar sein.

Im Unterschied zu anderen Textsorten, stellen Rechtsvorschriften eine besondere Herausforderung dar, da die Rechtssicherheit an erster Stelle steht. Die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern darf also keinesfalls auf Kosten der Klarheit und Verständlichkeit des Textes – und damit auf Kosten der Rechtssicherheit – gehen.

Bescheide und Schreiben, die sich an nicht namentlich bekannte Personen oder an Personengruppen des gleichen Geschlechts richten, müssen prinzipiell Männer und Frauen gleichermaßen ansprechen.

Grundsätzlich empfiehlt es sich jedoch bei Bescheiden und Schreiben die technischen Möglichkeiten der Textverarbeitung zu nutzen (Serienbriefe usw.) und solche Texte direkt an die jeweiligen Personen zu richten:

statt:

Herr/Frau ….

(Adresse)

 

Sehr geehrter Herr/Frau…,

Sie haben am 12.11. mitgeteilt, dass…

 

besser:

Frau …

Meraner Straße 1

39100 Bozen

 

 

 

Sehr geehrte Frau …,

Sie haben am 12.11. mitgeteilt, …

Herr …

Meraner Straße 1

39100 Bozen

 

 

 

Sehr geehrter Herr …,

Sie haben am 12.11. mitgeteilt, …

 

statt:

Sehr geehrter Damen, sehr geehrte Herren,

 

als Teilnehmerin/Teilnehmer und Absolventin/Absolvent der Brixner Theologischen Kurse wissen Sie sicher, …

 

besser:

 

Sehr geehrte Frau …,

als Teilnehmerin und Absolventin der Brixner
Theologischen Kurse wissen Sie sicher, …

 

Sehr geehrter Herr …,

als Teilnehmer und Absolvent der Brixner Theologischen Kurse wissen Sie sicher, …

 

 

Abgesehen von wenigen Ausnahmen, bei denen sich ein Formular ausschließlich an Frauen oder ausschließlich an Männer richtet, werden Formulare für eine unbestimmte Allgemeinheit erstellt, die aus Männern und Frauen besteht; daher müssen beide Geschlechter sichtbar sein. Besonders wichtig in Formularen ist ihre Symmetrie: Also keine stereotypen Formulierungen verwenden, wie „Unterschrift des Vaters“ (sondern: „Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten“, oder „Unterschrift des Vaters oder der Mutter“).

 

Formulare in der Ich-Form

Der Bürger oder die Bürgerin richtet sich in der Ich-Form an die jeweilige Organisation.

Antrag auf…………….

Hiermit beantrage ich ……………………….., geboren am  ……….... in …………..… und wohnhaft
in ….…………………

Unterschrift

 

 

Werden im Formular Anweisungen zum Ausfüllen des Formulars gegeben, so ist die direkte Anrede am sinnvollsten. Die Anweisungen können durch Kursivschrift oder Schattierung abgehoben werden. Paarformen werden auf diese Weise umgangen, und der Stil ist viel persönlicher.

  • statt: In diesem Feld ist die Steuernummer des Antragstellers oder der Antragstellerin einzutragen.
  • besser: Tragen Sie in diesem Feld Ihre Steuernummer ein.
  • statt: Hier gibt der Antragsteller/die Antragstellerin sämtliche Beiträge an, die er/sie bereits bezieht.
  • besser: Geben Sie hier genau an, welche Beiträge Sie bereits beziehen.
  • statt: Der Antragsteller/Die Antragstellerin muss folgende Unterlagen beilegen: …
  • besser: Bitte legen Sie folgende Unterlagen bei: …

 

Geschlechterspezifische Varianten eines Formulars

Eine weitere Möglichkeit bilden „geschlechtsspezifische“ Fassungen eines Formulars, sofern es sich ausschließlich an eine Zielgruppe des gleichen Geschlechts richtet. Dies kann sinnvoll sein, um unnötige Paarformen zu vermeiden.

 

Formulare, die die verschiedenen Möglichkeiten des geschlechtergerechten Formulierens nutzen

In jedem Fall lassen sich in Formularen die verschiedenen Möglichkeiten des geschlechtergerechten Formulierens miteinander kombinieren. Der Schrägstrich sollte grundsätzlich sparsam verwendet werden und möglichst nicht in Fließtexten. Bezeichnungen müssen trotz des Trennstriches grammatikalisch korrekt bleiben.

nicht: Der/Die Unterfertigte …..….., Mitarbeiter/Mitarbeiterin bei…….., beantragt hiermit seine/ihre Versetzung in den Ruhestand.

 

besser: Der/Die Unterfertigte …….., Mitarbeiter/Mitarbeiterin bei…….., beantragt hiermitdie Versetzung in den Ruhestand.

 

oder: Ich, ………………………………, Mitarbeiter/Mitarbeiterin bei……………………….., beantrage hiermit

                             (Vor- und Nachname)                                                                                         (Name Betrieb)

 

meine Versetzung in den Ruhestand.

Broschüren, Flyer und ähnliche Veröffentlichungen richten sich ebenfalls meistens an eine Allgemeinheit, die aus Männern und Frauen besteht. Anstatt mechanisch Paarformen zu verwenden, lassen sich auch hier die verschiedenen Möglichkeiten des geschlechtergerechten Formulierens miteinander kombinieren. Ebenso stellt die direkte Anrede oft eine gute und bequeme Lösung dar.

Lässt sich an einzelnen Stellen die konkrete Nennung von Amts-, Funktions- und Personenbezeichnungen nicht vermeiden und würde zu einer übermäßigen Häufung von Paarformen führen, die sich stark auf das Textverständnis auswirken, so kann – ausschließlich an diesen Stellen - auf die geschlechtergerechte Formulierung verzichtet werden. Dem Gesamttext muss dann aber eine entsprechende Anmerkung vorangestellt oder an der betreffenden Stelle eine Fußnote eingefügt werden, die diese Entscheidung erklärt, zum Beispiel so:

Wir haben uns in dieser Broschüre bemüht, Frauen und Männer gleichermaßen sichtbar zu machen. Wir legen aber auch großen Wert auf einen gut lesbaren, verständlichen Text. Daher steht an einigen Stellen, an denen sich personenbezogene Bezeichnungen häufen und eine andere Formulierung nicht möglich war, nur die männliche Variante; es hätte ebenso gut nur die weibliche sein können. Wir bitten die Leserinnen und Leser um Verständnis für diese Entscheidung.

oder:

Aus Gründen der Klarheit des Textes wird an dieser Stelle auf die sprachliche Gleichbehandlung verzichtet.

 

Wichtig: Diese Vorgehensweise sollte aber ausschließlich für komplexe Textpassagen und nicht der Bequemlichkeit halber für ganze Dokumente angewendet werden!

Bei Texten, die sich an einen Personenkreis richten, der eine bestimmte Handlung ausführen soll, bietet sich in den meisten Fällen die direkte Anrede an. Wiederholte Paarformen können hier schwerfällig wirken. Die direkte Anrede wirkt zudem persönlicher.

  • statt: Der Firmkatechet oder die Firmkatechetin kann sich mit seiner/ihrer Frage an das Pastoralzentrum in Bozen wenden.
  • besser: Wenden Sie sich mit Ihren Fragen an das Pastoralzentrum in Bozen

Texte im Internet müssen besondere Anforderungen erfüllen, weil sie anders gelesen werden als gedruckte Texte. Oft werden sie eher "gescannt", also eher überflogen als gelesen. Daher sind grundsätzlich eine klare Struktur, ein übersichtlicher Aufbau und eine leicht verständliche Sprache wichtig, um die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser zu gewinnen und zu vermeiden, dass sie wegklicken. Hierfür eignen sich zum Beispiel Schlagworte, sparsam verwendete optische Hervorhebungen an den richtigen Stellen, Zwischenüberschriften, Inhaltsverzeichnisse mit internen Sprungmarken usw.

Zu viele Paarformen sollen in Internettexten vermieden werden. Paarformen können mit alternativen Formulierungen abwechseln, wie in diesen Richtlinien beschrieben. Der Text kann auch in direkter Anrede geschrieben werden, was ihn zusätzlich flüssiger und persönlicher macht.

  • statt: Männer bzw. Frauen, die Religionslehrerinnen bzw. Religionslehrer werden wollen, müssen ein Studium absolvieren.
  • besser: Sie möchten Religion unterrichten? Dann müssen Sie ein Studium absolvieren.
  • statt: Christinnen und Christen, die sich in diesem Projekt engagieren wollen, erhalten bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pfarrei gerne nähere Auskünfte.
  • besser: Sie wollen sich in diesem Projekt engagieren? Bei uns erhalten Sie nähere Auskünfte!

Werden in Veröffentlichungen, wie zum Beispiel in einer Informationsbroschüre oder auch auf einem Plakat Sachverhalte mit Bildern, durch Fallbeispiele oder durch Situationsbeschreibungen dargestellt, so ist darauf zu achten, dass die handelnden Personen gleichwertig dargestellt werden. Zu vermeiden sind Stereotype, etwa der Vater als Ernährer der Familie, die Frau dagegen als Hausfrau; der Chef und die Sekretärin; der Arzt und die Krankenschwestern usw. Derartige Darstellungen beeinflussen stark unser Denken und entsprechen außerdem oft nicht mehr der Realität.  Bilder sollen so ausgewählt werden, dass Männer nicht häufiger abgebildet werden als Frauen und dass Vielfalt in unterschiedlichen Rollen sichtbar wird.

Verwendete Literatur und weiterführende Links