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Predigten

Chrisammesse 2022

Bischof Ivo Muser

Gründonnerstag, 14. April 2022

Dom von Brixen

Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst, vor allem liebe Weihejubilare, cari confratelli sacerdoti e diaconi, liebe Ordensleute, liebe Seminaristen, fratelli e sorelle, fredesc y sorus!

„Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt“ (Lk 4,18). Diese Worte aus dem Propheten Jesaja lässt der Evangelist Lukas Jesus sagen bei seinem ersten Auftreten in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth. Das Selbstverständnis Jesu, dass er der Christus ist, der Gesalbte, ist die Kernaussage seiner eigenen „Primizpredigt“ vor seinen Landsleuten.

In der Chrisammesse feiern wir unsere christliche Identität: Wir gehören zu Christus, wir dürfen Christus in Wort und Sakrament hinein sagen und hinein tragen in unsere Zeit – das ist die Freude des Christseins, das ist die Berechtigung der Kirche, das ist der unverzichtbare Dienst des Weihesakramentes. Um diese Christusbeziehung und um diese Christusverkündigung muss es uns gehen! Fragen wir uns heute als Getaufte und Gefirmte, als Priester, Diakone und Ordensleute im Zeichen des Chrisams: Was bedeutet mir mein Christsein? Lebe ich meine geistliche Berufung mit Freude? Was strahle ich aus? Rede ich lieber von dem, was alles nicht geht, oder mache ich anderen Mut und spreche ich über die Kraft, die Orientierung und die Freude, die uns der Glaube an Christus in der Gemeinschaft der Kirche schenkt? Erzähle ich anderen Menschen, vor allem auch den jungen Menschen, was mir meine Christusbeziehung bedeutet? Könnte ich mit der hl. Theresia von Avila, der Kirchenlehrerin, mir selber und anderen sagen: „Auch wenn ich wollte, ich komme von diesem Christus nicht mehr los“?

Essere unti con l’olio santo al battesimo, alla cresima, all’ordinazione sacerdotale e episcopale, all’unzione degli infermi significa: nessuno può dirsi cristiano senza lo Spirito Santo, e senza lo Spirito non esiste la Chiesa. “Lo Spirito Santo è l´anima della Chiesa”, diceva S. Agostino. La Chiesa non è in primo luogo una struttura, un’istituzione, un’organizzazione ma è il popolo di Dio, il corpo di Cristo, il tempio dello Spirito Santo, per citare San Paolo. È sacramento, come ci ricorda il Concilio Vaticano II.

Ricevere un sacramento significa diventare personalmente un sacramento, un “altro Cristo”, come dicevano i padri della Chiesa, un segno concreto della presenza del Cristo tra di noi. Con san Paolo sappiamo: Sì, siamo vasi fragili, all’inizio della Chiesa e anche oggi. Ma nonostante tutta la nostra fragilità portiamo un tesoro, il tesoro: Gesù il Cristo. Egli deve passare. Egli che annunciamo e celebriamo in particolar modo in questi giorni come la persona fragile, la persona che ha dato la vita per noi  - e solo così è il Signore risorto! Non lo dobbiamo dimenticare: l´appartenenza a Gesù, non ci garantisce una vita senza sofferenza. Non esiste nessun rinnovamento, nessuna riforma della Chiesa, nessuna redenzione senza la croce. Chi annuncia la Pasqua senza il fallimento del Venerdì Santo, inganna se stesso e gli altri. La risurrezione senza la croce sarebbe una forma di populismo cristiano!

Im Jänner dieses Jahres hielt Papst Franziskus die Eröffnungsansprache bei einem internationalen Symposium zum Priesteramt im Vatikan. Da legte er den Priestern eine vierfache Nähe ans Herz: Nähe zum Herrn, Nähe zum Bischof, Nähe zu den Mitbrüdern und Nähe zum Volk Gottes. Diese vierfache Nähe sind für den Papst ein Gradmesser dafür, dass eine priesterliche Berufung lebendig und fruchtbar bleibt. Die Chrisammesse trägt uns diese vierfache Nähe auf und sie schickt uns wieder auf den Weg, diese Nähe konkret werden zu lassen. Drücken wir diese vierfache Nähe in der Erneuerung des Weiheversprechens heute aus und bleiben wir auf diesem Weg, „nahe und gemeinsam“, wie es uns das Jahresthema unserer Diözese aufträgt.

Liebe Mitbrüder, alles hängt an der Nähe zum Herrn! Wenn es uns in unserem Dienst um Christus und um sein Evangelium geht, dann kommt der Mensch nie zu kurz. Ignatius von Loyola hat dies sehr treffend zum Ausdruck gebracht, wenn er sagt: in Gott eintauchen, um bei den Menschen aufzutauchen! Je mehr wir uns vom Gott Jesu Christi in den Dienst nehmen lassen, desto mehr werden wir bei den Menschen auftauchen und das Herz, das Ohr und den Mund bei den Menschen haben.

Cari confratelli, in questo giorno santo la Parola di Dio e la liturgia ci invitano a riflettere sull’importanza del nostro ministero in quanto ministero nello Spirito, perchè proprio lo Spirito Santo ci pone in un rapporto personale con Gesù crocifisso e risorto. È quel rapporto che ci dà forza e salva il nostro ministero dai rischi ai quali è esposto: il rischio di annunciare noi stessi piuttosto che Gesù, il rischio di ridursi a essere dei burocrati del sacro, il rischio della disillusione, il rischio di procedere in solitaria, separati dal resto del presbiterio e forse anche dalle nostre stesse comunità.

Oggi siamo qui a ridire con fiducia il nostro “sì” a Cristo che ci ha chiamati, a ripetergli che siamo disponibili, per quanto deboli e fragili, a rimboccarci le maniche là dove la Chiesa ci chiede di operare. Perché il Cristo che abbiamo incontrato non cessa di stupirci, di affascinarci, di darci forza, e di sostenere la sua Chiesa, nella quale e per la quale vogliamo essere servi laboriosi e fedeli senza sentirci indispensabili.

Natürlich finden wir heute auch viele Gründe zu klagen, vielleicht auch resignativ zu werden. Die Situation, in die wir gestellt sind, ist mehr als komplex. Vor allem haben wir keinen Überblick, wie es weitergeht. Wir haben für Vieles keine Lösung. Manch einer denkt sich sogar: Nach mir die Sintflut! Manch einer wird aggressiv, zynisch, anklagend, sucht die Schuld vor allem bei anderen. Wie oft habe ich schon gehört: „Die Bischöfe haben heute auch keinen Überblick mehr.“ Und das stimmt oft auch.

In der Stunde des Kreuzes hatte Jesus keinen Überblick, keine Übersicht mehr. Verleugnung, Verrat, Weglaufen der Jünger, Einschlafen, Verwirrung, Gleichgültigkeit, Hass, Schadenfreude und blanker Hohn – all das erlebt er auf dem Leidensweg. Sein Herz war wirklich verwundet und zerbrochen. Er ist der Gefangene und Gefesselte. In dieser Stunde ist nichts von einem „Gnadenjahr“ zu spüren, von dem Jesaja spricht und das Jesus in seiner Heimatsynagoge in Nazareth ausruft. Aber gerade in dieser Stunde verschwendet er seine Liebe. Für diese Stunde ist er in die Welt gekommen, um es mit dem Johannesevangelium zu sagen. Jetzt erfüllt sich seine Stunde! Jetzt wird deutlich, wer er ist, wie er zu uns steht, was er uns aufträgt. Deswegen wagt die Kirche morgen, am Karfreitag, den paradoxen Vers zu singen: „Durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt“.

Cari confratelli, cari fedeli tutti, non mi stancherò mai di ripeterlo: tutto dipende dal fatto che ascoltiamo Cristo, il Signore crocifisso e risorto, che lo poniamo al centro della nostra vita e di quella della comunità cristiana – proprio anche nel cammino sinodale fortemente voluto da Papa Francesco. Lasciamoci accendere dalla gioia di essere cristiani, da quel legame con Cristo per cui il crisma è un simbolo concreto!

Zu meiner Bischofsweihe habe ich mir vom Brixner Domchor nur ein Lied gewünscht: die Kantate von Johann Sebastian Bach “Jesus, bleibet meine Freude”. Daran halte ich mich fest – auch inmitten aller Sorgen, Verunsicherungen und Umbrüche, die es gibt. Um diese Freude am gekreuzigten Auferstandenen bitte ich bei dieser Chrisammesse – persönlich und für unsere Ortskirche. Diese Freude ist mein Osterwunsch an euch alle, vor allem auch an die Weihejubilare unter uns. Die Freude am Herrn ist unsere Kraft. La gioia nel Signore è la nostra forza.