Zum Hauptinhalt springen
Predigten

Chrisammesse – Missa Chrismatis 2021

Bischof Ivo Muser

Brixner Dom am Gründonnerstag, 1. April, 2021

Den Morgen des Gründonnerstags können wir vergleichen mit einer großen Tür, die sich öffnet, um uns hineinzuführen in das Herz des Kirchenjahres: Durch diese Tür treten wir ein in das österliche Triduum, das heute Abend beginnt, in die heilige Dreitagesfeier vom Leiden, vom Sterben, von der Grabesruhe und von der Auferstehung unseres Herrn.

Herzlich begrüße ich alle hier im Dom, in der Pfarrkirche und genauso alle, die über Radio Grüne Welle und Radio Sacra Famiglia jetzt mit uns verbunden sind. Die Chrisammesse strahlt wie kein anderer Gottesdienst in alle Pfarrgemeinden und Seelsorgsorte unserer Diözese hinein. Im Zeichen des Chrisams und der Heiligen Öle feiern wir das, was wir sein dürfen: Christen, Gesalbte. Menschen, die zu Jesus, dem Christus gehören, getaufte, gefirmte und zum geistlichen Dienst geweihte Christen.

Herzlich begrüße ich Generalvikar Eugen Runggaldier und euch alle, liebe Mitbrüder!

Einen ganz besonderen Gruß richte ich an alle, die in diesem Jahr zurückschauen dürfen auf 25, 40, 50, 60, 65, 70 Jahre im Dienst des Herrn und seiner Kirche. Herzliche Glück- und Segenswünsche! Vergelt´s Gott für euer Sein und Wirken! Erneuern wir heute dankbar, versöhnt und mit Freude unsere Weihe und damit unseren sakramentalen Auftrag in der Nachfolge des gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Aufrichtig verbunden sind wir in dieser Stunde vor allem auch allen kranken und gebrechlichen Mitbrüdern. Seit der letzten Chrisammesse, die wir im vergangenen Jahr nicht am Gründonnerstag, sondern am Vortag des Pfingstfestes, am 30. Mai 2020, gefeiert haben, sind 22 Diözesan- und Ordenspriester gestorben. Wir vertrauen darauf, dass sie für immer hineingenommen sind in jenes Osterlicht, das nicht mehr verlöscht.

Saluto con affetto tutti voi qui nella nostra cattedrale e tutti coloro che sono collegati con noi attraverso le due radio diocesane. Un augurio particolare e un grazie sentito dico a tutti i confratelli che nell´arco di questo anno celebrano il loro giubileo di ordinazione. Grazie per la vostra fedeltà e per il vostro servizio. Cristo, l´unto del Signore, il pastore crocifisso e risorto del suo gregge sia la vostra gioia, il vostro conforto e il vostro premio. Un saluto fraterno e riconoscente va a tutti i confratelli ammalati.

 „Seid ihr bereit, euch Tag für Tag enger mit Christus zu verbinden?“ Diese Frage stellt der Bischof bei der Priesterweihe den Weihekandidaten. Es ist die letzte der sechs Fragen, auf die jeder Weihekandidat mit seinem „Ich bin bereit“ antwortet. Diese letzte Frage trifft den Kern. Alles, was vorher versprochen wurde, fußt auf dieser Bereitschaft und verleiht dem ganzen priesterlichen Tun das Fundament. Auf diese Frage haben wir im Wissen um die eigene Verletzlichkeit geantwortet: „Mit Gottes Hilfe, bin ich bereit.“

Der Priester tritt mit der Weihe nicht in ein Arbeitsverhältnis ein, das er unter bestimmten Bedingungen eingeht und ebenso auch wieder löst. Der Priester ist auch kein freischaffender Künstler, der seine Aufgabe wie eine kunstvolle Arbeit ausführt. Er ist auch kein Beamter, eine Art „Zentralstelle“ oder „Anlaufstelle“ für kirchliche Belange. Er ist zuerst einer, der sich Tag für Tag enger mit Christus verbindet. Die Weihe ist Aufnahme in die Gemeinschaft des Presbyteriums, in die Gemeinschaft der Jünger, die zu Jesus gehören und die durch die Bindung an ihn ausgesandt sind, seine Person und seine Botschaft zu den Menschen zu bringen in Wort und Schrift, in heiligen Zeichen, im Dienst der Vergebung und Versöhnung, in der Sorge um das Heil der Menschen.

Cari confratelli, la pandemia da Coronavirus ci ha messo davanti agli occhi tutta la nostra vulnerabilità, debolezza e caducità e ha posto in dubbio molte delle certezze che fino ad allora avevano fondato il nostro quotidiano, i nostri piani e progetti, anche nella Chiesa e nella pastorale.

„Sulla Tua parola - darsi tempo per…“ recita - come tutti sapete - il tema annuale della nostra diocesi. 

È un tema a cui l'esperienza della pandemia ha dato una sua coerenza e attualità. Il manifesto del tema annuale riporta l’immagine della Croce di San Damiano, che ha rappresentato un importante punto di svolta spirituale nella vita di S. Francesco. Raccolto in preghiera davanti all’icona del Crocifisso, Francesco ha fatto luce sul suo cammino. È una chiarezza che si fonda nel riconoscimento del Dio incarnato sulla croce, che può essere sperimentato in tutta la Creazione, e che ci incontra soprattutto nelle persone bisognose e sofferenti.

Dio non appare come un vincitore trionfante, non come un eroe forte. Dio diventa Uomo in Gesù di Nazareth: impotente, vulnerabile, attaccabile. Solo così Egli è il Vincitore, il Risorto, l’Innalzato. È il mistero di questi giorni santi, il mistero della fede cristiana e del nostro ministero sacerdotale!

L'apostolo Paolo dice nella sua seconda Lettera ai Corinzi: " Noi però abbiamo questo tesoro in vasi di creta, affinché appaia che questa straordinaria potenza appartiene a Dio, e non viene da noi" (2 Cor 4,7). Anche noi, diaconi, sacerdoti e vescovi, siamo e resteremo vasi fragili, affinché nessuno arrivi a pensare che siamo noi quelli da cui aspettare la salvezza, che siamo in grado di farcela da soli.

Ist uns bewusst, dass auch wir Diakone, Priester und Bischöfe belastete und verwundete Menschen bleiben? Welche Bedeutung hat das Bußsakrament für uns? Schauen wir auch das an, was wir nicht gerne anschauen in uns? Was tun wir, um unsere eigene Sexualität gut und verantwortet leben zu können? Nehme ich Hilfe an – menschliche, geistliche, psychologische Hilfe? Lasse ich mir etwas sagen – auch von meinen Schwestern und Brüdern im Glauben? Neige ich zu Alleingängen, zu Arroganz, zur Besserwisserei, zur Absonderung? Neige ich zu Gleichgültigkeit und zum Kreisen um mich selber? Wie lebe ich Beziehungen: mit den unmittelbaren Hausgenossen, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit Mitbrüdern? Gibt es Menschen, die ich nur „gebrauche“? Wie gehen wir um mit Macht, gerade auch mit der geistlichen Macht, die mit dem Weihesakrament verbunden ist?

Paulus, dieser überragende Zeuge des christlichen Anfangs, sagt uns: Ja, wir sind zerbrechliche Gefäße, am Anfang der Kirche und auch heute. Aber bei aller Zerbrechlichkeit Träger eines Schatzes, d e s Schatzes: Jesus Christus. Um ihn geht es! Er muss durchkommen. Er, den wir besonders in der Heiligen Woche verkünden und feiern als den Zerbrochenen, als den für uns Gescheiterten und Hingegebenen und der nur als der Gekreuzigte der Auferstandene ist! Paulus und mit ihm die werdende Kirche haben es nie verschwiegen: Die Nachfolge Jesu garantiert uns nicht ein schmerzfreies Leben. Es gibt keine Erneuerung der Kirche, kein Heil der Welt am Kreuz vorbei. Bischof Joseph Gargitter sagte bei der Predigt zum Abschluss der Diözesansynode 1970 – 1973: „Es geht um SEINE Kirche, nicht um eine Kirche nach unseren Maßstäben. Nur vom Kreuz her gibt es Fruchtbarkeit und Leben. Alle Reformen ohne neue Geistigkeit führen nur zu neuen leeren Formen.“

Cari confratelli, Papa Francesco, nella sua Lettera Apostolica "Patris corde", con la quale proclama quest’anno come "Anno di San Giuseppe", sottolinea un pensiero che oggi vi invito particolarmente a prendere a cuore: “La felicità di Giuseppe non è nella logica del sacrificio di sé, ma del dono di sé. Non si percepisce mai in quest’uomo frustrazione, ma solo fiducia. Il suo persistente silenzio non contempla lamentele ma sempre gesti concreti di fiducia. Il mondo ha bisogno di padri, rifiuta i padroni, rifiuta cioè chi vuole usare il possesso dell’altro per riempire il proprio vuoto; rifiuta coloro che confondono autorità con autoritarismo, servizio con servilismo, confronto con oppressione, carità con assistenzialismo, forza con distruzione. Ogni vera vocazione nasce dal dono di sé, che è la maturazione del semplice sacrificio. Anche nel sacerdozio e nella vita consacrata viene chiesto questo tipo di maturità. Lì dove una vocazione, matrimoniale, celibataria o verginale, non giunge alla maturazione del dono di sé fermandosi solo alla logica del sacrificio, allora invece di farsi segno della bellezza e della gioia dell’amore rischia di esprimere infelicità, tristezza e frustrazione”.

Am kommenden 9. Oktober sind es zehn Jahre, dass ich zum Bischof unserer Diözese geweiht wurde. Viel, sehr viel hat sich in diesen Jahren verändert. Das Gesicht unserer Diözese ist dabei ein anderes zu werden. Vor allem die innere Beziehung vieler Menschen zum Glauben und zur Kirche ist einem großen Wandel unterzogen. Wir werden uns von manchem verabschieden müssen, was uns vertraut, wertvoll und vielleicht auch zu selbstverständlich war.

Immer kostbarer wird mir – inmitten dieses Umbruches -mein Leitwort: "Tu es Christus". Wenn es uns um diesen Christus geht, dann haben wir eine gute Zukunft vor uns, trotz aller "Baustellen", die es in der Diözese, in der Kirche und nicht zuletzt in der Gesellschaft gibt. Oft denke ich daran, dass ich mir zu meiner Bischofsweihe vom Brixner Domchor nur ein Lied gewünscht habe: den Choral von Johann Sebastian Bach „Jesus bleibet meine Freude“.

Oggi nel segno degli olii santi siamo qui a ridire con fiducia il nostro “sì” a Cristo che ci ha chiamati, a ripetergli che siamo disponibili, per quanto deboli e fragili, a rimboccarci le maniche là dove la chiesa ci chiede di operare. Perché il Cristo che abbiamo incontrato non cessa di stupirci, di affascinarci, di darci forza, e di sostenere la sua Chiesa, nella quale vogliamo essere servi laboriosi e fedeli senza sentirci indispensabili – con gioia e speranza.

Liebe Mitbrüder, ich wünsche uns allen, besonders jenen unter uns, die in diesem Jahr ein Weihejubiläum feiern, dass wir dankbar und versöhnt auf unser Leben und unseren bisherigen Dienst zurückschauen und dass wir, auch auf dem Hintergrund der vergangenen Corona - Monate, die vielen Menschen viel abverlangt haben und die uns verwundbarer gemacht haben, tief im Herzen mit Petrus sagen können: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6, 68). Du bist und bleibst konkurrenzlos! Was können wir Besseres tun, als dich in unseren zerbrechlichen Gefäßen zu den Menschen zu bringen?