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Predigten

Diakonweihe von Matthias Kuppelwieser

Bischof Ivo Muser,

Brixner Dom, 3. Oktober 2021

Wenn ich für diese Feier der Diakonweihe von Matthias Kuppelwieser die biblischen Lesungen hätte auswählen müssen, wäre ich nie auf die Texte gekommen, die uns jetzt verkündet worden sind. Es sind die biblischen Texte, die für diesen Sonntag von der Leseordnung der Kirche vorgesehen sind. Es sind herausfordernde und starke Texte für die Zeitgenossen Jesu damals und genauso für uns und für unsere Zeit. Die Lesung aus dem Buch Genesis gipfelt in der Aussage: „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch“ (Gen 2,24). Und der Schlüsselsatz des Evangeliums lautet: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mk 10,9). Jesus erinnert an den ursprünglichen Plan Gottes in der Schöpfung. Die Verbindung zwischen Mann und Frau ist ein Abbild des Bundes Gottes mit uns Menschen. Mann und Frau sind durch Gott selber füreinander berufen!

Lieber Matthias, bevor ich dich zum Diakon weihe, werde ich dich fragen, ob du bereit bist, dieses Amt zu übernehmen, mit allem was dazugehört: Treue zum Glauben der Kirche, Gebet, Verkündigung des Wortes, Sorge für die Armen, kirchlicher Gehorsam. Ich werde dich auch fragen, ob du entschlossen bist, um des Himmelreiches willen ein eheloses Leben zu führen. Gerade diese Verpflichtung stößt heute bei vielen Menschen auf Verständnislosigkeit, oft sogar auf Ablehnung und Polemik. Der christlichen Ehe ergeht es nicht viel anders. Die unauflösliche Ehe, wie Gott sie in seinem Schöpfungsplan vorgesehen hat, stößt heute auch oft auf wenig Verständnis. Es gibt viele kontroverse Diskussionen darüber, ob es auch heute noch gilt, dass Gott Mann und Frau als Partner einer personalen, nicht nur geschlechtlichen Gemeinschaft geschaffen hat, die ihrer Natur nach einzigartig und unantastbar ist. Die Wertschätzung der Ehe und die Wertschätzung der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen gehen Hand in Hand. Die Verunsicherung im einen hat die Verunsicherung im anderen zur Folge; und die Hochschätzung des einen ist mit der Hochschätzung des anderen verbunden.

Oft wird mir die Frage gestellt, ob es denn heute noch zumutbar sei, von einem jungen Mann ein eheloses Leben zu verlangen, ja ob es unter den heutigen Gegebenheiten überhaupt noch möglich sei, so zu leben. Ich kenne aus dem Evangelium nur eine Begründung für die Entscheidung zur Ehelosigkeit: Seinetwillen.

Perché un uomo e una donna si uniscono nel vincolo del matrimonio? Perché l'altro è quello che è, ed entrambi ripongono la propria fiducia in questo: l'altro mi ama e mi sta accanto con fedeltà, nella buona e nella cattiva sorte, nella salute e nella malattia, finché morte non ci separi. Una delle promesse più belle e più profonde che le persone possono fare e donarsi a vicenda! Così anche il celibato cristiano è possibile, perché Cristo è quello che è. È per Lui che una persona può rinunciare al matrimonio ed esprimere con pienezza di significato, attraverso una vita celibataria, di essere amata da Cristo e di cercare di ricambiare questo amore.

Caro Matthias, la tua promessa di vivere nel celibato non vuole essere una mancanza di apprezzamento e nemmeno uno svilimento del matrimonio e della famiglia. I testi biblici proclamati nel giorno della tua ordinazione diaconale dovrebbero sempre ricordartelo. Sarà uno dei tuoi compiti proclamare la grandezza e la bellezza del matrimonio cristiano, alla luce del disegno divino insito nella Creazione e del vincolo di amore tra Cristo e la sua Chiesa. Con la tua decisione rinunci a qualcosa di grande per dedicarti con tutte le tue forze al servizio della famiglia di Dio. Il celibato inteso e vissuto in questo modo non porta a un impoverimento della dimensione umana, ma apre nuove possibilità di autentica libertà e crescita nell’amore, diventando così vita realizzata in pienezza. Anche nel matrimonio l'amore che lega reciprocamente l'uomo e la donna vuole schiudere nuove possibilità di libertà e di ricchezza feconda.

Lieber Matthias, es genügt nicht, nur auf eine Frau, auf eine Familie und auf Kinder zu verzichten, im Übrigen sich aber alles zu leisten, was man sich in einer verbürgerlichten Gesellschaft leisten kann. Du musst einfach leben, verfügbar für den Dienst, der dir heute übertragen wird. Du musst die Menschen mögen und dich auf ihre Seite stellen, du musst Auge, Ohr und Herz beim Herrn haben und gleichzeitig auch ganz bei den Menschen. Kapsle dich nicht ab, sondern pflege die Gemeinschaft mit den Mitbrüdern, wo immer es dir möglich ist. Pflege als ehelos Lebender auch die Gemeinschaft mit Eheleuten und nimm Anteil an ihrem Leben, an ihren Freuden und Sorgen. Sei als Diakon und zukünftiger Priester den Menschen nahe, vor allem auch den verwundeten Menschen und den vielen Eheleuten, deren Beziehungen zerbrochen sind. Sei eifrig und treu in den geistlichen Vollzügen, im Beten, im persönlichen Hören auf das Wort Gottes, in der Begegnung mit dem Herrn in der Eucharistie und im Bußsakrament. Wie Eheleute einander versprechen, ihr ganzes Leben mit einander und für einander zu gestalten, oft auch unter großen Belastungen, so sollst auch du alles, was du tust, in der Gemeinschaft mit Jesus tun, damit dein Leben eine Liebesgeschichte mit Jesus wird. Der vertraute Umgang mit Jesus ist die Mitte des geistlichen Dienstes. Das bringt Freude und Fruchtbarkeit in dein Leben!

Care sorelle e fratelli, celebriamo questa ordinazione diaconale nel giorno della memoria del nostro Beato Josef Mayr-Nusser. Egli ha cose importanti e decisive da dirci. Le sue lettere, i suoi discorsi, le sue conferenze e i suoi testi ci mostrano un cristiano che cerca di capire e interpretare il mondo, la società, la missione socio-politica dei cristiani, e non da ultimo la sua stessa vita, a partire dalla fede. Davanti a noi c'è un cristiano maturo e responsabile, che si confronta con le questioni di fede, che modella la sua coscienza secondo la Parola di Dio, la preghiera e la lettura, e che sottolinea costantemente che il proprio credo, l’atteggiamento verso la vita e il rispettivo comportamento non possono essere separati l'uno dall'altro - fino all'estrema conseguenza: nessun giuramento a questo “Führer” e alla sua ideologia sprezzante dell’umano e senza Dio!

Klar ist auch das Bekenntnis des seligen Josef Mayr - Nusser zu Ehe und Familie. In einem Vortrag für die Katholische Jugend (Ende 1938) sagte er: „Gott hat die Familie zur Quelle neuen Lebens gemacht. Nicht bloß natürliches Leben, sondern auch geistiges, kulturelles Leben fließt aus der Familie … Die Familie ist in Gefahr. Die verschiedenen politischen Strömungen versuchen ein Weltbild aufzubauen unter Missachtung der Familie. Es sind Kräfte am Werk, die Bande der Familie zu lockern und zu zerstören … Der Abfall von der Familie wäre der Weg zum Tode.“

Lieber Matthias, liebe Mitbrüder und liebe Seminaristen, liebe Eheleute, liebe Schwestern und Brüder! Bitten wir für uns alle um das Geschenk der Treue, jeder und jede von uns auf dem Hintergrund der eigenen Berufung. Stehen wir all jenen bei, deren Lebensentscheidungen – auch in der Ehe oder in einem geistlichen Beruf - in Brüche gegangen sind. Stellen wir uns als Einzelne und als kirchliche Gemeinschaft unter das Wort Gottes und lassen wir uns dieses Wort auch in unserer Zeit zusagen, weil es auch heute gilt: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mk 10,9).