Zum Hauptinhalt springen
Predigten

Fronleichnam 2022

Bischof Ivo Muser

Bozner Dom, 19. Juni 2022

Das Fronleichnamsfest verdankt seinen Ursprung einer Frau. Daran möchte ich heute erinnern. Fronleichnam gehört zu den jüngeren Festen des Kirchenjahres. Erst 1264 wurde es von Papst Urban IV. offiziell für die ganze Kirche eingeführt. Doch die Idee zu diesem Fest kam nicht vom Papst, sondern von einer Frau aus dem heutigen Belgien, von Juliana von Lüttich (1192-1258). 

Juliana hatte von Jugend an eine tiefe Liebe zur Eucharistie, zur Gegenwart Jesu in der bescheidenen Gestalt des eucharistischen Brotes. Mit anderen Frauen zusammen pflegte und förderte Juliana die Verehrung der Eucharistie, die Anbetung des Allerheiligsten. Mehrmals hatte sie Visionen, in denen sie den hellen Mond sah, der aber eine dunkle Stelle hatte. Sie deutete dieses Bild so: Der Kirche fehlt in ihrem Festkalender noch etwas. Sie braucht ein eigenes Fest für den "Leib des Herrn". Genau das bedeutet das mittelhochdeutsche Wort Fron-leichnam: Leib des Herrn. Juliana spürte tief in ihrem Innern: Das, was die Kirche immer feiert und verehrt, das, was für das Leben der Kirche das „Allerheiligste“ bedeutet, nämlich die Eucharistie, soll durch ein eigenes Fest besonders hervorgehoben werden. Trotz vieler Widerstände gelang es Juliana und den Frauen um sie, zuerst ihren Bischof und dann auch den Papst davon zu überzeugen, dieses Fest für die ganze Kirche einzuführen. 

Papst Urban IV. beauftragte dann den berühmtesten Theologen der damaligen Zeit, den hl. Thomas von Aquin, die Texte und die Hymnen für dieses Fest zu verfassen. Sie werden heute noch überall in der Welt gebetet und gesungen, wo Fronleichnam gefeiert wird. Übrigens: Die erste Fronleichnamsprozession wurde 1277 in Köln abgehalten.

Mich beeindruckt, wie stark und tief der Einfluss ist, den Frauen auf das geistliche Leben der Kirche haben. Auch die weltweite Herz-Jesu-Verehrung und das Herz Jesu Fest, das wir bald feiern werden, gehen ganz entscheidend auf eine Frau zurück, die hl. Margarethe Maria Alacoque aus Frankreich (1647-1690).

Juliana von Lüttich verband mit dem Wunsch nach einem eigenen Fest für die Eucharistie eine tiefe Einsicht, die das Leben der Kirche prägen soll: Noch wichtiger als das Tun ist die Haltung der Anbetung. Noch bevor wir etwas tun, sollen wir staunen, anbeten und uns über die Gegenwart Jesu unter uns freuen. Gemeinsam auf Christus schauen und gemeinsam IHN anbeten, der sich uns schenkt und bei uns bleibt in der Eucharistie: das ist Fronleichnam! Dieses Schauen auf Christus will unserem Leben Halt, Orientierung und Richtung geben. Wer vor IHM kniet, muss vor niemand und nichts anderem in die Knie gehen! Jesus selber sagt zum Teufel, der ihn in Versuchung führt: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Lk 4,8). 

Einer, dem diese eucharistische Verankerung in Christus zum Lebensmotto geworden war, ist Josef Mayr – Nusser. Ihm war es wichtig, jeden Morgen vor Arbeitsbeginn hier in seiner Pfarrkirche, dem heutigen Bozner Dom, die heilige Messe mitzufeiern. Einprägsam bleibt sein klares Bekenntnis in einer dunklen Zeit. Bei einer Schulungstagung für Jugendführer im Jahr 1936 sagt er: „Führer - es ist dies das große Wort heute, das Schlagwort, das die Massen packt und fortreißt. Alles schwört heutigen Tags aufs Führertum; in allen Bereichen des menschlichen Lebens, nicht nur den politischen allein, ruft man nach dem Führer … Was wir heute an Führerkult miterleben, ist oft geradezu Götzendienst…Heute gilt es, den Massen wieder jenen Führer aufzuzeigen, der allein das Recht auf ganze, uneingeschränkte Herrschaft und Führung hat - CHRISTUS, unser Führer.“

Auch unsere Zeit hat ihre Götter. Es gibt viele Götter, die sich profan tarnen und denen Menschen durchaus mit religiöser Bedingungslosigkeit bereit sind, zu dienen. Alles in unserem Leben kann zu einem Götzen werden. Fronleichnam, der Festtag der Eucharistie, stellt uns in eine Entscheidung: Vor wem gehe ich in die Knie? Wen bete ich an? Wer bestimmt mein Leben? Worauf baue ich das Haus meines Lebens? Wem gehört mein Herz?

La solennità del Corpus Domini ci invita ogni anno a rinnovare lo stupore e la gioia per il dono dell’Eucaristia. Accogliamolo con gratitudine, non in modo passivo, distanziato e freddo! Non dobbiamo abituarci all’Eucaristia e andare a comunicarci come per abitudine: no! Quando il sacerdote o chi per lui ci dice “il Corpo di Cristo”, noi diciamo “amen”: ma che sia un “amen” che viene dal cuore, convinto. È Gesù! È Gesù che mi ha salvato, è Gesù che viene a darmi la forza per vivere. È Gesù vivo e presente. Ma non deve mai diventare un gesto scontato: ogni volta dovrebbe essere una prima comunione. 

L’Eucaristia costituisce il "tesoro" della Chiesa, la preziosa eredità, il testamento che il suo Signore le ha lasciato nell´ultima sera della sua vita terrena. E la Chiesa ha il compito di custodire questo tesoro con la massima cura, celebrando quotidianamente la Santa Messa, adorandolo nelle chiese e nelle cappelle, distribuendolo ai malati e, come viatico, a quanti partono per l’ultimo viaggio.

Ma questo tesoro non esaurisce il suo raggio d’azione nell’ambito della Chiesa: l’Eucaristia è il Signore Gesù che si dona per la vita del mondo, che si lascia spezzare e distribuire per tutti noi. In ogni tempo e in ogni luogo. Per questo la festa del Corpus Domini si caratterizza in modo particolare per la tradizione di portare il Santissimo Sacramento in processione, un gesto ricco di significato, un gesto di gratitudine, di stupore, di adorazione pubblica. È la processione più importante dell´anno liturgico! Portando l’Eucaristia nelle strade e nelle piazze, vogliamo immergere Cristo nella quotidianità della nostra vita; vogliamo che Gesù cammini dove camminiamo noi, viva dove viviamo noi. Gesù ha a che fare con noi, con le nostre relazioni, con il nostro lavoro, con le nostre sfide, con le nostre speranze, con le nostre domande, con la nostra vita e con la nostra morte. Non dobbiamo mettere da parte Gesù Cristo, né nella vita personale e familiare, né nella vita pubblica come neppure nelle decisioni politiche e sociali che ci vengono affidate. Una società che distoglie lo sguardo da Dio diventerà sempre più fredda, autoreferenziale, egocentrica, incurvata su se stessa, insensibile, disumana.

Signore Gesù, pane spezzato e distribuito per noi, benedici la nostra città di Bolzano e tutta la nostra provincia, tutti i responsabili nel campo politico, sociale, turistico, educativo, culturale e religioso. Aiuta tutti a convivere nel dialogo e nel rispetto reciproco, nella gratitudine e nella speranza, nello spirito della condivisione e del perdono. Signore Gesù, abbiamo bisogno di te, del tuo Vangelo, della tua Eucaristia, dei tuoi valori che danno un’anima alla nostra città e a tutta la nostra società.