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Predigten

Fronleichnam - Corpus Domini 2023

Bischof Ivo Muser

Bozner Dom, 11. Juni 2023 

Ganz lebendig habe ich eine Diskussion in Erinnerung, die ich vor einigen Jahren mit einer kirchlichen Gruppe geführt habe, die mich besucht hat. Dabei sagte eine Frau: „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Kommunion wirklich Christi Leib, sein Fleisch und Blut ist? Das ist doch nicht wirklich, sondern bildlich, im übertragenen Sinn zu verstehen.“ 

Darauf meine Antwort: Doch, das glaube ich. Als Jesus am ersten Gründonnerstag, am letzten Abend seines irdischen Lebens, das Brot und den Kelch nahm und darüber sprach: „Das ist mein Leib! Das ist mein Blut!“, da hat er nicht gemeint: Nehmt das als Zeichen der Erinnerung an mich. Er meinte damit schlicht und bedeutungsvoll zugleich: Das bin ich. Das bin ich für euch!  

Wäre das nicht so, dann würde alles an uns liegen. Dann wären bei der Eucharistiefeier wir die Akteure. Dann würde es von uns, von unserer Erinnerung, von unseren Fähigkeiten, von unserer Gestaltung abhängen, was in der Eucharistiefeier geschieht. Und zum Schluss würden wir nur mehr uns feiern! Dann stünden wir im Mittelpunkt der Eucharistiefeier – und diese Gefahr ist heute ziemlich groß. Nein, er, der Auferstandene, ist der Handelnde in der Eucharistie. Er, in der Kraft seines Heiligen Geistes. Er schenkt sich uns wirklich mit seinem Leib und mit seinem Blut! Das hat er versprochen – und deshalb ist es wahr. Spüren wir, warum die Eucharistie so wichtig ist und warum sie vom heiligen Thomas von Aquin das „Sakrament über allen Sakramenten“ genannt wird? 

Freilich – das ist und bleibt eine Dimension, die nur durch den Glauben erfahrbar ist. Aber für den Glauben der Kirche geht es hier nicht um ein Detail am Rande, um etwas, was man so oder auch anders sehen und deuten kann. Der Abschnitt aus dem Johannesevangelium, der uns heute verkündet wird, sagt es mit einer nicht zu überbietenden Klarheit: Jesus verlangt nicht nur Glauben an seine Person, sondern auch wirkliches Essen des Brotes, das er selber ist. „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben…Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6, 51.53).   

Das ist Fronleichnam! Dieses Brot – sein Leib! Das sagt auch der Name des Festes. Fronleichnam heißt ganz wörtlich „Leib des Herrn“. Kein toter Leichnam, kein bloßes Erinnerungsstück, sondern Jesus selber, in der Gestalt des Brotes und des Weines. Fronleichnam feiern bedeutet: Ja, ich glaube, Jesus ist wirklich hier – im Brot und im Wein der Eucharistie. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag“ (Joh 6,54), so markant sagt er es heute in seiner eucharistischen Brotrede.  

Ein Ausdruck dieses eucharistischen Glaubens ist die Fronleichnamsprozession, die wichtigste Prozession des Kirchenjahres. Sie wird überall in der katholischen Kirche gefeiert, mit unterschiedlichen Ausdrucksformen, die auch etwas von der jeweiligen Kultur und Tradition, von den Bräuchen und vom Lebensgefühl der Gläubigen aussagen. Alles daran dürfte sich ändern – bei uns und auch anderswo. Nur eines nicht: Dass der Herr selber, im sichtbaren Zeichen des Brotes, die Mitte dieser Prozession ist! Wenn dieses kleine Stück Brot fehlen würde, wenn ER fehlen würde, dann wäre alles andere an dieser Prozession umsonst – im letzten sogar leer, nutzlos und fragwürdig.  

„Poiché vi è un solo pane, noi siamo, benché molti, un solo corpo: tutti infatti partecipiamo all'unico pane.“ (1 Cor 10,17), Così ci dice oggi l’apostolo Paolo  nella seconda lettura di questo giorno di festa. Questo pane, che è Gesù stesso, vuole unire e far convergere in un solo corpo, il suo corpo. È proprio questo il senso di celebrare insieme il Corpus Domini: i cristiani hanno sempre la missione di costruire ponti, di colmare i divari, di condividere, di rendere possibile un cammino comune. Il cammino cristiano non si traduce nell’escludere, nello sminuire gli altri, nel favorire la radicalizzazione, e nemmeno nel manipolare la paura delle persone.  

Il vescovo Wilhelm Egger aveva scelto la parola greca "syn" per il suo servizio di pastore, che significa “con l'altro”, insieme, in comune. Questo SYN è espressione profonda di missione cristiana, eucaristica: per la nostra città di Bolzano, per la nostra società altoatesina nel segno delle diverse culture e gruppi linguistici, per la convivenza nella nostra terra - anche con coloro che ci sono ancora estranei per via della loro cultura, del loro modo di vivere, delle loro tradizioni e spesso anche per via della loro religione. 

Dopo questa celebrazione eucaristica qui in Duomo e dopo la processione del Corpus Domini, siamo invitati oggi alla "Festa della Famiglia" in piazza, dove potremo pranzare insieme e scambiarci esperienze. Sono felice di questa iniziativa e vi invito cordialmente a unirvi a noi! Queste ore di incontro sono dedicate soprattutto alle famiglie multilingue qui a Bolzano e nella nostra terra. Possono essere un esempio concreto di come la fede vissuta vada di pari passo con luoghi in cui persone di lingue e culture diverse si incontrano, vivono insieme e condividono esperienze di vita e di fede.  

La giornata di oggi, solennità dell'Eucaristia, è stata volutamente scelta per questo incontro in piazza Duomo. E ad essa associo un augurio: che Bolzano e la nostra società altoatesina abbiano un'anima e che ci siano tante persone che se ne prendano cura! 

Quest'anima è qualcosa di più dei paesaggi meravigliosi che ci circondano, del lavoro, dell'economia, del turismo e del commercio, più del benessere e della cultura. Noi abbiamo bisogno di qualcosa di più del superficiale, del materiale, del funzionale e dell'effimero. Abbiamo bisogno di più perché siamo di più!  

Quest'anima, che per noi cristiani non è altro che il Cristo vivo e presente che ci unisce, fa bene a noi, a questa città, alla convivenza delle persone nella nostra terra e al futuro della nostra società.  

Oggi in special modo, in questo tempo di grandi sconvolgimenti culturali, sociali e anche religiosi, il nostro stare insieme ha bisogno di più coesione, meno rivalità e nessuna pretesa di poter fare a meno gli uni degli altri. 

Viviamo questo SYN nelle nostre famiglie e comunità domestiche, come parrocchie e movimenti cattolici, ma anche con persone di altre confessioni cristiane e di altri credi religiosi. Non c'è alternativa alla convivenza, al dialogo comune! Lavoriamo insieme anche per far sì che la religione non sia bandita dalla sfera pubblica! 

Herr Jesus Christus, du bist das lebendige Brot, das uns stärkt und verbindet, segne unsere Stadt Bozen und unser ganzes Land, segne alle, die Verantwortung tragen in der Politik, im sozialen, schulischen, kulturellen, wirtschaftlichen und kirchlichen Leben. Segne unsere Familien. Hilf allen, sich zu begegnen in der Haltung des Dialogs, des gegenseitigen Respekts, im Geist des Teilens und der Versöhnung. Herr Jesus, wir brauchen dich: dein Evangelium, deine Eucharistie, dein Lebensbeispiel und deine Orientierung, die unserer Stadt und unserer Gesellschaft eine Seele geben.