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Predigten

Gottesdienst mit den Pfarrhaushälterinnen des deutschsprachigen Raumes

Bischof Ivo Muser

Brixner Dom, 1. Juni 2023

Liebe Pfarrhaushälterinnen, liebe Mitbrüder, liebe Mitfeiernde über Radio Maria Südtirol, liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen bekannt.“ Dieses Bekenntnis und diese Aufforderung des Apostels Paulus an seine junge Christengemeinde in Philippi macht schon Eindruck. Paulus hätte allen Grund, freudlos zu sein, sich zu sorgen, unfreundlich zu sein und im Unfrieden zu leben. Er befindet sich wirklich nicht in einer Hochstimmung; er sitzt im Gefängnis, seine Zukunft ist ungewiss, die Gemeinde, an die er schreibt, ist klein und zerbrechlich.

Aber es gibt etwas, was ihn in allem stärker bestimmt als diese äußeren Umstände – und das ist die Tatsache, dass Christus, sein Herr, bei ihm ist, sehr nahe: In jeder Situation ist er da; er ist immer Herr der Lage, er liebt uns so sehr, dass er sein Leben für uns hingegeben hat. Darauf vertraut Paulus, diese Hoffnung trägt ihn! Diese Gewissheit prägt und bestimmt sein Leben. Deshalb sind seine Aufforderungen zur Freude keine billigen Appelle an die eigenen Kräfte, nach dem Motto: Streng dich an, stell dich nicht so an, gib dir Mühe, sondern es ist die Aufforderung zum Glauben, sich der Nähe Jesu Christi bewusst zu sein und auf Jesus zu vertrauen. Das soll auch christliche Gemeinde von anderen Vereinen unterscheiden: mehr Freude, mehr herzliches Erbarmen, mehr Sorglosigkeit, mehr Frieden.

Lassen wir uns heute diese Freude ins Herz sagen: ein jeder und eine jede von uns auf dem Hintergrund der eigenen Lebens- und Glaubenserfahrung!

Liebe Pfarrhaushälterinnen aus Deutschland, Österreich und Südtirol, die ihr heute eure gemeinsamen Tage hier in Brixen abschließt!

Das Berufsprofil einer Pfarrhaushälterin besteht darin, dass sie in Vollzeit oder Teilzeit in einem Haus arbeitet, in dem ein oder mehrere Priester wohnen.

Pfarrhaushälterinnen sind Frauen, die den Priester aus nächster Nähe erleben, gleichsam im Alltag einer Wohnung oder eines Pfarrhauses. Ihr erlebt den Priester ganz als Mensch, mit seinem Charakter, mit seinen starken und liebenswerten Seiten, mit seinen Fähigkeiten und mit seinem Einsatz, aber auch mit seinen Ecken, Einseitigkeiten, Schwächen, Launen und Kanten. Eben als Mensch; mit all dem, was unser Menschsein ausmacht.

Als Pfarrhaushälterinnen ist es eure Aufgabe, einen wichtigen Teil dazu beizutragen, dass es dem Priester einfach als Mensch gut geht. Er wird von euch versorgt, er hat menschliche Ansprache, er wird als Mensch mitgetragen und ausgehalten, und ihr tragt entscheidend dazu bei, dass in der Wohnung oder im Pfarrhaus eine menschliche Atmosphäre herrscht – oft schon allein durch eure Anwesenheit.

Der heilige Augustinus hat einmal gesagt: Leben mit anderen ist immer auch „maxima poenitentia“, größte Buße. Mit anderen Worten: Sich auf Menschen einlassen, sich auf Menschen einstellen, sich gegenseitig ertragen, aufeinander eingehen und Rücksicht aufbringen füreinander, kostet immer auch - und ist genau deswegen

so kostbar! Nichts tut uns Menschen für unser eigenes Menschsein so gut wie andere Menschen. Und das gilt selbstverständlich auch für Menschen, die ehelos und kinderlos leben wie wir Priester.

Persönlich bin ich sehr dankbar, dass ich in meinen 36 Jahren als Priester immer mit anderen Menschen zusammengewohnt habe: als Kooperator, als Bischofssekretär, als Priesterstudent in Rom, als Regens des Priesterseminars und jetzt als Bischof. Ich bin dankbar, dass ich nie alleine „hausen“ musste – wie wir im Dialekt sagen – und dass ich immer Menschen um mich hatte, die wesentlich dazu beigetragen haben und beitragen, dass ich versorgt bin, dass ich ein Zuhause habe und dass ich auch gerne zuhause bin. Als Bischof bin ich viel in der Diözese auf dem Weg und ich tue es gern. Gleichzeitig kehre ich auch immer gern nach Hause zurück – weil ich ein gutes Zuhause habe. Besonders dankbar bin ich auch dafür, dass ich in der Hausgemeinschaft zusammen mit meinem Sekretär, der Priester ist, und mit meiner Haushälterin, die eine geistliche Schwester ist, beten kann. Auch zum Beten tun uns andere Menschen gut. Und sei es manchmal nur deswegen, weil uns die anderen eine Stütze sind, Gebetszeiten einzuhalten und sie nicht abhängig zu machen vom eigenen Belieben und von der eigenen Stimmung.

Gerade auch durch das gemeinsame Beten wird eine Priesterwohnung, ein Pfarrhaus oder auch der bischöfliche Haushalt zu einem Ort des Menschlichen, zu einem Ort, wo durch alles Menschliche und Alltägliche hindurch das Übernatürliche, der Glaube, der Geist Gottes unter uns einen Raum bekommt.

Ich bitte euch heute vor allem auch darum: Betet für den Priester, für den ihr Haushälterin seid oder gewesen seid. Es ist kostbar für einen Menschen zu beten, der bereits die Seite des Lebens gewechselt hat und mit dem wir ein Stück des Lebensweges gegangen sind. Betet für alle Frauen und Männer, die in unseren Pfarrgemeinden ihren Beitrag leisten, dass die Kirche heute ihrem Auftrag nachkommen kann. Die Haltung des Gebetes weitet den Horizont und lässt euch erfahren, dass euer Dienst ein wirklich geistlicher Dienst ist an den Priestern und an unseren christlichen Gemeinschaften und Gemeinden. Besonders wichtig ist auch die Bereitschaft zur Versöhnung – gerade auch in der Beziehung zwischen dem Priester und seiner Pfarrhaushälterin.

So wünsche ich euch allen, dass ihr in den Wohnungen und Häusern, in denen ihr lebt und arbeitet, daran mitwirken könnt, dass im Haus eine menschliche und zugleich eine geistliche Atmosphäre herrscht, eine offene, gastfreundliche und einladende Atmosphäre. Von Herzen danke ich für jeden Dienst, den ihr für einen Priester tut. Ein großes Vergelt´s Gott sage ich auch allen, die den alten, den kranken und gebrechlichen Priestern helfen und zur Seite stehen. „Priester in Pension“, die arbeitsintensive Zeiten hinter sich haben, müssen mit ihrer neuen Situation erst vertraut werden und in sie menschlich und geistlich hineinwachsen. Das ist oft gar nicht so leicht. Da ist menschliche Nähe besonders wertvoll. Vergelt´s Gott für die vielen Dienste, die viele von euch auch sonst noch in einer Pfarrei, in einer Gruppe oder im Ehrenamt tun. Euer Tun ist wichtig, noch wichtiger ist aber euer Sein. Für uns alle gilt: Unser Tun wird dann wertvoll, wenn es in einer bestimmten Haltung und aus einem „guten Sein“ heraus geschieht!

Ich danke für euren Dienst – unter den heutigen Bedingungen, die sich im Vergleich zu früheren Zeiten sehr gewandelt haben. Ich wünsche euch Freude an dem, was ihr tut, und die Überzeugung, dass ihr einen sinnvollen und auch sinnstiftenden Dienst leistet.

Lassen wir uns alle noch einmal vom großen Völkerapostel ins Herz sagen: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen bekannt.“

Mutter Teresa von Kalkutta hat einmal treffend gesagt: „Die Freude darf nicht nur in unseren Gebetsbüchern stehen; sie muss das Herz und das Gesicht von uns Christen erfüllen.“