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Predigten

Hochfest unserer Diözesanpatrone KASSIAN und VIGILIUS

Bischof Ivo Muser

Sonntag, 13. August 2023

Brixner Dom

Liebe Festgemeinschaft, liebe Gäste, liebe Mitfeiernde über Radio Grüne Welle, fratelli e sorelle nella fede, cari ospiti, voi tutti che siete collegati con noi attraverso Radio Sacra Famiglia, fredesc y sorus!

Wer in diesen Sommertagen durch unser wunderbares Land wandert, kommt auch an vielen Kirchen, Kapellen und Bildstöcken vorbei. Wer dabei herausfinden will, welche Heiligen auf Bildern und Statuen dargestellt sind, muss die Attribute kennen, die die christliche Kunst ihnen gegeben hat. Diese Erkennungszeichen sagen etwas aus über das Leben, über die Aufgabe oder über den Tod der betreffenden Heiligen. So erkennen wir Petrus an seinem Schlüssel, Paulus an seinem Schwert, den Evangelisten Johannes an seinem Adler, den Apostel Jakobus an seiner Wandermuschel, Agnes an ihrem Lamm, Barbara an ihrem Turm, Sebastian an seinen Pfeilen, die Bauernmagd Notburga an ihrer Sichel und den heiligen Laurentius, der vor wenigen Tagen auf dem Kalender stand, erkennen wir an seinem Rost.

Den heiligen Kassian, von Anfang an Patron der Bischofskirche von Säben und Brixen, erkennen wir an den Griffeln, die an die grausame Art seines Martyriums erinnern: Er wurde um das Jahr 304 in der Stadt Imola von seinen eigenen Schülern umgebracht. Den heiligen Vigilius, von Anfang an Patron der Bischofskirche von Trient und seit 1964, zusammen mit Kassian, auch Patron unserer Diözese Bozen – Brixen, erkennen wir an seinem Holzschuh, Zeichen für sein Martyrium und wohl noch mehr ein Zeichen seines missionarischen Unterwegsseins als Verkündiger des Glaubens.

Den Festtag unserer Diözesanpatrone, den wir heuer zum ersten Mal an diesem 13. August feiern, nehme ich jetzt zum Anlass, um für ein entscheidendes Kennzeichen für uns Christen heute einzutreten: Wir sollten erkannt werden durch unsere Einstellung zum Leben und durch unsere Verantwortung, die wir vom Glauben her dem Leben gegenüber haben.

Unsere Einstellung zum Leben zeigt sich zunächst in unserem Verhalten gegenüber der Natur, die für Christen Gottes Schöpfung ist. Der christliche Glaube bekennt, dass die Welt, die uns umgibt, ihr Entstehen nicht einem blinden Zufall verdankt, sondern einem guten Schöpfer, der sie gewollt und ins Dasein gerufen hat. So lässt uns dieser Glaube die religiöse Dimension dieser Welt sehen und er gibt uns auch eine Grundorientierung für das menschliche Handeln gegenüber der Schöpfung.

An Gott den Schöpfer glauben, heißt wieder staunen lernen vor den Wundern der Natur – und gerade wir hier in Südtirol dürfen in einem begnadeten Flecken von Gottes Schöpfung leben, der uns das Staunen wirklich nicht schwer macht. Die Schöpfung verdient Ehrfurcht und Respekt. Wenn wir Menschen leben und überleben wollen, müssen wir wieder Grenzen anerkennen und endlich wieder einsehen, dass wir nicht alles tun dürfen, was wir heute tun können. Es braucht aufmerksame, staunende, dankbare und ehrfürchtige Menschen! Und ohne die Haltung der Selbstbeschränkung und des Verzichts gehen alle Klimapläne und Klimaziele ins Leere!

Soprattutto quando si tratta del valore e della dignità della vita umana, viene fuori come noi affrontiamo la vita. Spesso, oggi ci viene mostrata un’immagine distorta della vita e dell’uomo: soltanto chi è sano, attraente, sportivo ed efficiente è “in”. Non raramente il valore della vita e della persona si misura secondo quanto si possiede, quanto si dimostra e quanto si fa.

La fede cristiana, invece, riconosce la vita in primo luogo come un dono e come un compito che ci è stato affidato da Dio. L’essere è sempre più importante del fare, dell’efficienza e del possesso. La vita umana è sacra, perché ha sempre a che fare con Dio stesso.

Die Sorge für das Leben muss dem ungeborenen, menschlichen Leben gelten. Das Leben eines alten oder schwerkranken Menschen muss unantastbar bleiben wie auch das behinderte Leben. Wir tragen Verantwortung dafür, dass kommende Generationen eine Umwelt vorfinden, in der sie noch leben können. Das ist nicht mehr selbstverständlich! Unser Land braucht ein Klima, in dem Kinder willkommen sind. Gastfreundschaft darf sich nicht nur berechnend auf Touristen beschränken. Es braucht ein Gespür für all jene Menschen, die nicht nur als finanzstarke Gäste in unser Land kommen. Unsere Einstellung zu einzelnen Menschen und zu Menschengruppen, ja oft sogar zu ganzen Völkern, beginnt immer in unseren Köpfen. Es ist nicht neutral, wie wir über andere denken und reden. Unser Denken prägt uns und unsere Sprache verrät uns immer.

Per arrivare a una tale cultura della vita, bisogna essere disposti a sostenere e a praticare la pace. Noi, che cosa possiamo fare, quando si tratta della guerra in Ucraina e in tante altre zone del mondo? Con realismo e delusione rispondiamo: poco. Ma per nessuno di noi è facile trovare scuse quando si tratta della pace nel proprio matrimonio e nella propria famiglia, con i vicini, al proprio posto di lavoro, con i parenti, tra i gruppi linguistici nella nostra terra. Tutti possiamo essere promotori di pace oppure distruttori di pace. Purtroppo: sembra essere più facile parlare di vittoria che di pace – nel grande e nel piccolo. Una cosa è certa: il primo disarmo inizia sempre nei nostri pensieri, nei nostri sentimenti e nelle nostre parole. È qui che abbiamo bisogno di una cultura del dialogo adeguata, nella vita personale e in quella sociale e politica – anche in vista delle elezioni provinciali ormai vicine.

Affermando la vita, affrontandola con gioia, dobbiamo impegnarci in tutto ciò che la promuove. I cristiani, partendo dalla fede, devono far sentire la loro voce in modo coraggioso e deciso contro un certo scetticismo odierno molto diffuso nei confronti della vita, contro un timore esagerato per il futuro e anche contro la pretesa di poter disporre noi stessi della vita; e questa voce coraggiosa fa bene a noi, alla nostra terra e al nostro tempo.

Heilige Diözesanpatrone Kassian und Vigilius, ihr steht stellvertretend für die Geschichte der Glaubensverkündigung und der Glaubensweitergabe in unserer Diözese: Macht uns Mut zum Leben, erbittet uns Freude am Leben und eine Hoffnung, die uns leben und aufleben lässt.