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Predigten

Ostersonntag 2022

Bischof Ivo Muser

Bozner Dom, 17. April 2022

Liebe österliche Festgemeinschaft hier im Bozner Dom und überall dort, wo jetzt Menschen über RAI Südtirol und Radio Grüne Welle mit uns verbunden sind, cara comunità in festa quì nel duomo di Bolzano e voi tutti collegati attraverso RAI Alto Adige e Radio Sacra Famiglia! Fredesc y sorus!

1977 – ich war damals 15 Jahre alt – wurde der vierteilige Jesus – Film von Franco Zeffirelli zum ersten Mal im Fernsehen gezeigt. Es war ein großer Erfolg und ich bin mir sicher, dass dieser Film auf irgendeinem Fernsehkanal auch in diesen Ostertagen wieder zu sehen ist. Eine der letzten Szenen in diesem Vierteiler finde ich besonders aussagestark. Da geht einer der führenden Pharisäer, der den Tod Jesu betrieben hatte – er heißt im Film Zera – am Ostermorgen in das leere Grab hinein. Enttäuscht, in sich gekehrt, betroffen und mit klarer Erkenntnis sagt er dann: „Jetzt beginnt´s. Jetzt erst beginnt´s. Jetzt beginnt alles.“

Ja, diese Filmszene hat es in sich. Sie bringt zum Ausdruck, was Ostern ist. Wenn es diesen Beginn am  Ostermorgen in Jerusalem nicht gegeben hätte, dann gäbe es heute keine Gemeinschaft der Glaubenden; das Evangelium wäre nicht geschrieben worden; es gäbe keine Eucharistie, keine Sakramente, keinen Sonntag und keine christlichen Feste. Unsere Kirchen wären nie gebaut worden. Dann wäre Jesus für immer tot: zur Strecke gebracht mit der grausamsten Todesstrafe der alten Welt, für immer begraben hinter einem großen Steinblock. Eben tot - und mit ihm tot auch alles, wofür er steht.

„Jetzt beginnt´s. Jetzt erst beginnt´s. Jetzt beginnt alles.“

Der Apostel Paulus bringt es wenige Jahre nach diesem Ostermorgen so auf den Punkt: „Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ (1 Kor 15,14). Damit ist auch gesagt: Ohne diesen Beginn gibt es nur innerweltliche Hoffnungen, die spätestens an unseren eigenen Gräbern zerbrechen. Dann gibt es auch keine Hoffnung für unsere Verstorbenen und dann ist mit unserem eigenen Tod alles aus. Dann gibt es nur mehr hilflose, verzweifelte, resignierte und zynische Ablenkungsmanöver gegenüber dem allgegenwärtigen Tod. Auch dieser Ostergottesdienst wäre nichts anderes als ein vielleicht schöner, aber inhaltsleerer und fragwürdiger Selbstbetrug.

„Nimm die Auferstehung hinweg, und auf der Stelle zerstörst du das Christentum", so sagt es ein Prediger des 4. Jahrhunderts. Ist uns bewusst, was wir heute feiern und was mit Ostern alles auf dem Spiel steht?

In den Tagen vor der Karwoche traf ich mich mit einigen jungen Frauen aus der Ukraine, die zusammen mit ihren Kindern vor den Gräueltaten des Krieges geflohen waren. Sie haben Aufnahme gefunden im Haus St. Georg in Sarns bei Brixen. Eine dieser Frauen fragte ich, woran sie gedacht habe, als sie in den Bus einstieg, der sie aus der Heimat wegbringen sollte. Die Antwort hätte ich mir nie vorstellen können: „Es kommt ganz bestimmt wieder Ostern – für uns und unser Land. Das ist meine Kraft und daran halte ich mich mit meinen beiden Kindern fest.“

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, der genauso wie unser Märtyrer Josef Mayr – Nusser von den Nationalsozialisten umgebracht wurde, schrieb wenige Monate vor seiner Hinrichtung: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln“. Ostern ist die wichtigste Botschaft, die Menschen je erreicht hat und je erreichen wird: Gott hat den Gekreuzigten nicht im Tod gelassen. Das Ostergeschehen ist die frohe Botschaft schlechthin: Sie gibt dem Leben letzten Sinn – trotz allem und durch alles hindurch. Was am ersten Ostermorgen in Jerusalem geschehen ist, bleibt die Initialzündung und das Fundament des christlichen Glaubens – im Leben, im Sterben und über diese Welt hinaus.

Due anni fa, nel bel mezzo del lockdown rigoroso, a Papa Francesco è stata rivolta la proposta di posticipare la celebrazione della Settimana Santa e della Pasqua a dopo il coronavirus, così che sarebbe riuscito più facile festeggiare la principale solennità cristiana. La risposta del Papa è stata chiara - e del resto non mi aspettavo altro: "La Pasqua non può essere mai rimandata.“

No, la Pasqua non deve mai venire a mancare! La Pasqua non si arrende ne davanti all´esperienza del Coronavirus ne davanti al terrore della guerra in Ucraina. La Pasqua non distoglie l'attenzione dalla durezza della vita, dal dolore della sofferenza e della morte, dalle crudeltà di cui le persone sono capaci. Nulla viene banalizzato: perché colui che vive è il Crocifisso! La risurrezione e la croce, la croce e la risurrezione sono l'unico grande mistero della nostra fede. L'uno non esiste senza l'altro.

La speranza: questa è la prospettiva della Pasqua. Sperare significa oltrepassare limiti, non essere assorbiti nel qui e ora, non restare fermi semplicemente a una prospettiva solo umana, intramondana. La speranza mantiene l'orizzonte aperto al futuro.

Un segno concreto della speranza pasquale vedo anche nella grande solidarietà degli altoatesini come risposta allo scoppio della guerra in Ucraina il 24 febbraio scorso. Le offerte alla nostra Caritas hanno superato il milione di euro. Sono stati realizzati anche tanti altri segni, incontri, raccolte e iniziative di vicinanza e di solidarietà. Di tutto questo possiamo essere fieri e in questo giorno di Pasqua, in questo giorno solenne della nostra speranza, dico a tutti un sentito e commosso grazie.

Non dimentichiamolo mai: la guerra non inizia sui campi di battaglia, ma sempre nei pensieri, nei sentimenti e nelle parole delle persone. I nostri pensieri non sono mai neutrali e il nostro linguaggio rivela sempre ciò che pensiamo. Non esistono vittorie ottenute attraverso una guerra, il nazionalismo, il disprezzo di altri popoli, lingue e culture. Quando finisce una guerra ci sono sempre e solo sconfitti! Chiediamo oggi che ci venga donato il desiderio dell’ unità nella diversità – qui da noi in Alto Adige, così come in un’ Europa comune, dove culture diverse tra loro si incontrano e si arricchiscono a vicenda.

Mi è piacciuto ciò che don Vasyl Demchuk, sacerdote ucraino e oggi concelebrante, ha detto in un´ intervista al nostro giornale diocesano “Il Segno”: “È una lotta continua, ma il bene vincerà. Il bene prevarrà sul male. Perciò invito tutti a pregare e a lavorare per la pace, cominciando prima di tutto da se stessi, per ricostruire un mondo migliore”.

Buona Pasqua di Risurrezione: La pace è sempre dono, ma dev`essere anche voluta e preparata. È un obiettivo da costruire e rafforzare giorno per giorno. Dev´essere l’eredità che gli anziani e gli adulti consegnano ai bambini e ai giovani, affinché la trasformino in un bene comune duraturo.

„Der Friede sei mit euch“. Mit dieser Zusage des Auferstandenen wünsche ich allen, hier im Bozner Dom und von hier aus allen Menschen in unserem Land, ein gesegnetes, lichtreiches, frohes und friedvolles Osterfest. Bauen wir mit Christus, dem Sieger über den Tod, Brücken des Friedens.