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Predigten

Requiem für alle Coronatoten und für die Toten des Ukrainekrieges

Bischof Ivo Muser

Bozner Dom, 18. März 2022

Die Corona-Pandemie hat den Tod in die Mitte unseres Nachdenkens gerückt. Sonst verdrängen wir oft, wo und wie gestorben wird, wollen den Tod nicht sehen, schieben ihn an den Rand unserer Aufmerksamkeit. Eine Tendenz, die unserer Gesellschaft an der Tagesordnung ist. Seit den Fernsehbildern von Särgen, die in Militärtransportern aus den Krankenhäusern in Bergamo abgeholt werden mussten, war das nicht mehr möglich. Symbolbilder, die um die Welt gingen. Bilder. Das war genau heute vor zwei Jahren.

Wie viele mussten ohne einen lieben Menschen an der Seite von dieser Welt gehen, wie viele ohne eine Hand, die sie hielt, ohne eine vertraute Stimme – ohne ein „Ich hab dich lieb“ oder ein Wort der Versöhnung, wo es nötig gewesen wäre? Wie viele durften ihre verstorbenen Mütter, Väter, Ehepartner, Schwestern, Brüder und Freunde noch einmal sehen? Und wie wenige Angehörige wurden zeitweise zu den Trauergottesdiensten zugelassen? Ich kenne Menschen, die sehr darunter leiden. Bis heute.

Es braucht Tage wie diesen. Es braucht Menschen, die in ihrem Gedenken, in ihrem Innehalten und in ihren Gebeten miteinander verbunden sind. Es braucht Trost, den nur Gott uns geben kann. Gläubige Menschen sind Menschen der Hoffnung! Wir erhoffen im Schauen auf Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, für unsere Verstorbenen Leben – ein Leben auf der anderen Seite des Lebens! Wir hoffen, dass es Versöhnung, Dankbarkeit, Beziehung und Liebe gibt über die Schwelle des Todes hinaus. Das ist die christliche Alternative, die christliche Antwort auf die vielen Fragen, die der unausweichliche Tod uns allen stellt. Unsere Hoffnung für unsere Verstorbenen liegt im Wort Jesu, das er dem mitgekreuzigten, rechten Schächer zusagt: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Im Licht dieses Wortes bekommt der Tod eines gläubigen Menschen ein anderes Gesicht. Der Tod ist nicht mehr ein Fall ins Bodenlose und nicht mehr Ausdruck der Resignation eines „Alles umsonst und alles vergeblich“.

Unsere Welt ist weiter aus den Fugen und oft können wir nicht verstehen, was um uns herum passiert. Viele Menschen fühlen sich seit der Coronapandemie und jetzt zusätzlich durch einen Krieg in Europa vor unserer Haustüre emotional belastet, manche sogar erschöpft und fragen sich, wie sich alles weiterentwickeln wird. In der Ukraine tobt seit dem 24. Februar ein entsetzlicher Krieg. Es fließen Ströme von Blut und Tränen. Es handelt sich nicht nur um eine Militäroperation, es handelt sich um Krieg, einen Krieg, der Tod, Zerstörung und Elend aussät und zurücklässt. Wie grausam dieser Krieg ist und wie sehr die Menschen leiden, weiß ich auch aus persönlichen Telefonaten mit zwei griechisch – katholischen Priestern und einem Bischof in Kiew und in Lemberg, die mit mir in Innsbruck studiert haben.

Ricordo il dramma e la crudeltà della guerra in Ucraina con le parole di Papa Francesco, pronunciate durante l´Angelus del 27 febbraio scorso: „Chi fa la guerra dimentica l’umanità. Non parte dalla gente, non guarda alla vita concreta delle persone, ma mette davanti a tutto interessi di parte e di potere. Si affida alla logica diabolica e perversa delle armi, che è la più lontana dalla volontà di Dio. E si distanzia dalla gente comune, che vuole la pace; e che in ogni conflitto è la vera vittima, che paga sulla propria pelle le follie della guerra… E non dimentichiamo le guerre in altre parti del mondo, come nello Yemen, in Siria, in Etiopia… Ripeto: tacciano le armi! Dio sta con gli operatori di pace, non con chi usa la violenza. Perché chi ama la pace, come recita la Costituzione Italiana, „ripudia la guerra come strumento di offesa alla libertà degli altri popoli e come mezzo di risoluzione delle controversie internazionali“ (Art. 11).

Questo giorno di commemorazione e di preghiera è un momento necessario per rendere collettivo quello che non è un dolore privato, ma di un’ intera comunità. Un dolore che può trasformarsi in energia positiva se sarà capace di produrre in tutta la nostra comunità una nuova consapevolezza, un senso civico di responsabilità forte e di solidarietà reciproca. Siamo chiamati ad imparare la pace, concretamente, nei pensieri, nel linguaggio, nelle nostre scelte ed azioni.

Non possiamo e non dobbiamo dimenticare i morti di questa pandemia e di questa guerra dinanzi alle nostre porte. Non possiamo e non dobbiamo arrenderci al linguaggio e alla crudeltà di questa guerra – di ogni guerra. Fa bene a tutta la nostra società se ci fermiamo, se ricordiamo insieme per trovare la forza di rialzarci insieme – come operatori e operatrici di pace.

Seliger Josef Mayr – Nusser, genau heute vor fünf Jahren – es war der 18. März 2017 - wurdest du hier im Dom von Bozen seliggesprochen. An deinem Grab bitten wir: Du hast durch dein überzeugtes Ja zur Gottes- und Nächstenliebe ein klares Nein gesagt zum nationalsozialistischen Regime mit seiner Blut- und Bodenideologie, mit seiner Verherrlichung des Krieges, mit seiner Rassenlehre, mit seiner Beseitigung des Humanen. Hilf uns, unsere familiären, sozialen, politischen und religiösen Überzeugungen gewaltfrei zu leben – im Respekt voreinander und in der gemeinsamen Verantwortung für die Würde eines jeden Menschen. Hilf uns, innezuhalten, zu gedenken und einander zu ermutigen.