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Botschaften & Stellungnahmen

Tag der Arbeit 2021

Gemeinsame Stellungnahme von Bischof Ivo Muser und der Kommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit

Der 1. Mai, Tag der Arbeit, ist auch Gedenktag des heiligen Josef des Arbeiters. Im Arbeiten kann sich der Mensch verwirklichen, seine Persönlichkeit entfalten und seinen Beitrag leisten zur Gestaltung der Gesellschaft, weshalb die Kommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit auf den Wert der Arbeit und den Wert der Arbeitenden hinweist, wobei unter „Arbeit“ nicht nur die Lohnarbeit zu verstehen ist.

Arbeit ist ein wesentlicher Faktor des Lebens – trotz mancher Belastungen und Anstrengungen. Arbeit hat nicht nur einen Preis, sondern einen unveräußerlichen Wert, denn dahinter steht der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit und Würde als Person. Die Arbeit muss aber nach heutigem Verständnis der kirchlichen Soziallehre auch bestimmte Bedingungen erfüllen, die sich mit den Eigenschaften frei, schöpferisch, mitverantwortlich und solidarisch umschreiben lassen.

Der Wert der Arbeit und der Wert der Arbeitenden

Arbeitszeit ist wertvolle Lebenszeit. Sinnstiftende Arbeit befriedigt jeden Menschen. Arbeit bietet vielfach auch die Sicherung des Einkommens und somit meist auch die Möglichkeit zu gewissem Wohlstand. Gleichzeitig ist die Arbeit auch ein integraler Bestandteil der menschlichen Identität und hat neben der individuellen immer auch eine soziale Dimension in Hinblick auf ihre enge Beziehung zum Gemeinwohl.

„Arbeit“ ist nicht nur Lohnarbeit

In den Verfassungen vieler Staaten ist das Recht auf Arbeit verankert. Das große Missverständnis dabei ist, dass darunter vielfach nur die Erwerbsarbeit gesehen wird. Arbeit ist aber viel mehr. Fast zwei Drittel der Arbeitszeit wird gratis geleistet, bei Beschäftigungen, die für das Wohlbefinden des Einzelnen und für das Gemeinwohl äußerst wichtig sind, auch ökonomisch.

Der größte Anteil der Arbeit, für die es weder eine Besoldung noch eine Altersversicherung gibt, liegt im Bereich von Haushalt, Pflege und Erziehung (care work).

Der psychologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Wert der Selbstarbeit wird meist verkannt. Es ist eine Arbeit, die man für sich selbst verrichtet, z.B. beim Bau und bei der Instandhaltung des eigenen Hauses, im Garten und bei Hobbies. Auch die Nachbarschaftshilfe ist Arbeit.

Ebenso wird zu wenig an die verschiedensten Aktivitäten im Volontariat gedacht. Auch wenn diese Arbeit nicht bezahlt wird und nicht für die Altersversicherung zählt, ist es oft sogar eine harte Arbeit, die für den Volontär selbst und ebenso für die Gesellschaft nicht hoch genug bewertet werden kann.  

Jahr des heiligen Josef

Papst Franziskus hat mit dem Apostolischen Schreiben „Patris corde“ ein „Jahr des heiligen Josef“ ausgerufen, das bis zum 8. Dezember 2021 dauert und in dem dieses Heiligen besonders gedacht werden und sein Vorbild inspirieren soll. Als Zimmermann steht der heilige Josef für die Arbeit, die gegenwärtig zu einem dringenden sozialen Thema geworden ist. „Die Krise unserer Zeit, die eine wirtschaftliche, soziale, kulturelle und geistliche Krise ist, mag ein Aufruf an alle sein, den Wert, die Bedeutung und die Notwendigkeit der Arbeit wieder neu zu entdecken…“, so Papst Franziskus.

Der Glaube des heiligen Josef sucht nicht nach Abkürzungen, sondern begegnet dem, was ihm widerfährt, „mit offenen Augen“. Wer die Augen und das Herz verschließt und gleichgültig gegenüber Not und Ungerechtigkeit ist, geht auch am Evangelium vorbei.