Die Bischofssynode, die heuer begonnen hat und bis 2023 dauert, ist ein gemeinsamer Prozess der gesamten katholischen Kirche. Die Synode steht unter dem Leitsatz „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“. Papst Franziskus möchte mit der Synode die „Synodalität“ in der Kirche zum Thema machen. Mit Synodalität ist die Art und Weise gemeint, wie das Miteinander in der Kirche gelebt wird. „Synodalität ist damit durchaus als Gegensatz zum negativen Schlagwort des ‚Klerikalismus‘ zu verstehen. Nicht klerikale Macht, sondern gemeinsame Verantwortung und Teilhabe soll das Leben der Kirche prägen. Dies gilt für alle Ebenen der Kirche, von der einzelnen Pfarrei oder Vereinigung bis hin zu den großen weltkirchlichen Organen. Bestehende synodale Strukturen wie Pfarrgemeinderäte, Pfarrverwaltungsräte oder diözesane Räte und Kommissionen sollen auf ihre Lebendigkeit überprüft werden, positive Aspekte gestärkt und mögliche Verbesserungen aufgezeigt werden“, erklärt Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz, der von Bischof Ivo Muser mit der Begleitung der diözesanen Phase der Synode beauftragt worden ist.
Mit der Diözesansynode 2013-2015 hat die Diözese Bozen-Brixen bereits wichtige Schritte auf dem von Papst Franziskus jetzt angeregten Weg gemacht. In einem breit angelegten Prozess wurde die aktive Beteiligung der Gläubigen gefördert und Entscheidungen zu wichtigen Zukunftsfragen der Ortskirche getroffen. Zugleich wurden wichtige Erfahrungen gesammelt, nicht nur über die Stärken, sondern auch über die Grenzen eines derartigen Prozesses. Auch hinsichtlich der gelebten, alltäglichen Synodalität in der Diözese Bozen-Brixen hat die Diözesansynode wichtige Entscheidungen gebracht: allem voran im Miteinander der Sprachgruppen und in der Leitung der Pfarreien. Die Diözesansynode hat aber auch gezeigt, dass es in der katholischen Kirche eine ungelöste Spannung zwischen den Erwartungen breiter Schichten von Gläubigen und den Antworten vonseiten der verschiedenen kirchlichen Leitungsinstanzen gibt.
Heute haben rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Cusanus-Akademie in Brixen die inhaltlichen Arbeiten der diözesanen Phase der Bischofssynode aufgenommen. „Als kleiner Teil der großen Gemeinschaft der Weltkirche sind wir heute zusammengekommen, um zu hören. Ich wünsche mir auf diesem synodalen Weg, dass jeder von uns in einen Dialog mit dem anderen tritt. Die Bischofssynode ist bewusst breit angelegt, um alle mit einzubeziehen und die Kirche auf der Höhe der Zeit zu halten“, sagte Bischof Muser in seiner Begrüßung.
Nach einem gemeinsamen Gebet mit dem Bischof und dem Einstieg in das Thema wurden in wechselnden Gruppen folgende Fragestellungen bearbeitet: Wer ist gemeint, wenn wir in der Kirche „wir“ sagen? Wer sind unsere Weggefährten? Wer wird gehört? Wer kann das Wort ergreifen? Wer spricht für uns? Welche Spiritualität prägt unser Miteinander? Wie stehen wir in Dialog mit anderen Religionen und Konfessionen? Wie bringen wir uns in den sozialen, ökologischen und politischen Diskurs ein? Wer legt Ziele und Wege fest? Wie werden Entscheidungen vorbereitet und getroffen? Welchen Beitrag gibt die Bildungsarbeit in diesen Fragen?
Der diözesane Tag findet auch ein zweites Mal, am 12. November, online statt. Im Laufe des Frühjahres 2022 werden noch verschiedene diözesane Gremien mit den Themen der Synode befasst. Der Priesterrat und der Pastoralrat werden in einer gemeinsamen Sitzung die Ergebnisse bündeln. Die Ergebnisse dieser Beratungen werden auf zwei Ebenen eine Rolle spielen. Einerseits dienen sie, fünf Jahre nach der Diözesansynode, einer Standortbestimmung innerhalb unserer Diözese. Andererseits fließen die Ergebnisse ein in den Beratungen auf Ebene der italienischen und europäischen Bischofskonferenz. Im Herbst 2023 findet die Bischofssynode in Rom ihren Abschluss.