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Vorträge & Ansprachen

Diözesansynode

Liebe Synodengemeinschaft, care sinodali e cari sinodali!

Wenn wir heute die Cusanusakademie, diese unsere Synodenaula verlassen, dann ist die Zeit der gemeinsamen Synodenarbeit vorbei. Am kommenden Dienstag, dem großen Marienfesttag, kommen wir noch einmal im Brixner Dom zusammen, nicht um zu arbeiten, sondern um zu danken – Gott und auch einander.

Die Zeit der Synode ist zu Ende und doch darf “der gemeinsame Weg” nicht zu Ende sein. Würden wir abschließen, ohne gemeinsam weiter zu gehen, dann hätten wir noch nicht begonnen, gemeinsam zu gehen.

Questi anni del nostro Sinodo ci hanno allenato a quello stile di sinodalità, che tanto ha raccomandato Papa Francesco alla Chiesa italiana lo scorso 10 novembre 2015, nel discorso tenuto nella cattedrale di Firenze ai partecipanti al 5. Convegno ecclesiale nazionale, al quale ho partecipato insieme con altri dieci sinodali: “La Chiesa sia fermento di dialogo, di incontro, di unità. Del resto, le nostre stesse formulazioni di fede sono frutto di un dialogo e di un incontro tra culture, comunità e istanze differenti. Non dobbiamo aver paura del dialogo: anzi è proprio il confronto e la critica che ci aiuta a preservare la teologia dal trasformarsi in ideologia. Ricordatevi inoltre che il modo migliore per dialogare non è quello di parlare e discutere, ma quello di fare qualcosa insieme, di costruire insieme, di fare progetti: non da soli, tra cattolici, ma insieme a tutti coloro che hanno buona volontà. E senza paura di compiere l’esodo necessario ad ogni autentico dialogo. Altrimenti non è possibile comprendere le ragioni dell’altro, né capire fino in fondo che il fratello conta più delle posizioni che giudichiamo lontane dalle nostre pur autentiche certezze.”

Heute kann ich ehrlich sagen: Ich wollte diese Synode, auch wenn mir viele davon abgeraten haben, und ich bin dankbar, dass wir sie gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Nie im Laufe der vergangenen Jahre, wirklich in keinem Moment und in keiner Situation habe ich es bereut, die Synode gewollt und einberufen zu haben – auch wenn mich die Synode stark gefordert hat, in meinem Denken und in meiner Theologie, in meiner Verantwortung, in meiner Liebe zur Diözese, die so ist, wie sie ist. Und ich danke allen, die sich die Synode etwas “kosten” ließen, die sich fordern und herausfordern ließen. Eine persönliche Bilanz kann nur jeder und jede selber ziehen. Es wäre sicher ein geistlicher Gewinn, wenn wir Räume schaffen würden, um uns das auch gegenseitig zu sagen. Persönlich bin ich davon überzeugt: Es war dann eine gesegnete Zeit, wenn die Synode, mit allem, was sie ausgemacht hat, unsere Liebe zur Diözese und zur Kirche vergrößert hat. Und es gibt keine Liebe zur Kirche ohne das Leiden an ihr! Wir können es mit einem modernen geistlichen Lied auch noch tiefer sagen: “Wer von der Liebe singt, der darf vom Kreuz nicht schweigen”.

Wer sich auf diesen synodalen Weg einlässt, den wir vor uns haben, sollte gut gerüstet sein, ausgerüstet mit dem, was wir in der Synode eingeübt haben oder bescheidener: uns bemüht haben, einzuüben und zu lernen. Questi due anni di Sinodo, che abbiamo vissuto insieme, ci hanno offerto tanti strumenti. Di questi ne ho scelti sette, che credo possano esserci utili nella nuova e bella sfida che ci accingiamo ad affrontare.

“Auf dein Wort hin”Wer sich auf den Weg macht darf das Ziel nicht aus dem Auge verlieren, damit der Weg sich nicht verliert.
“Auf dein Wort hin: in Freude und Hoffnung” – war das Leitmotiv unserer Synode. Erlaubt mir, dass ich mir und uns allen die selbstkritische Frage zumute: War das Wort Gottes wirklich die einigende und verbindende Mitte unserer Synode? War dieses Wort genügend im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit, unseres Ringens?

Das Wort Gottes ist der Kompass der Kirche. Dieses Wort, gelegen oder ungelegen, ob man es hören will oder nicht, muss unser Bezugspunkt, unser Kompass bleiben. Vor allem in jenen Situationen, Herausforderungen und Fragen, die uns dazu versucht haben und noch versuchen werden, den eigenen Wegen mehr zu vertrauen als SEINEM Wort. Auf unserem gemeinsamen Weg werden wir nur weiter kommen, wenn wir ein “hörendes Herz” haben und uns als Glaubensgemeinschaft unter SEIN Wort stellen.

Das Wort Gottes kennen; dieses Wort miteinander teilen; sich von diesem Wort persönlich und als Gemeinschaft ansprechen und provozieren lassen; auf dieses Wort antworten und dankbar dafür sein, dass es uns und auch unserer Zeit nicht nach dem Mund redet. Ich denke dabei mit großer Wertschätzung an Bischof Wilhelm Egger und an seine Vision von einer Diözese unter dem Wort Gottes.

La Carta dei provvedimentiQuando si affronta un viaggio è bene avere con sé una guida che ci aiuti a tracciare il percorso del nostro cammino. Questa guida l’abbiamo finita di approvare quest’oggi: è la Carta dei provvedimenti. È un documento prezioso, frutto di tanti incontri e di tanto ascolto. È frutto anche di tante discussioni, che fanno parte di quel dialogo sinodale partecipativo e trasparente che ha caratterizzato questi ultimi due anni della nostra Chiesa locale. È un documento molto ricco e articolato, che offre obiettivi più “semplici” da raggiungere ed altri più “complessi”, che richiedono un percorso più lungo e a volte anche impervio. Questo non ci scoraggi e non faccia venire meno la voglia di continuare a camminare insieme, di continuare a fare “sinodo”. Guardiamoci sempre in faccia – nonostante tutte le differenze che ci sono tra di noi e all´interno della nostra Chiesa locale.
Custodiamo con cura e con responsabilità questa guida speciale che è la Carta dei provvedimenti, perché raccoglie le voci, i problemi, i desideri e i sogni delle tantissime persone che hanno partecipato ai vari “incontri aperti”, organizzati in questi due anni di cammino sinodale. Ricordiamo che, oltre al nostro, in questa Carta c’è il volto e il contributo di ciascuna di queste persone.

Oggi mi affidate questi provvedimenti, frutto di un grande e intenso impegno. Vi prometto di trattarli con grande rispetto e gratitudine. La mia firma sarà espressione della mia responsabilità che mi è stata affidata attraverso l´ordinazione episcopale.

Die christliche IdentitätZeigen wir den Menschen, die uns auf unserem Weg begegnen, dass wir Christen sind. Wir werden weniger werden. Das äußere Gesicht unserer Pfarrgemeinden, unserer Ordensgemeinschaften und unserer ganzen Diözese wird sich in den kommenden Jahren noch stark verändern. Viel Vertrautes werden wir aufgeben müssen, auch Strukturen. Christen werden in unserer Gesellschaft zunehmend zu Angefragten und zu Hinterfragten. Sie müssen heute wissen, wer sie sind, zu wem sie gehören und wofür sie stehen. Ohne Identität gibt es auch keinen ehrlichen, offenen, respektvollen und angstfreien Dialog – unter uns nicht und nicht mit Menschen anderer Konfessionen, Religionen, Kulturen und Weltanschauungen. Und wenn wir nach den Gründen unseres Glaubens und unserer Hoffnung (vgl. 1 Petr 3,15) gefragt werden, schämen wir uns nicht, unsere christliche Identitätskarte zu zeigen – nicht verbissen, nicht arrogant, nicht mit vorgehaltener Hand, nicht mehrdeutig, sondern mit Freude und Hoffnung. Vor einigen Wochen sagte ein muslimischer Flüchtling zu mir: “Angst habe ich nicht vor dem Glauben der anderen. Angst macht mir, dass ich seit meiner Flucht nach Europa so vielen Menschen begegnet bin, die nicht mehr zu ihrem Glauben und zu ihrer Kirche stehen”.


Il discernimentoNel bagaglio delle esperienze che abbiamo maturato nel nostro Sinodo diocesano c’è un altro aspetto che mi preme ci accompagni anche in futuro: il discernimento. Prendiamoci il tempo per fare “discernimento” prima di prendere una decisione. Sforziamoci di considerare i vari aspetti che caratterizzano una situazione, impegnamoci ad avere uno sguardo il più ampio possibile, che abbracci i diversi punti di vista, non solo quello che è più “facile” o più “comodo”, e mettiamoci in ascolto di ciò che lo Spirito ci suggerisce. Il tempo che dedichiamo al “discernimento” è un tempo sicuramente ben speso. Talvolta anche all´interno del nostro Sinodo ci è mancato il tempo, la riflessione e un discernimento che nasce dall´ascolto aperto e rispettoso. Mi auguro per la nostra diocesi e per il nostro cammino postsinodale che abbiamo davanti un´autentico discernimento, non sbrigativo, non ideologico, non guidato da una lobby ma autenticamente spirituale.

Spannungen aushalten“Katholisch” bedeutet wörtlich: was dem Ganzen entspricht.
Das ist nur lebbar im ständigen Ringen um die “Einheit in der Vielfalt”. Einheit ist keine Einheitlichkeit; Vielfalt ist nicht unverbindlicher und beliebiger Pluralismus. Die Einheit unseres Gottes ist seine Dreifaltigkeit. Gott ist in sich selber Austausch, Gespräch, Beziehung, Kommunikation und in diesem Sinn lebendige und fruchtbare Spannung.

Wenn es stimmt, dass der Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen ist, dann ist das trinitarische Gottesbild der Schlüssel zu unserem christlichen Menschenbild. Die Vielfalt in unserer Diözese, und noch mehr die Vielfalt unserer Weltkirche, ist nicht unser Problem und unser Schicksal, sondern unsere Herausforderung, unser Reichtum, unsere Berufung. Unsere Diözese hat schon aus historischen Gründen diese ganz spezifische Berufung! Und es ist ein Reichtum, dass wir keine autonome Nationalkirche sind, sondern Teil einer weltweiten Glaubensgemeinschaft! Aber diese Berufung und dieser Reichtum sind nur lebbar durch das Wahrnehmen, das Aushalten und das Leben “in Spannung”. Helfen wir uns gegenseitig dabei! Lösen wir nicht die Spannung auf – in die eine oder andere Richtung. Bekennen wir uns zum katholischen “sowohl – als auch”, gegen das leichtere und verführerische Prinzip: “entweder – oder”. Haben wir Geduld miteinander! Gehen wir barmherzig miteinander um!

Die Synode hat mich persönlich sehr geerdet. Sie hat mir deutlich gemacht, was da ist, aber auch, was nicht mehr da ist. Oft habe ich für mich entdeckt: Der Platz des Bischofs ist nicht auf dem Stuhl, sondern zwischen den Stühlen. Ich bitte euch alle: Helft mir, diesen Platz fruchtbar zu machen für meinen Dienst an einer “Einheit in der Vielfalt”.

Trasparenza e partecipazioneNello stile della sinodalità, fondamentali sono due concetti, che ci hanno accompagnato in questo nostro Sinodo diocesano e che mi auguro di cuore possano caratterizzare il cammino della Chiesa locale anche nei mesi e negli anni futuri: la trasparenza e la partecipazione.
Abbiamo lavorato alla luce del sole, aprendo le porte delle nostre assemblee a tutti quelli che volevano partecipare. Abbiamo incontrato la gente negli “open space” e, con trasparenza, abbiamo dialogato con tutti. Su tutto. Senza tabù. E questo nella consapevolezza che, come Chiesa locale, non possiamo prendere decisioni su tutto, ma che comunque possiamo confrontarci su tutto ciò che è presente all´interno della nostra Chiesa locale e anche universale.

Questa trasparenza ci ha permesso di acquistare fiducia negli altri e di conquistare al tempo stesso la fiducia degli altri. Che la trasparenza, che ha caratterizzato i lavori di questo Sinodo diocesano, possa continuare a crescere e a caratterizzare ogni giorno di più il percorso post-sinodale che ci accingiamo a intraprendere.
Alla nostra Chiesa locale auguro che non venga mai meno la partecipazione.

Wir brauchen auch in Zukunft viele “open spaces”Ich wünsche mir für unsere Diözese viele „offenen Räume“, die wir wollen und ins Leben rufen, damit Glaube und Kirche im öffentlichen Kontext Südtirols zum Thema werden – durchaus auch kontrovers, aber gemeinsam und in einem echten Hören auf IHN und auf einander, aber auch in einem offenen Dialog mit der pluralen Wirklichkeit unserer Gesellschaft: Reden über den Glauben; gemeinsam ringen um den Glauben; offen aussprechen, was uns vom Glauben her bewegt; unseren Glauben zum Thema machen; in Fragen des Glaubens nicht zu Analphabethen werden; vom Glauben her Stellung beziehen; vom Glauben her sich gesellschaftlich, kulturell, sozial und politisch einbringen.

Kirche ist kein Selbstzweck, Kirche darf nicht um sich selber kreisen, sie ist nicht selber das Licht; sie muss Sakrament sein, „Zeichen und Werkzeug“ – wie das II. Vatikanische Konzil sagt (vgl. LG 1).

Liebe Synodengemeinschaft, cara comunità sinodale!
In questo “syn-odos”, non abbiamo camminato da soli. Lo abbiamo fatto insieme agli altri. Ci siamo ascoltati, abbiamo ragionato insieme, alle volte ci siamo anche arrabbiati, abbiamo sofferto e abbiamo valutato insieme le varie situazioni – anche le situazioni per le quali non esistono le risposte e le soluzioni facili e soddisfacenti.

Grazie a ciascuna e ciascuno di voi per la vostra presenza operosa, per il vostro impegno, per la vostra partecipazione. Ognuno di voi è un tessera insostituibile del grande e variopinto mosaico di questo Sinodo, che segna una pagina importante nella storia della nostra diocesi di Bolzano-Bressanone.

Einen ganz besonderen Dank, persönlich und im Namen der ganzen Diözese, sage ich dem Moderator unserer Synode, Seelsorgeamtsleiter Eugen Runggaldier, dem Sekretär Reinhard Demetz und seinem Sekretariatsteam, der Vizemoderatorin Paola Ceccarini und dem gesamten Präsidium. Ihr wart im Vordergrund und im Hintergrund die Seele der Synode. Ihr habt ganz entscheidend dazu beigetragen, dass wir beginnen konnten, dass wir auf dem Weg geblieben sind und dass wir jetzt die Synode abschließen können. Ihr wart ein Glücksgriff und ein Glücksfall für uns alle! Vergelt´s Gott, un sincero e cordiale grazie, de gra, giulan de cör!

Lo spirito di questo Sinodo, di questo camminare insieme, continui ad essere espressione della nostra Chiesa locale, che ha la responsabilità di annunciare nel contesto concreto della nostra terra la speranza che ci è stata donata come cristiani.

Mögen die Worte aus “Evangelii gaudium” von Papst Franziskus über dem synodalen Weg stehen, der jetzt beginnt: „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen… Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude“.


+ Ivo Muser