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Orden

Neuerscheinung: Wissenschaftliches Werk über Maria Hueber und ihre Spiritualität

Unlängst publizierte die Tertiarschwester Anna Elisabeth Rifeser (geb. 1987) im Aschendorff-Verlag in der renommierten Reihe „Reformationsgeschichtliche Studien und Texte“ ein hervorragendes, kultur- und frauengeschichtlich bedeutsames Werk über Maria Hueber und die Drittordensschwestern Tirols unter dem Titel: „Die Frömmigkeitskultur der Maria Hueber (1653‒1705) und der Tiroler Tertiarinnen. Institutionelle Prozesse, kommunikative Verflechtungen und spirituelle Praktiken“. Diese Arbeit entstand unter der Leitung von Prof. Günther Wassilowsky im Rahmen eines Doktoratsstudiums, das Sr. Anna Elisabeth Rifeser von 2014 bis 2017 in Innsbruck absolvierte. Im März 2018 wurde sie mit der nun als Buch vorliegenden kirchenhistorischen Dissertation zur Dr.in theol. promoviert.

Rifesers Ziel war, mithilfe von kultur-, sozial- und geschlechtergeschichtlichen Methoden die Frömmigkeitskultur der Tertiarinnen von Brixen, Bozen und Kaltern aufzuzeigen und zu eruieren, inwiefern spirituelle Praktiken die Schwestern zu Verflechtungs- und Emanzipationsbestrebungen motivierten. Für dieses über 700 Seiten starke Buch analysierte die Autorin vor allem bislang noch nie wissenschaftlich aufgearbeitetes Quellenmaterial aus insgesamt fünfzehn Archiven.

Im ersten Kapitel zeichnete sie den Institutionalisierungsprozess aus kulturpraxeologischer Perspektive nach und erklärte u. a. auch die Bedeutung religiöser Symbole im Zuge des Identitätsfindungsprozesses dieser innovativen Gründungen mit modernem Mädchenbildungsapostolat.

Anschließend beschäftigte sie sich mit den Beziehungen unterschiedlichster Gemeinschaften Tirols zu Hueber und den Tertiarinnen, etwa der Innsbrucker Servitinnen, der Klarissen, der Congregatio Jesu von Brixen sowie der Franziskaner. Erstmals wurde dabei die Legendenbildung im posthumen Rezeptionsprozess Maria Huebers kritisch unter die Lupe genommen.

Ein Glanzstück der Interpretation stellt das dritte Kapitel über die Jesuskind-Verehrung dar. Darin erörterte sie unter Anlehnung an die Mystiktheorie Michel de Certeaus (1925‒1986), dass die Statuetten als realpräsente Darstellung Jesu eine Art „Quasi-Monstranz“ darstellten und so eine von der patriarchal geprägten kirchlichen Institution unabhängige „eucharistische“ Erfahrung ermöglichten.

Ein umfangreicher Anhang mit Tabellen und Bildmaterial sowie eine ausführliche prosopografische Analyse mit Biogrammen der ersten 133 Tertiarinnen runden das Werk ab.

 

Die Expertin der frühneuzeitlichen Ordensgeschichte und der modernen Frauen- und Mädchenbildung Anne Conrad konstatiert, dass es sich um eine „ausgezeichnete, inhaltlich und methodisch innovative Arbeit handelt, die eine Vielzahl neuer und weiterführender Erkenntnisse bietet und für die frühneuzeitliche Ordensgeschichte nicht nur aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive neue Maßstäbe setzt“.

Am Freitag, 4. Oktober 2019, findet um 18.00 Uhr im Maria-Hueber-Gymnasium (Wangergasse 91, Bozen) eine Autorinnenlesung statt. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen! Der Eintritt ist frei.

 

Sr. Anna Elisabeth Rifeser: Die Frömmigkeitskultur der Maria Hueber (1653‒1705) und der Tiroler Tertiarinnen. Institutionelle Prozesse, kommunikative Verflechtungen und spirituelle Praktiken, Münster 2019. Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Südtiroler Sparkasse.