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Festakt 150 Jahre Vinzentinum Brixen

Das Vinzentinum ist vor genau 150 Jahren, am 2. Oktober 1872,als Bischöfliches Knabenseminar von Fürstbischof Vinzenz Gasser gegründet worden. Im laufenden Schuljahr feiert das bischöfliche Institut mit vielfältigen Aktionen diesen runden Geburtstag. Den Auftakt und ersten Höhepunkt bildet der große Festakt mit Bischof Ivo Muser und Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Der Regens des Vinzentinums, Generalvikar Eugen Runggaldier, betont, dass das Jubiläum Anlass gibt, das Werk des Vinzentinums im Hier und Jetzt zu feiern - aber eben nicht nur: "Runde Geburtstage sind Momente, um zurückzublicken und vorauszuschauen. Dabei ist entscheidend mit welcher Brille man das tut. Für den Blick zurück empfehle ich die Brille der Demut. Ein Rückblick verführt leicht dazu, über das Vergangene und jene, die Verantwortung trugen, zu urteilen. Demut hilft, respektvoll zu schauen und die Dinge in ihrem geschichtlichen Kontext zu betrachten. Weiter empfehle ich die Brille des Wohlwollens. Sie hilft davon auszugehen, dass die Menschen immer das Beste gewollt und versucht haben. Und schließlich empfehle ich die Brille der Ehrlichkeit. Diese braucht es, um auch das zu sehen, was man nicht sehen möchte, vor allem Leid und Schuld. Für den Blick nach vorne empfehle ich die Brille des Glaubens. Sie hilft auch das zu sehen, was Gott wirkt und dies bewahrt davor zu meinen, die Zukunft hinge nur von uns selber ab. Dann empfehle ich die Brille der Hoffnung. Sie vermittelt eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung. Und schließlich empfehle ich die Brille der Liebe. Denn nur wenn wir unser Leben, unsere Zeit, unsere Zukunft, unsere Sendung mögen, werden wir etwas Schönes daraus machen."

Die im neuromanischen Stil des Historismus erbaute Schule zeigt sich nach außen kaum verändert, hat aber im Lauf der Zeit zahlreiche Veränderungen erlebt. Während des Ersten Weltkriegs waren Schule und Heim ausgelagert und das Haus als Lazarett genutzt worden.

Nach der Annexion Südtirols durch Italien wurde der Schule 1924 das Öffentlichkeitsrecht entzogen, wodurch die Abschlussprüfungen nicht mehr anerkannt waren und nicht mehr zum Studium berechtigten. Zwei Jahre später wurde den österreichischen Schülern und Lehrern die Einreise verboten und es kam zur schmerzhaften Teilung der Schule: Ein kleiner Teil verblieb in Brixen, für den Großteil der Schüler und Lehrer wurde in Schwaz das Bischöfliche Gymnasium Paulinum gegründet. Die Lateranverträge machten das Vinzentinum 1929 aber dann zu einer der wenigen Bildungseinrichtungen in Südtirol, in denen auf Deutsch unterrichtet werden durfte. Im Zweiten Weltkrieg war das Vinzentinum erneut Lazarett, konnte aber bereits 1945 wiedereröffnet werden.

1968 wurde die Schule gesetzlich anerkannt und 2003 schließlich den öffentlichen Schulen gleichgestellt. Seit 1996 gibt es neben dem Klassischen Gymnasium und der Normalmittelschule auch eine Musikmittelschule am Vinzentinum, die in den regulären Unterricht Musiktheorie sowie Instrumental- und Gesangstunden einbindet. Waren die Schüler ursprünglich ausschließlich Knaben und die Lehrer Geistliche, sind Mädchen heute nicht nur in der Schule, sondern seit 2013 auch im Internat willkommen und die Lehrerschaft besteht inzwischen zu 58 Prozent aus Frauen.