von Giovanni Mischí
Die Vorstellung geschah auf Einladung der Gadertaler Seelsorgeeinheit und des Gadertaler Künstlerbundes EPL (Ert por i Ladins) im Beisein von Diözesanbischof Ivo Muser, Generalvikar Eugen Runggaldier, Dekan Jakob Wendelin Willeit, Domdekan Ulrich Fistill, des Brixner Domorganisten Franz Comploj und zahlreicher Vertreter der Pfarrgemeinderäte und Kirchenchöre.
3 große Kapitel
Die Anwesenden wurden in die liturgischen und musikalischen Schätze des neuen Buches eingeführt und konnten seine Verwendungsmöglichkeiten näher kennenlernen. Was alles ist aber neu am neuen „Ladun le Signur“? Wer auf diese Frage eine Antwort haben will, ist eingeladen das Buch selber einmal in die Hand zu nehmen – es lohnt sich.
Der eigentliche Stammteil des neuen „Laldun le Signur“ orientiert sich an den bisherigen ladinischen Gesang- und Gebetbücher („Laldun le Signur“ 1984, „Syn“ 1992 und „Saltier“ 2003) und gliedert sich in 3 große Kapitel: 1. Geistliche Impulse für das tägliche Leben, 2. Psalmen Gesänge und Litaneien, 3. Gottesdienstliche Feiern. Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, wurden am Beginn der jeweiligen Kapitel (wie im deutschen Gotteslob) rote Seiten eingeführt, die detaillierte Inhaltsangaben bieten.
Inhalte aller Epochen und Stile
Bei der Vorstellung wurde die Struktur des Buches erklärt und mehrere darin enthaltene Lieder wurden gesungen. Was das Liedrepertoire betrifft, finden sich im neunen „Laldun le Signur“ Inhalte aller Epochen und Stile, von der Gregorianik bis zum neuen geistlichen Lied. Platz wird auch der neuen Form des gottesdienstlichen Feierns eingeräumt, nämlich dem Wortgottesdienst (Liturgia dla parora). Diese Form erhält damit zum ersten Mal Eingang in einem ladinischen Gebet- und Gesangbuch. Neu gestaltet wurde auch der Andachtsteil.
Mit Blick auf die heutige gesellschaftliche und pastorale Situation will das neue ladinische Gotteslob Impulse für das Glaubensleben des Einzelnen und für das Feiern in der Gemeinschaft geben. Das betrifft sowohl den musikalischen Bereich als auch Fragen der persönlichen Glaubensvertiefung in unterschiedlichen Formen. Dabei wurde auch versucht, der bisherigen Tradition im Tal Rechnung zu tragen, ohne aber neuere Tendenzen zu unterbinden oder auszugrenzen. Das ladinische Gotteslob wird von nun an mit vielen neuen Gebeten und Gesängen die Gottesdienste bereichern, es ist aber, wie Bischof Ivo Muser in seiner Begrüßungsrede sagte, auch als „Haus- oder Familienbuch“ für den privaten Gebrauch gedacht.
Fast 10 Jahre Vorarbeit
In seiner viersprachigen Ausrichtung (Ladinisch, Deutsch, Italienisch und Lateinisch) möchte dieses Gesang- und Gebetbuch weiterhin auch die beiden anderen Landessprachen berücksichtigen, vordergründig aber verfolgt es das Ziel, vor allem das Ladinische als Liturgiesprache aufzuwerten und zu bestärken.
Dem neuen Gebets- und Gesangbuch gingen Vorarbeiten von fast 10 Jahren voraus. Das neue „Laldun le Signur“ ist als ein großes Gemeinschaftswerk entstanden. An seiner Verwirklichung haben sich mit großer Hingabe und professionellem Einsatz neben Geistlichen und Beratern fast 2 Dutzend Fachleute für Liturgie, Kirchenmusik, Pastoral, Bibelexegese, Dogmatik und Spiritualität beteiligt. Es war eine große Herausforderung für alle, galt es doch die Traditionen und die Besonderheiten im Buch unter einen Hut zu bringen. Die Fäden liefen alle bei Annamaria Fiung (Seelsorgeeinheit Gadertal) und bei Iaco Rigo (EPL) zusammen.
Beim neuen „Laldun le Signur“ wurde auf eine qualitativ hochwertige und ästhetisch ansprechende Gestaltung geachtet. Dafür sprechen auch die Zeichenmotive des Künstlers Albert Mellauner aus Antermëia/ Untermoj, die er eigens dafür entworfen hat. Es ist eine Kunstform, die vielleicht nicht jedem sofort zugänglich ist. Die bewusst schwarz-weiß gehaltenen abstrakten Motive schaffen kleine Räume des Meditierens und regen ihrerseits ebenso zum Auseinandersetzen mit den Texten und Inhalten an.
Dieses neue ladinische Gotteslob ist ein einmaliger Begleiter für das Glaubensleben. Es ist ein zeitgemäßes Gebet- und Gesangbuch für alle Gläubigen und Suchenden – in und außerhalb Ladiniens. Die Gadertaler Pfarreien dürfen sich auf den Start dieses neuen Buches freuen, denn es ist ein großer Schatz darin, der gehoben werden kann.
Erstveröffentlichung: Text erschienen in "Dolomiten", 10. Februar 2022, S. 23
Herausgeber des „Laldun le Signur“ ist die Diözese Bozen-Brixen