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Omelie

Domenica di san Cassiano e Vigilio a Bressanone 2023

Vescovo Ivo Muser

Domenica 23 aprile 2023

Duomo di Bressanone

Liebe Festgemeinschaft, geehrte Vertreter und Vertreterinnen des öffentlichen Lebens, liebe Mitbrüder und liebe Seminaristen, liebe Ministrantinnen und Ministranten, liebe Mitglieder der Vereine und Verbände, cara comunità in festa, stimate autorità, voi tutti che siete collegati con noi attraverso Radio Sacra Famiglia e Radio Grüne Welle, fredesc y sorus!

Das Osterevangelium, das uns jetzt verkündet worden ist, erzählt uns davon, dass die Jünger Jesu nach der Katastrophe des Karfreitags und nach den ersten, zaghaften Ostererfahrungen wieder in ihre Heimat Galiläa zurückgekehrt sind. Was sollen sie jetzt tun? Als gelernte und erfahrene Fischer nehmen sie wieder ihren Beruf auf – erfolglos. Sie erkennen Jesus zunächst nicht. Erst sein Wort, die Netze auf der rechten Seite des Bootes auszuwerfen, bringt sie auf die richtige Spur. „Es ist der Herr!“ – ruft der Jünger aus, den Jesus besonders liebte. Christlichen Glauben gibt es nur in der Begegnung mit dem Auferstandenen und auf sein Wort hin. Kirche ohne Christus hat keinen Sinn und keine Berechtigung!

„Es ist der Herr!“ Dieses Osterbekenntnis verbindet uns mit dem Anfang der Kirche, mit dem Glauben der Apostel. Dass dieser Osterglaube auch unser Land erreicht hat, dafür stehen Kassian und Vigilius, unsere Diözesanpatrone. Ihr Festtag wird ab diesem Jahr in der ganzen Diözese am 13. August gefeiert. Es ist der Tag, an dem das Kassiansfest über Jahrhunderte im Diözesankalender stand. Hier in Brixen wird es aber weiterhin die große Prozession geben mit den Reliquien unserer Diözesanheiligen am heutigen Kassian – und Vigiliussonntag. Die erste Kassiansprozession wurde am 13. August 1704 abgehalten – mit der Reliquie des Heiligen, die der damalige Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl aus dem Grab des heiligen Kassian in Imola bekommen hat. Seit 1734 findet sie am 3. Ostersonntag statt. So soll es auch in Zukunft bleiben.

Kassian, der christliche Lehrer und Märtyrer aus Imola, und Vigilius, der Missionar und Bischof aus Trient, stehen stellvertretend für die Geschichte der Glaubensverkündigung und Glaubensweitergabe in unserer Diözese, die dreimal ihren Namen gewechselt hat: Säben, Brixen, Bozen – Brixen. Heute sind wir an der Reihe! Heute entscheidet sich auch durch uns, ob der christliche Glaube den Menschen nach uns erhalten bleibt. 

Wollen wir noch Christen sein und bleiben? Diese Frage brennt mir bei diesem Glaubensfest unter den Nägeln. Christsein heute braucht Mut, Überzeugung und auch Zivilcourage. Als Christinnen und Christen werden wir zunehmend zu Angefragten und Hinterfragten in unserer Gesellschaft. Wir müssen wissen, wer wir sind und wofür wir stehen – auch in der Begegnung mit Menschen anderer Religionen, Kulturen und Weltanschauungen, die unter uns leben und die auch das Recht haben ihre Religion und Überzeugung öffentlich zu zeigen und zu praktizieren. Polemik und das Schüren von Ängsten sind keine christliche Haltung! Ich habe nichts gegen eine Moschee in Südtirol oder gegen öffentliche Gebetsräume von gläubigen Menschen anderer Religionen. Sorge bereiten mir die fehlende christliche Identität und die Gleichgültigkeit in den eigenen Reihen. Dass unsere Kirchen leerer geworden sind, dass nicht wenige Pfarrgemeinden um ihren Weiterbestand bangen, dass Priester- und Ordensberufungen so selten geworden sind, sagt viel aus über uns und über unsere Zukunft. Für mich geht es da nicht nur um eine Kirchenkrise. Es geht tiefer, es geht an die Substanz: um die Frage nach Gott und was Gott bedeutet für uns und unsere Gesellschaft. 

Christlicher Glaube zeigt sich nicht bei einigen Ausnahmegelegenheiten. Ein bloßes Traditions- oder Gelegenheitschristentum, das dann und wann aus der Schublade herausgeholt wird, wird nicht überleben und nicht überzeugen. Zeigen wir im persönlichen und genauso im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben, dass wir Christen und Christinnen sind und bleiben wollen; nicht versteckt, verschämt und mit vorgehaltener Hand, sondern mit Freude und auch mit Stolz!

Besonders unterstreichen will ich auch die soziale Dimension, ohne die sich der Glaube nicht christlich nennen darf: der Einsatz für den Schutz des menschlichen Lebens, die Nachbarschaftshilfe, das Ehrenamt, die Bereitschaft, soziale, karitative Projekte mitzutragen und zu unterstützen, das persönliche und strukturelle Teilen mit jenen, die auf Hilfe angewiesen sind, der ehrfürchtige und respektvolle Umgang mit der Schöpfung. Gerade wir in Südtirol leben in einem begnadeten Flecken von Gottes Schöpfung, der uns das Staunen wirklich nicht schwer macht!

Wir erleben es immer deutlicher, dass eine Gesellschaft, die im Gastgewerbe, in der Mobilität, in der Freizeitindustrie, im Handel und in vielen anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen auf ständig mehr Wachstum setzt, an eine deutliche Grenze stößt. Da ist etwas aus dem Lot geraten. Grenzenloses Wachstum und begrenzte Ressourcen gehen eben nicht zusammen. Wir brauchen Entschleunigung, ein aufmerksames Innehalten und mehr Verzicht.

Wir leben in einem reichen Land. Gleichzeitig erleben wir auch in Südtirol: Materieller Wohlstand und Konsumsteigerung allein haben die Menschen nicht glücklicher und nicht zufriedener gemacht. Pro Jahr gibt es in Südtirol mehr Tote durch Suizid als durch Verkehrsunfälle. Psychische Krankheiten, Depressionen und Magersucht nehmen besorgniserregend zu. Anlass zu Sorge bietet die Einstellung, wo vor allem in Anspruchskategorien gedacht wird. Unsere Gesellschaft hat sich zu einer immer mehr fordernden Gesellschaft entwickelt. Dankbarkeit und Maß sind für viele keine Leitwerte mehr. Ein Denken und Handeln, die vor allem auf ständigem Wachstum, Leistung, Profit, Konsum und steigenden Forderungen beruhen, tun uns persönlich und als Gesellschaft nicht gut und sind die Wurzel globaler Fehlentwicklungen wie soziale Ungleichheit, ökologische Blindheit, Nationalismen.

Da sei anni, dal 18 marzo 2017, giorno della sua beatificazione nel Duomo di Bolzano, la comunità dei nostri santi e beati diocesani è stata arricchita da Josef Mayr – Nusser, cristiano convinto fino in fondo. Era fiero della sua identità di cattolico. Per lui la fede cristiana non era una realtà formale, di facciata, ma la fonte del suo essere discepolo di Gesù.

In un discorso egli afferma: “Vogliamo essere lievito e cercare di trasformare questo nostro mondo dal di dentro in spirito cristiano, con l´ esempio e la parola”. È un´ impresa che chiede coraggio – negli anni bui delle dittature e della guerra del secolo scorso e anche oggi. Le sue parole rimangono attualissime: „La testimonianza è il nostro compito e la nostra arma… Portiamo in noi la luce della verità, Cristo. Ma non portiamola timidamente per noi soli”. 

E ai suoi giovani dell´ azione cattolica diceva: “Quale forza emana da un giovane che semplicemente vive da cristiano. Dobbiamo essere testimoni! … Lo diventiamo alla sacra sorgente dell´altare. È lì che sentiamo la Parola di Cristo, è lì che ci nutriamo del Corpo di Cristo”.

La straordinaria personalità di questo cristiano laico arricchisce davvero la comunità dei nostri santi e beati diocesani: con il suo coraggio di essere testimone di Cristo e del suo vangelo, con la formazione della propria coscienza, con il suo impegno caritativo, con il suo NO deciso a Hitler che ci ricorda che solo Dio è il Signore della storia e della vita e solo a lui spetta la nostra adorazione e la nostra preghiera.

Che questo nostro martire e beato diocesano che ebbe il coraggio di opporsi all´ idolo della sua epoca ci aiuti a formare la nostra coscienza e a sconfessare le tante mode e i tanti idoli di oggi!

Non sono gli altri a mettere in pericolo la nostra fede. Sta a noi decidere se anche oggi e nella realtà attuale vogliamo diventare, essere e restare cristiani. Questa è la nostra responsabilità, e non dobbiamo lasciarci distogliere da questo impegno. Non dobbiamo creare e alimentare paure verso la diversità degli altri, ma dobbiamo essere testimoni del Risorto – ciascuno e ciascuna di noi nel proprio contesto.

Heilige Diözesanpatrone Kassian und Vigilius und alle Heiligen, deren Reliquien wir heute durch die Straßen von Brixen tragen, helft uns, mit Überzeugung und Hoffnung das Osterbekenntnis zu leben: „Es ist der Herr!“ Macht uns Mut, Christen und Christinnen zu sein und zu bleiben. Dann werden sich immer wieder unter uns die Worte erfüllen, mit denen Papst Franziskus sein Apostolisches Schreiben „Evangelii gaudium“ begonnen hat: „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen… Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude“.