Der Kreuzestod galt in der antiken Welt als die grausamste und entwürdigendste Todesstrafe, die nur Sklaven und nichtrömische Schwerverbrecher treffen konnte. Einige Jahrzehnte vor dem Kreuzestod Jesu schrieb ein römischer Schriftsteller: „Das bloße Wort „Kreuz“ soll ferne bleiben vom Leib eines römischen Bürgers, von seinen Gedanken, seinen Augen und Ohren. Denn das Kreuz ist eines römischen Bürgers und freien Mannes zutiefst unwürdig“.
Hier erfüllt sich das Wort des Apostels Paulus an die junge Christengemeinde in Korinth: Die Botschaft vom Kreuz ist „für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit“ (1 Kor 1,23).
In eine solche Welt hinein, die so denkt und handelt, trifft die Deutung des Kreuzestodes Jesu durch den christlichen Glauben. Im Licht der Erfahrung von Ostern wagt dieser Glaube zu verkünden: Dieser Tod ist nicht sinnlos. Gerade dieser entwürdigende und grausame Verbrechertod zeigt vielmehr die letzte Konsequenz des Lebens Jesu. Er war der Mensch für die anderen und er starb für die anderen. Dieser Tod will sogar deutlich machen, wer Gott ist: Er ist einer, der sich den Menschen ausliefert, der mit ihnen und für sie leidet; er ist ein Gott, der bis zum Äußersten geht, um den Menschen zu erreichen. Weiter konnte selbst Gott nicht mehr gehen, um uns, wie der Apostel Paulus sagen würde, für seine „törichte und verschwenderische Liebe“ zu gewinnen.
„ES IST VOLLBRACHT“ – das ist der Höhepunkt der Leidensgeschichte, zu der uns der Evangelist Johannes hinführen wollte. Am Beginn seines Evangeliums steht das große Bekenntnis. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt…Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“. Jetzt, am Kreuz, wird das ganze Ausmaß dieser Nicht – Aufnahme deutlich. Heute, am Karfreitag, begehen wir die Vollendung und den Höhepunkt von Weihnachten! Für uns ist er Mensch geworden, für uns hat er gelebt. Für uns stirbt er. ES IST VOLLBRACHT.
An diesem Karfreitag möchte ich auch einige Gründe benennen, warum das Kreuz auch im öffentlichen Raum unserer Gesellschaft einen Platz haben kann:
Im Klassenzimmer wie im Gerichtssaal gibt es Beurteilungen und Urteile – das Kreuz hält den Blick offen, dass solch menschliche Entscheidungen keine letztgültigen sind. Es entlastet und relativiert zugleich. Das Kreuz im Krankenzimmer, in dem sich oft unerbittlich die Sinnfrage stellt, steht als Garant einer letzten Hoffnung, denn beim Kreuz ist auch die Auferstehung. Das Kreuz mahnt an, zu welchen Grausamkeiten der Mensch gegenüber Unschuldigen fähig ist und es erinnert gleichzeitig an die Lebenshingabe für Menschen in Liebe. Durch das Kreuz wird deutlich, dass hier Menschen wirken, die sich unter Gott wissen und sich selbst nicht zum Maß der Dinge erheben. Auch für Andersgläubige, denen Christen immer mit großem Respekt begegnen, kann sich so eine gemeinsame Basis des Vertrauens ergeben, die für das Zusammenleben sehr wichtig ist.
An diesem Karfreitag geben wir es als Christen betroffen zu: Im Namen des Kreuzes wurden Menschenrechte verletzt und das Kreuz wurde auch missbraucht als Symbol der Macht von Menschen über Menschen. Aber der Gekreuzigte selbst und seine Botschaft der Gewaltlosigkeit sind für immer eine bleibende Anklage gegen den Missbrauch des Kreuzes – vor allem gegen den christlichen Missbrauch des Kreuzes in Geschichte und Gegenwart.
Liebe Schwestern und Brüder, schauen wir heute und nicht nur heute ganz bewusst auf das Kreuz – auf das Zeichen, an dem man uns Christen erkennen muss. Es mahnt uns, dass wir uns nie mit dem Leid Unschuldiger abfinden, sondern dass wir entschieden gegen Verletzungen von Menschenwürde und Menschenrechten unsere christliche Stimme erheben. Das Kreuz ist immer auch der christliche Protest gegen die wachsende Unempfindlichkeit gegenüber allen Nicht-Siegern in unserer Gesellschaft und gegen die Verdrängung und Tabuisierung von Leiden und Tod.
Das Kreuz ist für Christen durch kein anderes Zeichen zu ersetzen. Deswegen wird am heutigen Karfreitag das Kreuz enthüllt und allen gezeigt mit den Worten: „Seht, das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt. Kommt, lasset uns anbeten“.
ES IST VOLLBRACHT – für uns, für dich, für mich. Darauf gibt es nur eine Antwort. Unsere Kniebeuge. Unsere Dankbarkeit. Unsere Anbetung. Unsere Liebe.
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