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Visita pre-natalizia al Consiglio della Provincia di Bolzano

Vescovo Ivo Muser

Giovedì, 12 dicembre 2024

Bolzano, Aula plenaria del Consiglio

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident, sehr geehrter Herr Landeshauptmann und geehrte Mitglieder der Landesregierung, stimati Consiglieri Provinciali, sehr geehrte Damen und Herren, gentili Signore e Signori, stimè Cunsei Provinziel!

Die Weihnachtsgeschichte ist eine Hoffnungsgeschichte. Für viele – in unseren Breiten für immer mehr Menschen - ist diese Hoffnung zwar zu einer diffusen Sehnsucht geworden. Aber ganz verzichten darauf möchten nur wenige. Kein anderes religiöses, kulturelles oder politisches Fest ist weltweit so präsent wie Weihnachten. Die Kirche, ohne die es diese Geschichte und das dazugehörige Fest nicht geben würde, hat schon längst die Deutungshoheit darüber verloren. Weihnachten ist ausgewandert, in unterschiedliche Kontexte hinein, nicht selten mit dem Vorzeichen eines schrankenlosen und von vielen gewollten und geförderten Konsumismus. Als Christ und Bischof macht mir das zwar Sorgen, aber gleichzeitig fasziniert und freut es mich, dass offenbar die Weihnachtsgeschichte etwas enthält, das Menschen immer noch in der Tiefe ihres Herzens und ihrer Sehnsucht anspricht und erreicht – heute oft in einem säkularen Kleid.

Die Weihnachtsgeschichte beginnt nicht weihnachtlich, sondern staatlich, mit einer politischen Entscheidung. Sie beginnt mit der Geschichte von der Erfassung des Lebens, mit der Unterwerfung des Lebens unter die Zahl: Alle aufschreiben, alle erfassen, alles aufzeichnen.

Der römische Gottkaiser Augustus hat allen Bewohnern seines Reiches befohlen, sich in ihren jeweiligen Geburtsstädten registrieren zu lassen. Er setzt damit, zu seinen Zwecken, eine Bewegung in Gang. Wie diese Geschichte ausgeht, um wie viel die Steuereinnahmen des Imperiums gestiegen sind - das erfahren wir nicht mehr, weil der Evangelist Lukas diese Zählgeschichte abbricht und eine Gegengeschichte beginnt: die Weihnachtsgeschichte.

Sie handelt von kleinen, jüdischen Leuten, von Maria und Josef, einem Kind in der Krippe und von Hirten; es ist eine Geschichte über Menschen, die zwar gezählt werden, die erfasst und aufgezeichnet werden, die aber nichts zählen und nichts bringen. Vordergründig folgen sie dem Gebot. Sie sind gehorsam, machen sich auf den Weg; aber der mündet ganz woanders, nicht bei der Zählung, die der Kaiser angeordnet hat, sondern in einer großen Erzählung.

E questa narrazione ha un messaggio chiaro: non è l'imperatore di Roma a portare salvezza e speranza, ma un bambino. È una grande inversione di rotta, un grande capovolgimento dei valori prevalenti e consolidati. Questa storia di speranza cerca da allora persone che credano che l'umanità e le soluzioni pacifiche ai conflitti siano possibili e che agiscano di conseguenza. Cerca persone che abbiano la forza di uscire dal circolo vizioso dell'inconciliabilità; quell’automatismo nocivo che trasforma il vicino in un avversario, il rifugiato in un nemico, il nostro prossimo in una minaccia. Ci vuole davvero coraggio per questo cambio di prospettiva e per un atteggiamento del genere! Questo rappresenta il bambino nella mangiatoia e la storia di speranza che è legata a quell'uomo che chiamiamo Gesù di Nazareth.

Sullo sfondo di questo racconto di speranza, vi invito a riflettere su dieci questioni:

 

1. Politica coerente al servizio degli altri 

La politica (quella con la P maiuscola) o è al servizio degli altri o non è. La logica del servizio aiuta ad evitare la trasformazione dell’azione politica in esercizio di potere. Per questo vi auguro di mantenere sempre la coerenza: coerenza fra ciò che uno crede e ciò che poi fa. Come diceva il beato giudice Livatino: “Alla fine della vita non ci sarà chiesto se siamo stati credenti, ma se siamo stati credibili.” Vi ringrazio per il vostro impegno a favore dei più fragili, come i disabili, gli anziani soli e le famiglie in povertà, e per il vostro sforzo nel distribuire le risorse in maniera giusta e necessaria.

 

2. Die Frage nach dem Wesentlichen

Politische Arbeit ist oft komplex und geprägt von Sachfragen, Interessen und Kompromissen. Dabei kann es leicht passieren, dass das Wesentliche aus dem Blick gerät. Ich lade Sie ein, sich immer wieder zu fragen: „Für wen und für was arbeite ich?“ Diese Frage hilft, den Fokus auf die Menschen zu lenken, die auf Ihre Entscheidungen vertrauen, und deren Anliegen und Bedürfnisse ins Zentrum zu stellen. Die Frage nach dem Wesentlichen bewahrt davor, sich in Details zu verlieren, und hilft, das große Ganze im Blick zu behalten.

 

3. Das Hinhören als Grundlage für echtes Miteinander

Das „Hinhören“ ist eine grundlegende Haltung, die Papst Franziskus in der jüngsten Synode betont hat und die auch weit über die Kirche hinaus relevant ist. Es geht nicht nur darum, zuzuhören, sondern wirklich zu verstehen, was das Gegenüber bewegt. In der Politik kann echtes Hinhören dazu beitragen, Gräben zu überwinden und Lösungen im Dialog zu finden. Stellen wir uns die Frage: Hören wir, um zu antworten, oder hören wir, um zu verstehen? Echtes Hinhören schafft die Grundlage für ein vertrauensvolles Miteinander und einen konstruktiven Austausch.

 

4. Respektvolles Miteinander als Basis für das Vertrauen

Respekt und Würde im Umgang miteinander sind die Basis für eine funktionierende Demokratie. Als gewählte Volksvertreterinnen und -vertreter stehen Sie im Fokus der Öffentlichkeit, und Ihre Haltung prägt das gesellschaftliche Klima. Gerade bei Meinungsverschiedenheiten ist es wichtig, respektvoll zu bleiben und Brücken zu bauen, anstatt Spaltungen zu fördern. Diese Haltung zeigt, dass Konflikte nicht durch Konfrontation, sondern durch Dialog und gegenseitige Achtung gelöst werden können.

 

5. Sostegno ai giovani e alla scuola 

Vi ringrazio per l’impegno a creare opportunità di lavoro stabili e dignitose per i nostri giovani, sia per coloro che vogliono restare qui, sia per quelli che desiderano tornare dopo esperienze all’estero. È importante che la scuola riceva il necessario sostegno, perché, come diceva don Lorenzo Milani, “se non riesce a recuperare gli alunni più svantaggiati, la scuola diventa come un ospedale che cura i sani e respinge i malati.” La scuola è il primo passo per formare cittadini consapevoli e responsabili, capaci di contribuire al futuro della nostra società.

 

6. Solidarität in der Krise

In Zeiten von Unsicherheit und Krisen – sei es durch Krieg, wirtschaftliche Herausforderungen oder gesellschaftliche Spaltungen – ist Solidarität von entscheidender Bedeutung. Solidarität stärkt das Vertrauen der Menschen in die Gemeinschaft und in die politischen Institutionen. Sie gibt Halt und zeigt, dass niemand allein gelassen wird. Politik, die Solidarität in den Mittelpunkt stellt, kann Krisen nicht nur bewältigen, sondern als Chance nutzen, die Gesellschaft stärker und widerstandsfähiger zu machen.

 

7. Nuovi stili di vita 

Auspico che continui l’impegno della politica a rafforzare la cultura del dialogo contro la cultura del rifiuto, della sobrietà contro lo spreco. La persona deve essere sempre al centro delle vostre attività. Vi auguro di trovare soluzioni che favoriscano cambiamenti negli stili di vita, per organizzare concretamente la speranza. Una società che tende ad isolare le persone può ritrovare forza e speranza in nuovi modi di vivere, basati su condivisione, accoglienza e responsabilità. È fondamentale che la politica favorisca questi stili di vita, che non solo combattono l’isolamento, ma anche promuovono il dialogo e il bene comune.

 

8. Die Bereitschaft zur Selbstreflexion und Fehlerkultur

Damit solche Veränderungen glaubwürdig gestaltet werden können, braucht es Politikerinnen und Politiker, die ihre Haltung reflektieren und mit gutem Beispiel vorangehen. Selbstreflexion und Offenheit sind entscheidend, um Vertrauen in die politischen Institutionen zu schaffen und zu stärken. Selbstreflexion ist keine Schwäche, sondern Ausdruck von Stärke. Sich regelmäßig zu fragen, ob die eigenen Entscheidungen wirklich dem Gemeinwohl dienen, ist essenziell, um der Versuchung persönlicher Interessen zu widerstehen. Ebenso gehört die Bereitschaft dazu, Fehler einzugestehen und die Ideen anderer anzunehmen – auch von politischen Mitbewerbern. Eine Politik, die diese Offenheit zeigt, gewinnt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger und stärkt die Demokratie.

 

9. Die Kraft, gute Ideen anderer anzunehmen

Der Mut, die Stärken und Vorschläge anderer zu würdigen, zeigt Größe und Weitsicht. Politik darf kein Wettbewerb des Egos sein, sondern sollte das Gemeinwohl über persönliche Interessen stellen. Wer gute Ideen von politischen Mitbewerbern aufgreift, zeigt, dass es letztlich um die beste Lösung für alle geht. Diese Offenheit fördert Vertrauen und beweist, dass Demokratie auf Respekt und Zusammenarbeit basiert.

 

10. Il contributo della Chiesa 

La Chiesa vuole offrire il suo contributo per una società più giusta, condividendo l’impegno con tutti, anche con chi non crede. Ci impegniamo per il dialogo, per la cura della casa comune e per l’attenzione verso i più deboli. Vogliamo costruire una società di relazioni umane autentiche e città vivibili, dove la giustizia e la solidarietà trovano spazio. In questo cammino, la Chiesa vuole essere una vostra alleata per contribuire insieme al bene comune.

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Weihnachtsgeschichte als Hoffnungsgeschichte begleitet – persönlich und bei Ihrem politischen Einsatz. Gesegnete weihnachtliche Festtage und ein hoffnungsvolles Neues Jahr 2025.

 

Buon Natale di cuore e che il 2025 sia un anno sereno e felice per tutti voi, i vostri cari e per la nostra terra. Un anno di una speranza che unisce.

 

A Vo duc y a Vosta families n bon Nadel. Bun Nadé de cör.