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Omelie

Celebrazione in memoria di tutte le vittime del Covid

Vescovo Ivo Muser

Duomo di Bolzano, 18 marzo 2021

„Der Tod ist der Sargnagel der Hoffnung“ – sagte der deutsche Philosoph Ernst Bloch. Diese Eucharistiefeier für alle Coronatoten steht unter dem Leitwort „Innehalten. Gedenken. Ermutigen“. Damit stellen wir einer hoffnungslosen Perspektive das Licht der Hoffnung gegenüber.

Warum sollten wir sonst für unsere Verstorbenen beten und für sie die Eucharistie feiern? Wenn wirklich der Tod der „Sargnagel der Hoffnung“ ist, dann ist alles umsonst, alles vergeblich, alles zu spät, alles verspielt. Dann sind jene, an die wir heute erinnern, eben tot. Sie haben es nicht geschafft. Sie haben verloren. Und wir alle werden das Leben an den Tod verlieren – vor Corona und auch nachher.

Gläubige Menschen sind trotz aller „Sargnägel dieser Welt" Menschen der Hoffnung! Wir erhoffen im Schauen auf Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, für unsere Verstorbenen Leben – ein Leben auf der anderen Seite des Lebens! Wir hoffen, dass es Versöhnung, Dankbarkeit, Beziehung und Liebe gibt über die Schwelle des Todes hinaus. Das ist die christliche Alternative, die christliche Antwort auf die vielen Fragen, die der unausweichliche Tod uns allen stellt. Welche Hoffnung für unsere Verstorbenen und für uns liegt im Wort Jesu, das er dem mitgekreuzigten, rechten Schächer zusagt: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43).

Mit dieser Hoffnung beten wir heute für die mehr als 1000 Menschen aus Südtirol, die mit oder am Coronavirus gestorben sind, für alle Coronatoten Italiens, Europas und der ganzen Welt. Dabei geht es nicht um namenlose Zahlen, sondern um konkrete Menschen mit ihrer Lebensgeschichte, mit den Beziehungen, in denen sie standen, mit den Spuren, die sie gelegt haben und uns zum Weitergehen hinterlassen.

Genau heute vor einem Jahr, am 18. März 2020, gingen die Bilder von Lastkraftwagen um die Welt, die Särge zur Einäscherung in andere Regionen transportieren mussten, weil sie der Friedhof von Bergamo nicht mehr aufnehmen konnte. Symbolbilder für diese Pandemie, die sich vielen von uns tief eingeprägt haben!

Wir drücken unsere Nähe all jenen aus, die um einen lieben Menschen trauern. Nahe sind wir allen, denen es nicht mehr möglich war, sich von den eigenen Angehörigen zu verabschieden und sie auf ihrem letzten irdischen Weg zu begleiten. Das tut weh und hinterlässt Wunden. Diese leidvolle Erfahrung kann uns allen helfen, wieder zu entdecken, wie wichtig menschliche Nähe und Gemeinschaft sind – gerade auch in der Annahme des Todes und der vielen Fragen, die er aufwirft.

La crisi da Coronavirus ha molte facce, molti effetti, conseguenze di vasta portata. Pretende da noi esperienze insolite, sconosciute, dolorose. In una società segnata da possibilità illimitate e dall'idea che tutto sia fattibile e controllabile, questa pandemia ci costringe a confrontarci con la morte.

Una società dei consumi eccessivamente mobile, che è costantemente alla ricerca di una crescita ancora maggiore in tanti settori dell´economia e della nostra vita, è andata in crisi, per non dire: è finita fuori strada. La nostra fragilità umana e la nostra transitorietà si mostrano senza trucco: non tutto è possibile, fattibile e senza limiti. La morte appartiene alla vita. Siamo interconnessi dalla certezza esistenziale che dobbiamo morire. La cosa più assolutamente certa del mondo è la morte.

„Wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie jene, die keine Hoffnung haben“ (1 Thess 4,13), sagt der Apostel Paulus wenige Jahre nach den Ereignissen von Tod und Auferstehung Jesu. Hoffen heißt Grenzen überschreiten, nicht im Hier und Jetzt aufgehen, nicht einfach bei einer bloß menschlichen, innerweltlichen Perspektive stehen bleiben. Hoffnung hält den Horizont nach vorne offen.

Per questa speranza dovremmo pregare oggi, in questo giorno dedicato a tutte le vittime del coronavirus. Abbiamo bisogno di questa speranza - anche nel superare assieme la crisi provocata dalla pandemia e le sue conseguenze, che ci accompagneranno ancora a lungo.

Siamo chiamati allo sforzo di accompagnare chi vive il lutto per la perdita di una persona cara. Accompagnare non solo individualmente ma anche attraverso comunità accoglienti, relazioni affettive sincere in cui il dolore dell’altra persona può essere accolto e alleviato.

Dieser Gedächtnistag für alle Coronatoten soll uns Mut machen zu einer anderen Art der Ansteckung, die durch die Hoffnung übertragen wird und die von Herz zu Herz geht. Diese Hoffnung hilft uns, dass diese Coronapandemie auch zur aufrüttelnden Chance werden kann, zum Anlass für ein bewusstes Innehalten, für eine Kehrtwende, für ein Nein zu einem oberflächlichen „Nur weiter so“. Das setzt voraus, dass wir nicht einfach zur Normalität vor der Krise zurückkehren wollen, sondern dass wir gemeinsam an einer in der Krise verwandelten und gereinigten Normalität unseres Lebens und unseres Zusammenlebens arbeiten.

Questo giorno di commemorazione e di preghiera è un momento importante e necessario per rendere collettivo quello che non è un dolore privato, ma di un’ intera comunità. Un dolore che può trasformarsi in energia positiva se sarà capace di produrre in tutta la nostra comunità una nuova consapevolezza, un senso civico di responsabilità forte e di solidarietà reciproca. Nessuno, veramente nessuno, si salva da solo!

Non possiamo e non dobbiamo dimenticare i morti di questa pandemia. Vogliamo pregare per loro, per i loro cari, per quanti stanno ancora soffrendo e per tutti gli operatori sanitari che sono impegnati in prima linea e, con dedizione e professionalità, si prendono cura degli ammalati. Fa bene a tutti noi. Fa bene a tutta la nostra società se ci fermiamo, se ricordiamo insieme per trovare la forza di rialzarci insieme.

Heiliger Josef, Patron aller Sterbenden, wir feiern dich morgen auch als unseren Landespatron: Bitte für alle unsere Verstorbenen. Begleite uns bei unserem gemeinsamen Einsatz für dieses Land, das uns in seiner Schönheit und mit seinen vielen Möglichkeiten als irdische Heimat geschenkt und anvertraut ist.

Seliger Josef Mayr – Nusser, genau heute vor vier Jahren – es war der 18. März 2017 - wurdest du hier im Dom von Bozen seliggesprochen. An deinem Grab bitten wir: Du hast durch dein überzeugtes Ja zur Gottes- und Nächstenliebe ein klares Nein gesagt zum nationalsozialistischen Regime mit seiner Blut- und Bodenideologie, mit seiner Verherrlichung des Krieges, mit seiner Rassenlehre, mit seiner Beseitigung des Humanen. Hilf uns, unsere familiären, sozialen, politischen und religiösen Überzeugungen gewaltfrei zu leben – im Respekt voreinander und in der gemeinsamen Verantwortung für die Würde eines jeden Menschen. Hilf uns, innezuhalten, zu gedenken und einander zu ermutigen.