Liebe österliche Festgemeinschaft hier im Bozner Dom und überall dort, wo jetzt Menschen über RAI Südtirol und Radio Grüne Welle mit uns verbunden sind, cara comunità in festa qui nel duomo di Bolzano e voi tutti collegati attraverso RAI Alto Adige e Radio Sacra Famiglia! Fredesc y sorus!
Es gibt einen Satz, der mich schon seit mehreren Jahren wie ein Refrain begleitet. Immer wieder, in unterschiedlichen Zusammenhängen, geht er mir durch Kopf und Herz. Gelesen habe ich ihn auf einem Grab in einem kleinen Dorffriedhof in der Schweiz: „Der Tod singt nicht seine letzte Strophe.“
„Der Tod singt nicht seine letzte Strophe“ – das ist Ostern! Diese Hoffnung macht Ostern zum Urfest und zum Hauptfest des christlichen Glaubens. Und dieses Osterfest 2025 hat eine ganz besondere Ausstrahlung: Es ist nicht nur der Höhepunkt des Heiligen Jahres der Hoffnung. Heute feiern alle Christen und Christinnen, überall in der Welt, in allen Konfessionen, gemeinsam Ostern. Heuer sind es auch 1700 Jahre seit dem Konzil von Nizäa, auf dem festgelegt wurde, dass Ostern immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Möge dieser glückliche Zusammenfall der unterschiedlichen Osterberechnungen ein Ansporn sein, endlich einen gemeinsamen Ostertermin festzulegen. Die katholische Kirche ist mit jedem Datum einverstanden, wenn es nur beiträgt zur Einheit unter den Christen. Es wäre so wichtig, nicht nur in diesem Jahr, das älteste und wichtigste Fest unseres Glaubens gemeinsam zu feiern und mit einer Stimme jenes Bekenntnis in diese Welt hineinzusagen, mit dem der christliche Glauben steht und fällt: Christus ist auferstanden!
Als ein besonderes Zeichen für dieses Osterfest habe ich festgelegt, dass heute in allen Gottesdiensten in unserer Diözese jenes Glaubensbekenntnis gebetet oder gesungen wird, das genau vor 1700 Jahren auf dem Konzil von Nizäa in der heutigen Türkei formuliert wurde. Dieses Bekenntnis aus dem Jahr 325 bringt das gemeinsame Fundament zum Ausdruck, auf dem wir stehen. Es verbindet, trotz aller Spaltungen und Unterschiede, bis heute alle christlichen Konfessionen.
An Ostern entscheidet sich, ob es Gott gibt! Gott gibt es nur, wenn der Tod mit seinen vielen Strophen nicht auch noch die letzte Strophe anstimmen darf. Würde der Tod auch noch die letzte Strophe seines Liedes singen, dann ist Gott selber tot, wie schon Friedrich Nietzsche gefordert hat. Dann gibt es nur mehr die Welt der Dinge, der Strukturen und der menschlichen Konstruktionen. Dann ist das Leben selber eine Sackgasse, aus der es kein Entkommen mehr gibt. Dann gibt es niemand, der nicht durch den Tod und seine vernichtende Macht besiegt und zur Strecke gebracht wird.
Ohne Ostern gäbe es heute keine Gemeinschaft der Glaubenden; das Evangelium wäre nicht geschrieben worden; es gäbe keine Eucharistie, keine Sakramente, keinen Sonntag und keine christlichen Feste. Unsere Kirchen wären nie gebaut worden. Wenn der Tod sein Lied bis zum Ende gesungen hätte, dann wäre Jesus jetzt tot: zur Strecke gebracht mit der grausamsten Todesstrafe der alten Welt, für immer begraben hinter einem großen Steinblock. Eben tot - und mit ihm alles, wofür er steht. Wenn der Tod die letzte Strophe singt, gibt es nur innerweltliche Hoffnungen, die spätestens – allerspätestens - an unseren eigenen Gräbern zerbrechen. Dann gibt es auch keine Hoffnung für unsere Verstorbenen und dann ist mit unserem eigenen Tod alles aus. Dann gibt es nur mehr hilflose und zynische Ablenkungsmanöver gegenüber der letzten Strophe, die der Tod gesungen hat und immer noch singt.
Lassen wir uns heute, am festlichsten Tag des ganzen Jahres, jene Hoffnung ins Herz sagen und auch singen, die im Satz mitschwingt, der mir nicht mehr aus dem Sinn geht: „Der Tod singt nicht seine letzte Strophe“.
Fratelli e sorelle, la Pasqua non priva la nostra vita dell’esperienza della croce e della tomba, bensì ci fa superare il cadere nel vuoto, la rassegnazione del „tutto inutile“ e del „tutto invano“. Dio ha vietato alla morte di cantare l’ultima strofa della sua canzone! Dio ha mostrato che anche là dove noi uomini siamo mortali, egli non lo è. Con la Pasqua le lacrime, il lutto, la violenza, le ingiustizie, la croce e la tomba, per quanto possano essere opprimenti, non hanno più l’ultima parola. E davanti a LUI c’è solo la vita: noi, i vivi, e i nostri defunti, che ci hanno preceduto nel passo dell‘esistenza che tutto decide.
Per questo ha sempre a che fare con la Pasqua, quando i cristiani parlano della loro fede, quando la fede non viene intesa come affare privato, quando l’approfondimento nella fede diventa un‘esigenza centrale. Quando i cristiani non si chiamano fuori bensì partecipano nella società e come cristiani agiscono nella politica, nell’economia, nella scuola, in tutti i settori della vita pubblica. Ha a che fare con la Pasqua, quando i cristiani si impegnano per i valori cristiani nel matrimonio e nella famiglia, nella convivenza dei gruppi etnici storici della nostra provincia, ma anche nella convivenza dei nuovi gruppi etnici, di culture e religioni che arrivano nella nostra terra. Quando i cristiani vivono la solidarietà e fanno sentire la loro voce per coloro che nella nostra società non hanno peso e non hanno voce. Quando i cristiani non rifiutano la mano della riconciliazione, perchè conflitti e odio sono sempre contro la vita. Quando i cristiani non smettono di credere nel bene, quando danno l’esempio che la vita è degna di essere vissuta, anche se della vita fanno parte sacrificio, rinuncia e lati negativi. Quando i cristiani non disperano neanche davanti alla malattia e alla tomba di una persona cara.
L’ultima strofa la canta Dio! Oggi la nostra fede pasquale ci invita a schierarci contro ogni forma di cultura della morte, contro ogni forma di indifferenza e di smantellamento della solidarietà, contro ogni forma di disprezzo umano e di violenza, contro paure eccessive del futuro e del proprio destino, e anche contro la presunzione di poter semplicemente disporre della vita, all’inizio, alla fine, in tutte le sue forme e circostanze.
Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, der wie unser Josef Mayr – Nusser von den Nationalsozialisten vor 80 Jahren umgebracht wurde, schrieb wenige Monate vor seiner Hinrichtung: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln“. Nur weil es Ostern gibt, gibt es Hoffnung und Leben jenseits der Schwelle des Todes; deswegen hat der Glaube einen Grund, unser Leben einen tragenden Sinn und die Menschheit eine Zukunft. Bleiben wir Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung. Warum? Weil der Herr auferstanden ist. Rimaniamo pellegrini di speranza, sul fondamento della Pasqua: il Signore è veramente risorto. Alleluia.