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Omelie

Natale 2021

Vescovo Ivo Muser

Sabato, 25 dicembre 2021

Duomo di Bolzano

Liebe weihnachtliche Festgemeinschaft hier im Bozner Dom, liebe Mitfeiernde über Rai Südtirol, cara comunità in festa quì nella nostra concattedrale di Bolzano e voi tutti che siete collegati con noi attraverso Rai Alto Adige, fratelli e sorelle in Gesù!

Ein Philosophieprofessor an einer Bozner Oberschule – er weiß, dass ich heute davon erzähle – schrieb mir Anfang Dezember: „Für mehrere Bibelstellen würde ich mir eine bessere und zeitgemäßere Übersetzung wünschen. Aber eine Bibelstelle sollte unbedingt anders übersetzt werden: „Und das Wort ist Fleisch geworden“. „Das Wort ist Mensch geworden“, würde doch viel besser und verständlicher klingen.

Meine Reaktion darauf: Nein, hier steht ganz bewusst „Fleisch“. Hier muss auch weiterhin „Fleisch“ stehen. Genau hier zeigt sich das Neue, das Unerwartete, das Radikale des christlichen Glaubens. Denn hier wird gesagt: Gott selber sei Fleisch geworden.

So eine Aussage wird man in der ganzen griechisch – römischen Antike nicht finden. Auch das Alte Testament kennt nichts Ebenbürtiges. So eine Aussage finden wir in keiner anderen Religion.

Das Schlüsselwort der radikalen Weihnachtsbotschaft des Johannes ist tatsächlich jedes Jahr das Wort „Fleisch“. Fleisch werden heißt, in die fatale Lage der Geschöpfe eintreten, verletzlich und sterblich werden. Die stärkste Konsequenz dieser „Fleischwerdung“ wird erst noch kommen. Sein Tod wird schrecklich sein. Er macht im wahrsten Sinn des Wortes einen „salto mortale“ ins tödliche Fleisch. Und dadurch zeigt Gott, wer er ist, wie er zu uns steht, was er uns schenken will – im Leben und im Sterben und sogar über diese Welt hinaus.

Wir dürfen Weihnachten nicht verkürzen auf ein idyllisches Erinnerungsfest, auf ein paar fromme Gefühle und Stimmungen oder auf die Feier einiger Festtage. Seit Gott selber Mensch geworden, tiefer noch: Fleisch geworden ist, ist er überall zu finden, wo es menschlich und alltäglich zugeht. Er hat zu tun mit unserer Lebensgeschichte, mit unserer Herkunft, mit der Alltäglichkeit unseres Berufes, unserer Aufgaben und Beziehungen; wir dürfen ihn in Verbindung bringen mit unseren Krankenhäusern und Altersheimen, mit den Krisen- und Kriegsgebieten unserer Erde. Er hat zu tun mit unseren Gefängnissen und mit jenen Realitäten, die wir nicht gerne anschauen. Wir dürfen und müssen ihn in Verbindung bringen mit jenen Menschen, die materiell und finanziell, die geistig und geistlich, die körperlich und psychisch in eine Krise geraten sind. Dort, wo es menschlich zugeht und oft auch unmenschlich, dort, wo es schwer fällt an Menschlichkeit zu glauben, sollten wir ihn suchen. Hier ist er zu finden; in diese Wirklichkeit hinein wurde er geboren; hier hat er für uns gelitten und leidet er noch. Wenn Gott selber in Jesus wirklich Fleisch geworden ist, dann gibt es keinen Ort und keine Situation mehr, die gottlos ist. Dann wird alles in unserem Leben zum Ort, zur Chance und zum Auftrag, ihm zu begegnen und Halt, Orientierung und Sinn zu finden in ihm.

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16), sagt der Evangelist Johannes an einer anderen Stelle. Das ist Weihnachten, die große Liebeserklärung Gottes an uns Menschen – nicht idyllisch, nicht banal, sondern anspruchsvoll und gerade deswegen so voller Hoffnung und so voller Trost. Vielleicht ist auch die Coronapandemie mit ihren schmerzlichen, eigenartigen und spannungsgeladenen Seiten eine Chance, um die Bedeutung von Weihnachten tiefer zu erfassen.

Più volte e in diversi contesti nelle ultime settimane ho sentito la frase: "Dobbiamo salvare il Natale". È chiaro a tutti di quale Natale stiamo parlando. Questa affermazione suscita in me un’obiezione: No, non dobbiamo salvare il Natale. È il Natale che salva noi! Soprattutto questo Natale, nel secondo anno di pandemia, può fa emergere con chiarezza cos’è che “ci salva". Certamente non la mentalità volta a raggiungere un costante "di più" nel nostro atteggiamento, nel nostro modo di vivere, nelle nostre abitudini consumistiche, nelle nostre pretese. Il cambio di prospettiva del Natale è diverso: Dio non è diventato "più", ma si è fatto "meno". E questo scendere, questo diventare umano per noi ci allevia e ci salva - se lo vogliamo e lo permettiamo. Forse il Coronavirus è solo uno spettro, un incubo che speriamo sia finito e dimenticato al più presto, così che tutto torni come prima? Oppure, alla luce del mistero del Natale, è qualcosa di più: un invito a fermarsi, a cambiare prospettiva, a non continuare semplicemente come se niente fosse? Abbiamo ancora bisogno del Salvatore che celebriamo a Natale, o ci aspettiamo la salvezza dal nostro sforzo per ottenere sempre di più?

Questo Natale nel secondo anno di pandemia può aiutarci a ripensare le nostre convinzioni e abitudini e anche a riconoscere tutto ciò di cui possiamo fare a meno. Questo Natale può così anche aiutarci a ritrovare nuovamente la nostra comunità, a riscoprire tutto ciò che ci unisce e che è stato compromesso dalla crisi: nelle nostre relazioni interpersonali, al di là di ogni classe sociale, nonostante le diverse posizioni in politica e nella società. Dobbiamo sforzarci di capire cosa muove le persone, specialmente quelle che si lasciano influenzare dalla paura e dalla sfiducia. Paura e sfiducia sono aumentate enormemente – nei confronti delle istituzioni e persino nelle famiglie e nelle cerchie di amici.

È stata infranta così tanta fiducia! Abbiamo urgente bisogno di una via d'uscita, di una nuova coesione - anche per il post-Corona. Senza fiducia non c'è speranza e non c'è futuro. Buon Natale a tutti voi, ricco di speranza, fiducia, solidarietà e umanità!

Vertrauen brauchen wir – jetzt und weit über Corona hinaus. Vertrauen und Hoffnung auf den Erlöser: das ist Weihnachten und ein starker Schutz gegen Misstrauen, Angst vor dem Leben und vor der Zukunft. Ein gesegnetes, hoffnungsvolles Weihnachtsfest. Das Licht, das von der Krippe ausgeht, schenke euch allen Vertrauen und Hoffnung!