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Predigten

Priesterweihe von Matthias Kuppelwieser

Bischof Ivo Muser

Hochfest Peter und Paul – Brixner Dom, 29. Juni 2022

 

Liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, cara comunità in festa, liebe Eltern, Angehörige und Freunde unseres Weihekandidaten, liebe Seminargemeinschaft, lieber Matthias!

In der Bibel sind manchmal die kleinsten Details wichtig. Zum Beispiel dieses. Jesus stellt seinen Jüngern die entscheidende Frage des ganzen Evangeliums, nämlich die Frage, wer er sei, im Gebiet von Cäsarea Philippi.

Dieser Ort ist geradezu symbolisch überladen. Er kommt im Neuen Testament nur im Zusammenhang mit dieser Szene vor. Zunächst ist der Ort benannt nach dem Kaiser, nach dem Cäsar, daher Cäsarea. Zugleich hat sich einer der Söhne des Herodes, nämlich Philippus, diese Stadt zur Hauptstadt seines Herrschaftsbereiches erwählt. Deswegen Cäsarea Philippi. Zudem gab es dort große Tempelanlagen, insbesondere den Tempel für den Gott Pan, den Gott der Fruchtbarkeit, des Waldes und der Hirten, auch der Gott, der Schrecken einjagt, woher unser Wort „Panik“ kommt. Nahe beim Pan-Tempel in Cäsarea Philippi gab es außerdem eine große, dunkle Öffnung einer Höhle, in der es weit hinunter ging und die man damals als den Eingang, als die Pforte in die Unterwelt betrachtete. Und schließlich ist hier auch eine der Quellen für den Fluss Jordan, den Schicksalsfluss Israels. Das Volk hatte viele Jahrhunderte zuvor den Jordan überschritten, um in sein gelobtes Land zu kommen; es ist auch der Fluss, in dem Johannes der Täufer getauft und Umkehr wegen des Kommens des Messias gepredigt hat. Der Jordan ist dann der Fluss, in dem Jesus selber von Johannes die Taufe empfängt und seine Sendung beginnt, die ihn hinführt zur anderen Taufe, zum völligen Untertauchen in Leiden und Tod.

Soviel Symbolik auf einmal in der einfachen Nennung des Ortes Cäsarea Philippi: weltliches Machtzentrum, religiöses Zentrum mit Hinweis auf die Unterwelt und ihre Mächte – und gleichzeitig Ursprungsort des Flusses Jordan. Hier also, an diesem symbolträchtigen, mehrdeutigen Ort, fragt Jesus die Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ (Mt 16,13). Eine Frage, die sich bis heute in unterschiedlichen und kontroversen Fragen zeigt: Ist er einer der großen Religionsstifter? Eine besonders charismatische und faszinierende Gestalt der Geschichte? Ein Prophet und ein weiser Lehrer des richtigen Lebens? Ein großer Menschenfreund? Ein Erleuchteter und ein Friedensstifter? Ein unbequemer Reformer, der bestehende religiöse und politische Ordnungen an den Pranger stellt  und in Krise bringt? Der beste Mensch, der je gelebt hat? Ein unverbesserlicher Idealist, der zu gut für diese Welt war und der letztlich jämmerlich gescheitert ist? Oder ist da mehr?

Und jetzt kommt in Cäsarea Philippi die Frage über und hinter allen Fragen: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). Petrus gibt die entscheidende Antwort, die nicht von ihm stammt, die er nicht aus eigenem Fleisch und Blut kennt, sondern die ihm der Vater im Himmel eingegeben hat: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Mt 16,16). Dieser Glaube ist die Mitte von allem! Jesus selbst ist der Fels. Petrus hat nur deswegen die Schlüssel des Himmelreiches und er wird nur deswegen selber zu einem Felsen, weil er sich durch diesen Glauben an Christus bindet. Keine weltliche Macht, keine religiöse Macht, kein weltlicher Fluss: Er selbst, Christus, und unser Glaube an ihn ist die Quelle des Lebens, ihn ihm ist die Macht über Leben und Tod – und wer im Vertrauen bei ihm bleibt, der ist nicht totzukriegen, auch wenn er stirbt.

Lieber Matthias, stelle dich heute auf dieses Fundament! So wie du bist: mit deiner Lebens- und Familiengeschichte, mit deinen beruflichen und menschlichen Erfahrungen, mit deiner langen Vorbereitung auf diesen Tag, mit deiner Sehnsucht und deinem Vertrauen, mit den Wunden und den Schwächen deines Lebens. Durch die Priesterweihe wirst du nicht ein anderer Mensch, nicht ein „Supermensch“, der alles kann und für alles eine Antwort und eine Lösung hat. Du sagst dein „Ich bin bereit“ mit dem, was du bist und wie du bist. Du sollst Sakrament sein: Zeichen und Werkzeug für das, was Gott an dir und durch dich wirken will – in der Gemeinschaft der Kirche für das Heil der Menschen. Du sollst, ganz im Sinne des Apostels Paulus, nicht Herr über den Glauben der anderen sein, sondern ein Diener ihrer Freude an diesem Glauben (vgl. 2 Kor 1,24).

Paolo, l'apostolo delle genti, il testimone entusiasta e l'appassionato predicatore degli inizi della Chiesa, dice nella sua seconda lettera alla Comunità di Corinto: "Noi però abbiamo questo tesoro in vasi di creta, affinché appaia che questa straordinaria potenza appartiene a Dio, e non viene da noi" (2 Cor 4,7). Per Paolo, questa non è solo una bella frase su cui meditare, ma è la verità della sua vita, non qualcosa di puramente interiore, ma un'espressione del suo ministero apostolico nei conflitti e nelle prove spesso estenuanti della vita quotidiana. Non dissimula nulla. Non fa la parte dell'uomo forte. Il suo tesoro è il Crocifisso Risorto! Siamo ciò che siamo a partire da Cristo crocifisso e risorto, né più né meno. Cosa resterebbe della vita di un sacerdote se mancasse Cristo. Niente di cui valga la pena parlare. Un sacerdote senza Cristo è una figura assolutamente commiserevole, un'esistenza fallita e inutile. La nostra Chiesa non ha bisogno di funzionari, di esperti del sacro, ma di battezzati e consacrati, di uomini e donne che vivano in rapporto personale e comunitario con Gesù, il Cristo.

Caro Matthias, ti auguro di iniziare, maturare e lavorare come sacerdote con questa convinzione. Porta questo tesoro nei tuoi fragili vasi!

Zerbrechliche Gefäße, brüchig, das ist die Wahrheit über uns selbst. Das spüren wir heute mehr als zu anderen Zeiten, in uns selbst und um uns herum. Gerade als Kirche. Die kirchliche Großwetterlage ist alles andere als ruhig. Kirchliche Strukturen sind brüchig geworden, liebgewordene Traditionen tragen nicht mehr. Auch Substantielles wird heute offen in Frage gestellt, darunter auch das sakramentale Priestertum. Die Gottesfrage selber steht auf dem Spiel. Ausgesprochen und unausgesprochen beschleicht nicht wenige die Frage: Geht schließlich das Ganze zu Bruch?

Schauen wir in der gegenwärtigen Glaubens- und Kirchenkrise auf Paulus: Sein Schatz ist Jesus Christus! Jesu Sterben und Auferstehen - in seinen Briefen geht es im Grunde nur darum – sind für ihn mehr als ein Glaubenssatz. Sie sind ihm buchstäblich unter die Haut gegangen, in Fleisch und Blut übergegangen.

Caro Matthias, nel giorno della tua ordinazione non posso prometterti una vita di successo, piacevole e priva di conflitti. Nella situazione in cui si trova attualmente la Chiesa e la fede, si va alla sostanza e ci si aspetta molto da noi. Siamo anche confrontati con il fallimento e il peccato all'interno dei nostri stessi ranghi. Ma tutto questo può anche accrescere la nostra fede! Lui, Gesù, è il tesoro. Cosa possiamo fare di meglio che portarlo alle persone nei nostri fragili vasi?

Caro Matthias, Pietro e Paolo, nella cui festa vieni ordinato sacerdote, dovrebbero sempre incoraggiarti: due persone diverse, due strade diverse, ma unite nello stretto legame con Gesù, il Cristo, crocifisso e risorto. Dio ha affidato la storia della salvezza a persone come loro, con momenti di rottura e fragilità nelle loro biografie. 

Care sorelle e cari fratelli, nella solennità dei Principi degli Apostoli sono felice di poter compiere un atto che, attraverso la l´ordinazione sacerdotale di Matthias, ci ricollega all'origine apostolica della nostra Chiesa. Il sacramento dell'ordinazione è un segno dell'iniziativa di Dio prima di ogni nostra azione e nonostante ogni nostra debolezza.

Alle, die Matthias begleitet haben, danke ich von Herzen. Bleibt weiterhin seine Wegefährten und Weggefährtinnen. Betet für ihn. Begleitet ihn und habt auch Geduld mit ihm. Stützt ihn mit eurem Glauben und nehmt in diesem Glauben an, was ihm heute geschenkt und anvertraut wird – in unserer Kirche und für unsere Kirche.