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Jahresthema theologisch betrachtet

Eine Katechese zum Folder

Auf Dein Wort hin…

„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.“ (Lk 5,5) So lautet die Antwort von Petrus auf die Aufforderung Jesu, die Netze zum Fang auszuwerfen. Alle Erfahrung des Fischers sagt ihm, dass das Unterfangen keinen Erfolg verspricht. Doch Jesu Wort bewegt ihn, das Unwahrscheinliche zu versuchen: „…und sie fingen eine große Menge Fische.“

Das Motto: „Auf dein Wort hin“ ruft diese Erzählung in Erinnerung. Darum war dies auch der erste Teil im Motto der Diözesansynode. Die Jahresthemen für die Umsetzung der Synode stehen in bewusster Kontinuität dazu.

„Auf dein Wort hin“ – es ist eine Ermutigung, das eigene Leben, aber auch das kirchliche Leben immer wieder zu hinterfragen. Tun wir das, was wir ohnehin schon immer tun, oder lassen wir uns auf die Botschaft der Umkehr ein? Auch unsere Praxis als Pfarrgemeinde muss sich immer wieder in Frage stellen lassen. Was früher einmal eine gute Antwort auf den Ruf Gottes war, kann heute verstaubt und wirkungslos sein. Auch nicht jede Innovation ist automatisch schon eine Antwort auf Gottes Wort. Vor allem aber ist Gottes Wort nicht etwas, was die Kirche „hat“. Es ist kein statischer Besitz. Das Wort Gottes ist das, was die Kirche bewegt, was uns herausfordert und uns zur Umkehr ruft. Sind wir „auf sein Wort hin“ unterwegs?

„Auf dein Wort hin“ – es ist auch eine Aussage des Vertrauens: Christus hat uns das Reich Gottes zugesagt, das in seiner Auferstehung unumkehrbar angebrochen ist. Nichts kann uns von Christus, dem Wort Gottes trennen. Alles wird zu ihm führen, auch wenn ich es heute nicht verstehe. Wir dürfen als Kirche in diesem Vertrauen unterwegs sein.

Fragen für die persönliche Reflexion:

  • Wie gehe ich mit den Dingen um, die nicht in meine üblichen Ansichten passen, meinen Gewohnheiten widersprechen? Lasse ich mich in Frage stellen? Bin ich bereit, mich zu verändern?
  • Wann habe ich in meinem Leben eine Erfahrung der Umkehr gemacht? Was hat sich ausgelöst? Was hat sich daraus entwickelt?
  • Von welchem „Wort“ lasse ich mich in meinem Leben leiten? Worauf richte ich mein Leben aus?

Nahe und gemeinsam

Die Fische und das Brot. Der Fisch in der Mitte steht für Jesus und sein Wirken. Sein Wirken in und mit der Welt. Er ist uns nahe, zeitlos im Hier und Jetzt.

Jesus bewirkt das Wunder durch und mit den Menschen, ganz konkret mit dem, was wir bringen und mit dem, was wir sind.

Auch wenn es nur wenig ist: Wir besitzen alle etwas, das Gott vermehren will. In Gottes Hand wird alles vermehrt und jeder bekommt genug. Dafür müssen wir das Wenige aber schenken und miteinander teilen, denn sonst hat niemand etwas davon, nur wir selber. 

Wir dürfen zu Gott kommen, so wie wir sind, klein und unscheinbar, zerbrechlich und schwach. Wir müssen nichts Außerordentliches dafür tun. In seinen Händen wird sogar das Wenige viel. Brot und Fische, es reicht für alle. Alle werden satt. Teilen und schenken, sich in den Dienst am Nächsten stellen. Dafür stehen die Fische und das Brot. In Christus ist Gott uns nahe. Wir können das erfahren, wenn wir einander nahe sind und uns gemeinsam füreinander einsetzen. 

Fragen für die persönliche Reflexion:

  • Wo erlebe ich persönlich die Nähe Gottes in meinem Leben?
  • Was möchte Gott in mir vermehren und verstärken, damit es für andere wirksam wird?
  • Was kann ich von dem, was ich selbst zum Leben brauche, mit anderen teilen? 

In Gottes Nähe wird das Kleine ganz groß: Mosaik zur Brotvermehrung

  • Das Mosaik von der Brotvermehrung mag im ersten Moment erstaunen. Nicht das vermehrte Brot, sondern Christus dominiert das Bild. Christus steht in der Mitte. Er ist die ruhende Mitte des Bildes, seine Präsenz bestimmt alles. Sein in lebendigen Farben dargestellter Heiligenschein zieht den Blick in die Mitte des Bildes, zu den Augen Jesu. Sein Blick spricht uns an. Er ist eine ruhige, tröstliche Präsenz, die Zusage: „ich bin da!“. Der ausstrahlende, goldene Glanz des Heiligenscheins ist die Verheißung von Gottes heilender und rettender Nähe, die Jesus uns verkündet: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe!“. Zugleich weisen das rote Kreuz im Heiligenschein sowie die Wundmale an den Händen und an der Seite darauf hin, dass Gottes Nähe gerade den leidenden, den armen, des schuldbeladenen Menschen gilt. Er ist für uns gestorben und auferstanden. Das weiße, golden schimmernde Gewand erinnert daran: durch Jesu Tod und Auferstehung ist die Menschheit in Gott angenommen und vollendet.
  • Wenn wir von der Mitte nach links im Bild schauen, sehen wir den Heiligenschein des Apostels. Dieser leuchtet nicht aus eigener Kraft, sondern spiegelt nur das Licht wieder, das von Christus kommt. Wie der Mond nur auf der Sonnenseite hell leuchtet, so ist auch das Tun, der Einsatz von uns Menschen ein schwacher Widerschein der Heiligkeit Gottes. Wo Menschen einander nahe sind, wird Gottes Nähe zeichenhaft spürbar. Die enge Verbindung der beiden Gestalten Christi und des Apostels erinnert darum an die Worte Christi „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh 15,5)
  • Aus diesem Blickwinkel fällt nochmals besonders auf, dass der kleine Junge auf der anderen Seite getrennt von Jesus steht und keinen Heiligenschein hat. Und dennoch geht das Wunder der Brotvermehrung von ihm aus. Ich muss nicht zuerst heilig sein, um an Christus heranzutreten und ihm zu schenken, was ich habe. Ich muss nicht zuerst ein guter Christ sein, um in der Kirche Platz zu haben. Mein Beitrag ist wichtig und wird von Christus vermehrt, auch wenn ich selbst noch am Rande stehe und mich klein und unvollkommen fühle.
  • Das Brot steht für den Leib Christi, seine Lebenshingabe für uns. Die Verbindung von „Laib“ (Brotlaib) und Leib (der Körper) ist hier nicht zufällig. Christus hält das Brot in seiner Rechten, an der Wunde an seiner Seite. Durch seine Lebenshingabe wird das Brot vermehrt, wird aus dem kleinen menschlichen Beitrag eine unermessliche Fülle: die prall gefüllten Körbe.
  • Erst auf dem zweiten Blick fallen die beiden Fenster in der linken Bildhälfte auf: durch sie scheinen die Feuerzungen des Heiligen Geistes durch. Die Überfülle des Brotes ist Teil der geistlichen Wirklichkeit der Kirche. Nicht immer und nicht notwendig ist sie in der äußeren Wirklichkeit erkennbar. Oft ist das, was wir vordergründig sehen, nur ein kleiner Junge mit fünf Broten und zwei Fischen. Und doch ist Christus schon da und wirkt mitten unter uns, füllt unsere Körbe in Überfluss.

Fragen für die persönliche Reflexion:

  • Habe ich schon eine „Brotvermehrung“ erlebt, dass aus einem kleinen Beitrag überraschender Überfluss geworden ist?
  • Wer sind in unserer Gemeinschaft die „kleinen Kinder“, die die „fünf Brote und zwei Fische“ bringen? Wie nehmen wir ihren Beitrag auf?
  • Wie bleibe ich mit Christus in Verbindung, damit ich reiche Frucht bringen kann?