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Fastenzeit - Österliche Bußzeit

Erster Fastensonntag

Sonia Salamon

1. Kurze Auslegung von Mt 4,1-11

Die Perikope gehört mit der Perikope der Taufe Jesu, zu den Erzählungen, welche das Wirken Jesu vorbereiten und ihn als Sohn Gottes bestätigen.
Die Orte der Versuchung (Wüste, Tempel, Berg) sind u. a. mit eschatologisch-apokalyptischen Erwartungen des Volkes Israel verbunden. In den Schriften des Alten Testaments ist die Wüste ein Ort der Prüfung (40 Jahre lebt das VolkIsrael in der Wüste, 40 Tage und Nächte verweilt Elija in der Wüste beim Berg Horeb…); der Tempel gilt als symbolischer Ort der Präsenz Gottes, der Berg als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch.
In dieser Perikope wird Jesus versucht, dem Wort Gottes zu misstrauen und sich an die Stelle Gottes zu setzen. Die Versuchungen gefährden somit die Beziehung zu Gott (vgl. Gen 3,1-7, in diesem Textabschnitt wird die Beziehung zu Gott gestört). Die Perikope zeigt auf, dass das Vertrauen bzw. die Kraft der Gottesbeziehung, welche im Wort Gottes offenbart wird, stärkt, um den Versuchungen zu widerstehen.
Jesus wird dadurch als Sohn Gottes offenbart, der seine Gottessohnschaft nicht in spektakulären Wundern oder der Übernahme der Weltmacht zeigt, sondern in seinem Gehorsam gegenüber Gott. Gestärkt in dieser Beziehung beginnt dann sein öffentliches Wirken.

2. Zielsatz

Die Gemeinde bedenkt ihre Gottesbeziehung. Die Gottesbeziehung wird durch das Hören des Wort Gottes gestärkt. Sie hilft, den Versuchungen zu widerstehen.

3. Predigtgedanken

Motivation
Vor zwei Wochen wurden die Olympischen Winterspiele feierlich beendet. Mit viel Freude und Genugtuung, aber auch mit Enttäuschung denkt so manche Sportlerin und so mancher Sportler an diese Wettkämpfe zurück. Die Dopingfälle haben dabei ihren Schatten über dieses Sportereignis gelegt. Viele Fragen wurden wieder aufgeworfen, u. a. was Sportlerinnen und Sportler dazu verleitet, verbotene Substanzen zu sich zu nehmen.

Problemfragen
Zählt im Leben nur die Leistung? Kann der Mensch mit seinen Grenzen nicht umgehen? Will er sogar zu seinem eigenen Schöpfer werden?

Versuch und Irrtum
Auch in der heutigen Lesung haben wir gehört, wieder Mensch der Versuchung nicht widerstehen kann, „nur“ ein Geschöpf zu sein. Er möchte selbst wie Gott sein. „Ihr werdet wie Gott“, versprach die Schlange, und verführte mit diesem Gedanken die Menschen. Dabei wurde einige Zeilen zuvor erwähnt, dass es dem Menschen im Garten, den Gott für sie geschaffen hat, gut geht. Gott sorgt für den Menschen und lässt allerlei Bäume mit köstlichen Früchten wachsen. Und trotzdem können die Menschen der Versuchung nach dem „mehr“ nicht widerstehen.

Lösung
„Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren“ – heißt es anschließend. Sie schämten sich, da sie erkannt hatten, dass sie Gott misstraut und die Beziehung zu Gott gestört hatten.
Diesem Verhalten steht nun das Verhalten Jesu im Evangelium gegenüber. Auch er wird versucht. Jesus soll durch spektakuläre Wunder und die Übernahme der Weltmacht beweisen, dass er der Sohn Gottes ist.
Jesus vertraut aber auf das Wort Gottes. Das Wort Gottes ermahnt u. a., sich im Leben auf das Wesentliche zu besinnen, und offen für die Beziehung zu Gott zu sein. Es erinnert den Menschen daran, sein Leben Gott anzuvertrauen. Wer in der Gottesbeziehung gestärkt ist, kann auch den Versuchungen widerstehen.

Lösungsverstärkung
Die Österliche Bußzeit lädt uns Christinnen und Christen jedes Jahr aufs Neue ein, über unsere Taufberufung nachzudenken: Welchem Ruf folge ich? Worauf vertraue ich? Vertraue ich Gott? Was hindert mich in meiner Beziehung zu Gott?
Die Österliche Bußzeit lädt uns ein, das Wort Gottes zu hören und danach zu leben. Sie lädt uns ein, unsere Gottesbeziehung zu festigen und gestärkt das Leben zu leben und zu feiern.

 

Predigtimpuls für einen Taufweg durch die Fastenzeit

Kurze Auslegung
Die „Versuchungsgeschichte“ gehört zu jenem Abschnitt des Matthäusevangeliums, der die Anfänge des Wirkens Jesu beschreibt. Sie steht nach der Ankündigung Johannes´ des Täufers und nach der Taufe Jesu, die seine Gottessohnschaft hervorheben. In der „Versuchungsgeschichte“ wird nun deutlich, dass sich diese Gottessohnschaft nicht in spektakulären Wundern oder in der Übernahme der Weltmacht zeigt, sondern im Gehorsam gegenüber Gott, der sich in seinem Wort offenbart.
Diese Perikope kann ebenso an die menschlichen Versuchungen erinnern und die hörende Gemeinde ermutigen, auf Gott zu hören und die Gottesbeziehung zu stärken, um den Versuchungen zu widerstehen.

Zielsatz
Die Gemeinde wird darin bestärkt, an Jesus Christus zu glauben: Er ist der Sohn Gottes. Durch das Hören des Wortes Gottes wird dieser Glaube genährt. Es öffnet den Blick für das Wesentliche, festigt die Gottesbeziehung und hilft dadurch, den Versuchungen zu widerstehen.

Motivation/Problem
Ein sorgloses Leben, ein Leben ohne Ängste, ohne Krankheit und andere Belastungen, ein Leben in Freude und Glück – ein Wunsch, der zum Leben gehört. Die Sehnsucht nach einem sorglosen Leben ist umso größer, je mehr Verpflichtungen, Erwartungen, Forderungen und Herausforderungen zur Überforderung werden. Aber – wie erreiche ich ein sorgloses Leben? Was lässt mich leben? Wie kann ich gut leben?

Versuch und Irrtum
Auch die Werbung greift diese Ursehnsucht des Menschen auf und gibt zahlreiche Versprechungen: Wenn ich dieses oder jenes Produkt kaufe, dann bin ich glücklich – und meine Familie auch. Vielleicht bin ich auch eine Zeit lang glücklich, wenn ich dies oder jenes Gewünschte besitze oder erreiche, und vielleicht werden mir auch eine Zeit lang einige Sorgen genommen. Aber wird mir auch Halt gegeben? Was gibt mir Halt in meinem Leben?

Lösung/Lösungsverstärkung
Letztendlich sind es wohl Beziehungen, die mir Halt geben. Die Beziehungen zu Menschen – wie zu meiner Familie und zu meinen Freunden – können mir Halt im Leben geben. Diese Beziehungen müssen auch gelebt und gepflegt werden – genauso wie die Beziehung zu Gott. Eine gestörte Beziehung kann zu Gefühlen der Einsamkeit, des Unglücks und der Traurigkeit führen. Ebenso kann eine gestörte Beziehung zu Gott zu solchen Gefühlen führen. Der biblische Autor der ersten Lesung drückt dies mit dem Begriff „Nacktheit“ aus, die zur Scham führte.
Im heutigen Evangelium geht es um die besondere Beziehung zwischen Jesus und Gott. Jesus ist der Sohn Gottes, aber er widersteht der Versuchung, durch spektakuläre Wunder zu zeigen, dass er der Sohn Gottes ist. Jesus ist gehorsam, und er lädt uns ein, das Leben Gott anzuvertrauen und in seinen Dienst zu stellen. Das Hören des Wortes Gottes stärkt diese Beziehung. Es ermahnt geradedazu, das Leben Gott anzuvertrauen und seinem Ruf zu folgen. Wer getauft ist, ist diesem Ruf bereits gefolgt. Wer getauft ist, hat sich in die Nachfolge Christi und seiner Gemeinschaft gestellt. Aber der Alltag mit seinen unterschiedlichen Versuchungen bringt auch Getaufte immer wieder in die Gefahr so zu leben, dass sie ihrer Taufberufung nicht gerecht werden. Die Österliche Bußzeit bzw. die Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf das Osterfest dient uns dazu, uns zu besinnen, ob wir im Alltag unserer Taufberufung gerecht werden. Sie lädt dazu ein, das Wort Gottes zu hören und das Leben nach Jesus Christus auszurichten.

Luis Gurndin

1. Kurze Auslgegung (Mk 1,12-15)

Nach der Bestätigung Jesu als geliebter Sohn, dem das Gefallen des Vaters gilt, muss Jesus sich in der Versuchung bewähren. Eine dieser Versuchungen ist nach Matthäus und Lukas die eines überzogenen Erwählungsbewusstseins, das über Gott verfügen möchte. Jesus weigert sich, Gott zum Handlanger für eine sensationelle Werbeveranstaltung zu machen, die ihn gleich zu Beginn seiner Sendung zum Publikumsliebling machen soll (vgl. Mt 4,6-7 und Lk 4,9-10). Im Gleichnis vom Gebet des Pharisäers und Zöllners im Tempel (vgl. Lk 18,9-14) wird Jesus später der Auffassung, man könne sich Gott zum Schuldner für  eigene Leistung machen, nochmals eine klare Absage erteilen.

2. Zielsatz

Die Zuhörer/innen verstehen, dass Bekehrung und Glaube nicht Vorleistung und Bedingung für das Kommen des Gottesreiches sind, sondern Antwort auf das Geschenk der Gegenwart des Reiches Gottes „mitten unter uns“.

3. Predigtgedanken

Motivation
In vielen Bereichen unseres Lebens ist es normal, dass man zuerst etwas leisten muss, um dann dafür belohnt zu werden: Wer arbeitet, bekommt den Lohn dafür am Ende des Monats; eine gute Note bekommt man erst nach einer guten Schularbeit, nicht vorher, eine gute Zeugnisnote erst nach einer guten Jahres-Durchschnittsleistung und nicht am Jahresbeginn; eine Ehrenurkunde für Mitarbeit im Betrieb oder für Mitgliedschaft im Verein wird nicht bei Beginn von Mitarbeit oder Mitgliedschaft überreicht, sondern erst nach einer festgesetzten Reihe von Jahren entsprechender beruflicher oder ehrenamtlicher „Leistung“.

Problemabgrenzung
Wie ist das mit dem „Himmelreich“, mit dem Reich Gottes? Sind Glaube und Umkehr notwenige Vorleistung für das Kommen des Reiches Gottes?

Versuch und Irrtum
Tatsächlich können verschiedene Bibelstellen auch so verstanden werden: „Erst die Gebote halten, Gutes tun und Böses meiden, dann…“. Man denke an das Wort Jesu zum reichen jungen Mann. „Willst du das Leben erlangen, so halte die Gebote“, an andere Jesusworte in den Evangelien, oder an Bitten um den himmlischen „Lohn“ für irdische „Leistung“ vor allem in Schlussgebeten der Messe.

Lösungsangebot
Die Reihenfolge in der „Antrittspredigt“ Jesu nach Markus ist klar: Gott hat mit dem Kommen Jesu die Initiative ergriffen, sein Reich ist „mitten unter uns“, und wir sind eingeladen, von unseren gewohnten und eingefahrenen Denkweisen weg umzudenken und unser Denken und unser Herz im Glauben von dieser guten Nachricht Gott zuzuwenden.

Lösungsverstärkung
Damit ist nicht gesagt, dass „Leistung“ welcher Art auch immer vor Gott nicht zählen würde, sondern es geht um ein „Umdenken“ – auch im Sinn dessen, was uns auch aus unseren wichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen bekannt ist:

  • Ein Kind, das auf die Welt kommt, wird von seinen Eltern nicht aufgrund von erbrachter Leistung angenommen und geliebt, sondern „gratis“ vorausgeliebt.
  • In einer Liebesbeziehung oder in einer guten Freundschaft handeln die Beteiligten nicht nach dem Maßstab erbrachter Leistung oder mit dem Blick auf Belohnung, sondern „leisten“ als Folge der guten Beziehung, die sie als Geschenk und Bereicherung, als „Schatz“ empfinden.

Die Rede vom nahe gekommenen Reich Gottes aus dem Mund Jesu ist die Botschaft vom „Immanuel“, vom Gott, der in Jesus mit uns Menschen ist und geht, der seine Gegenwart und Liebe nicht an Bedingungen knüpft. Das steht sozusagen programmatisch am Beginn des Markus-Evangeliums und wird in dessen weiterem Verlauf ausgefaltet. Wenn das Kopf und Herz berührt, dann führt das von selbst zu einem Umdenken, das „Leistung“ nicht mehr als Mühe im Hinblick auf den „Lohn“ der Liebe Gottes „denkt“, sondern als von Herzen kommende Antwort auf das Voraus-Geschenk der Liebe Gottes.

Zweiter Fastensonntag

Sonia Salamon

1. Kurze Auslegung von Mt 17,1-9

Diese Perikope steht im Kontext anderer Perikopen des Matthäusevangeliums (vgl. u.a. die Verwechslung mit Mose und Elija, das Messias-Bekenntnis des Petrus). Besonders aber verweist sie auf die Taufperikope (Mt 3) und auf die Gethsemane-, Kreuzigungs- und Auferstehungserzählung (Mt 26-28). So erinnert die Stimme in Mt 17,5 sehr stark an die Proklamation der Taufperikope, wobei diese hier mit dem Hinweis „auf ihn sollt ihr hören“ ergänzt wird. Diese Audition ist nach Mt auch das Zentrum der Perikope.
Die Perikope greift biblische und frühjüdische Bilder auf (H. Frankemölle). Neben den verwendeten Bildern ist ein starker Bezug zu Ex 24 ersichtlich (Mose steigt auf den Berg und nimmt drei Begleiter mit, JHWH ruft Mose aus der Wolke an), allerdings wird Mose in dieserTheophaniegeschichte nicht verwandelt (M. Wussow). Jesus hingegen wird nach V. 2 verwandelt (beachte hier den Unterschied: Jesus verwandelt sich nicht, sondern er wird verwandelt – daraus folgt das göttliche Wirken).
Das Anliegen, welches Petrus nach V. 4 formuliert, wird unterschiedlich ausgelegt. Auffallend ist allerdings, dass in der Erzählung nach Mt Petrus nicht getadelt wird.
In V. 6 folgt die Reaktion der Jünger auf die Gottesbegegnung: Sie fürchten sich und fallen nieder. Bei Mt richtet Jesus die Jünger auf, indem er sie berührt und ihnen Zuspruch gibt.
Die Perikope schließt mit dem Abstieg vom Berg und dem Schweigegebot ab, welches zeitlich befristet und auf ein Ziel ausgerichtet ist: die Auferweckung Jesu (M. Wussow). Die Jünger, welchen eine Offenbarung zuteil wurde, können demnach nicht auf dem Berg bleiben, sondern müssen wieder nach „unten“ gehen, wobei Jesus sie begleitet. „Die Weggemeinschaft, die in der Berufung gründet, wird in der Verwandlung auf die Mitte bezogen: auf den ‚Sohn‘, dessen Wort gilt – als Gottes Wort“ (M. Wussow).Die drei Jünger begegnen den Lesenden bzw. Hörenden das nächste Mal in der Gethesmane-Geschichte, dem Tiefpunkt der Geschichte Jesu und ihrer eigenen Geschichte. (M. Wussow)
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Perikope Jesus, den Menschensohn, als den Messias verkündet: Der leidende, sterbende und auferweckte Menschensohn ist wirklich der Sohn Gottes.

2. Zielsatz

Die Gemeinde wird Zuversicht geschenkt: Die Nachfolge Jesu verschont nicht vor Leid und anderen Herausforderungen, und dennoch führt sie „zur Herrlichkeit der Auferstehung“.

3. Predigtgedanken

Motivation
Ein mühevoller Aufstieg zu einem Gipfel wird meist mit einem wunderbaren Ausblick belohnt. Weit weg scheinen dabei die Sorgen und Probleme zu sein, welche im Tal so manchen Menschen plagen. Klein und belanglos scheint die Welt unten in der Ferne zu sein. So mancher kann bei dieser Aussicht eine gewisse Leichtigkeit und innere Zufriedenheit spüren. Die Hoffnung auf diesen Ausblick stärkt auch so manche Bergsteigerin und so manchen Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel, nicht aufzugeben. Die Mühen werden durchgestanden. Ein Blick auf das Ziel kann dabei motivieren.

Problemfragen
Welche Hoffnung und Zuversicht schenkt uns der christliche Glaube?

Versuch und Irrtum
Verspricht uns der christliche Glaube ein sorgloses Leben? Ein Blick in unsere Lebensgeschichten zeigt, dass auch Leid und Nöte unser Leben plagen können.

Lösung
Ebenso mussten die Jünger und Jüngerinnen Jesu schwere Wege gehen: Sie wurden verfolgt und erfuhren viel Widerstand. Als Jesus gekreuzigt wurde, brach für sie eine Welt zusammen. Was war nun mit all ihren Hoffnungen, die sie in Jesus gesetzt hatten? Wer ist denn Jesus, wenn er so stirbt?
Das heutige Evangelium gibt darauf eine Antwort: Jesus ist der Messias, der Christus. Er ist nicht Mose, er ist nicht Elija, sondern er ist der Sohn Gottes. Eindrucksvoll wird die Verwandlung Jesu beschrieben und damit auf die Auferstehung – auf die Verherrlichung durch Gott – verwiesen. Und dazu die Stimme Gottes: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ Diese Offenbarung wird noch mit einem weiteren Satz ergänzt: „Auf ihn sollt ihr hören.“
Jesus selbst zeigt, was es heißt, ihm nachzufolgen. Die Jünger bleiben nicht auf dem Berg, sondern Jesus steigt mit ihnen wieder herab: Er steigt mit ihnen zu den Menschen herab. Er steigt mit ihnen zu den Menschen herab, die in Nöten sind. Jesus ist bei den Menschen in den Tiefpunkten ihres Lebens. Jesus zeigt dadurch, dass Gott sie nicht vergisst. Und erzeigt, dass ihm nachzufolgen, nicht ein sorgloses Leben verspricht, sondern dass die Sorgen des Lebens nicht das letzte Wort haben. Er spricht den Menschen Zuversicht zu und gibt ihnen Einblick in das Reich Gottes und in die Herrlichkeit Gottes.

Lösungsverstärkung
Als Getaufte feiern wir die Zuversicht, dass nicht Leid und Kreuz das Ziel unseres Lebens sind – auch wenn sie Teil unseres Lebens sind. In der Osternacht feiern wir, dass wir mit Jesus Christus zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Auf Jesus Christus sollen wir hören. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er mit uns auf dem Weg ist.

 

Predigtimpuls für einen Taufweg durch die Fastenzeit

Kurze Auslegung
Die Geschichte der sog. „Verklärung Jesu“ zielt darauf ab, Jesus Christus als die Mitte des Glaubens und der biblischen Heilsgeschichte der Gemeinde klarer vor Augen zu führen. Gottes Stimme erschallt aus den Wolken und proklamiert Jesus als den geliebten Sohn. Er überragt Mose mit der Tora und Elija mit der Prophetie. Auf ihn sollen die Jünger hören.

Zielsatz
Der versammelten Gemeinde wird vermittelt, dass durch bewusstes Hören auf Jesus sein Wort verinnerlicht wird und so Nachfolge gelingen kann.

Motivation/Problem
Menschen, die zur Zeit der Abfassung des Matthäusevangeliums lebten, haben sich eine Frage gestellt, die uns auch heute noch beschäftigt: Wer ist dieser Jesus? Wer er ist und welche Bedeutung er hat, wird im Rahmen der Erzählung der Verklärung für die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg „augenscheinlich“: Jesus wird verwandelt, sein Gesicht leuchtet wie die Sonne, seine Kleider werden blendend weiß wie Licht. Sonne und Licht sind Symbole der Vollendung, aber auch Bilder für Gottes Reinheit und Erhabenheit (Manfred Wussow). Neben ihm erscheinen Moses und Elija. Mose steht für das göttliche Gesetz, die Tora, Elija für die Propheten. Als die großen Vertreter der biblischen Offenbarung stehen sie neben Jesus. Die Drei sind aufeinander bezogen, doch Jesus wird nochmals durch die Stimme herausgehoben, die die Jünger auffordert, auf Jesus zu hören. Jesus wird in seiner besonderen Bedeutung offenbar.

Versuch und Irrtum
Die Art und Weise, wie sich Jesu Besonderheit zeigt, ist zunächst mit Äußerlichkeiten beschrieben: Eine helle, leuchtende Gestalt und ein weißes Kleid. Ist mit dieser göttlichen Erscheinung schon klar, wie das Hören auf Jesus, wie Jesus-Nachfolge geschehen soll?

Lösung/Lösungsverstärkung
Für die Jünger war die besondere Art der Christusbegegnung auf dem Berg der Verklärung ein Ereignis, das zum Verweilen einlädt. Wer Jesus ist und was er mit seiner konkreten Nachfolge gemeint hat, zeigt sich jedoch nicht im vordergründigen Blick auf sein leuchtend weißes Kleid. Das Kleid verweist auf Jesus selbst und im Weiteren auf den Auftrag, den die Stimme aus der Wolke gibt: „Auf ihn sollt ihr hören!“ Auf ihn zu hören, ist eine bleibende Grundaufgabe der Jünger. Diese Aufgabe ist ihnen vor allem dann aufgetragen, wenn sie vom Berg wieder herab gestiegen sind. Im konkreten Leben schenkt Jesus seinen Freunden die Worte und Taten, und lädt sie in die Nachfolge ein.
Das weiße Kleid mit seiner Aufgabe, auf Christus zu zeigen, hat auch heute eine Bedeutung. Menschen, die die Taufe empfangen, empfangen als äußeres Zeichen ein weißes Kleid. Aber es bleibt auch hier nicht bei dem äußeren Zeichen. Das Kleid steht für die Getauften, die mit Gott versöhnt werden. Dieses Kleid steht dann vor allem auch für Christus selbst. Paulus spricht davon, dass wir Christus wie ein Gewand anziehen.
Christus anzuziehen hat etwas mit dem Auftrag des heutigen Evangeliums zu tun: „Auf ihn sollt ihr hören“. Erwachsene Menschen, die sich auf die Taufe vorbereiten, jeder Neugetaufte, jeder getaufte Christ ist Hörer des Wortes Gottes. Christus anziehen heißt: Seine Worte so zu verinnerlichen, dass sie mein Leben durchdringen, dass seine Worte mich verwandeln, dass ich selbst „christusförmig“ werde.
In der frühen Kirche haben die erwachsenen Neugetauften das weiße Gewand die ganze Osteroktav bis zum Weißen Sonntag getragen und dann bewusst abgelegt. Das Ablegen des weißen Gewandes kann mit dem Herabsteigen vom Berg der Verklärung verglichen werden: Das strahlend-weiße Kleid wird nun nicht mehr als Hinweiszeichen auf Christus gebraucht. Jeder Getaufte wird selbst mit seiner Lebenshaltung im Alltag ein Zeichen der Christusgegenwart. Nicht im Tragen des Taufkleides, sondern im konkreten Alltag erfahren wir, was es bedeutet, auf Christus zu hören und ihm ähnlich zu werden: Im Bezeugen des Wortes Gottes, im Feiern und Beten, im Dienst an den Nächsten.

Luis Gurndin

 

1. Kurze Auslegung von Mk 9,2-10    

Die Verklärungsgeschichte ist einerseits nur aus der Auferstehungserfahrung erklärbar – also ein nachösterliches Glaubenszeugnis –, anderseits aber in das Leben des vorösterlichen Jesus zurück verlegt, um deutlich zu machen, welches das eigentliche Ziel des Weges nach Jerusalem zu Leiden und Sterben sein wird: Die Verherrlichung in der Auferweckung.

2. Zielsatz

Die Hörerinnen und Hörern verstehen den Weg Jesu nach Jerusalem als Weg „durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung“ und Jesus als den Sohn Gottes, auf den es zu hören gilt.

3. Predigtgedanken

Motivation
In den Evangelien finden sich verschiedene Berichte, die fast von selbst die zweifelnde Frage aufkommen lassen: Handelt es sich hier um einen Tatsachenbericht in unserem heutigen Verständnis oder nicht? Und wenn nicht: Welche theologische bzw. Glaubensaussage will mit dem Text gemacht werden? Zu diesen Texten gehört auch die Erzählung von der Verklärung Jesu.

Problemfrage
Wie ist die Verklärungserzählung zu verstehen und welche Botschaft(en) enthält sie für unseren Glaubensweg?

Versuch und Irrtum
Es geht in dieser Erzählung nicht um die genaue Beschreibung des tatsächlichen Ablaufs einer Begegnung nach dem Motto: Jesus hat mit drei Aposteln das und das getan, und sie haben das und das da und da erlebt. Es geht vielmehr darum, in einer Art Lehrerzählung deutlich zu machen, wer dieser Jesus ist und was es bedeutet, ihm nachzufolgen.

Lösungsangebot
Der Bericht von der Verklärung Jesu ist eingebettet in den größeren Bericht vom Weg Jesu nach Jerusalem zu seinem Leiden und Sterben – und zu seiner Auferstehung. Indem der Evangelist die Erzählung an dieser Stelle bringt, will er seiner Lesergemeinde – auch uns – mehrere Glaubenshilfen anbieten:

  • Jesus spricht mit Mose und Elija, also ist er mit keinem von beiden zu verwechseln, sondern er ist der „geliebte Sohn“ des Vaters, wie es der vorausgende Bericht von der Taufe Jesu aussagt.
  • Die Verwandlung in eine himmlische Gestalt öffnet den Blick in die Zukunft: Der Weg Jesu nach Jerusalem wird nicht mit seinem Sterben zu Ende sein, sondern in die Verherrlichung durch den Vater münden.
  • Dieser Jesus ist nicht in oder wegen seiner Herrlichkeit zu bewundern, sondern auf ihn ist als den geliebten Sohn des Vaters zu hören. Darum reagiert Jesus auf den Vorschlag des Petrus zum Hüttenbauen (bzw. Zeltmachen) nicht: Jesus nachfolgen heißt, mit ihm und wie er zu den Menschen gehen und ihnen in ihren Nöten nahe sein.
  • Denen, die Jesus nachfolgen, soll in der Erfahrung von Widerstand und Verfolgung mit der Vorausschau auf Auferstehung und Verherrlichung Trost und Zuversicht zugesprochen werden: Auch euer Weg wird – wie der Weg Jesu – „durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung“ führen.

Lösungsverstärkung
Das Reich Gottes, dessen Gegenwart Jesus bei seinem ersten Auftreten angekündigt hat, setzt sich nicht in militärischen Unterwerfungsaktionen durch, sondern im „Weg nach Jerusalem“, auf dem die Zuwendung Gottes zu den Menschen in den Worten, Begegnungen und Taten Jesu hörbar, sichtbar und erfahrbar wird.

Dritter Fastensonntag

Sonia Salamon

1. Kurze Auslegung von Joh 4,5-42

Die Perikope des dritten Fastensonntags schildert auf dem ersten Blick eine banale alltägliche Situation. Allerdings werden dabei hochtheologische Inhalte transportiert: Vordergründiges wie Trinken und Essen stehen für Hintergründiges (das Christus-Bekenntnis).
Der erste Abschnitt (V. 4-26) behandelt zunächst den Themenbereich „trinken – dürsten“, wechselt dann in die Privatsphäre der Frau, greift die Frage nach dem wahren Gebet auf und endet mit einertypischen Wendung der johanneischen Christologie: „Ich bin es“. Ungewöhnlich ist dabei, dass ein Mann in der Öffentlichkeit eine Frau anspricht: Die Situation erinnert an das Werben um eine Frau (vgl. Gen 29). Dazu kommt, dass Jesus als Jude eine Samaritanerin anspricht (bedenke den religiösen Konflikt zwischen den Juden und Samaritern). Bereits durch diese Gesprächssituation kann aufgezeigt werden, dass Gott um sein Volk wie ein Bräutigam um seine Braut wirbt, bzw. dass durch Jesus Gott um jeden Menschen wirbt (auch über das Volk Israel hinaus).
Die samaritanische Frau spricht die ungewöhnliche Gesprächssituation an. Jesus lenkt dabei das Gespräch auf die „Gabe Gottes“ und „das lebendige Wasser“. Es scheint, als ob die Frau den tiefen Sinn seiner Antworten nicht verstehe. Dabei sind die Zuhörenden bzw. Lesenden herausgefordert, auf das Hintergründige seiner Antworten zu hören.
In einem weiteren Schritt wird das Gespräch in den persönlichen Kontext gerückt, um dann die Frage nach dem wahren Ort der Verehrung bzw. nach dem wahren Gebet aufzugreifen. Sie gipfelt im johanneischen Christus-Bekenntnis: „Ich bin es“. (V. 26).
Der zweite Abschnitt (V. 27-42) schildert den weiteren Geschehensverlauf als die Jünger zurückkehren. Breit entfaltet wird schließlich die „Ernte“-Thematik, welche sich auf das Ausführen des Willen Gottes bezieht. Jesus ist von Gott gesandt und handelt in dessen Namen, sodass abschließend bekennt wird: Er ist der Retter (V. 42). In den Ausführungen wird auch darauf hingewiesen, dass die Jünger in dieser Sendung eine Mitverantwortung tragen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass diese Perikope sich als „erzählte Theologie [erweist]. Es geht um Fragen existentieller Frömmigkeit, woran ich meine Sehnsucht nach Gerettet-, Erlöst-, Freisein orientiere, woher ich eine authentische Lebenskraft beziehe, woraus ich lebendig werden und bleiben kann, worin ich meine Identität gründe.“ (A. Stimpfle)

2. Zielsatz

Die Gemeinde erkennt, dass Gott ein Gott des Lebens ist. Dies wird anhand des Bildes vom Wasser bzw. Quelle aufgezeigt.

3. Predigtgedanken

Motivation
Die Schneeschmelze bereitet so manchen von uns Sorgen, denn das viele Wasser kann einige Probleme mit sich bringen. Wasser kann Hab und Gut beschädigen und zerstören. Wasser kann auch Leben zerstören. Auf der anderen Seite ist Wasser lebens-notwendig: ohne Wasser kein Leben. Diese Erfahrung machen die Menschen in den Ländern, aus denen die biblischen Schriften stammen. Die Landschaft dort ist zum größten Teil recht karg – bis auf jene Gegenden, wo Wasser ist: Wo Wasser ist, ist Leben. Wo Wasser ist, können Pflanzen und Tiere leben. Wo Wasser ist, können die Menschen leben. Und wo Menschen das Wasser gut nutzen können, können die Menschen auf Dauer leben.

Problemfragen
Im heutigen Evangelium spricht nun Jesus vom „lebendigen Wasser“ und der „sprudelnden Quelle“. Er spricht davon, dass er Wasser gibt, von dem wir nie mehr Durst haben werden. Von welchem Wasser spricht er hier?

Versuch und Irrtum
Konzerne und einflussreiche Menschen würden sich wohl um ein Wasser, von dem wir nie mehr Durst bekommen, reißen. Sie würden entweder überlegen, wie teuer sie dieses Wunderwasser vermarkten könnten oder wie sie vermeiden können, dass ein solches Wasser auf den Markt kommt. Wasser ist ein kostbares Gut und wird daher auch als das „blaue Gold“ bezeichnet.
Die samaritanische Frau denkt zwar nicht wirtschaftlich, aber sie fragt verwundert danach, wie ihr Jesus überhaupt Wasser geben kann, wenn er kein Schöpfgefäß dabei hat.

Lösung
Wir Zuhörende sind nun aufgefordert, genau hinzuhören. Dem Evangelisten geht es nämlich um weit mehr als um die leiblichen Bedürfnisse. Mithilfe dieses Alltagsbildes versucht er uns Zuhörende etwas aufzuzeigen, etwas Hintergründiges verständlich und sichtbar zu machen. Wie das Wasser Leben schenkt und Leben ermöglicht, so schenkt uns Gott in Jesus Christus Leben. Gott ist ein Gott des Lebens. Er schenkt uns Trost, Hoffnung und Zuversicht. Gott stillt unsere existentiellen Bedürfnisse, unsere Bedürfnisse nach dem Angenommen-Sein, dem Halt und die Geborgenheit, der Lebenskraft. In Jesus Christus wurde dies sichtbar: Jesus hat gesehen, wie die Menschen nach Leben dürsten. Er war für viele Menschen dieses Wasser des Lebens und hat ihren Durst nach dem wahren Leben gestillt. Er war das lebendige Wasser in ihrer Hoffnungslosigkeit, im ihren Ausgegrenzt-Sein und in ihrer Sehnsucht nach einer Lebensgrundlage. Diese Menschen haben dabei erfahren und erkannt: Er ist der Retter.
Wer nun die Erfahrung macht, dass er bzw. sie angenommen ist, Halt und Zuversicht erlebt, kann selbst zur Quelle werden: Er bzw. sie kann selbst anderen Trost, Hoffnung und Zuversicht schenken, Halt und Geborgenheit geben. Im Evangelium weist Jesus darauf hin, dass jene, denen er das Wasser des Lebens gibt, in ihm selbst zur sprudelnden Quelle werden.

Lösungsverstärkung
In der Taufe ist das Wasser eine wichtige Zeichenhandlung: Wir werden mit dem Wasser des Lebens getauft: All das, was uns vom Leben trennt, wird von uns abgewaschen. Wir werden eingetaucht in das lebendige Wasser, das Leben schenkt, neues Leben in Jesus Christus schenkt. Uns wird Trost, Hoffnung und Zuversicht zusagt und es wird sichtbar gefeiert, dass wir von Gott angenommen sind. Auch wir können erfahren und erkennen: Jesus Christus ist der Retter der Welt; er schenkt uns ewiges Leben. In der Osternacht feiern wir diese Zuversicht und dieses Geschenk und wir bekennen, dass wir getauft sind. Zur Erinnerung an die Sorge Gottes für uns Menschen, an seine großen Taten und an das Geschenk der Taufe und den damit verbundenen Auftrag werden wir mit dem Wasser des Lebens besprengt. 
Bin ich für das Wasser des Lebens offen? Kann es durch mich fließen? Bin ich bereit, für andere eine sprudelnde Quelle zu sein? Oder versiegt das Wasser in mir? Die österliche Bußzeit lädt uns ein, darüber nachzudenken und uns vorzubereiten, um wieder neu bereit für das Geschenk des lebendigen Wassers zu sein.

 

Predigtimpuls für einen Taufweg durch die Fastenzeit

Kurze Auslegung
Die verhältnismäßig lange Perikope im Johannesevangelium schildert zunächst eine recht alltägliche Situation: Eine Frau geht zur Mittagsstunde Wasser holen, sie trifft einen Mann und sie kommen ins Gespräch. Doch hinter dieser Begebenheit steckt weit mehr als nur ein zufälliges Treffen. Es kommt zu einer Begegnung, die nicht nur das Leben der Frau verändert. Mit seinem Handeln sprengt  Jesus die Vorschriften der damaligen Zeit. Er widersetzt sich dem Gebot, dass ein Jude nicht mit einer Samariterin und ein Fremder nicht mit einer Frau in der Öffentlichkeit sprechen dürfen.
Das zunächst überschaubare Handlungsgeschehen birgt einen hochtheologischen Inhalt. So setzt der Evangelist den leiblichen  Bedürfnissen wie Durst und Hunger theologische essentielle Sehnsüchte gleich. Vordergründiges wird somit zu Hintergründigem, alltägliche Lebensvollzüge öffnen das Tor zum Göttlichen. Die ganze Erzählung gipfelt im Bekenntnis vieler Samariter: Jesus ist der Retter der Welt!

Zielsatz
Die Gläubigen erkennen, dass alltägliche Lebensvollzüge im Glauben betrachtet einen tieferen Sinn ergeben. Die Begriffe „Quelle“, „Brunnen“ und „lebendiges Wasser“ meinen mehr, als sie zunächst aussagen. Sie sollen das Taufbewusstsein stärken.

Motivation / Problem
Im Alltag ist die Symbolsprache, oft unbewusst, sehr stark präsent. So gibt es die Redewendungen: „Er hat den Kopf verloren!“, „Sie ist Feuer und Flamme!“, „Ich wünsche dir Hals- und Beinbruch!“ oder „Ich habe Lampenfieber“. Diese Redewendungen meinen nicht wörtlich das, was sie sagen. Solche Äußerungen veranschaulichen einen tieferen Sinn und geben dem Wunsch oder der Aussage eine feinsinnige Deutung.

Versuch und Irrtum
Jesus verspricht das „lebendige Wasser“. Mit der stark symbolhaften Sprache werden die Gegebenheiten der damaligen Zeit vor Augen geführt. So trifft die Rede vom sprudelnden lebendigen Wasser in einem kargen Land, wo die Menschen mit Hitze und Wassernot leben mussten, nochmals mehr die damalige Alltagserfahrung. So ist die Rede vom Wasser  zunächst im wörtlichen Sinn gemeint. Doch bald wechselt der Verfasser des Textes die Ebene und redet vom Durst im übertragenen Sinn. Dieser Durst ist gekennzeichnet von einer Sehnsucht unseres Seins. Der Mensch wird mit Fragen konfrontiert wie: Wo stille ich meine Sehnsucht? Im Konsum, im Abenteuer? Was stillt meinen Durst langfristig, nachhaltig, so dass ich selber zu einer Quelle für andere werden kann?

Lösungsangebot / Lösungsverstärkung
Jesus offenbart sich als der Geber des Wassers, das Leben schenkt und jeglichen Durst und jede Sehnsucht  zu löschen vermag. Er selbst wird zur sprudelnden Quelle, die Trost, Hoffnung und Zuversicht schenkt. Durch das Sakrament der Taufe haben wir Zugang zu diesem Wasser des Lebens – das auch unser Leben verändert. Als Getaufte sind wir selbst aufgerufen, zu einer Quelle für die Mitmenschen zu werden – so, wie es uns Jesus vorgelebt hat. Im Taufbekenntnis bekennt der Gläubige – wie die Samariterin – den Glauben: Jesus ist der Retter der Welt (Joh 4,42).

Luis Gurndin

1. Kurze Auslegung zu Joh 2,13-25

Für Jesus war es sicher nicht neu, im Tempel Geldwechsler und Händler zu sehen. Die Geldwechsler hatten die Aufgabe, die verschiedenen in Umlauf befindlichen Münze in „Schekel“ – die offizielle Tempelwährung – umzuwechseln. Dies war notwendig, weil Menschen auch kamen, um im Tempel Tieropfer darzubringen, und die Tieropfer wiederum erforderten die Gegenwart und die Angebote der Tierhändler. Der Grund, warum Jesus bei seinem Tempelbesuch „ausrastet“, wird von manchen Exegeten mit der Vermutung erklärt, der Hohepriester Kaiaphas könnte den Wechslern und Händlern eine längere „Ladenöffnungszeit“ erlaubt haben, sodass Jesu Zornausbruch durch die Unzeit ihrer Präsenz ausgelöst worden wäre.

2. Zielsatz

Die Hörer/innen werden sich der Gefahren bewusst, die das „Haus Gottes“ (das Kirchengebäude, die Glaubensgemeinschaft, den Menschen als Tempel Gottes) zum „Kaufhaus“, zur „Markthalle“ machen können.

3. Predigtgedanken

Motivation
Es gibt Dinge und Menschen, die uns persönlich „heilig“, „sakrosankt“ sind, die wir uns nicht nehmen lassen, nicht madig machen, nicht lächerlich machen, nicht in den Dreck ziehen lassen wollen, und es gibt Wirklichkeiten, Überzeugungen und Werte der christlichen Glaubensgemeinschaft, die ihr ebenso „heilig“, „sakrosankt“ sind: Gott selbst, der Mensch und die Menschenwürde Glaubensinhalte, „heilige“ Bezirke und Gebäude.

Problemfrage
Was kann die bzw. eine Botschaft dieses Textes für die christliche Gemeinde und ihre Mitglieder heute sein?

Versuch und Irrtum
Würde Jesus heute seinen Zorn auf die Opferstöcke und die sonstigen „Münzsammelstellen“ (für die Kirchenzeitung, für das gute Buch, für Votivkerzen, für die Mission, usw.) in unseren Kirchen auslassen? Müsste er den Klingelbeutel bzw. die Kollektekörbchen aus unseren Gottesdiensten verbannen? Würde er gegen den Handel mit religiösen Kitsch- und Kunstgegenständen (nicht nur, aber besonders) an berühmten Kirchen und an Wallfahrtsorten einschreiten? Es steht zu vermuten, dass er manches auch geschmacklos finden und sich über manches ärgern würde, aber den Zorn würde er sich wohl für ärgerlichere Dinge im persönlichen Leben der Seinen und im Leben „seiner“ Kirche reservieren.

Lösungsangebot
Jesus würde sich heute wohl mehr darüber ärgern, dass wir Sonntag und Werktag, zu „sauber“ voneinander trennen; dass sein Wort, dem wir im Gottesdienst zustimmen, oft nicht Richtschnur für unser Handeln im Alltag ist; dass wir die Nächstenliebe zwar als das zweitwichtigste Gebot kennen, aber dann im alltäglichen „Kleinkrieg“ mit Füßen treten; dass wir unter dem Mäntelchen der Frömmigkeit und der Buchstabentreue andere verdächtigen; dass wir die Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes in die Beliebigkeit abrutschen lassen; dass wir –um seine Worte zu gebrauchen – Mücken seihen und Kamele schlucken, den Splitter im Auge anderer kritisieren und den Balken im eigenen Auge übersehen, und kirchlich-offiziell Menschen unerträgliche Lasten aufbürden; dass wir als Kirche Jahrhunderte lang eine „unheilige Ehe“ mit der weltlichen Macht geführt haben und zum Teil heute noch führen, wodurch die Glaubwürdigkeit des Evangeliums nachhaltigen Schaden gelitten hat und noch leidet. Geldwechsel und Handel haben da oft genug „unheilig“ mitgespielt.

Lösungsverstärkung
„Warum bist Du gekommen, uns zu stören?“, lässt der russische Dichter F. M. Dostojewski in seinem Roman „Die Brüder Karamasow“ Jesus, der nach 1500 Jahren wieder auf die Erde gekommen ist, durch den Großinquisitor fragen, und der Inquisitor kündigt ihm an: „Morgen werde ich dich (auf dem Scheiterhaufen) verbrennen.“ Jesus hat damals im Tempel „gestört“, er würde vermutlich auch heute stören – in Rom, in der Diözese Bozen-Brixen, in unserer christlichen (!) Gemeinde, in meiner christlichen (!) Lebensführung. Warum? Weil er überall „Geldwechsler“ und „Händler“ bei ihren „Geschäften“ stören müsste…

Vierter Fastensonntag

Sonia Salamon

1. Kurze Auslegung von Joh9,1-41

Die Heilung des Blindgeborenen „soll verdeutlichen, dass Jesus die Werke Gottes tut und das Licht der Welt ist.“ (M. Ernst) Die Menschen werden herausgefordert, diesem Wirken eine Antwort zu geben, welche eine Antwort im Glauben bzw. ein Bekenntnis ist. Das „wir“ in V. 4 hebt dabei hervor, dass die Jünger in das Tun der Werke Gottes miteinbezogen sind. Der Blinde erfährt die Heilung durch die Berührung Jesu (V. 6) und durch das Wasser der Quelle (V. 7). Als er gefragt wird, wer ihn geheilt hat, da antwortet er zunächst: „Ein Mann, der Jesus heißt“ (V. 11).
In der nächsten Szene wird der Geheilte zu den Pharisäern gebracht, welche feststellen, dass er an einem Sabbat geheilt wurde (V. 16). Da Jesus einen „Teig“ angerührt hatte – eine Tätigkeit, welche am Sabbat untersagt war – könne er nach den Pharisäern kein Gesandter Gottes sein, da er das Sabbatgebot nicht hält. Die Szene wird nun zum Verhör und der Geheilte wird noch einmal gefragt, wer ihn geheilt habe. „Er ist ein Prophet.“ (V. 17) lautet diesmal die Antwort, wodurch sich zur Antwort in V. 11 eine Steigerung ergibt.
In der folgenden Szene sollen die Eltern des Geheilten Stellung beziehen. Sie bestätigen allerdings nur, dass ihr Sohn blind geboren wurde. M. Ernst zeigt diesbezüglich auf, dass bis heute die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu herausgefordert sind, Stellung zu beziehen: Können sie dem Druck standhalten oder weichen sie wie die Eltern des Geheilten der Glaubensfrage aus?
Noch einmal wird der Geheilte verhört (V. 24-34). Diesmal stell der Geheilte „dem ‚wir wissen‘ der Juden (V. 24) ein ganz anderes Gotteswissen […] gegenüber (V.31) [.] [M]an muss schon ganz fest ‚seine Augen verschließen‘, um dieser Glaubenslogik nicht zu folgen. So erweisen sich in Wirklichkeit die Pharisäer als Blinde!“ (M. Ernst).
In den abschließenden V. 35-41 begegnet der Geheilte nochmals Jesus – und sieht ihn zum ersten Mal. Dabei ist es Jesus, der den Geheilten sucht. Die Frage Jesu richtet sich nicht nur an den Geheilten, sondern gleichzeitig auch an die Lesenden bzw. Hörenden: „Glaubst du an den Menschensohn?“ (V. 35). Auf die Rückfrage des Geheilten gibt sich Jesus zu erkennen – und der Geheilte sieht ihn. Sogleich bringt er seinen Glauben zum Ausdruck, indem er vor Jesus niederfällt (V. 38)und ihn dadurch huldigt, eine Geste, die nur Gott allein vorbehalten ist. Somit ist der ehemals Blinde „im doppelten Sinn Sehender geworden“ (M. Ernst). Die Pharisäer werden allerdings mit ihrem anscheinenden Sehen konfrontiert: Sie bleiben in der Sünde, „weil sie nicht sehen wollen, was sie sehen könnten!“ (M. Ernst)

2. Zielsatz

Die Gemeinde bedenkt ihren Glauben an Jesus Christus: Glaube ich an Jesus Christus? Bekenne ich meinen Glauben vor anderen?

3. Predigtgedanken

Motivation
„Es kommt auf die inneren Werte an“ – so lautet ein bekannter Satz. Er fällt besonders dann, wenn aufgezeigt werden soll, dass wir uns nicht vom Äußeren und von Äußerlichkeiten blenden lassen sollen. Solche Ratschläge werden besonders dann gegeben, wenn jemand einen Partner bzw. Partnerin sucht. In der ersten Lesung hat Gott sich auch einen Partner ausgesucht, einen Menschen, den er für seine besonderen Dienste auserwählt hat. „Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt. – Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht.“, gab Gott Samuel zu bedenken, als er ihn aufforderte, sich auf den Weg zu machen, um einen der Söhne von Isai zum König zu salben.

Problemfragen
Auch das Evangelium greift die Frage nach dem rechten Sehen bzw. Erkennen auf. Es spricht vom Blind-Sein, Sehen-Können und Nicht-Sehen-Wollen. Dabei bezieht es sich auf Jesus Christus: Erkenne ich Jesus Christus? Bekenne ich meinen Glauben?

Versuch und Irrtum
Wir haben gehört, dass ein Blindgeborener von Jesus geheilt wird. Ein solches Wunder würden sich vielleicht auch einige von uns wünschen, damit das Glauben leichter fällt. Und in der Tat geht es dem Evangelisten Johannes darum, dass Jesus an seinen Werken erkannt wird bzw. erkannt werden kann. Allerdings sind nicht alle durch seine Werke zum Glauben gekommen, sondern Jesus wurde in Frage gestellt. Wieso hält Jesus das Sabbatgebot nicht ein? Mit dieser Überlegung begründen die Pharisäer, dass Jesus nicht von Gott kommen kann. Sie sehen im Tun von Jesus nicht das Werk Gottes.

Lösung
Der Geheilte hingegen erzählt von seiner Erfahrung. Er gibt die Auskunft weiter, dass ein Mann namens Jesus ihn geheilt hat. Diese Auskunft steigert sich in einem nächsten Schritt zu einem Bekenntnis. „Er ist ein Prophet.“, antwortet er, als er beim Verhör gefragt wird, was er selbst über Jesus denkt. Zu dieser Überlegung kommt er aufgrund dieser Erfahrung, die sein Leben verändert hat. Mutig bezieht er Stellung – im Gegensatz zu seinen Eltern. Sie verweigern eine Antwort und verweisen lediglich an ihren Sohn.
Als Hörende dieses Evangelium sind wir nun herausgefordert darüber nachzudenken, wie und ob wir Stellung zu unserem Glauben beziehen. Ist es ein „Ich weiß es nicht“ und ein Zurückziehen wie bei den Eltern des Geheilten, wenn wir nach unserem Glauben gefragt werden? Verweisen wir auf andere, wenn wir nach unserem Glauben gefragt werden? „Fragt doch den oder die…“ könnte in diesem Sinne eine Reaktion von heute sein.
Oder sind wir offen, um über Fragen unseres Glaubens nachzudenken und um Gott in unserem Leben zu entdecken? Wenn wirunsere Augen nicht verschließen, dann können wir die Werke Gottes als solche erkennen. Wir können das „Mehr“ hinter all den Dingen und unseren Erfahrungen entdecken. Wir können erkennen, dass der Herr unser Hirte ist und er für uns sorgt.

Lösungsverstärkung
Und wir können bekennen: Jesus ist das Licht der Welt – Jesus ist der Christus, der Sohn Gottes. Das Evangelium lädt uns in diesen Tagen der Vorbereitungszeit ein, unsere Augen zu öffnen und Gottes Werke in unserem Leben zu erkennen. Es lädt uns ein, unseren Glauben zu festigen, um dann in der Osternacht gemeinsam zu bekennen: Ich glaube an Jesus Christus.

 

Predigtimpuls für einen Taufweg durch die Fastenzeit

Kurze Auslegung
Die Erzählung der Heilung des Blinden handelt auf zwei Ebenen: Einmal geht es um die körperliche Gesundung eines blinden Mannes. Dann aber steht die Blindheit auch für die Verstocktheit im Glauben. In diesem Sinne steht die Heilung für eine Hinführung des Menschen zum Licht des Glaubens. Die Heilungsgeschichte gipfelt mit dem Bekenntnis des Sehenden: Ich glaube, Herr! (Joh 9,38). Der mit dem Glauben Sehende erkennt nun Jesus als das wahre Licht der Welt.

Zielsatz
Die Gläubigen erkennen, dass die symbolische Sprache des „Blindseins“ auf verschiedene Formen des „Nicht-Sehen-Könnens“ verweist. So entdecken sie, dass die Welt, das Leben, das eigene Ich, im Licht des Glaubens betrachtet eine tiefere Bedeutung bekommen.

Motivation/Problem
Der Blickwinkel macht den Unterschied. So kann die Welt auf verschiedenste Weise gesehen werden. Brillen können uns das in einfacher Weise verdeutlichen, denn sie lassen die Welt verschieden aussehen: Eine Sonnenbrille lässt die Welt dunkel erscheinen, eine rosa Brille in bunten Farben; starke Lesebrillen lassen Gegenstände in der Ferne verschwommen erscheinen; die Brillen Kurzsichtiger hingegen lassen die Gegenstände in der Nähe verschwimmen.

Versuch und Irrtum
Jedes Geschehen im Leben kann von unterschiedlichen Warten aus betrachtet werden. Der Mensch wählt selbst, aufgrund seiner Lebensumstände und Erfahrungen, für welchen Blickwinkel er sich entscheidet. Daraus ergibt es sich, ob der Blick, die Haltung und der Glaube nur einseitig, oder aber weltoffen, tolerant und menschenfreundlich sind.

Lösung/Lösungsverstärkung
Mit der Brille des Glaubens betrachtet, bekommt die Welt ein neues Angesicht. Es liegt am Menschen, ob er bereit ist, das Evangelium anzunehmen. Das Evangelium fordert auf, die Welt aus dem Glauben heraus zu betrachten, um zum Bekenntnis zu Jesus Christus zu finden, der die ganze Welt in einem neuen wunderbaren Licht erscheinen lässt. Aus dem Licht des Glaubens betrachtet, wissen sich die Menschen vo n Gott getragen, hat das Leben einen Sinn, gibt es keinen Unterschied der Rassen und Kulturen, begegnen sich Menschen als Brüder und Schwestern.
In der Taufe bekommt das Licht eine neue symbolische Bedeutung. Im Entzünden der Taufkerze an der Osterkerze erstrahlt das Kerzenlicht als das Licht des neuen Lebens, als das Licht, das die Dunkelheit erhellt, das wärmt und die Gemeinschaft stärkt.
Als Getaufte sind wir aufgerufen, von diesem Licht weiter zu erzählen und damit für andere zum Licht zu werden. Im ehrlichen Bemühen um den Glauben werden alle, die im Herzen blind sind, zu Sehenden.

Luis Gurndin

1. Kurze Auslegung von Joh 3,14-21

In den Worten, die das Johannesevangelium Jesus im Gespräch mit Nikodemus in den Mund legt, stehen wir vor einer inhaltlichen Zusammenfassung des Christusbekenntnisses der johanneischen Gemeinde, die unterstreicht: Gottes letztes Wort ist nicht das Gericht, sondern die Rettung, und zwar nicht nur für Israel und/oder für die christliche Gemeinde, sondern für Menschheit und Welt insgesamt. Wo es trotzdem zum Gericht kommen sollte, richtet nicht Gott, sondern der Mensch, der sich dem Rettungswillen Gottes verschließt, richtet sich selbst, indem er sich bewusst gegen den Glauben an Jesus entscheidet.

2. Zielsatz                    

Die Hörer/innen verstehen den Unterschied zwischen einer Gottesbeziehung, die von Angst vor Strafe bzw. Rechnen mit Belohnung bestimmt ist, und einer Gottesbeziehung, die vom Wissen um einen liebenden Gott her das Leben gestaltet.

3. Predigtgedanken

Motivation
„Gott ist ein gerechter Richter, der das Gute belohnt und das Böse bestraft“, so lautete eine der „Grundwahrheiten“, die wir im Katechis-musunterricht in meiner Grundschulzeit auswendig gelernt haben Die Predigt und die religiöse Erziehung haben bis vor wenigen Jahrzehnten noch viel mit der Angst vor dem strafenden Gott „gearbeitet“, um die Menschen davor zu warnen, „die ewige Seligkeit“ aufs Spiel zu setzen. Natürlich wurde diese auf der anderen Seite als verlockender Lohn für einen „christlichen Lebenswandel“ schmackhaft gemacht, und natürlich geschah das im Alltag der christlichen Familien und Pfarrgemeinden auch im guten Glauben und in der besten Absicht. Die Erfahrung zeigt freilich, dass heute weder die Angst vor der Höllenstrafe, noch das Locken mit dem Himmelslohn großen Eindruck auf die Menschen machen.

Problemfrage
Wie also heute vom Gott der Bibel reden, um Menschen Freude am christlichen Glauben und Lust zu einem Leben aus diesem Glauben zu vermitteln?

Versuch und Irrtum
Zunächst ist festzuhalten, dass in der Heiligen Schrift tatsächlich auch vom strafenden Gott die Rede ist, und dass auch Jesus selbst an anderen Stellen davon spricht, dass die Bösen beim Endgericht die Strafe für ihre bösen Taten und die Guten den Lohn für ihre guten Taten erhalten werden. Insofern hat die zitierte „Grundwahrheit“ ihre Berechtigung und ihre Richtigkeit. Was daran aus heutiger theologischer Sicht zu relativieren bzw. zu korrigieren ist, ist die Vorstellung, die aus der Erfahrung mit der menschlichen Gerichtsbarkeit kommt: Mit Anklage und Verteidigung und mit Gott als dem, der zuletzt Rettung oder Verdammung ausspricht, wobei ich dem Urteil sozusagen hilflos ausgeliefert bin. Demgegenüber sind die Stellen in der Bibel zu betonen, die vom unbedingten Rettungswillen Gottes für den sündigen Menschen sprechen, weil Gott die Liebe ist. Ebenso ist aus heutiger theologischer Sicht die Kritik zurückzuweisen, als ob die Rede vom liebenden Gott dem christlichen Ethos den Ernst nehme – nach dem Motto: Es wird nur mehr vom „lieben Gott“ geredet, so als ob vor Gott „nichts mehr heikel“ wäre. Dem ist entgegen zu halten: Wo wirkliche Liebe im Spiel ist, wird die Gestaltung einer Beziehung von den Beteiligten viel „heikler“ gesehen und gelebt, als dort, wo sie auf Lohn und Strafe aufgebaut ist.

Lösungsangebot
Aus dem Gespräch Jesu mit Nikodemus wird deutlich, dass Gott von vornherein die Rettung aller Menschen will, und dass er für den schuldig gewordenen Menschen in seiner Liebe so weit geht, seinen Sohn in den Tod zu geben, damit wir leben. Aus dieser „Botschaft“ ergibt sich für den glaubenden Menschen die Konsequenz, auf die Liebe Gottes mit einem Verhalten zu antworten, das einer Liebesbeziehung würdig ist und nicht der Angst vor der Strafe oder dem Rechnen mit Belohnung entspringt.

Lösungsverstärkung
Die „Denkweise“ Gottes uns Menschen gegenüber ist u. a. verdichtet in der Geschichte von einem Jugendlichen, der für einen kleinen Diebstahl vor Gericht steht und vom Richter unter allgemeinem Bedauern der Anwesenden zu einer Geldstrafe verurteilt wird. Auf die Frage, warum er dem jungen Mann die Strafe nicht geschenkt habe, antwortete der Richter: Ich musste nach Recht und Gesetz urteilen, aber ich werde ihm das Geld, das er braucht, um die Strafe zu bezahlen, aus meiner Tasche geben.

Fünfter Fastensonntag

Sonia Salamon

1. Kurze Auslegung von Joh 11,1-45

Diese Perikope erzählt vom siebten und wohl wichtigsten Zeichen, das Jesus nach dem Johannesevangelium vollbracht hat. Sie bildet zugleich den Höhepunkt des öffentlichen Wirkens Jesu. Die Perikope gliedert sich in fünf Abschnitte, die in der Begegnung Jesu mit Martha als theologischem Höhepunkt gipfeln: Jesus offenbart sich mit den Ich-bin-Worten als die Auferstehung und das Leben.
Den Glaubenden wird mit Jesus Christus schon jetzt dieses Leben geschenkt, trotz des begrenzten Seins auf dieser Welt. Diese Offenbarung verlangt nach einem Bekenntnis, welches Martha spricht. Ebenso wie Martha sind die Hörenden aufgefordert, ihren Glauben zu bekennen.
Als erzählerischer Höhepunkt der Perikope gilt die Auferweckung des Lazarus: Durch dieses Zeichen wird deutlich, dass Jesus der Messias (Christus) ist, der Sohn Gottes.

2. Zielsatz

Der Gemeinde wird die Zuversicht geschenkt: Jesus, der Christus, ist die Auferstehung und das Leben.

3. Predigtgedanken

Motivation
Viele von uns sind schon ein paar Mal gestorben. „Da wär ich beinah gestorben“, heißt es zum Beispiel, wenn jemand voller Aufregung und Spannung auf etwas Wichtiges wartet, im Sinne von „Es war kaum auszuhalten.“ Wer vor lauter Scham fast gestorben ist, der wäre wohl am liebsten im Erdboden versunken. Die Worte „Du bist für mich gestorben“ sind harte Worte, die fallen, wenn eine Beziehung zerbrochen ist. Dabei kann jemand für mich gestorben sein oder ich für jemanden. Und dann gibt es noch Momente im Leben, wo jede unserer Hoffnungen gestorben ist, wo einem der Boden unter den Füßen genommen wird.

Problemfragen
Worauf kann ich in solchen Momenten zählen?

Lösung
Im heutigen Evangelium sind uns zwei Frauen mit zwei unterschiedlichen Haltungen begegnet: Da ist einmal Martha, die Jesus entgegenläuft. „Wärst du hier gewesen, dann wäre das nicht passiert“ – mit solchen Worten spricht sie ihren Schmerz über den Verlust ihres Bruders aus. Im nächsten Satz spricht sie dennoch ihr Vertrauen gegenüber Jesus aus: „Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“ Martha ist trotz allem zuversichtlich.
Und dann haben wir von Maria gehört. Auch sie macht sich auf den Weg, nachdem Martha sie darauf hingewiesen hat, dass Jesus da ist. Auch Maria spricht Jesus mit den Worten an „Wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben“, und fällt zu Boden.
Zwei Reaktionen, die auch einige von uns kennen: In manchen dunklen Stunden sind wir trotz allem noch zuversichtlich – in manchen dunklen Stunden fallen wir aber zu Boden und das Aufstehen fällt schwer.
Jesus stärkt Martha in ihrer Zuversicht und spricht vom Leben: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“. Und er fragt sie „Glaubst du das?“ Martha bekennt ihren Glauben. Gestärkt in ihrer Zuversicht kehrt sie zu ihrer trauernden Schwester zurück. Mit Maria weint Jesus. Er hält mit ihr aus.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben“ – wird in einem nächsten Schritt im Evangelium dadurch sichtbar, dass Jesus Lazarus aus seinem Grab ruft. Er beauftragt die anderen, den Stein vor seinem Grab wegzurollen, seine Binden zu lösen und ihn gehen zu lassen.
Können auch wir Menschen aus ihren Gräbern holen? Können auch wir Steine wegrollen und Binden lösen? Welche Binden müssen bei mir gelöst werden, damit ich leben kann? Wird es Zeit, dass auch ich jemanden in Frieden gehen lasse?
„Ich bin die Auferstehung und das Leben“ ist ebenso eine Zusage an uns, dass wir zum Leben berufen sind. Auch wenn es Zeiten gibt, in denen ich für andere gestorben bin oder meine Lebensfreude gestorben ist – Gott ruft uns immer wieder ins Leben zurück, er holt uns aus diesen dunklen Stunden, aus unserem Grab. Davon haben wir auch in der ersten Lesung gehört: Die Hoffnung vom Volk Israel, das aus seinem Land, aus seiner Heimat, vertrieben wurde, ist gestorben, all seine Hoffnungen wurden begraben. Und Gott spricht zu ihnen: Ich hole euch aus euren Gräbern herauf, ich öffne eure Gräber.

Lösungsverstärkung
So schenken uns die heutigen Lesungen die Zuversicht, dass Gott uns in unseren dunklen Stunden nicht alleine lässt. Er schenkt uns die Kraft, durchzustehen, er gibt uns Menschen an die Seite, die mit uns durchstehen und er stärkt unsere Zuversicht: Ich hole euch da raus. Glaube ich daran, dass Gott ein Gott des Lebens ist?
In der Osternacht werden wir dieses Bekenntnis und diese Zuversicht gemeinsam in besondere Weise feiern und werden gleichzeitig in der Hoffnung gestärkt: Jesus, der Christus, ist die Auferstehung und das Leben.

 

Predigtimpuls für einen Taufweg durch die Fastenzeit

Kurze Auslegung
Diese Perikope erzählt vom siebten und wohl wichtigsten Zeichen, das Jesus nach dem Johannesevangelium vollbracht hat. Sie bildet zugleich den Höhepunkt des öffentlichen Wirkens Jesu. Die Perikope gliedert sich in fünf Abschnitte, die in der Begegnung Jesu mit Martha als theologischem Höhepunkt gipfeln: Jesus offenbart sich mit den Ich-bin-Worten als die Auferstehung und das Leben.
Den Glaubenden wird mit Jesus Christus schon jetzt dieses Leben geschenkt, trotz des begrenzten Seins auf dieser Welt. Diese Offenbarung verlangt nach einem Bekenntnis, welches Martha spricht. Ebenso wie Martha sind die Hörenden aufgefordert, ihren Glauben zu bekennen.
Als erzählerischer Höhepunkt der Perikope gilt die Auferweckung des Lazarus: Durch dieses Zeichen wird deutlich, dass Jesus der Messias (Christus) ist, der Sohn Gottes.

Zielsatz
Die Gemeinde soll zum Bekenntnis der Osternacht hingeführt werden: Jesus, der Christus, ist die Auferstehung und das Leben.

Motivation/Problem
Das Sterben gehört zum Leben – und trotzdem vermeiden viele, über den Tod zu reden. Der Gedanke an den Tod kann Angst auslösen oder andere Gefühle, die überfordern. Die vielfältigen Begegnungen mit dem Tod können Menschen verändern, wenn etwa Beziehungen gestorben sind (aufgrund eines Streites), Hoffnungen begraben wurden oder ein geliebter Mensch tot ist.

Versuch und Irrtum
Wie reden Menschen über den Tod? Wie wird mit dem Tod umgegangen? Wird er verdrängt oder nicht ernst genommen? Was tun Menschen, um den Tod aus ihrem Alltag zu verdrängen?

Lösung/Lösungsverstärkung
Das Evangelium erzählt vom Tod des Lazarus. Er wurde ins Grab gelegt. So wie sein Leben ist das Leben aller Menschen hier auf Erden begrenzt. Auch Hoffnungen können sterben und begraben werden. Jesus hat Lazarus aus seinem Grab gerufen. Jesus ruft auch uns.
So wie Lazarus in das Grab gelegt wurde, wurden Taufbewerberinnen und Taufbewerber in den ersten christlichen Jahrhunderten ins Wassergrab gelegt. Auf der Handreichung ist ein solches Wassergrab abgebildet: Ein Taufbecken. Dieses Taufbecken befindet sich in Tunesien. Es stammt aus dem 5. Jahrhundert und erinnert daran, wie in den ersten christlichen Jahrhunderten Erwachsene getauft wurden. Sie hatten von Jesus Christus gehört und haben Christinnen und Christen erlebt, deren Leben der christliche Glaube verändert hat. Sie wollten zu dieser Gemeinschaft gehören, und deshalb haben sie sich ein bis drei Jahre auf die Feiern der Eingliederung in die Kirche vorbereitet. Zu diesen Feiern gehörten vor allem die Taufe, die Firmung und die Erstkommunion, die gemeinsam in der Osternacht gefeiert wurden.
Das Taufbecken war mit Wasser gefüllt, und die Erwachsenen, die getauft wurden, stiegen in dieses Wassergrab. Sie wurden untergetaucht und damit wurde ihr altes Leben begraben. Sie wurden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes untergetaucht.
Das Hinabsteigen in das Wassergrab, das Untertauchen und Abwaschen des alten Lebens und das Heraussteigen aus dem Wassergrab sind sichtbare Zeichen nach außen, die nach innen stärken. Das Hinabsteigen in das Wassergrab und das Neuauferstehen in Jesus Christus wurden zum Sinnbild für die Vorwegnahme von Tod, Auferstehung und Leben in Jesus Christus.
Diese Vorwegnahme des Todes hilft dem Getauften im Umgang mit dem „Sterbenmüssen“. Denn der Ritus zeigt sogleich die Hoffnung des Getauften auf: Mit Jesus Christus auferstehen. Der Tod hat nicht das letzte Wort, daran erinnert die Taufe.
Jesus ist die Auferstehung und das Leben. Martha hat im heutigen Johannesevangelium ihren Glauben bekannt. Als Hörerinnen und Hörer dieses Evangeliums sind Getaufte aufgefordert, über ihre eigene Taufberufung nachzudenken und den christlichen Glauben zu bekennen: Jesus ist der Christus, er ist die Auferstehung und das Leben.

Luis Gurndin

1. Kurze Auslegung von Joh 12,20-33  

Die Verherrlichung, um die Jesus laut Johannes in dieser Perikope bittet, und die Zusage der Verherrlichung durch Die „Stimme vom Himmel“ meint den Tod und die Auferstehung Jesu und das uns dadurch von Gott geschenkte Heil als „reiche Frucht“ des „Weizenkorns, das in die Erde fällt und stirbt“. Dieses „Gesetz“ des Weizenkorns gilt aber nicht nur für Jesus, sondern für alle, die ihm „dienen“ und „nachfolgen“ wollen: Nur das Weizenkorn, das stirbt, kann Frucht bringen.

2. Zielsatz                    

Die Hörer/innen verstehen, das Jesus Christus auch in unserer heutigen Welt und Zeit nur „zu Gesicht zu bekommen“ ist und seine Botschaft nur glaubwürdig werden kann, wenn es Menschen gibt, die sich nicht nur nach ihm „Christen“ nennen, sondern ihn durch ein Leben nach seinem Wort und Beispiel sichtbar machen.

3. Predigtgedanken

Motivation
Der 1996 verstorbene belgischen Kardinal Leon Joseph Suenens hat einmal im Zusammenhang mit dem Problem der Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft Folgendes gesagt: „Was der Ungläubige uns vorwirft, ist nicht, dass wir Christen sind, sondern dass wir es nicht genug sind: hierin liegt das Drama. Als Gandhi das Evangelium las, war er  erschüttert und wäre beinahe Christ geworden; der Anblick der Christen hielt ihn auf und ließ ihn sich zurückziehen. Hier, wahrhaftig liegt unsere größte Verantwortung!“

Problemfrage
Wie können wir heute den christlichen Glauben „weiter geben“, was können wir tun, um Menschen einen Zugang zu Jesus und seiner Botschaft zu eröffnen?

Versuch und Irrtum
Wenn es um die Sozialisation unsere Kinder und Jugendlichen geht, dann sind alle Eltern, alle in der Erziehung Tätigen und alle Verantwortlichen in Kirche, Politik und Gesellschaft einhellig der Meinung, dass in diesem Zusammenhang die Vermittlung christlicher Werte von Bedeutung ist. Wertevermittlung ist allerdings kein mechanisch-technischer Vorgang wie das Einlegen einer Kassette oder einer CD bzw. DVD in ein Wiedergabegerät, mit dem das Eingegebene eins zu eins heruntergespielt wird, sondern ein Beziehungsgeschehen, dessen Erfolg wesentlich von der Glaubwürdigkeit der zu vermittelnden Werte im Leben der vermittelnden Personen abhängig ist. Das heißt konkret: Wenn unser Bemühen um Weitergabe des christlichen Glaubens sich im Wesentlichen darauf beschränkt, äußerliches anständig Sein zu vermitteln, ohne die christlichen Wertvorstellungen als Überzeugungen in den Herzen zu verankern, dann besteht die Gefahr, dass eine Grundhaltung vermittelt wird, deren Hauptgebot darin besteht, den äußeren Schein zu wahren und sich bei eventuellen krummen Touren nicht erwischen zu lassen.

Lösungsangebot
Einer solchen Haltung stellt Jesus das Bild vom Weizenkorn gegenüber, das nur Frucht bringen kann, wenn es bereit ist, zu sterben. Was damit gemeint ist, hat Jesus Christus vorgelebt. Für die Kirche als Gemeinschaft derer, die an Jesus Christus glauben, hat der französische Bischof Jacques Gaillot, das Gemeinte einmal so formuliert: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ Und weil diese Gemeinschaft aus vielen einzelnen Menschen besteht, gilt, das Wort des Bischofs auch für alle Christinnen und Christen einzeln: Auch das einzelne Kirchenmitglied, das nicht dient, dient zu nichts. Christsein, das die Bezeichnung verdient, hat Maß zu nehmen an Jesus Christus, der von sich sagt, er sei nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben hinzugeben für die Vielen. Damit ist nicht unbedingt die Lebenshingabe im Sinn des klassischen Martyriums gemeint, sondern der tägliche und alltägliche Dienst am Leben der Mitmenschen als Lebenszeugnis.

Lösungsverstärkung
In der frühchristlichen Zeit, als die Erwachsenentaufe noch üblich war, wurde die Taufe hauptsächlich in der Osternacht gefeiert, und zwar durch Hinabsteigen und Untertauchen in das Taufbad und das Anziehen des weißen Taufkleides nach der Taufe als sichtbares Zeichen der Übernahme der Grundhaltung Jesu ins eigene Leben. Nach einer Woche – am „Weißen Sonntag“, der deshalb diesen Namen trägt – wurde das weißen Taufkleid abgelegt, und die übernommene Grundhaltung Christi von diesem Augenblick an den Christen auch ohne das weiße Kleid „anzusehen“ sein. Frage: Woran ist uns im Alltag „anzusehen“, dass, bzw. ob wir zu Christus gehören, damit Christi Botschaft sich durch unser Leben als glaubwürdig erweisen kann?