Die Form der Eheschließung richtete sich nach den Bräuchen und Gesetzen des Landes, in dem die Christen lebten. Bereits im 4. Jahrhundert ist der priesterliche Segen und das Gebet bei der Eheschließung nachzuweisen.
Im 5. Jahrhundert wurde in Rom die Eheschließung mit der Eucharistiefeier verbunden. Vom heiligen Augustinus ausgehend, entwickelt sich im frühen Mittelalter die Lehre von der Sakramentalität der Ehe.
Im 12. Jahrhundert wurde die Ehe in die Reihe der 7 Sakramente aufgenommen.
Im Unterschied zu den anderen Sakramenten spenden sich die Eheleute das Sakrament der Ehe selber. Immer war die Beteiligung der Öffentlichkeit an der Eheschließung gefordert, die Weise der Beteiligung war jedoch unterschiedlich. Im Mittelalter konnte man, wenn man wollte, einen Priester bitten, den Segen über die Ehe zu sprechen.
Auf dem Konzil von Trient im 16. Jahrhundert schuf die Kirche eine verbindliche Form.
Es wurde Pflicht, die (sakramentale) Ehe vor dem Priester und zwei Zeugen, also öffentlich, zu schließen. Diese Rechtsform wurde Voraussetzung für die kirchlich-öffentliche Anerkennung der Ehe. Der Grund für diese Rechtsform (Formpflicht) war: Damals registrierte der Staat die Eheabschlüsse noch nicht, und auch von der Kirche wurden sie nur mangelhaft festgehalten. Dies führte zu einer Anhäufung von „heimlichen Ehen“. (Klandestinehen = Eheabschluß ohne jede Registrierung oder Bekanntmachung in der Öffentlichkeit); dadurch wurde die Gefahr von Untreue oder Doppelehen sehr groß.
Nach der Französischen Revolution erhob auch der Staat die Forderung des öffentlichen, rechtssicheren Eheabschlusses. Die standesamtliche Trauung wurde eingeführt.
Einige Länder vermieden die Doppeltrauung (standesamtlich und kirchlich) und erkannten die kirchliche Eheschließung als Ehe im Sinne des Staates an. In anderen Ländern - so in der Bundesrepublik Deutschland - blieben es getrennte Vorgänge; vor der kirchlichen Eheschließung findet auf dem Standesamt der zivile Eheabschluss statt.
Quelle: Durch das Jahr - durch das Leben: Das christliche Hausbuch für die Familie. Köselverlag