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Steuerungsgruppe des Projektes "Mut zum Hinsehen"

Das Projekt „Mut zum Hinsehen“ wird von einer Steuerungsgruppe geleitet, die unabhängig arbeitet und das Projekt nach innen und außen vertritt. Der Vorsitzende ist Gottfried Ugolini. Weitere Mitglieder sind Roland Angerer, Peter Beer, Marina Bruccoleri, Mario Gretter, Helmut Hell, Brigitte Hofmann, Julia Linder, Raffaella Zadra und Fabian Tirler. Die Gruppe ist verantwortlich für die Umsetzung des Projekts.

Raffaella Zadra, Rechtsanwältin

Mein Name ist Raffaella Zadra und ich bin von Beruf Anwältin. Ich arbeite im Leitungsteam des Projekts „Der Mut hinzuschauen“, weil mir das Thema Missbrauch in der Kirche sehr am Herzen liegt. Oft haben die Opfer Schwierigkeiten, den Missbrauch zu melden, sie fühlen sich schuldig und allein. Seit einiger Zeit stellt die Diözese den Opfern und ihren Familien Experten zur Verfügung, an die sie sich wenden können, um Hilfe und Unterstützung zu erhalten.

Eine der laufenden Initiativen ist eine Untersuchung, bei der zwei Anwaltskanzleien die Archive der Diözese durchforsten, um die Akten zu Missbrauchsfällen zu analysieren. Ziel der Untersuchung ist es, die Fehler und Mängel im System zu identifizieren, die den Missbrauch ermöglicht haben. Unser Ziel ist es, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um heute gezielter und entschiedener Veränderungen voranzutreiben und die Kirche immer mehr zu einem sicheren Ort für Minderjährige zu machen.

Roland Angerer, Betroffener

Verletzungen können nicht ungeschehen gemacht werden. Narben bleiben. Durch professionelle Hilfe jedoch kann es gelingen, die Verletzungen anzunehmen und sie in sein Leben zu integrieren. Die Einrichtung der Ombudsstelle und dieses Projekt bieten die Gelegenheit dazu. „Mut zum Hinsehen“ – treffender könnte der Titel dieses Projekts nicht sein. Durch meinen Beitrag möchte ich den Menschen Mut machen, zu ihren Verletzungen zu stehen, sie liebevoll anzuschauen und Hilfe zu suchen.

Ich möchte mich nicht richten. Ich will nicht verurteilen, das steht mir nicht zu. Ich will auch keine Rache. Den Verantwortlichen der Diözese wünsche ich Mut und Zuversicht, den begonnenen Prozess durchzustehen, und die Großzügigkeit, den Betroffenen die notwendige Hilfe und Unterstützung zu gewähren.

Gottfried Ugolini, Priester, Psychologe und Leiter der Steuerungsgruppe

Mein Name ist Gottfried Ugolini.

Ich bin Priester, Psychologe und Leiter der Steuerungsgruppe des Projektes „Mut zum Hinsehen“. Um zu verstehen, wie es zum Missbrauch kommen konnte und wie man damit umgegangen ist, hören wir auf betroffene Frauen und Männer. Sie erzählen, wie sie um ihr Vertrauen betrogen wurden. Sie wurden manipuliert, abhängig gemacht und zum Schweigen gebracht. Sie konnten dem Täter nicht entkommen.

Vertrauten sie sich jemandem an, wurde ihnen nicht geglaubt. Sie wurden beschimpft und bestraft, derartiges zu behaupten. Familien und Pfarrgemeinden waren eingeschüchtert durch die unantastbare Rolle des Priesters, des Hochwürden, und durch die Macht der heiligen Mutter Kirche. Das soll sich ändern.

Helmut Hell, Organisationsberater

Ich bin Helmut Hell, Mitglied der Steuerungsgruppe im Projekt Mut zum Hinsehen. Beruflich bin ich als Organisationsberater tätig, was auch meine Rolle in diesem wichtigen Projekt prägt. Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, die Abläufe und die Architektur des Projekts zu optimieren. Gleichzeitig ist es mir ein großes Anliegen, dass die Diözese aus den Erfahrungen und der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle die richtigen organisatorischen Schlüsse zieht.

Ein zentraler Begriff für mich ist der Mut. Mut, hinzusehen. Mut, Veränderungen zuzulassen. Mut, Neues zu gestalten. Mut, sich mit Widerständen innerhalb der eigenen Organisation auseinanderzusetzen und daraus etwas Besseres zu schaffen. Denn bei dieser Art der Arbeit stellt sich immer die Frage: Geht es darum, Applaus zu ernten, der dann in Vergessenheit gerät, oder darum, eine Diskussion anzustoßen, die zu echter Veränderung führt?

Für Letzteres setze ich mich ein.

don Mario Gretter: Priester, verantwortlich für den Bereich Pastoral

Ich bin Don Mario Gretter, Pfarrer der Dompfarre von Bozen und der Pfarrei Bozner Boden sowie Dekan von Bozen. Zudem gehöre ich der Steuerungsgruppe des Projekts „Mut zum Hinsehen“ an.

Es erfüllt mich mit Freude, Priester zu sein und gemeinsam mit vielen Frauen und Männern, Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen die wunderbare Erfahrung zu machen, Gott zu begegnen und nach Seinem Wort zu leben. Gleichzeitig bin ich in meiner seelsorgerischen Arbeit auch Menschen begegnet, die innerhalb unserer christlichen Gemeinschaften und unserer Kirche Opfer von Missbrauch wurden. Das, was eigentlich eine Quelle der Hoffnung und des Lebens sein sollte – die Begegnung mit Jesus und seiner Botschaft – wurde durch das Fehlverhalten einzelner und durch Strukturen, die diesem nicht rechtzeitig Einhalt geboten haben, zutiefst beschädigt.

Dieses große Unrecht und der damit verbundene Schmerz fordern uns heraus: Wie können wir unsere Pfarrgemeinden noch stärker am Evangelium ausrichten und zu sicheren Orten machen? Denn Jesus zu begegnen heißt, seiner unbedingten Liebe und Zuwendung zu begegnen – besonders gegenüber jenen, die am Rande stehen, den Schwächsten und Schutzlosesten.

Genau das liegt mir besonders am Herzen, und mit diesem Projekt möchte ich dazu beitragen, dass wir diesem Anspruch immer besser gerecht werden.