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Vorgeschichte des Projektes "Mut zum Hinsehen"

Die Diözese Bozen-Brixen und die Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch

Seit 15 Jahren beschäftigt sich die Diözese Bozen–Brixen institutionell mit dem Thema Missbrauch.

2010 wurden eine Ombudsstelle mit Dr. Werner Palla als unabhängigem Ansprechpartner sowie der Dienst für Prävention mit Dr. Gottfried Ugolini eingerichtet. Dr. Palla zur Seite stand ein interdisziplinärer Beirat. Betroffene konnten sich per E-Mail an die Ombudsstelle wenden. Hier fanden sie ein offenes Ohr und entsprechende Unterstützung. 

2012 wurde die erste Fachtagung zur Sensibilisierung für das Thema Missbrauch organisiert. Es folgten weiteren Tagungen mit fachlichen Vorträgen, Diskussionen, Workshops und Erfahrungsberichten Betroffener. Zu diesen wurden sowohl kirchliche Einrichtungen, Organisationen und Vereine als auch außerkirchliche Dienste und Organisationen sowie Interessierte eingeladen. 

Gleichzeitig wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Diese widmete sich der Prävention von sexuellem Missbrauch und anderen Formen von Gewalt. Daraus entstand der Fachbeirat, bestehend aus internen und externen Fachleuten verschiedener Disziplinen. Dieser Fachbeirat erarbeitete ein Rahmenkonzept für die Präventionsarbeit und für die Ombudsstelle. Bis heute berät der Fachbeirat die Diözese in allen Fragen, die mit sexuellem Missbrauch und anderen Formen von Gewalt zusammenhängen. 

2018 wurden die Ombudsstelle und der Dienst für die Prävention reorganisiert. Frau Dr. Maria Sparber wurde die neue Ombudsfrau. Verfahrensweisen und Dokumentation der Ombudsstelle wurden standardisiert. 

Im Zuge der neuen Leitlinien der Italienischen Bischofskonferenz wurde der bisherige Dienst für Prävention umbenannt in „Diözesaner Dienst für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen“. 

Ein wichtiger Teil der Arbeit war und ist der Kontakt zu anderen kirchlichen Einrichtungen im In- und Ausland. Es geht darum, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Teil dieses Netzwerkes ist das ehemalige Kinderschutzzentrum, das heutige Institut für Anthropologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.

Ebenso wichtig sind die Kontakte zu den lokalen Diensten und Einrichtungen sowie zu den Behörden. Mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft besteht ein regelmäßiger Austausch. Der diözesane Dienst ist Mitglied im Netzwerk für Gewaltprävention der Autonomen Provinz Bozen. Mit der Staatsanwaltschaft am Landesgericht und mit der Staatsanwaltschaft am Jugendgericht wurden Leitlinien für das Vorgehen bei Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich erarbeitet. 

Durch die vielen Meldungen von Frauen und Männern, die Missbrauch in der Kirche erlitten haben, und durch die thematische Auseinandersetzung wurde deutlich, dass eine umfassende Aufarbeitung der Situation in der Diözese notwendig ist, um eine Basis für die erfolgreiche Präventionsarbeit zu schaffen. 

Seit 2017 hat sich der Fachbereit mit der Durchführung einer Studie zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Diözese befasst. 

Eine erste Projektskizze wurde 2018 von Prof. Heiner Keupp, vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung, München, vorgestellt. 

Eine vom Bischof eingesetzte Arbeitsgruppe erarbeitete 2022 zusammen mit Frau Prof. Ulrike Loch, von der Freien Universität Bozen, ein Projekt zur Durchführung einer Studie. 

Beide Vorschläge fanden in den diözesanen Gremien keine Zustimmung. 

2023 bot sich das Institut für Anthropologie der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom an, ein Projekt zu begleiten und mit internen und externen Fachleuten durchzuführen. Daraufhin haben Dr. Gottfried Ugolini (Leiter des diözesanen Dienstes für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen), Dr. Peter Beer (Institut für Anthropologie, Rom) und Dr. Helmut Hell (beOrg AG) das Projekt „Mut zum Hinsehen“ ausgearbeitet. 

Das Projekt wurde von den diözesanen Gremien gutgeheißen. 

Im Sommer 2023 hat Bischof Ivo Muser eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die mit der Durchführung des Projektes betraut ist. 

Der Start erfolgte im November 2023 mit einer Fachtagung in Bozen.