Nach dem Festgottesdienst im Dom, dem der Bischof vorstand, zog die Prozession mit den Reliquien der Diözesanheiligen durch die Brixner Altstadt – begleitet von Musikkapellen, Schützen, Vereinen und Verbänden. Mitgetragen wurden die Reliquienbüsten der Diözesanpatrone Kassian und Vigilius sowie jener der Heiligen Ingenuin, Albuin, Hartmann, Agnes, Ottilia und Christina.
„Heute liegt es an uns“ – Verantwortung für den Glauben
In seiner Predigt rief Bischof Muser dazu auf, den christlichen Glauben nicht als Folklore zu betrachten, sondern als Auftrag für die Gegenwart. Die Frage, ob der Glaube weiterlebt, richte sich nicht an die Vergangenheit, sondern an die Gegenwart: „Heute entscheidet sich auch durch uns, ob der christliche Glaube den Menschen nach uns erhalten bleibt. Es braucht nicht nur die anderen. Es braucht uns, es braucht mich.“
Einheit in der Kirche – geistlicher Blick auf das Konklave
Mit Blick auf das anstehende Konklave zur Wahl des Nachfolgers von Papst Franziskus rief Muser zu einer „geistlichen Erwartungshaltung“ auf. Der neue Papst müsse „der Petrus von heute“ sein – ein Zeichen der Einheit für Kirche und Welt. Der Bischof betonte, dass die Treue zum Papst keine Frage persönlicher Sympathie sei: „Das Stehen zum Papst hat nichts mit Sympathie zu tun. Es muss Ausdruck der objektiven Dimension unseres Glaubens sein.“
Ein Zeichen gelebter Glaubenstradition
Die Kassiansprozession hat eine lange Tradition. Sie geht zurück auf das Jahr 1704, als Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl eine Reliquie des heiligen Kassian aus Imola nach Brixen brachte. Zwei Jahre später wurde erstmals eine feierliche Prozession veranstaltet – in Dankbarkeit für den glücklichen Ausgang des Krieges von 1703. Seit 1734 wird der sogenannte Kassiansonntag am dritten Sonntag der Osterzeit begangen. Das eigentliche Hochfest der Diözesanpatrone Kassian und Vigilius wird seit 2023 am 13. August gefeiert – dem historischen Datum der ersten Prozession.