Von der Abteilung „Forst- und Jagdwirtschaft“ werden unter der Leitung von Georg Wieser die Waldbesitzungen der Diözese Bozen-Brixen und jene, die in Pacht (vom DIUK, Kollegiatsstift Mensalfond Innichen und Vinzentinum) verwaltet und bearbeitet werden, durch Aufforstung, Waldpflege, Holzschlägerung in ihrem Bestand erhalten sowie nach fachspezifischen Kriterien bewirtschaftet und verbessert. Die Pflege und Nutzung des Wildbestandes erfolgt in insgesamt zwölf Eigenjagden, die verpachtet sind.
Die Erhaltung und Entwicklung des diözesanen Waldes ist praktizierendes Bekenntnis der Ortskirche zur Bewahrung der Schöpfung. Die Forstabteilung der Diözese Bozen-Brixen bewirtschaftet circa 4.000 Hektar Wald, die sich in Südtirol, in Osttirol, in Trient und in Belluno befinden.
Ist-Situation
2018 kam der Sturm „Vaia“, dann folgten 2019 und 2020 zwei Jahre mit Schneedruck und 2022 wütete der Borkenkäfer. Seit mehreren Jahren geht es in der Forstwirtschaft folglich darum, das Schadholz aufzuarbeiten – mit allen finanziellen Belastungen, die damit verbunden sind. Besorgniserregend ist zudem die Tatsache, dass die Schutzwaldbestände dadurch in ihrer Stabilität beeinträchtigt und gefährdet sind.
Der normale jährliche Hiebsatz (d.h. die Holzmenge, die jährlich im Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung entnommen werden kann) beträgt rund 10.000 Festmeter. In den Schadjahren 2019 bis 2022 wurden aber 70.000 Festmeter mehr entnommen, als durch den normalen Hiebsatz vorgesehen waren. „Konkret bedeutet dies, dass wir rund 7 Jahre keinen Hiebsatz mehr haben werden bzw. nur in den Waldkomplexen Nutzungen durchführen können, wo kein Schadholz angefallen ist bzw. den Hiebsatz über einen längeren Zeitraum (10-20 Jahre) reduzieren müssen“, so Georg Wieser. Als Förster denkt Wieser nicht in Jahren, sondern in Generationen. Die Auswirkungen von dem, was er mit seiner Arbeit schafft (heuer wurden beispielsweise 55.000 Bäume aufgeforstet bzw. gesetzt), wird er selber nicht mehr erleben, weil sich diese erst in über 100 Jahren zeigen werden. Sein Leitgedanke: „Wie soll der Wald in Zukunft aussehen? Jeder Eingriff zählt und kann später kaum noch korrigiert werden.“
Konkrete Schritte
In verschiedenen Wäldern gibt es natürlich vorkommende Feuchtgebiete, die man bewusst nicht entfernt – zum einen weil diese Flächen kaum bewirtschaftbar sind, zum anderen weil sie verschiedenen Amphibien und Wasserinsekten Lebensraum spenden.
Ein besonderes Anliegen ist die Habitatpflege– dabei geht es darum, Lebensräume für bestimmte Tierarten zu verbessern, deren Ansprüche auch anderen Tierarten zugutekommt (z.B. für das Auerwild). Dazu gibt es in Südtirol bereits einige gelungene Projekte (wie jenes in Gfrill, wo die Diözese Bozen-Brixen einen Teil des Waldes zur Verfügung gestellt hat), die von der Abteilung Forstwirtschaft, vom Amt für Naturparke und von der Jägerschaft begleitet wurden (auch im Wald des DIUK im Naturpark Trudner Horn wurde bereits ein solches Projekt durchgeführt). Die Diözese Bozen-Brixen verfügt über mehrere Waldgebiete, wo das Auerwild noch vorkommt und kann hier einige Projekte ins Visier nehmen (z.B. Untermoi oder Valparola-Pass).
Bewusst werden auch sogenannte „Spechtbäume“ stehen gelassen – sofern sie nicht am Wegrand stehen und damit eine Gefahr für Passanten darstellen. Spechtbäume sichern und erhöhen die Artenvielfalt im Wald. Es handelt sich dabei meistens um ältere, lebende wie auch tote Bäume mit Höhlen, Rindenverletzungen und Faulästen. Vom Stammanlauf bis zur Krone bieten sie vielen Tieren Nahrung, Ruheplatz, Versteck und Kinderstube.
Wichtig ist der naturnahe Waldbau. Es gibt Waldbestände, die nicht genutzt, sondern sich selbst überlassen werden. Mancherorts mag der Grund darin liegen, dass diese Flächen für die Bewirtschaftung uninteressant sind, aber auch bewusst und gezielt werden Flächen sich selbst überlassen. Als konkretes Beispiel dafür können zwei ausgewiesene Naturwaldzellen in Grissian bei Tisens und in Untertilliach in Osttirol angeführt werden.
In Grissian wurde im Waldkomplex „St. Jakob“ eine Naturwaldzelle ausgeschieden, die einen sehr naturnahen Waldcharakter aufweist und in der die zukünftige Waldbehandlung darauf ausgerichtet ist, diesen naturnahen Waldcharakter zu erhalten und fördern.
In Untertilliach gibt es einen schon seit Generationen unberührten Baumbestand mit Fichten, die ein Alter von über 250 Jahren haben; eine dieser Fichten, genannt „Mensabaum“, wird als die größte Fichte von ganz Osttirol angesehen. Dieser Baumbestand bzw. diese Waldfläche wird gezielt sich selbst überlassen, um als Anschauungsbeispiel für einen naturnahen Waldbestand zu dienen.