Ein Zeichen weist auf eine andere Wirklichkeit hin und zeigt diese an. Dabei wird zwischen informierenden Zeichen (Vertretungssymbol) und realisierenden Zeichen (Realsymbol) unterschieden. So ist ein Verkehrszeichen ein informierendes Zeichen: Es macht darauf aufmerksam, dass zum Beispiel eine Linkskurve kommt. Dabei existiert die Linkskurve auch unabhängig vom Zeichen. Ein realisierendes Zeichen dagegen informiert nicht nur über einen Sachverhalt, sondern im Zeichen wird er realisiert: So wird mit einer Unterschrift ein Vertrag geschlossen; der Vertrag ist erst durch die Unterschrift real.
Ebenso ist es bei der Sprache: Es gibt Wörter und Sätze, die informieren und es gibt Wörter und Sätze, die etwas realisieren und bewirken.
In diesem Sinne ist ein Sakrament ein Realsymbol, das nicht nur über die Nähe und Zuwendung Gottes informiert, sondern sie auch erfahren lässt. Durch Jesus wurde die Nähe und Zuwendung Gottes für Menschen konkret erfahrbar, daher sprechen wir von Jesus Christus als dem Ur-Sakrament. Die Kirche wird hingegen als Grundsakrament bezeichnet, da sie den Auftrag hat, Zeichen und Werkzeug Gottes zu sein und so dafür zu sorgen, dass die Zuwendung und Nähe Gottes auch heute erfahrbar ist. Im Laufe der Kirchengeschichte wurden sieben Zeichenhandlungen als besondere Lebensvollzüge und Feiern der Kirche als Sakrament bezeichnet (vgl. dazu den Abschnitt „Was ist ein Sakrament?“).
In den Initiationssakramenten Taufe, Firmung und Eucharistie wird die volle Zugehörigkeit zu Jesus Christus in der Gemeinschaft der Kirche gefeiert. Durch diese Feiern werde ich in die Kirche aufgenommen.
Ursprünglich wurden Erwachsene getauft. Der Tauffeier ging voraus, dass Menschen vom christlichen Lebens- und Wortzeugnis ergriffen wurden, dass sie die Gemeinschaft im Glauben suchten und in diese Gemeinschaft hineingefunden hatten. Dieser Prozess fand seinen Höhepunkt in den Sakramenten des Christwerdens Taufe, Firmung und Eucharistie, welche als Einheit in der Osternacht gefeiert wurden. Die ursprüngliche Einheit dieser Initiationssakramente und deren Vorbereitung (Katechumenat) werden heute bei der Taufe von Erwachsenen wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt und bewusst gestaltet.
Bei der Feier der Kindertaufe bekennen hingegen die Eltern, Patinnen und Paten sowie alle Mitfeiernden den Glauben der Kirche. Die Kinder werden in diese Gemeinschaft aufgenommen, die mit den Eltern Verantwortung dafür trägt, dass diese Kinder mit dem christlichen Glauben vertraut werden. Firmung und Eucharistie (in der Praxis in umgekehrter Reihenfolge) schließen den Prozess der Eingliederung in die Kirche ab (vgl. dazu auch den Abschnitt „Die Firmung“).
Die Feier der Firmung
Den Aufbau der Firmfeier finden Sie hier.
Zu den Zeichenhandlungen (vgl. dazu auch den Abschnitt „Die Firmung“):
Das Auflegen der Hände ist im Alltag eine Gestik, welche die persönliche Zuwendung zum Ausdruck bringt. In der Bibel werden Menschen die Hände aufgelegt, wenn sie gesegnet werden (vgl. Mk 10,13), wenn sie geheilt werden (vgl. Apg 28,8) und als Zeichen der Beauftragung (vgl. Num 27,15-23; Apg 6,6). Somit wird durch die Handauflegung in der Feier der Firmung sichtbar und erlebbar, dass Gott sich den Firmbewerberinnen bzw. Firmbewerbern zuwendet, dass Gott bei ihnen ist, sie heilt, ihnen Kraft schenkt und dass Gott ihnen zutraut und sie daher beauftragt, als Christin bzw. Christ zu wirken. Die Handauflegung bringt dabei auch die Verbundenheit mit der Kirche zum Ausdruck.
Salben werden zum Schutz (z. B. Sonnencreme) und zur Heilung verwendet. Nach dem Bad wird die Haut mit einer Salbe eingecremt, um die Haut zu pflegen und ihr einen wohlriechenden Duft zu verleihen. In der Antike salbten sich die Ringkämpfer, damit die Haut geschmeidig wurde und sie somit unangreifbar wurden. Im alten Israel wurden Könige, Priester und Propheten (1Kön 19,16; Ex 30,30) gesalbt. Mit der Salbung wurde sichtbar, dass Gott sie zu ihrer Aufgabe als König, Priester bzw. Prophet berufen hat und der Geist Gottes mit ihnen ist (vgl. 2Kor 1,21-22). In der Feier der Firmung werden die Firmbewerberinnen bzw. Firmbewerber mit Chrisam gesalbt. Chrisam ist ein Olivenöl, das mit einem wohlriechenden Balsam gemischt wird und in der Chrisammesse am Gründonnerstag vom Bischof geweiht wird. Durch die Salbung mit Chrisam wird in der Feier der Firmung sichtbar und erlebbar, dass der Geist Gottes mit den Firmbewerberinnen bzw. Firmbewerbern ist: Gott hat sie gerufen, um als Christinnen bzw. Christen, d. h. als Gesalbte zu leben und zu wirken. Sie sollen in diesem Sinne auch den Duft Gottes verbreiten. Für diesen Dienst/diese Sendung stärkt die Salbung bzw. der Geist Gottes.
Die Salbung mit Chrisam nimmt der Vorsteher der Feier im Zeichen des Kreuzes vor (er macht der Firmbewerberin bzw. dem Firmbewerber ein Kreuzzeichen auf die Stirn). Durch dieses Zeichen wird sichtbar und erlebbar, dass diese zu Jesus Christus gehören und das Zeichen der Christinnen und Christen tragen.
In diesem Zusammenhang spricht der Vorsteher der Feier die Firmbewerberinnen und Firmbewerber einzeln mit Namen an. Dadurch wird deutlich, dass sie ganz persönlich angesprochen sind und Gott sie beim Namen ruft.
Es folgen dann die Worte: „(Name), sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Das Siegel spielte in der Antike eine bedeutende Rolle. Es diente zur Beglaubigung von Verträgen, zur Kennzeichnung von Briefen u. ä. und als Erkennungszeichen von Soldaten, Sklavinnen und Sklaven. Damit wurde erkennbar, für wen sie gekämpft hatten bzw. wem sie gedient hatten. Somit wird die Besiegelung in der Feier der Firmung sichtbar und erlebbar: Das christliche Leben, das mit der Taufe begonnen hat, wird nochmals bestätigt und beglaubigt. Die Gefirmten stehen im Dienst Gottes und sollen als solche erkennbar sein.
Die Firmung ist ein unauslöschliches Siegel und kann daher nur einmal gefeiert werden.
Der Bischof ist der Vorsteher der Feier der Firmung. Dadurch wird sichtbar und erlebbar, dass die Firmbewerberinnen und Firmbewerber zur Ortskirche (Diözese) und damit zur großen Gemeinschaft der Kirche gehören. Aus organisatorischen Gründen beauftragt unser Bischof auch andere Priester (Kanoniker, Dekane, Äbte, den Jugendseelsorger und den Familienseelsorger), das Sakrament der Firmung im Auftrag Jesu Christi zu spenden.
Wesentlichen Botschaften der Feier der Firmung sind daher (vgl. auch den Abschnitt "Die Firmung"):
• Die Firmung ist ein Geschenk, das den Menschen erleben lässt: Gott nimmt dich an und steht zu dir. Er wendet sich dir zu.
• Diese Gabe wird zur Aufgabe. Es geht darum, diesem Zuspruch Gottes zu antworten: in Wort und Tat, in der Feier und im Alltag.
• Die Feier der Firmung macht die bewusste Entscheidung für den christlichen Glauben sichtbar. Die Firmbewerberinnen und Firmbewerber bezeugen öffentlich, dass sie an Gott glauben und die Beziehung zu Jesus Christus ernst nehmen. Sie zeigen, dass sie/er den Weg, der mit der Taufe begonnen hat, weitergehen möchten. Durch die bewusste, d. h. die persönliche und freie Entscheidung kann sich das Sakrament erst entfalten.
• Die Feier der Firmung besiegelt (bekräftigt) den bisherigen Glaubensweg (aus der Taufe) und stärkt für die Gegenwart und den künftigen Weg: Als Christinnen und Christen sind wir beauftragt, die Botschaft Gottes weiterzugeben, sie in der Kirche und in der Welt sichtbar und für andere erfahrbar zu machen.
• Die Feier der Firmung führt mit Taufe und Eucharistie in die Gemeinschaft der Kirche ein, d. h. sie führt in die Pfarrgemeinde als Kirche vor Ort ein und in Gemeinschaft aller Gläubigen, die auch bei anderen Anlässen und an anderen Orten erlebt werden kann (z. B. katholische Verbände und Vereine, Ordensgemeinschaften, Bildungshäuser…).
Somit bedeutet gefirmt zu sein:
• Ich bin beauftragt, mein Christsein im Alltag zu leben und von unserem Glauben Zeugnis zu geben.
• Ich bin beauftragt, mich meinem Nächsten zuzuwenden und mich für ihn einzusetzen.
• Ich bin eingeladen, unseren Glauben (mit) zu feiern.
• Als Getauften und Gefirmten sind wir alle sind beauftragt, dazu beizutragen, dass die Gemeinschaft der Kirche die christliche Botschaft weiterträgt und ein Ort der Christusbegegnung ist. Wir sind gesendet im Namen Jesu Christi zu leben und zu wirken.