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Anregungen zu den Postkarten zum Jahresthema

Die Postkarten eignen sich, um mit einer Gruppe von Jugendlichen und Erwachsenen über das Thema Hören ins Gespräch zu kommen. Hilfreiche Infos und Fragestellungen für die Arbeit mit Gruppen finden Sie hier. Die Postkarten sind am Seelsorgeamt erhältlich.

Hld 2,14

Das Hohelied preist die Liebe zwischen Mann und Frau und bringt die tiefe Sehnsucht nach Zuneigung und Aufnahme zum Ausdruck, die jeder Mensch in sich trägt. Im Lied vergleicht der Mann die Frau mit einer Taube, welche in Felsklüften und Klippen Zuflucht sucht und sich vor ihm versteckt. Er ruft: „Dein Gesicht lass mich sehen, deine Stimme hören! Denn süß ist deine Stimme, lieblich dein Gesicht“. Die schwierige Suche nach der Geliebten gelingt; sie ergreift am Ende des Lieds selbst das Wort und sagt mit Freude: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein“.

Was für die alten Dichter Felsklüfte und Klippen waren, sind für den heutigen Menschen oft Selfies und Likes: sie zeigen Nähe und funktionieren gleichzeitig nur auf Distanz. Bin ich offen für die Ungewissheit und die Gefahr der Suche und für die Freude einer echten Begegnung und Umarmung?

Ps 81,9

Der Psalm 81 ist ein Aufruf Gottes an sein Volk: „Israel, wolltest du doch auf mich hören!“ Der Gott Israels ist ein liebender Gott und muss doch immer wieder feststellen, dass sein Volk auf eigenen Wegen geht. Das Herz seines Volkes ist verstockt und unfähig, die Stimme Gottes zu vernehmen.

Die Kirche zur hl. Monika in Plaus ist ein Sinnbild für die Bereitschaft, auf Gott zu hören und ihn zu suchen. Die Kirchenväter gaben jenen, die von düsteren Gedanken überfallen waren, einen praktischen Tipp, nämlich die Augen auf den Himmel zu richten. Gott lässt sich nicht in der irdischen Verwirrung finden: um seine Stimme zu hören, müssen wir unseren Blick auf ihn richten. An welchen Orten suche ich Gott? Wohin richte ich meinen Blick, wenn ich seine Stimme hören will?

Joh 10,27

Im Johannesevangelium vergleicht sich Jesus mit einem Hirten: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir“. Der Hirt ruft seine Schafe beim Namen; diese erkennen seine Stimme und folgen ihm.

Das Wort Jesu überrascht. Er vergleicht alle Menschen mit Schafen. Nicht nur jene, die ihm folgen, sondern alle Menschen. Auch jene, die überzeugt sind, unabhängig zu sein und eigene Wege zu gehen. Auch jene, die nach Hirten suchen, die in Wahrheit keine sind. Wessen Schaf bin ich? Auf wessen Stimme höre ich und wem folge ich?

Koh 1,8

Das Buch Qohelet beginnt mit dem berühmten Spruch „Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch“. Qohelet macht auf die ewige Wiederkehr des Lebens aufmerksam: „Was geschehen ist, wird wieder geschehen.“ Auch der Mensch ist nur eine kurze Erscheinung im restlosen Fließen der Ereignisse, sodass er nur schwer einige Momente festhalten kann: „Nie wird ein Auge satt, wenn es beobachtet, nie wird ein Ohr vom Hören voll“.

Und doch gibt es Augenblicke, in denen die Zeit zum Stehen kommen scheint und sich Himmel und Erde dem Menschen, dem Gott „die Ewigkeit ins Herz hineingelegt hat“, in ihrer ganzen Schönheit zeigen. An welchen Orten habe ich verspürt, dass die Zeit zum Stehen kommt, und Augenblicke der Ewigkeit genossen?

Ps 119,81

Der Psalm 119 ist preist die Weisheit Gottes, wie sie sich in seinen Geboten offenbart. Wer Gott „mit ganzem Herzen sucht“, wird seine kostbare Nähe und seinen Trost genießen: „Von deiner Liebe, Herr, ist erfüllt die Erde.“

Und doch gibt es im Leben Momente, in denen Gott fern zu sein scheint, seine Gebote trocken und unverständlich. Momente, in denen das Wort Gottes keinen Trost schenkt und das Leben sinnlos erscheint. Momente, in denen wir eine tiefe Leere verspüren und vergeblich schreien: „Ich warte auf dein Wort“. In welchen Momenten meines Lebens habe ich wegen der Abwesenheit Gottes am meisten gelitten?