Die Familien scheinen, von einigen Ausnahmen abgesehen, ihrer Erziehungspflicht gegenüber ihren Kindern und Jugendlichen immer weniger nachzukommen. Es fehlt an Grundlagen.
Die Politik scheint die Aufgabe völlig verloren zu haben, ein Beispiel für eine hohe Sozialität zu geben, die in uns die Aufmerksamkeit und die moralische Verpflichtung zur bürgerlichen Gerechtigkeit weckt, die das Ergebnis einer soliden bürgerlichen, zivilen Erziehung ist.
Hinzu kommen die Strömungen des wirtschaftlichen Profits, die wie Stürme unsere Gesellschaft erschüttern und durch die Stimme einiger UnternehmerInnen, erfolgreicher InfluencerInnen, zu suggerieren scheinen, dass die Schule Zeitverschwendung sei, dass das schulische Wissen weit von der Realität einer Welt entfernt sei, die sich in ständigem wirtschaftlichen, informatischen und geopolitischen Wandel befindet.
Die zugrundeliegende Unsicherheit, die von diesen komplexen Systemen ausgeht, ist für uns Erwachsene klar zu spüren. Da wir sie nicht eindämmen können, wird sie auch für unsere Kinder und Jugendlichen zu einer wahrgenommenen Realität - wenn auch in unterschiedlicher Form. Und so macht sich ein mehr oder weniger subtiles Unbehagen breit, das, wenn es nicht angegangen wird, in existentiellen Ängsten Ausdruck findet. Die Rückkehr in die Schule nach dem Covid-19-Phänomen hat meines Erachtens Formen eines solchen sozialen und individuellen Unbehagens verschärft und beschleunigt.
Doch wo können wir wieder neu ansetzen und Hoffnung schöpfen für einen radikalen gesellschaftlichen Neustart?
Auch im Religionsunterricht. Eine einzigartige Gelegenheit, bei der es möglich ist, Kinder und Jugendliche aus der Logik von Leistung und Erfolg, an und für sich, herauszuholen. Die Religionsstunde bietet den Raum dafür, ein lebendiges Fach zum Atmen zu bringen, insofern es die Darstellung einer lebendigen Religion ist. Der Inhalt kann dort ankommen, wo die Beziehung gegeben ist. Ohne sorgfältige und authentische Beziehungsarbeit gibt es keine Grundlage für die Vermittlung von Inhalten und deswegen keinen menschlichen Beziehungsboden, in dem das Prinzip Hoffnung stets neue Wurzeln schlagen kann.
Ich freue mich also, wenn ich daran denke, wie viele kompetente Lehrpersonen heute in unseren Südtiroler Klassenzimmern tätig sind. Wie viel Engagement, Mühe und Herz sie in ihre Arbeit, in ihre Berufung als Lehrpersonen in nicht einfachen Zeiten stecken.
Licht in dunklen Zeiten: Sie/ihr alle sind/seid wie Sterne am Südtiroler Firmament.
„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16)
In Verbundenheit
Andrea Bailoni, Amtsleiter