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Predigten

Chrisammesse 2025

Bischof Ivo Muser

Gründonnerstag, 17. April 2025

Brixner Dom

Liebe Weihejubilare und liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, liebe Diakone, liebe Ordensleute, liebe Seminaristen, cari confratelli presbiteri e diaconi, in particolare voi che celebrate un giubileo di ordinazione, fredesc y sorus, liebe Mitfeiernde hier im Dom und über „Radio Grüne Welle”, cari fedeli qui presenti nella nostra cattedrale e in ascolto di “Radio Sacra Famiglia”!

„Das Leben wird rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt.“ Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard macht uns mit dieser Einsicht klar: Der Blick zurück hilft auf dem Weg nach vorn. Sich erinnern zielt auf Zukunft.

Erinnern und Gedenken ist eine unverzichtbare Eigentümlichkeit des biblischen Glaubens. Heute Abend, in der Feier zur Erinnerung des letzten Abendmahls, fügen wir bei den Einsetzungsworten die bedeutsamen Worte hinzu: „Das ist heute“. Aber dieses „Heute“ gilt für jede Eucharistiefeier. Wir erinnern uns an das, was er getan hat, um immer sein Tun zu vergegenwärtigen und im Heute und Morgen zu erleben. „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ 

„Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“ – so steht es auf einer Tafel der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Erinnerung, dieses nach innen gehen, will uns helfen, die Gegenwart zu deuten und schenkt uns Hoffnung für die Zukunft. 

Liebe Mitbrüder, wie erinnert ihr euch an den Tag euer Weihe zum Diakon und zum Priester? Welche Erinnerung daran begleitet euch – auch mit den Gefühlen, die damit verbunden sind?

Hier im Brixner Dom wurden mir dreimal leere Hände auf den Kopf gelegt, bei meiner Weihe zum Diakon durch Weihbischof Heinrich Forer, bei der Priesterweihe durch Bischof Wilhelm Egger und bei meiner Bischofsweihe durch Erzbischof Luigi Bressan und weitere achtzehn Bischöfe. Und es ist für mich jedes Mal aufregend, bewegend und ein besonderes Geschenk, wenn ich als Bischof meine leeren Hände auf den Kopf eines Weihekandidaten legen kann. 

Im entscheidenden Augenblick der Weihe geschieht sonst nichts: kein Wort, kein Gesang, nicht Wasser, nicht Brot und Wein – nur leere Hände. Das steht als Vorzeichen vor dem Ganzen. 

Es ist wie eine Auslegung des Evangeliums dieser Chrisammesse, die im Ablauf des Kirchenjahres einmalig ist. Jesus beginnt mit seinem Wirken in Nazareth. Der Auftakt, der Schlüsseltext, mit dem er den Beginn seiner Mission deutet, ist das Wort des Propheten Jesaja: „Der Geist des Herrn ruht auf mir: Denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt…“ (Lk 4,18).

Der Geist des Herrn ruht auf uns, wie die leeren Hände auf unserem Kopf am Tag unserer Weihe. Haben wir den „Geist des Herrn“ mit der Weihe in der Hand? Nein. Die Hände des Bischofs waren offen und leer, nicht so, wie wenn wir etwas im Griff haben. Den Geist haben wir nicht im Griff. Er ist im wahrsten Sinn des Wortes nicht zu fassen und zu besitzen. Er ist auch nicht ein Produkt der Kirche. Wir können ihn nicht machen, aber empfangen können wir ihn.

Sicher, auch in der Kirche gibt es Dinge, die man im Griff haben kann und muss. Aber das Entscheidende haben wir nicht im Griff; Gottes Geist haben wir nicht im Griff. Und wo wir den Eindruck erwecken, wir hätten ihn im Griff, dort ist er sicher nicht. Könnte es sein, dass Gott uns d a s in unserer gegenwärtigen Situation lehren will? Vieles, was wir noch vor wenigen Jahren wie selbstverständlich zu besitzen und zu gestalten meinten, ist uns aus der Hand genommen oder zerrinnt wie Sand zwischen den Fingern. Oft stehen wir mit leeren Händen da. Wie geht es weiter? Eine Frage, die keine theoretische Frage mehr ist und die nicht selten mit versteckter oder offener Enttäuschung, Ratlosigkeit und Resignation verbunden ist. Ja, es gibt in der Kirche sogar eine Resignation, die an den Grundfesten des Glaubens und der Hoffnung rüttelt.

In seiner Antrittspredigt, die Jesus nach dem Lukasevangelium in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth hält, fährt er so fort: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,18). Offenbar nicht mit den Siegertypen und den Erfolgreichen, sondern mit den Armen, den Gefangenen, den Blinden, den Zerschlagenen beginnt das „Gnadenjahr des Herrn“. Das Heilige Jahr 2025, das Papst Franziskus als Jahr der Hoffnung uns ans Herz legt, steht auf dem Fundament dieser Überzeugung: Christus ist in seiner Person das „Gnadenjahr des Herrn“, das Heilige Jahr!

Gott will die Welt vom Schwach- und Tiefpunkt des Kreuzes her retten. Nur wenn Jesus die Zeichen seines Kreuzes, seiner Schwachheit, seiner menschlichen Armut und seines menschlichen Scheiterns an seinem Leibe trägt, ist er der österliche Sieger! Sonst wäre die Hoffnung, die sich auf ihn beruft, ein Mythos, eine Vertröstung, ja sogar eine unverantwortliche Lüge. Am Kreuz und durch das Kreuz hindurch wird deutlich: Christus resigniert nicht. Das ist der Kern unseres Osterglaubens.

Cari confratelli, recentemente ho letto un articolo del professore don Giuliano Zanchi, prete di Bergamo e docente di teologia presso l’Università del Sacro Cuore a Milano, che parla di un forte disagio all´interno del nostro ministero pastorale. Parla perfino del “tempo dei preti spaesati”. Il mondo è in costante cambiamento. Anche il modo di vivere ed esprimere la fede è cambiato. Lo vediamo nelle giovani coppie e soprattutto negli adolescenti e nei giovani. Ma questo significa che anche noi come preti e diaconi siamo coinvolti – forse travolti! – dai cambiamenti in atto. L’essere spaesati può alimentare la stanchezza con la sua radice nella demotivazione.

Ciò che maggiormente si può rilevare è la difficile transizione da un modello di cura pastorale che oggi sembra manifestare tutti i suoi limiti ad un nuovo modo di esercitare la cura pastorale che non si intravede all’orizzonte. Assumersi la cura pastorale di una parrocchia e progressivamente doversi accollare la cura pastorale di due, tre, quattro, cinque, fino ad un numero indefinito, non può che creare ansia, preoccupazione e perfino smarrimento. Come e quando si possono garantire legami significativi con le persone? Con l’aumento del numero di parrocchie affidate ad un parroco è aumentato anche il peso della gestione delle strutture. Anche questo provoca affanno. La situazione in cui ci troviamo tocca i preti ma coinvolge anche i vescovi. Diversi vescovi negli ultimi anni hanno rinunciato all’incarico affidatogli per la difficoltà a riconoscersi in un ministero sempre più spaesato e sotto pressione. E non ci sono pochi candidati chiamati all’episcopato che non se la sentono di accettare la nomina. Conosco alcuni di loro personalmente. Tutto questo fa riflettere e provoca la nostra fede nel Signore, che ci ha chiamato a seguirlo e a servirlo – non ieri, ma nel contesto della Chiesa e della società di oggi. 

Cari confratelli, non sto davanti a voi con una risposta. Mi piacerebbe averla. E anche guardandomi intorno, non vedo una risposta soddisfacente. Sto dinanzi a voi con una visione che non è mia e che mi supera. L’immagine biblica che può definire lo stato esistenziale di questo nostro tempo e del nostro ministero potrebbe essere quella del deserto. È un luogo dove vengono a mancare molte cose. Ed è un cammino stancante. Il deserto costringe alle cose essenziali. Ma nella Sacra Scrittura c’è una parola che illumina. Quella che il profeta Isaia indirizza al popolo oppresso dalla schiavitù di Babilonia, un popolo in fase di ritorno attraverso il deserto. La incontriamo in Isaia 35: “Si rallegrino il deserto e la terra arida, esulti e fiorisca la steppa. Come fiore di narciso fiorisca; sì, canti con gioia e con giubilo. Irrobustite le mani fiacche, rendete salde le ginocchia vacillanti. Dite agli smarriti di cuore: Coraggio, non temete! Ecco il vostro Dio, giunge la vendetta, la ricompensa divina. Egli viene a salvarvi”. Quello che sembra impossibile nel deserto e cioè che nasca qualche cosa capace di attestare la vita, capace di nuova vita, il profeta è in grado di riconoscerlo. Lo vede ed è il motivo per cui può dire di non rallentare il passo nel deserto e di continuare nonostante tutto il cammino con gioia, letizia e speranza.

Siamo forse, nel nostro contesto, tentati dal guardare indietro ad un cattolicesimo che non c’è più, che in passato sembra aver dato i suoi frutti ma ora è andato in frantumi? Rimanere legati a quel recente passato potrebbe essere una tentazione del nostro ministero di oggi? Crediamo ancora che è lo Spirito che ci conduce nel deserto di questo nostro tempo e che anche questo nostro tempo è un kairòs, un anno di grazia, e non una disgrazia opprimente? 

Liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder, schenken wir uns heute, und nicht nur heute, Worte der Hoffnung, der Ermutigung, der Wertschätzung, der Anerkennung und der Dankbarkeit. Freuen wir uns an dem, was andere tun, was sie versuchen und was ihnen gelingt. Danken wir oft den vielen Frauen und Männern, die ihren unverzichtbaren Beitrag leisten für das Leben in unseren Gemeinschaften. Versprechen wir uns heute gegenseitig als Getaufte, Gefirmte und zum geistlichen Dienst Geweihte, dass wir uns gegenseitig stützen und dass wir im Zeichen der heiligen Öle Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung sein wollen für alle Menschen, mit denen wir unterwegs sind. 

Cristo è la nostra speranza, lui solo, anche oggi. Gesù, il Cristo, il Signore crocifisso e risorto, ci precede e non ci abbandona.