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Predigten

Christnacht 2025

Bischof Ivo Muser

Brixner Dom, 24. Dezember 2025

Ohne Zweifel: Die Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums gehört zu den bekanntesten Texten der Weltliteratur. Eine Erzählung, die in dieser Nacht wieder unzählige Male verkündet wird: in der Geburtskirche Jesu in Bethlehem genauso wie im Petersdom in Rom, in der kleinsten Dorfkirche irgendwo in Afrika genauso wie in einer Kathedrale in Nordamerika, hier im Brixner Dom genauso wie bei der Christmette in Bruneck, in Sarnthein, in St. Ulrich in Gröden oder in der Wallfahrtskirche von Maria Weißenstein. 

Nur eine Aussage aus dieser vertrauten Erzählung will ich jetzt mit euch betrachten: „Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe“ (Lk 2,7). Einfacher, profaner und menschlicher kann man das Geschehen einer Geburt nicht ausdrücken. Und der Evangelist Lukas geht noch weiter: Die Windeln sind für ihn das Erkennungszeichen des neugeborenen Gottessohnes, das die Engel den Hirten auf den Feldern verraten: „Und das soll euch als Zeichen dienen. Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ (Lk 2,12).

Die Windeln bringen auf den Punkt, was wir in dieser Nacht feiern: Die Menschwerdung Gottes.

Kurz, drastisch und ganz profan formuliert: Gott wird Mensch – und er braucht wie alle anderen Menschen Windeln. Die Windeln Jesu als das Zeichen der Demut der Menschwerdung Gottes! Die Windeln deuten darauf hin, wie ausgeliefert, wie demütig Gott war, als er Mensch wurde. Gott wird Mensch – auch in den Vollzügen, die wir nicht erwähnenswert finden und die so selbstverständlich sind.

Aber ist es nicht gerade das, was wir in dieser Heiligen Nacht feiern? Ja, wir feiern staunend, dass Gott ganz Mensch geworden ist. Wirklich Mensch. Einer von uns.

Gott sucht Berührung. Die Windel steht für das Beziehungsgeschehen, in das Gott den Menschen seit der Nacht von Bethlehem mit eingewoben hat. Gott macht sich begreifbar und angreifbar, weil er in Jesus, erlaubt mir, dass ich es so stark formuliere, bis in seine Notdurft hinein Mensch geworden ist. Die Windeln der Weihnachtsgeschichte bezeugen eindrücklich, was der Apostel Paulus in einem der wichtigsten Christushymnen des Neuen Testaments sagt: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ (Phil 2,6-8). Unfassbar. Unerhört. Das gibt es in keiner anderen Religion. Das ist das Unterscheidend – Christliche. Das ist Weihnachten!

Die Windeln aus der Weihnachtsgeschichte faszinieren mich aber noch aus einem anderen Grund: Denn der erste Dienst, den Maria, die Mutter, ihrem Kind, dem neugeborenen Gottessohn, gemacht hat, war, dass sie ihm die Windeln anlegte. So wurde in der Nacht von Bethlehem Windelwechseln zum Gottesdienst. Das vielleicht Alltäglichste und Profanste, das man mit einem Neugeborenen macht, wird im Licht der Menschwerdung geheiligt.

Diese Einsicht sagt viel aus über den Dienst, den Christen auf der ganzen Welt an Menschen tun. Natürlich kann man helfen aus vielen ehrbaren Motiven: aus Mitleid oder aus einer allgemeinen Menschenliebe heraus. Christen aber glauben, dass der Dienst am Menschen zugleich Gottesdienst ist. Und so sagt Jesus: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt Ihr mir getan.“ (Mt 25,40). Auch das ist Weihnachten!

“Diede alla luce il suo figlio primogenito, lo avvolse in fasce e lo depose in una mangiatoia, perché non c'era posto per loro nell' albergo “(Lc 2,7). Non si potrebbe dire in modo più semplice, più quotidiano, più ordinario e più umano. La realtà era ordinaria, quotidiana, umana - non idilliaca e romantica. Allora a Betlemme, oggi in molti luoghi del mondo. Madri in difficoltà, famiglie in fuga, persone in povertà che vengono allontanate. Betlemme rimane una realtà anche nel presente!

Si dice che un maestro della Chiesa antica abbia detto: "Mai adorerò un Dio in fasce!". La Chiesa allora considerò Nestorio, questo era il suo nome, un falso maestro. Forse è stato frainteso, forse non ha saputo esprimersi correttamente. Una cosa è certa: noi adoriamo questo bambino avvolto in fasce. Perché crediamo che egli sia Dio stesso, il Figlio di Dio. Questo è quanto accaduto quella notte, questa è la verità del racconto biblico del Natale, questo è il Vangelo che i fedeli proclamano in questo nostro mondo. Questo è il contenuto di questa festa unica.

Fatemelo dire in un altro modo: se Dio è voluto venire a noi come un bambino, allora anche le fasce che lo avvolgono assumono una nuova dignità. Questo vale sempre, questo è ciò che rende questa notte così unica, così luminosa e così piena di speranza - in mezzo alla normalità, alla quotidianità, al bisogno e alle molte domande irrisolte della vita umana e del nostro mondo!

San Giuseppe, apri per noi in questa notte la porta che ci introduce al mistero del Natale. Maria, in te e da te si realizza la storia di questa notte: partorisci nuovamente per noi oggi il Cristo, il Salvatore, il Signore. Abbiamo bisogno di lui!