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Vorträge & Ansprachen

Eröffnung des Seminar und Hochschuljahres

Auf dem Heiligenkalender der Kirche steht heute der hl. Ignatius von Antiochien, eine markante Gestalt am Übergang von der apostolischen zur nachapostolischen Zeit.Einige Ausschnitte aus seinen berühmten sieben Briefen, die er auf dem Weg zu seinem Martyrium in Rom verfasst hat, lege ich uns allen am Beginn dieses neuen Seminar- und Hochschuljahres ans Herz. Im Brief an die Trallianer schreibt er: „Seid taub, wenn jemand zu euch redet ohne Jesus Christus, der aus dem Geschlecht Davids, aus Maria stammt, der wirklich geboren wurde, aß und trank, wirklich verfolgt wurde unter Pontius Pilatus, wirklich gekreuzigt wurde und starb vor den Augen derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind, der auch wirklich von den Toten auferweckt wurde, indem ihn sein Vater auferweckte Wenn er aber, wie einige sagen, zum Schein gelitten hat, wozu bin ich dann gefesselt, wozu auch sehne ich mich nach dem Tierkampf? Umsonst also sterbe ich“.Für Ignatius war die Frage, ob Jesus wirklich geboren wurde, gelitten hat, gestorben ist und auferweckt wurde, kein theoretisches Problem, sondern eine Existenzfrage. Hier geht es für Ignatius nicht um akademische Spitzfindigkeiten, sondern um das Sein oder Nicht-Sein des Christlichen und auch um das Sein oder Nicht-Sein seines eigenen Lebens. Ignatius steht vor uns mit dem großen Bekenntnis: Nur wenn der Logos wirklich Fleisch angenommen hat, dann ist auch mein menschliches Leben nicht Schein, sondern Sein.Auguro a tutti voi, professori e studenti, seminaristi e collaboratori e collaboratrici di questa casa, una vera passione per Cristo. Il rapporto con questa persona che ha vissuto realmente, che è morto e risorto realmente – come sottolinea S. Ignazio – dona alla nostra vita e al nostro impegno speranza, sostegno, orientamento e una grande meta. In seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus schreibt der große Tagesheilige: „Es kommt nicht auf Worte an, sondern ob einer in der Kraft des Glaubens lebt, und das bis ans Ende. Besser ist es, zu schweigen und zu sein, als zu reden und nicht zu sein“. Das Wort gehört sicher zum wichtigsten Instrumentarium für jene, die Theologie lehren und studieren. Theologie heißt ganz wörtlich: Rede, Wort von und über Gott. Unser Wort an die Menschen mag noch so exegetisch sauber, noch so dogmatisch korrekt, noch so pastoral gut gemeint, noch so philosophisch abgesichert und noch so moraltheologisch durchdacht sein, wenn dieses Wort uns nicht zuwächst aus dem Sein und aus dem Schweigen vor Gott und seinem unergründlichem Geheimnis, werden wir zwar schöne Worte machen, aber letztlich nicht Worte zum Leben.Auguro a tutti noi che in questo nuovo anno qui in seminario e allo studio teologico la nostra teologia, il nostro parlare di Dio, la nostra ricerca di Dio possano essere accompagnati dall´atteggiamento dello stupore, dell´adorazione e dell´umiltà davanti a Dio. Auguro a tutti noi – e questo sarà un impegno per tutta la nostra vita – meno apparenza e più essenza. Ignatius ist auch der erste, der in seinem Brief an die Smyrnäer das Wort „katholisch“ auf die Kirche anwendet. „Katà ton hollòn“ bedeutet ganz ursprünglich: „was dem Ganzen entspricht“. Gemeint ist ein Doppeltes: die ganze, weltweite und universale Kirche, welche den ganzen, wahren und echten Glauben verkündet. Die wahre Kirche ist katholisch– so will Ignatius ganz auf dem Hintergrund des Ringens seiner Zeit sagen – im Unterschied zu den Gemeinschaften, die nur einen Teil der Wahrheit herausschneiden oder nur für ein bestimmtes Volk, eine bestimmte Kultur, eine bestimmte Schicht Kirche sein wollen. Katholizität meint also nicht monotone Uniformität, sondern vielfarbigen Reichtum, im recht verstandenen Sinn auch Spannungsreichtum. Die katholische Kirche ist ein offenes und kein geschlossenes System. Jeder Teil und jedes Element, jede Gruppe und jede Bewegung muss allerdings, um katholisch sein zu können, den Spannungsbogen zu den anderen Teilen aushalten und in Gemeinschaft mit ihnen bleiben.Auguro a questa casa così importante per la vita e per il futuro della nostra diocesi questa cattolicità nell´insegnamento e nella vita. Questa cattolicità è la nostra vocazione comune ed è anche la mia vocazione come nuovo vescovo di questa chiesa locale. Il principio cattolico “et – et” deve avere sempre la precedenza sul principio talvolta più facile e più attraente dell`”aut – aut”. In seinem Brief an die Smyrnäer sagt der große Märtyrerbischof das bekannte Wort: „Wo der Bischof erscheint, dort soll die Gemeinde sein“. Und im Brief an die Epheser vergleicht er das Zusammenwirken von Bischof, Presbytern, Diakonen und Gemeinde mit einer Zither, auf der alle gemeinsam eine Melodie spielen. Dieses gemeinsame Spiel erbitte ich für Priesterseminar und Hochschule, für mich und dieses Haus, mit dem ich mich lebensgeschichtlich, geistlich und theologisch so eng verbunden weiß. Il Signore benedica il nuovo decano dello Studio teologico, i professori e gli studenti, il rettore, il padre spirituale e i nostri seminaristi che si preparano al sacerdozio. Il Signore benedica tutti i collaboratori e tutte le collaboratrici nel loro impegno per questa casa e perciò nel loro impegno per la nostra chiesa locale.