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Botschaften & Stellungnahmen

Offener Brief

An die Pfarrgemeinderäte, die kirchlichen Vereine und Verbände, die Ordensgemeinschaften, die Bildungseinrichtungen, die Jugenddienste, die Priester, Diakone und Ordensleute, an alle Gläubigen in unserer Diözese Bozen-Brixen „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“
(Mt 25,35) Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,schon seit Monaten beschäftigen uns die vielen Flüchtlinge, die Südtirol erreichen. Für viele von ihnen ist unser Land eine Zwischenstation, andere möchten hier um Asyl bitten, andere wiederum verschlägt es schlicht und einfach in der Hoffnung auf ein besseres Leben zu uns. In jedem dieser fremden und obdachlosen Menschen spricht uns Christus selbst an und bittet darum, dass wir ihn aufnehmen.Die tätige Sorge für die Armen ist kein Thema unter vielen, sondern eine unmittelbare und konkrete Weise, wie der Glaube an Christus, den gekreuzigten und auferstandenen Herrn, im Leben eines Christen Gestalt annimmt.Aus diesem Grund hat sich die Diözesansynode am 30. Mai dieses Jahres in aller Deutlichkeit zu Wort gemeldet und in einer Resolution einige zentrale Gedanken festgehalten. Auch die diözesane Kommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit hat sich mit der Flüchtlingsfrage befasst und die Dringlichkeit konkreter Schritte hervorgehoben.Es ist mir deshalb ein Anliegen, dass der Resolution der Diözesansynode sobald wie möglich deutliche Taten auf allen Ebenen unserer Ortskirche folgen.Deshalb möchte ich alle ermutigen, sich in den Pfarrgemeinden, in den Vereinen, in den Ordensgemeinschaften und in allen großen und kleinen christlichen Gemeinschaften mit den Fragen auseinanderzusetzen, die sich in diesem Zusammenhang stellen. Es geht hier nicht um ein kurzfristiges Phänomen, sondern um eine Herausforderung, die uns noch für Jahre beschäftigen wird. Es ist auch keine Herausforderung, die allein die politischen und kirchlichen Institutionen betrifft: jeder und jede Einzelne ist gefragt, es braucht den Beitrag aller.Einige Punkte aus der Resolution möchte ich dabei besonders hervorheben: Welche konkreten Schritte können unsere Pfarreien, Vereine und Gemeinschaften setzen, damit jene Personen, spontanen Gruppierungen und Institutionen, die sich konkret für die Flüchtlinge einsetzen, Wertschätzung und Stütze erfahren; damit ein Klima der Gastfreundschaft und der gegenseitigen Verständigung geschaffen wird und zugleich wirksam jene Kräfte eingedämmt werden, die Ängste und Aggressionen schüren; damit diese Gastfreundschaft in unseren Gemeinschaften mit konkreten Taten gelebt wird; damit die Menschen, die in den kirchlichen, privaten und öffentlichen Strukturen Unterkunft finden, wirksam in unser Gemeinschaftsleben eingebunden werden.Als Bischof möchte ich alle bitten, mutig und kreativ nach Antworten zu suchen und konkrete Initiativen zu ergreifen. Von meiner Seite und von Seiten der diözesanen Institutionen dürfen Sie dabei, wo immer möglich, die nötige Hilfestellung erwarten. Unsere Verbundenheit in Christus soll darin zum Ausdruck kommen, dass wir dort gemeinsam Hand anlegen, wo Menschen unsere Hilfe brauchen.Gott im Menschen und der Mensch in Gott: das ist die Konsequenz unseres Glaubens an Jesus, den Christus. Er ist für uns Mensch geworden und will uns in jedem Menschen begegnen. Mit herzlichen Segenswünschen und mit aufrichtigem Dank, EuerBischof Ivo Muser Bozen, am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus, 29. Juni 2015