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Predigten

Segnung der Kapelle „Edith Stein“ in der Cusanusakademie

Bischof Ivo Muser

Brixen, 20. September 2020

Direkt von diesem großen Vortrags- und Begegnungssaal, der jetzt den Namen des Gründerbischofs Joseph Gargitter trägt, kann man in die Kapelle gelangen, das Herzstück der Cusanus-Akademie.

Diese Kapelle kann in liturgiegeschichtlicher Hinsicht und aus architektonischen Gründen als Musterbeispiel ihrer Zeit gesehen werden. Im Oktober 1962 wurde das Zweite Vatikanische Konzil einberufen. Genau eine Woche vor dem Konzilsbeginn wurde die Cusanus-Akademie eingeweiht. Architekt Othmar Barth kannte den Ausgang des Konzils mit seiner umfassenden Neuausrichtung im Bereich der Liturgie noch nicht. Trotzdem hat er im Geiste der Liturgischen Bewegung einen Gottesdienstraum errichtet, der die Wertschätzung der Gemeinde für die Feier der Eucharistie betont. Den liturgischen Vorgaben des Konzils entsprechend, wurden nun die Umbauarbeiten der Akademie zum Anlass genommen, den bestehenden Altar neu zu verorten und einen Ambo und einen Priestersitz in der Kapelle neu anzubringen. Mit Lois Anvidalfarei konnte ein Künstler gewonnen werden, der mit Sensibilität und Feingefühl die Altarraumgestaltung in Angriff genommen hat. Der Altar mit dem neuen, dahinterstehenden Priestersitz wurde etwas weiter zur Mitte der Kapelle verschoben und als Pendant auf der gegenüberliegenden Seite der Ambo geschaffen, der in seiner Materialität als neues Element wahrgenommen wird und gleichzeitig die Würde des Wortes Gottes unterstreicht. Die Gegenüberstellung von Altar und Ambo betont Wort und Sakrament als zentrale Elemente des christlichen Gottesdienstes. Das bestehende Konzept des Architekten Otmar Barth wurde auf ganzer Linie beibehalten, auf empfindsame Weise weitergeführt und als würdiger Gottesdienstraum vollendet.

Heute darf ich diese Kapelle auf den Namen der hl. Edith Stein weihen.

Edith Stein: Philosophin, Frauenrechtlerin, Pädagogin, Jüdin, Christin, Ordensfrau und schließlich Märtyrerin und Mitpatronin Europas. Eine große Frau, die noch viel zu wenig bekannt ist.

Sie wird am 12. Oktober 1891 in Breslau als letztes von elf Kindern in eine wohlhabende jüdische Kaufmannsfamilie hineingeboren. Ihr Vater – ein Holzhändler – stirbt, als sie zwei Jahre alt ist und ihre Mutter, „eine resolute, aber gütige Matriarchin“, wie ihre Tochter Edith sie nennt, führt nun das Geschäft weiter. Edith, das Nesthäkchen mit dem bezeichnenden Spitznamen „Miezekatze“ ist ein sehr aufgewecktes, wissbegieriges Kind. Sie sprudelt nur so über von verrückten Einfällen und ist für ihre Wutausbrüche gefürchtet.

Ediths Mutter Auguste Stein ist zwar eine bewusste Jüdin, trägt aber wenig dazu bei, ihren Kindern eine innere Beziehung zum Judentum zu vermitteln. Mit etwa 14 Jahren verabschiedet sich Edith von ihrem traditionell-jüdischen Kinderglauben. „Damals habe ich mir das Beten ganz bewusst und aus freiem Entschluss abgewöhnt“, sagt sie über sich selber. Bis zu ihrem 21. Lebensjahr bezeichnet sie sich als Atheistin.

Und dennoch sind es die großen Fragen, die Edith schon früh umtreiben: Was macht den Menschen aus? Worin gründet die Würde der Person?

In der Hoffnung auf Antwort schreibt sie sich nach einer hervorragenden Matura 1911 an der Universität in Breslau unter anderem für die Fächer Philosophie und Psychologie ein. Ein Universitätsstudium ist damals für Frauen noch durchaus keine Selbstverständlichkeit. An der Universität fällt ihr wie ein Geschenk des Himmels ein Buch in die Hände, das sie sofort fasziniert: die „Logischen Untersuchungen“ des Göttinger Philosophen Edmund Husserl. Ein Werk, das seinerzeit Geschichte machte. Im Gegensatz zum damals verbreiteten Skeptizismus wagt es Husserl, wieder von der „Wahrheit des Seins“ zu sprechen.

Edith Stein, die eine Leidenschaft für klare Begriffe hegt, ist begeistert: Wo so gelehrt wird, da muss sie hin! Und dann ist es soweit: Im Sommer 1913 übersiedelt Edith nach Göttingen und findet sofort Anschluss an Husserl und seinen Kreis. In dieser Zeit kristallisieren sich auch immer klarer die entscheidenden Fragen heraus, die Edith nicht nur theoretisch interessieren wie irgendein kniffliges philosophisches Problem, sondern sie bis ins Innerste aufwühlen und herausfordern: Was ist der letzte Grund der Wirklichkeit? Gibt es eine Wahrheit hinter den Dingen, eine unzerstörbare Realität?

Und so wird Edith Stein, der Atheistin, nach und nach der Sinn geöffnet für das Transzendente, für die Gottesfrage.

Nel 1916 ottiene il dottorato summa cum laude con Edmund Husserl. Una carriera universitaria, tuttavia, viene negata alla neo laureata Edith Stein, dovuta da un lato al crescente clima antisemita, ma anche alle paure dei docenti che semplicemente non riuscivano a immaginare le donne come colleghe di cattedra.

Cinque anni dopo, nell'estate del 1921, avviene il passo decisivo: Edith Stein legge in una notte il libro sulla biografia di santa Teresa d'Avila e si rende conto: "Questa è la verità!“ Quella sera, dirà più tardi, ha incontrato la verità di persona: Gesù Cristo. E rimane ebrea. Sì, è nel cristianesimo, dice, che impara ad amare l'ebraismo. E si rende conto che la verità del Dio biblico ha un volto, un volto d'amore. E trova così la meta della sua vita: "L'amore di Dio, concentrato nella croce.“

Decide di convertirsi alla Chiesa cattolica. Il giorno di Capodanno 1922 viene battezzata, con grande dolore dell‘amata madre, che le proibisce di entrare in casa per qualche mese.

Dal 1923 lavora come insegnante di tedesco e di storia nel liceo femminile delle suore domenicane a Spira, e più tardi come docente nell'Istituto cattolico di pedagogia scientifica di Münster. In numerosi discorsi e scritti sostiene l'emancipazione delle donne.

Nel 1933, dopo la presa del potere da parte di Hitler, la sua attività di insegnante cessa. Nella Germania nazista non c'è alcuna prospettiva di impiego per una pedagoga di origine ebrea.

Ma la catastrofe apre anche una chance per Edith. Così scrive: "Non dovrebbe essere finalmente giunto il momento di entrare nel Carmelo? Per quasi dodici anni il Carmelo è stata la mia meta. Ultimamente l'attesa era diventata molto dura per me. Ero diventata un‘estranea nel mondo.“

Il 14 ottobre 1934 Edith Stein entra nel Carmelo di Colonia con il nome di "Theresia Benedicta a Cruce", "la benedetta dalla croce". "Ora sono nel posto a cui appartengo da tempo", scrive.

Nel 1938 riceve la notizia che il suo ex professore Edmund Husserl sta morendo ed è profondamente addolorata. Sul fatto che egli non fosse esattamente devoto, scrive: "Non mi preoccupo del mio caro maestro. È sempre stato molto lontano dalla mia mente il pensare che la misericordia di Dio si lega ai confini della Chiesa visibile. Dio è la verità. Chi cerca la verità cerca Dio, che lo sappia o no".

Nach der Reichsprogromnacht im November 1938 bittet sie um ihre Versetzung, da sie spürt, dass die Situation für sie und ihre Mitschwestern im Karmel durch ihr Bleiben gefährlich wird. Sie wird in den Karmel nach Echt in Holland gebracht. Auch ihre Schwester Rosa, die ebenfalls katholisch geworden ist, findet hier Zuflucht. Doch 1940 marschieren die Nazis auch in den Niederlanden ein. Edith versucht noch, für sich und Rosa eine Auswanderungserlaubnis in die neutrale Schweiz zu bekommen – vergeblich.

Die Bischöfe Hollands schreiben einen sehr mutigen Brief gegen die Judendeportationen. Gleich darauf kommt die Rache. Anfang August 1942 werden alle christlich gewordenen Juden gefangengenommen und ins KZ gebracht, etwa 1200 Menschen. Edith Stein und ihre Schwester Rosa, die inzwischen auch Karmelitin geworden war, sind unter ihnen.

Als sie an der Klosterpforte von der Gestapo abgeholt werden, hat sich eine empörte Menschenmenge versammelt. Schwester Benedicta aber bleibt ganz ruhig, nimmt Rosa bei der Hand und sagt nach dem Bericht einer Augenzeugin leise zu ihr: „Komm, wir gehen für unser Volk.“ Beide sind gleich nach ihrer Ankunft in Auschwitz, am 9. August 1942, vergast und dann verbrannt worden. Es gibt kein Grab.

Die Reliquie, die ich heute unter dem Altar der Kapelle der Cusanusakademie beisetzen werde, ist ein kleiner Teil jenes Kleides, das Edith Stein bei ihrer Einkleidung im Kölner Karmel getragen hat. Diese Reliquie ist ein stilles, schlichtes Zeugnis für ihre folgenreiche Entscheidung in der Nachfolge des gekreuzigten Herrn: Theresia Benedicta a Cruce, die vom Kreuz Gesegnete, bis zur letzten Konsequenz ihrer Lebenshingabe – für ihr jüdisches Volk und für ihr christliches Bekenntnis.

Wie viel hat uns diese große Frau zu sagen!