Liebe Schwestern und Brüder in unseren Pfarreien, liebe Mitbrüder,
die letzten Wochen waren für viele von euch belastend, verwirrend und enttäuschend wegen der Entscheidungen und Abläufe rund um die Personalie Don Giorgio Carli. Dadurch sind Missverständnisse, Unverständnis und neue Verletzungen entstanden. Als Bischof trage ich Verantwortung dafür und diese Verantwortung nehme ich bewusst auf mich.
Ich sage es offen: Es wurden auf mehreren Ebenen Fehler gemacht - auch von mir. Ich hätte sensibler sein müssen für die Wahrnehmung, für das Empfinden, für die Erwartungen von Menschen, besonders von Betroffenen und von engagierten Gläubigen. Ich hätte den Blickwinkel der Öffentlichkeit stärker einnehmen müssen. Ich hätte deutlicher machen müssen, dass ich die Verantwortung für meine Entscheidung übernommen habe und übernehme. Ich hätte verhindern müssen, dass durch die Rücknahme einer Entscheidung eine weitere Polarisierung entstanden ist. Ich bin mir bewusst: Das sind viele „Ich hätte…“ - aber diese „Ich hätte…“ sind notwendig. Ich bin dabei, mich mit diesen „Ich hätte…“ auseinanderzusetzen. Dankbar bin ich, dass sich die Mitarbeitenden am Ordinariat gemeinsam mit mir dieser Auseinandersetzung stellen. Deshalb bin ich dafür, dass eine professionelle Aufklärung und Aufarbeitung durchgeführt wird, die die Fehlerquellen benennt und konkrete Konsequenzen aufzeigt.
Ich weiß, dass viele Fragen offen sind. Klar ist mir jetzt schon, dass wir auch unsere Kompetenzen im Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch erweitern müssen. Gerade im Umgang mit diesem komplexen und sensiblen Thema braucht es eine differenzierte Haltung. Aber es braucht auch Konsequenz, Transparenz und Klarheit: Der Schutz der Betroffenen hat oberste Priorität. Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen entstehen nicht durch Erklärungen, sondern durch konsequentes, nachvollziehbares Handeln.
Ich danke euch für euer Mitgehen und bin überzeugt, dass wir gemeinsam diese für alle schwierige Situation im Vertrauen auf Gott als Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung bewältigen.