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Bischof-Joseph-Gargitter-Preis 2022 an Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt

Am Samstag, 21. Mai war es soweit. Der Bischof-Joseph-Gargitter-Preis 2022 wurde feierlich an Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt übergeben. Mit der Verleihung des Preises an das Ehepaar Anvidalfarei-Dapunt hat die Jury auf mehrerlei Weise einen neuen Weg beschritten. Zum ersten Mal wird ein Paar ausgezeichnet. Zum ersten Mal wird zu den ehrungswürdigen Leistungen auf sozialem und politischem Gebiet, wie bisher geschehen, jene auf dem Feld der Kunst hinzugefügt. Und ebenfalls zum ersten Mal geht die Auszeichnung im Namen von Bischof Gargitter, dem das friedliche Zusammenleben der Sprachgruppen im Land stets ein großes Anliegen war, an Ladiner, und das gleich im Paar. Der Gargitter-Preis wird vom Katholischen Forum und der Consulta dei laici ausgelobt.

Es war eine schöne und beeindruckende Feststunde. Das Museion in Bozen konnte die zahlreich gekommenen Gäste kaum fassen. Nach einer musikalischen Einstimmung durch das Duo Aurora und der Begrüßung der Anwesenden und der Ehrengäste, vor allem der heurigen Preisträger, durch die Vorsitzenden des Katholischen Forums und der Consulta delle Aggregazioni laicali, wurde kurz auf die Geschichte und die Bedeutung des Bischof-Gargitter-Preises hingewiesen und die bisherigen Preisträger in Erinnerung gerufen.

Der Präsident der Jury, Florian Kronbichler, verlas die Begründung für die Wahl der heurigen Preisträger Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt. Nach der Preisübergabe und der Laudatio auf die Preisträger durch Stefania Pitscheider dankte Roberta Dapunt, auch im Namen von Lois Anvidalfarei, für die Zuerkennung des Preises. Bischof Ivo Muser ging in seinenm Grußwort auf die theologische Dimension im Werk Lois Anvidalfareis und Roberta Dapunts ein.

Lois Anvidalfarei, Jahrgang 1962, und Roberta Dapunt, 1970, beide geboren und (nach der für Kunstschaffende üblichen Weltwanderzeit) wieder wohnhaft in Abtei, bilden über alle menschlichen Bindungen hinweg eine künstlerische Einheit, wie sie so selten zu finden sein dürfte. Lois ist Bildhauer, er modelliert und malt. Roberta schreibt. Sie veröffentlicht in renommierten Verlagen, mehrheitlich auf Italienisch. Nur die Kunst-Gattung unterscheidet die beiden. Die Botschaft ihrer Kunst ist die gleiche: Lois gleich wie Roberta geht es um den Mensch in seiner Ganzheit, seinen Halt im Leben wie seinen Verletzlichkeiten. In beiden stets präsent ist die Begegnung mit dem Feld des Glaubens. Bei ihrer unstrittig überregionalen, ja internationalen Bekanntheit haben die beiden immer auch ihre Erdung im heimatlichen Ladinien bewahrt. Sie sind Weltbürger geworden und Bergbauern geblieben. Auch dieser Anspruch: Heimat bewahren und der Welt sich öffnen, darf als einem gargitterischen Geist entsprechend empfunden werden.

Beide, Roberta als Schriftstellerin und Dichterin, Lois als Bildhauer und Zeichner, setzen die Leiblichkeit des Menschen in den Mittelpunkt ihrer Aussage. Immer gegenwärtig und nur einem oberflächlichen Betrachter oder Leser nicht erschließbar ist die zutiefst christliche Grundhaltung. Loisns bronzene Nacktheiten schreien förmlich nach Leiblichkeit und mögen manches fromme Gemüt damit verstören. Sie sind aber so wie Robertas Gedichte auch immer eine Auseinandersetzung mit Mensch-, also Fleischwerdung. Gott selbst ist Fleisch geworden. Der Preis an das Künstlerpaar sei deshalb auch verstanden als Ermutigung an die Kirche, Abschied zu nehmen von der alten Leibfeindlichkeit. Die Kunst von Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt will nicht nur gefallen. Sie fordert heraus. Künstlerinnen und Künstler beweisen oft ein besonders sicheres Gespür für das, was Segen und Nöte der Zeit sind. „Die Zeichen der Zeit erkennen!“ war eine Lieblingsformel von Bischof Joseph Gargitter. Die Preis-Jury (Florian Kronbichler - Präsident, Sr. Klara Rieder, Marisa Dallago, Paola Carbajal, Rosmarie Crazzolara, Rosario Celi, Karl Leiter) ließ sich in ihrer Entscheidung von diesem Aufruf leiten. 

Der Gargitter-Preis ist gestiftet vom Katholischen Forum und der Consulta diocesana. Er ehrt laut Stiftungsstatut Persönlichkeiten, die sich in außerordentlicher Weise für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in unserem Land einsetzen. Der Preis wird alle drei Jahre vergeben, dieses Jahr zum 9. Mal und ist mit 5.000 Euro dotiert.

Text: www.katholisches-forum.it/news