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Botschaften & Stellungnahmen

Bischof Muser: “Dieser Tod muss uns alle aufrütteln”

In der Nacht auf den gestrigen Freitag (9. Dezember) ist ein 20-jähriger Obdachloser in Bozen den Kältetod gestorben. Zum tragischen und schockierenden Tod des jungen Mannes aus Ägypten sagt Bischof Ivo Muser, dass “uns dieser Tod aufrütteln muss”. Es gebe nur eine Antwort auf diesen Tod, sagt Muser: “Nicht gleichgültig bleiben, nicht wegschauen, sich treffen lassen und nach gemeinsamen Lösungen suchen, dass so etwas nicht mehr geschieht.”

Die Stellungnahme von Bischof Ivo Muser im Wortlaut:

“Dieser Tod macht mich wie sicher viele Menschen in Bozen und in ganz Südtirol traurig – sehr traurig, betroffen und nachdenklich.


Ein junger Mann, fern der eigenen Heimat, seit kurzer Zeit in unserer Stadt, ausgestattet mit nur einer Decke stirbt den Erfrierungstod – mitten in unserer reichen Stadt. Ich kenne nicht seinen Namen und nicht seine Geschichte, ich weiß nicht, warum und mit welchen Hoffnungen, Erwartungen und Träumen er seine Heimat verlassen hat. Ich weiß nicht, ob er jemanden um Hilfe gebeten hat. Ich weiß nicht, wie lange er bereits unterwegs war, welche Strapazen, Erfahrungen und Enttäuschungen er hinter sich hat.

Besonders tragisch finde ich seinen Tod in diesen vorweihnachtlichen Tagen. Unsere Stadt und unser Land sind voll von Touristen; sie alle sind willkommen und sie alle bringen Geld. Für sie alle ist Platz. Für diesen jungen Mann aber findet sich kein Platz. Er stirbt einen einsamen und bitterkalten Tod.

Dieser tragische Tod sollte gewiss nicht instrumentalisiert werden. Dieses Ereignis ist viel zu traurig und zu beschämend, um damit polemisch auf andere zu zeigen. Aber dieser Tod muss uns alle aufrütteln, persönlich und alle Institutionen: Für solche Menschen ist in unserer Gesellschaft kein Platz, weil sie nicht vorgesehen, nicht erwünscht und nicht willkommen sind. Sie bringen nichts und mit ihnen kann man kein Geld verdienen. Sie stören nur – vor allem auch inmitten des vorweihnachtlichen Konsum- und Erlebnisbetriebes.

Es gibt nur eine Antwort: nicht gleichgültig bleiben, nicht wegschauen, sich treffen lassen und nach gemeinsamen Lösungen suchen, dass so etwas nicht mehr geschieht!
Ich danke allen, die gegen jede Form von Gleichgültigkeit das tun, was ihnen möglich ist. Ich danke allen, die ihren Beitrag leisten, dass unsere Gesellschaft menschlich ist – auch gegenüber den Fremden, den Anderen, den Nichtwillkommenen. Sie gehören zu uns – einfach weil sie Menschen sind.

Meine Trauer nehme ich hinein in mein Gebet für diesen jungen Mann, der mitten unter uns erfroren ist. Möge Gott ihn jetzt umgeben mit Wärme und Licht.”