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Christologische Tagung in der Cusanus-Akademie: Christus im Heute bekennen

Mit guter Beteiligung fand am 22. November in der Cusanus-Akademie die Tagung „Für wen haltet ihr mich?“ statt – ein Studientag, der das 1700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa aufgriff und zugleich den Fragen nachging, wie Christus heute geglaubt, gedacht und verkündet werden kann. Die Teilnehmenden schätzten die inhaltliche Dichte ebenso wie die Atmosphäre des Dialogs und der Offenheit.

Den Auftakt machte Michael Seewald (Münster) mit einer Klärung der bleibenden Bedeutung des Konzils von Nizäa. Seewald zeigte, wie aus der Geschichte heraus unterschiedliche Formen von Normativität entstanden sind und dass Nizäa vor allem durch seine Form des gemeinsamen Bekenntnisses bis heute Maßstäbe setzt. Orthodoxie sei immer zugleich ein geistlicher, gemeinschaftlicher, liturgischer und lehrhafter Akt – ein Hinweis auf die bleibende Relevanz der christologischen Grundlagenformel für die Gegenwart.

Leonardo Paris (Trient) rückte im zweiten Vortrag die Frage der Erlösung in den Mittelpunkt. Er beschrieb die „soteriologische Temperatur“ unserer Zeit: ein diffuses, aber spürbares Bedürfnis nach Orientierung, Sinn und Heil. Anhand aktueller kultureller Phänomene zeigte Paris, wie sehr Menschen auch heute nach einer Deutung des Lebens suchen. Christliche Verkündigung müsse diese Fragen ernst nehmen und die Gestalt Jesu so zur Sprache bringen, dass sie in heutigen Lebenswelten Resonanz findet.

Am Nachmittag richtete Assunta Steccanella (Padua) den Blick auf die pastorale Umsetzung. Christlicher Glaube, so Steccanella, wird erzählt, geteilt und gemeinsam gelebt. Vom Lesen der „Zeichen der Zeit“ ausgehend, zeigte sie, dass Evangelisierung vor allem dort geschieht, wo Menschen ihre eigenen Glaubenserfahrungen teilen – in Familien, Gruppen, Gemeinden. Die Christologie von Nizäa werde so nicht bloß dogmatische Erinnerung, sondern eine gelebte gemeinsame Praxis: ein „Wir glauben“, das das Leben prägt.

Zum Abschluss des fachlichen Teils bot Zekirija Sejdini (Innsbruck) eine islamische Perspektive auf Jesus. Er machte deutlich, dass Jesus im Koran eine herausragende Stellung einnimmt und damit ein wichtiger Berührungspunkt zwischen Islam und Christentum ist. Zugleich zeigte er die Unterschiede und deren theologische Gründe auf – nicht als Hindernis, sondern als Möglichkeit des Dialogs. Sejdini sprach von einer „vertrauten Differenz“, die eine tiefe Grundlage für gegenseitiges Verständnis bildet und gerade heute – auch im digitalen Raum – wichtig bleibt.

In seinem abschließenden Wort betonte Bischof Ivo Muser die Aktualität der Christologie für die Kirche heute. Christus bleibe die Mitte des Glaubens, und christliche Identität entfaltet sich im Blick auf ihn. Nizäa erinnere daran, dass Gott Mensch wird – ein Kern, der für den Bischof besonders hoffnungsvoll ist: Gott begegnet dem Menschen im Menschen an seiner Seite. Diese Haltung prägt auch synodales Gehen: Begegnung mit Gott und Begegnung miteinander gehören untrennbar zusammen. „Manchmal reden wir zu viel über Kirche und zu wenig über Christus“, sagte der Bischof mit Blick auf sein Motto „Tu es Christus“. Seine Einladung: neu und gemeinsam auf Christus schauen – in der Liturgie, in der Verkündigung, im Dialog, im gelebten Glauben.