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Predigten

Christtag 2024

Bischof Ivo Muser

Mittwoch, 25. Dezember 2024, Weihnachten

Bozner Dom

Liebe weihnachtliche Festgemeinschaft hier im Dom von Bozen, liebe Mitfeiernde über Rai Südtirol und über Radio Grüne Welle! Cara comunità in festa qui nel duomo di Bolzano e voi tutti collegati con noi attraverso RAI Alto Adige e Radio Sacra Famiglia!

Zwei Begegnungen, die ich im vergangenen Sommer hatte, sind in den vergangenen Tagen in mir wieder ganz lebendig geworden. Die erste Begegnung war mit einem jungen Paar. Der junge Mann stammt aus Österreich, seine Freundin ist eine Südtirolerin. Sie sagten mir, dass sie keine Kinder haben wollen. Sie meinten, es sei nicht verantwortbar, in eine Welt, um die es so schlecht steht, Kinder zu setzen. Sie erzählten mir auch, dass viele befreundete Paare so empfinden und so denken. Sie leiden darunter, dass viel zu viele den Klimawandel nicht ernstnehmen oder sogar leugnen. Besonders bedrückt sie der Krieg in der Ukraine, der einfach nicht enden will. Und Angst macht ihnen auch unsere individualistisch geprägte Gesellschaft, die immer fordernder und ungemütlicher wird. Nein, in eine solche Welt möchten sie keine Kinder setzen, obwohl sie Kinder mögen und auch gerne selbst Kinder hätten.

Die zweite Begegnung hatte ich am vergangenen 14. Juli. Es war ein Sonntag. Wenige Tage vorher war ich mit einer größeren Gruppe aus unserer Diözese nach Tansania aufgebrochen, um die Heimat der zehn Seminaristen zu besuchen, die im Brixner Priesterseminar sich auf ihre Priesterweihe vorbereiten. Einer von ihnen, Joseph Jordan aus der Diözese Kigoma, ist jetzt auch unter uns, weil er hier in der Bozner Dompfarre pastorale Erfahrungen sammeln soll. An diesem Sonntag war ich also eingeladen in einer Pfarrei in der größten Stadt von Tansania, Daressalam, 90 Kindern die Firmung zu spenden. Alles begann auf dem Platz vor der Kirche mit einem festlichen Empfang, mit freudigem Tanz und begeisterten Liedern. Ganz spontan kommt eine junge Mutter auf mich zu, hält mir ihr kleines Mädchen entgegen und sagt : „Segnen Sie bitte mein Kind. Kinder sind unser ganzer Stolz. Kinder sind die Zukunft unseres Landes und auch der Kirche“.

Wir feiern heute nicht einen sympathischen Kindergeburtstag. Wir feiern auch nicht nur die Faszination des Kindseins. In der Mitte dieses Geburtstagsfestes steht das staunende Bekenntnis: „Und das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt“ (Joh,14). In einem jüdischen Kind, geboren von einer jüdischen Mutter, ist Gott selber in unsere Welt eingetreten, um uns zu sagen: Du, Welt, du bist von mir gewollt! Du, Mensch, du bist von mir geliebt! Das ist das Entscheidend und Unterscheidend Christliche. Christen glauben nicht an einen fernen, weltabgewandten Gott, sondern an einen Gott, der sich nicht heraushält, der nicht in seinem Himmel bleibt, sondern der herabsteigt und uns Menschen dort begegnen will, wo wir sind: mit unserer Größe, aber auch mit unseren offenen Fragen und unserer Not. Dafür stehen seine Krippe und sein Kreuz. Beides sind Zeichen, die uns sagen, was es bedeutet, „Fleisch“ zu werden, mit allen Konsequenzen, die damit verbunden sind.

Gestern, am Beginn der Christmette, hat Papst Franziskus im Petersdom in Rom die erste der fünf Heiligen Pforten geöffnet. Damit begann das Heilige Jahr 2025 nach Christi Geburt. In allen Diözesen der Welt wird es am Sonntag eröffnet, auch bei uns, mit dem Läuten aller Kirchenglocken und mit einem Eröffnungsgottesdienst im Brixner Dom. Der Bozner Dom gehört zu den sieben Jubiläumskirchen in unserer Diözese.

Und was ist das zentrale Anliegen dieses Heiligen Jahres? Die Hoffnung. Hoffnung ist keine rosarote Brille, keine Durchhalteparole, kein bloßes „Kopf hoch“, keine Vertröstung und keine Weltflucht. Hoffnung setzt alles auf eine Karte: auf jenen Gott, der sich in der Menschwerdung seines Sohnes für diese Welt und für uns Menschen entschieden hat. Nicht einmal der Tod hebt diese Entscheidung Gottes auf. Ohne das Vertrauen, dass Gott uns nahe ist, geben wir die Zukunft aus der Hand. Das ist die Hoffnung von Weihnachten, die durch Ostern unzerstörbar geworden ist.

Eines ist sicher: Kinder sind immer ein Zeichen von Hoffnung, von Lebensfreude und Zukunft. Ohne Kinder geben wir uns selber auf. Wie trostlos wäre eine Welt ohne Kinder. Wie trostlos wäre unsere Welt ohne das Kind von Betlehem, das niemand anders ist als der gekreuzigte und auferstandene Herr. Wollen, suchen, erwarten und brauchen wir noch diesen Grund der Hoffnung?

Permettetemi di raccontarvi ancora di un incontro. La 3a domenica di Avvento sono tornato nel reparto cure palliative dell'ospedale di Bolzano. Ogni anno questo incontro prenatalizio è un avvenimento che si imprime nella memoria. Questo è un luogo dove la fragilità della nostra vita è davanti ai nostri occhi. Qui si va all’essenziale, non possiamo essere superficiali. Si va alla radice: la vita, la morte e la domanda di senso, che ad esse è indissolubilmente legata. Ho visitato i malati nelle loro stanze. Ho distribuito la santa comunione, Ho imposto loro le mani, ho pronunciato una benedizione, una parola di vicinanza. Una donna, segnata da un cancro in fase terminale, mi ha chiesto: "Può abbracciarmi, così come ha fatto Gesù?" Sono rimasto molto colpito da questo profondo desiderio. Il giorno dopo questa donna è morta.

Natale significa lasciarsi abbracciare da Dio. Oggi celebriamo una dichiarazione d'amore di Dio. Dio stesso non poteva spingersi più in là di così, per avvicinarsi a noi e abbracciarci. Egli si fa carne, abita tra noi: così dice l'evangelista Giovanni all'inizio del suo Vangelo. Dio stesso diventa uomo - fino all'abisso della croce. In questo modo ci fa partecipi della sua vita, della sua luce, della sua grazia e verità. Un tale avvenimento non esiste in nessun'altra religione! Per i credenti non c'è più nessun luogo in cui Dio non sia presente, in cui non vi sia più speranza e quindi un senso. 

Il Natale è la preziosa risposta di Dio alle pressanti domande della nostra esistenza umana: Dov’è il mio posto? Di che vivo? Sono ancora amato e abbracciato nel momento della morte, la mia vita ha ancora un valore? Gesù è la Parola del Dio vivente, incarnata, è Lui la risposta alle nostre domande. Questa è la speranza di cui abbiamo bisogno. Una speranza che abbraccia, che aiuta a vivere e a morire.

In Gesù, l'incarnazione della speranza di Dio, ci viene detto: non sei il prodotto di un caso. Non sei venuto al mondo invano. Il tuo impegno per gli altri non è infruttuoso. Ciò che ti sta a cuore, così come ciò che devi sopportare, non è inutile. Le tue domande, la tua lotta, il tuo desiderio, il tuo intero essere non si concludono nell’insensatezza. Alla fine della tua vita non c'è il nulla, ma l'incontro con il senso ultimo. E il Natale è nientemeno che questa speranza.

Gesegnete, hoffnungsvolle, sinnstiftende Weihnachten. Buon Natale a tutti voi, ricco di senso, speranza, fiducia, solidarietà, compassione e umanità! Bon Nadel a duc. Bun Nadè de cör a döta la jent ladina.